Fünf im Kopf

By Cam1katz3

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Elizabeth hat nur eins im Kopf: Lernen. Wofür geht man sonst in die Schule? Außerdem benehmen sich sowieso a... More

1. Meine Klasse
2. Hausaufgaben
3. Der Jacken - Konflikt
4. Nachsitzen mit Folgen
5. Krankenhaus
6. Eishockey
7. Versetzung
8. Die 11a
9. Hierarchien
10. Mister Kalle Karlsen
11. Die unterdrückte Klasse
12. Die Kaiser von Einundhalbchina
13. Das Treffen im Gartenhaus
14. Der Plan
15. Regen und Backe, backe Kuchen
16. Jonathan ist nett...irgendwie
17. Versteckte Kamera
18. Nachhilfe für Lotta
19. Wow, Elizabeth.
20. Gerecht verraten?
21. Später Besuch
22. Psychotherapeutin Pami
23. Sternennacht
24. Eile ist geboten
25. Das Zwischenspiel
26. Gescheitert.
27. K.O.
28. Alles vorbei?
29. Wieder einmal Krankenhaus
30. Meer, Eis und Zoo
31. Es tut mir leid.
33. Auf der roten Station
34. Was passiert mit Kalle?
35. Held
36. Sonnenuntergang

32. Dean und Kalle

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By Cam1katz3


,,Hast du sonst noch Schmerzen?", wollte der Arzt, der zusammen mit einer Schwester bei mir Visite hatte, wissen.
Ich kannte ihn noch nicht, aber anscheinend war er gut über mich informiert.

Ich schüttelte den Kopf.

,,Das ist gut. Sollte es schlimmer werden, dann ruf einfach jemanden mit diesem Knopf", er zeigte auf die rechte Seite des Bettes.
,,Ansonsten können wir dich heute Abend oder morgen früh entlassen."

Nicht ganz bei der Sache nickte ich und die beiden verließen den Raum.
Meine Mutter war vor ein paar Minuten gegangen. Sie war vor der Arbeit noch vorbeigekommen und hatte sich eigentlich den Tag frei nehmen wollen, aber daran hatte ich sie gerade noch hindern können.

Ich konnte darauf verzichten den ganzen Tag von meiner Mutter ausgefragt und überbesorgt betreut zu werden.
Was ich ihr gerade hatte erklären müssen, hatte mir schon gereicht.

Aber sie hatte mich am Ende einfach nur umarmt.
,,Ich bin einfach froh, dass dir nicht mehr passiert ist", hatte sie sich verabschiedet.
Vielleicht urteilte ich einfach manchmal zu schnell über sie und sollte dankbarer sein, dass sie uns mit ihrer vielen Arbeit über Wasser hielt.

Ich sah auf die kleine Tasche mit Kleidung, die sie mitgebracht hatte.
Angestrengt streckte ich die linke Hand aus, da die Tasche auf meiner rechten Seite stand.
Langsam öffnete ich den Reißverschluss und holte als Erstes eine dunkelgraue Jacke heraus. Ich stockte. Die hatte meine Mutter mir doch nicht ernsthaft eingepackt. Das war Jonathans Jacke. Ich hatte sie ihm noch nicht zurückgegeben.

Seit gestern trug ich nur ein T-shirt des Krankenhauses, weil mein Eishockeyzeug voller Blut gewesen war. Mein eigenes, Jonathans, vielleicht auch etwas von Kalle, ich wusste es nicht so genau.

Um ehrlich zu sein, war es schon etwas kalt. Draußen herrschte Aprilwetter. Mal schien kurz die Sonne, dann fing es wieder an zu regnen.
Ich zog die Jacke ganz aus der Tasche und versuchte sie einhändig anzuziehen.
Es dauerte eine Weile und einige Schmerzmomente, aber ich schaffte es.
Den Reißverschluss zog ich bis zum Kinn. Jonathans Geruch nach Gewitter zog mir in die Nase und ich spürte, wie meine Augen anfingen zu brennen.

