„Das ist nicht dein Ernst."
Ceil sah mich ungläubig, geschockt, aber auch ein wenig besorgt an. „Er ist heute weggeflogen, oder?"
Ich nickte und sah auf die Uhr. „Sein Flieger ging vor drei Stunden und siebzehn Minuten." Jetzt sah Ceil mich wirklich besorgt an und Mitgefühl sprach aus ihren Augen.
„Dich hat's echt erwischt, was? Ich dachte, dass Adrian nur eine Schwärmerei ist."
„Nein, ist er nicht. Leider. Zum Glück. Ach, keine Ahnung!" Im Moment war ich einfach nur verzweifelt.
„Okay, ich schätze, du weißt, dass dein Verhalten in keiner Relation zu der Dauer eurer Bekanntschaft steht, aber mir ist klar, dass dich das herzlich wenig interessiert."
Ich konnte nicht anders, ich musste einfach schmunzeln. „Damit hast du's ziemlich genau auf den Punkt gebracht."
„Robyn, dann gibt's nur eine Lösung: Wir deichseln die Sache so, dass ihr beide zusammen kommt!"
„Ja klar!" Mein spöttisches Auflachen ließ keinen Zweifel daran, was ich von der Idee hielt: gar nichts. Aber mir wurde schnell an Ceils entschlossenem Gesichtsausdruck bewusst, dass sie keineswegs einen Joke machte, sondern es wirklich ernst meinte. Und so schnell konnte einem das Lachen vergehen. „Du denkst gerade ernsthaft darüber nach, mich mit Adrian zu verkuppeln? Bist du verrückt?"
„Nein, ich will dir nur helfen." Sie hielt kurz Inne und dachte nach. „Okay, ein bisschen Eigennutz ist schon auch dabei. Ich hatte mit der übermütigen, sorgenlosen Robyn viel mehr Spaß, als mit der liebeskranken, abwesenden Robyn", fügte sie dann mit einem Grinsen hinzu, das mich zum Lachen brachte.
„Und wie stellst du dir das bitte vor? Bevor ich einwillige möchte ich bitte einen voll ausgearbeiteten Schlachtplan vorgelegt bekommen." Ich liebte es, wenn wir uns gegenseitig so foppten!
„Wir werden Situationen schaffen, in denen ihr euch näher kommt."
„Aha, also sperrst du uns zusammen in den Keller, oder was?", scherzte ich und hatte dabei nicht mit Ceils begeistertem Gesichtsausdruck gerechnet. Sie überlegte kurz, grinste frech und sagte: „Das lässt sich bestimmt einrichten! Hehehehe..."
In dem Moment kam Fabio, stupste mich an und meinte sarkastisch: „Na, du Stimmungskanone?" Mir wurde durch die Bemerkung wieder klar, dass es mir ja eigentlich schlecht ging und sofort verfiel ich in tiefste Larmoyanz. Ceil verpasste ihm einen Schlag, weil er ihren Versuch, mich aufzumuntern, vermasselt hatte.
„Was?!", regte er sich auf. „Kann ich etwas dafür, dass Robyn mental so verdammt instabil ist?" Diese Bemerkung kostete ihn noch einen Schlag und eine aggressive Schimpftirade von Ceil, die ihm sein baldiges Ableben versprach, sollte er nicht unverzüglich sein Maul halten. Fabios Körperhaltung hätte man fast unterwürfig nennen können, wäre da nicht dieses freche Grinsen in seinem Gesicht gewesen.
Das Gesamtbild war einfach zu komisch, sodass ich lächeln musste.
„Weißt du, was bei Liebessehnsucht die beste Ablenkung ist?", meinte er dann in meine Richtung.
„Keine Ahnung, an was du denkst. Es gibt schließlich auch nur viermillionenachthundertsechsunddreißigtausendzweihundertundneunundsiebzig Möglichkeiten..." Fabio schaute mich gelangweilt an.
„Ja, was weiß ich? Paintball spielen, Film gucken, Kuchen backen, singen, Haare färben, shoppen, saufen, schlafen, essen, Nägel lackieren, eine Fremdsprache lernen, schwanger werden, in eine Tasse scheißen, duschen, Oma anrufen oder verrückt werden... Woher soll ich bitte wissen, was du meinst?!" Also im Ernst, glaubte er etwa, dass ich Gedanken lesen konnte?? Seinem Gesichtsausdruck zufolge, glaubte er das anscheinend wirklich.
„Was. Ist. Die. Beste. Ablenkung."
Mir platzte gleich der Kragen. „ICH WEISS ES NICHT! Mit dir streiten vielleicht? Weil das kriegst du echt toll hin..." Vollidiot.
„Du bist auch echt strohdumm...", meinte er aufgebend. „Die beste Ablenkung ist natürlich Chemie zu lernen!" Er schaute mich begeistert an.
„Fabio", mischte Ceil sich ins Gespräch ein. „Du gehörst von einem Auto überfahren!"
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