Nein, ich wollte jetzt nicht weinen! Ich wischte mir mit dem Ärmel übers Gesicht und hinterließ dabei eine nasse Spur auf dem dunklen Stoff.
Ich stellte die Tasche wieder neben das Bett und stand auf. Hausschuhe hatte meine Mutter mir auch gebracht, die konnte ich nun anziehen.

Im Gegensatz zu gestern war mein Kopf klarer. Ich wusste zwar nicht mehr, welchen Weg ich gegangen war, aber ich erinnerte mich gut an den roten Wandstreifen. Der Gang in dem ich war, hatte einen grünen.

Wenn die Stationen farbig markiert waren, würde es sicher irgendwo einen Plan geben. Ich musste nur den Weg zu rot finden, dann würde ich sicher Jonathans Arzt oder zumindest Schwester Gerta treffen.
Die konnte ich nach Jonathans Zimmer fragen.

Ich stand auf und wollte gerade die Tür öffnen, doch in diesem Moment klopfte es.

Erschrocken setzte ich mich schnell wieder aufs Bett, bevor ich die Person hereinrief.

Aber es war kein Arzt oder eine Schwester.
Dean nickte mir zu, als er die Tür hinter sich schloss.
,,Ich hoffe, ich störe nicht. Du siehst aus, als wolltest du gerade weg."

Ich sah an mir herab, dann wieder zu ihm.
,,Nein, du störst nicht, was ist los?"
Dean setzte sich auf den Stuhl am kleinen Tisch am Fenster und überschlug die Beine.
,,Ich dachte nur, dass du vielleicht noch etwas Info über gestern Abend brauchst."

,,Eine...Freundin war schon hier und hat es mir erzählt. Aber wo warst du eigentlich die ganze Zeit?"
Ich erinnerte mich noch daran, dass Dean gleich nach dem Ende des Spiels gegangen war.

Dean seufzte. ,,Ich hatte eine Ahnung, dass Kalle so oder ähnlich auf diese Situation reagieren würde.
Wenn er die Kontrolle über andere Menschen verliert, neigt er dazu, auch die über sich selbst zu verlieren.
Deshalb habe ich Herrn Karlsen gleich nach dem Spiel, als er gehen wollte, abgefangen.

Ihn zu überreden hat allerdings viel Zeit gekostet. Er wollte mir alles nicht glauben, bevor er es nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Vielleicht hätte ich ihn einfach mitzerren sollen, dann wären wir vielleicht rechtzeitig gekommen."

,,Seid ihr doch", murmelte ich.
,,Vielleicht für dich und die anderen, aber eventuell nicht für Jonathan."

Ich senkte den Kopf.
Etwas brannte mir allerdings noch auf der Zunge.

,,Woher kennst du Kalle eigentlich so gut?"

Dean sah mich erstaunt an. Er rieb sich über die Augen.
,,Das ist schon länger her."

Ich sah ihn aufmerksam an.
,,Ich habe gehört, dass ihr mal beste Freunde wart."

Dean erwiderte meinen Blick. ,,Das stimmt. Aber es ist ebenfalls schon lange her."
Seine Stimme war ruhig wie immer, dennoch hörte ich fast schon etwas wie Trauer darin.

,,Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht willst."

Dean schüttelte den Kopf. ,,Es wäre nicht fair, dir die Wahrheit zu verheimlichen, wenn sie gerade mit dir immer mehr zu tun hat."

,,Mit mir?"
Dean seufzte. ,,Ja. Aber wie sagt man so schön: Fangen wir von vorne an.
Kalle und ich kennen uns seit dem Kindergarten. Dort hat vermutlich auch unser Spiel begonnen. Vielleicht ist gerade dieses Spiel an allem schuld."

,,Spiel?"

Der blonde Junge fuhr sich durch die Haare.
,,Eigentlich eher eine Kindheitsdummheit von uns.
Meine Eltern haben mich, wie du vermutlich nicht weißt, ...wie soll man sagen...sie wollten mich auf jeden Fall nicht und das haben sie mich spüren lassen, bis ich ihnen mit sieben Jahren weggenommen wurde und in eine Pflegefamilie kam. Tut mir leid, dass ich dich damit belaste, es gehört nur einfach zur Geschichte."

Dean senkte den Kopf.
,,Das tut mir leid für dich", murmelte ich zögerlich.
,,Schon gut, es ist lange her.
Jedenfalls hatte Kalle sehr liebevolle Eltern und da ich eifersüchtig war, haben wir mit dem Spiel begonnen, wer erfolgreicher wird. Ich hab meinen besten Freund gleichzeitig zu meinem Konkurrenten gemacht, aber bis dahin war es auch nie schlimm. Ob du es glaubst oder nicht, Kalle war eigentlich ein freundlicher und verständnisvoller Mensch."

Das konnte ich tatsächlich kaum glauben, aber ich wollte Dean nicht unterbrechen.

,,Zumindest bis er zwölf war und seine Eltern beide bei einem Unfall gestorben sind. Sie hatten die Schuld, sein Vater ist betrunken gefahren."

Ich sah Dean erstaunt an. ,,Ich dachte Herr Karlsen ist Kalles Vater?"

Dean schüttelte den Kopf. ,,Das denken die meisten, aber er ist sein Onkel, der sein Sorgerecht bekommen hat.
Kalle hat das ganze unglaublich wütend gemacht und ab dann ist irgendwie alles eskaliert.
Wie du vielleicht weißt, bin ich in der selben Klassenstufe wie du momentan. Allerdings in der 11d.

In dieser Klasse war auch Kalle früher. Er hat sich allerdings nach dem Tod seiner Eltern verschlossen und distanziert und irgendwann, als ich zum Assistenzcaptain der Eishockeymannschaft wurde, wurde er extrem eifersüchtig und schien unser altes Spiel wieder starten zu wollen, das ich längst vergessen hatte.

Kalle hat dann immer mehr versucht, die Kontrolle über die Klasse zu bekommen, was nicht allen gepasst hat.
Was aber alles zum Eskalieren gebracht hat, war, dass er sich in ein Mädchen aus unserer Klasse verliebt hat. Die hat ihn allerdings abgelehnt, er hat aber nicht locker gelassen, sie in eine gefährliche Situation gebracht, als er sich mit ihr getroffen hat.

Ich kam noch rechtzeitig um Schlimmes zu verhindern. Eigentlich wollte ich mich mit ihm aussprechen, aber diese Situation hat alles noch schlimmer gemacht und leider war das Mädchen, in das er sich verliebt hat, niemand Geringeres als die Tochter des Direktors, was ihm schliesslich zum Verhängnis geworden ist. "

Ich war wieder mal erstaunt. ,,Der Direktor hat eine Tochter?"
Dean nickte.
,,Sie hat es mit Hilfe der Klasse fast geschafft ihn von der Schule zu werfen, aber Kalle hatte Glück und hat in der siebten in die jetzige 11a gewechselt."

,,Wo er dann diese Klasse unterdrückt hat. Bis gestern."
Dean nickte.
,,Aber was hat das mit mir zu tuen?"

,,Du siehst dem Mädchen von damals, die er nicht haben konnte, sehr ähnlich.
Dein Körperbau und deine Augen, sowie deine Haarfarbe und -länge stimmen mit ihrem früheren Erscheinungsbild nahezu überein. Nur etwas größer bist du, soweit ich weiß."

Ich schluckte.

Dean drückte sich vom Stuhl hoch und lief zur Tür.
,,Das war vermutlich alles, was du wissen solltest."
Noch einmal musterte er mich.
,,Sag Jonathan einen Gruß von mir, falls er aufwacht."

Ich starrte ihn an.
,,Da wolltest du doch gerade hin oder?"
Ich nickte stumm und winkte Dean zu, als er den Raum verließ.

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