Amara

By dingsdaaa

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Amara. Ein beliebtes Mädchen an einer High School in Santa Monica. Ihr Schicksal bringt Miguel Jimenez zu... More

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Information

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By dingsdaaa

Amara

In der Zeit, in der er tief durchatmet, ist es still im Auto. Dann ergreift er wieder das Wort.
"Wie bitte?" 

Es sind zwei kleine Worte, die er von sich gibt, doch sie klingen dadurch nicht weniger bedrohlich.
Im Gegenteil.
Diese kleinen Worte, die eigentlich niemandem Angst einjagen, jagen mir einen Schauer über den Körper, den ich so noch nie gespürt habe.

Leise, aber dennoch bedrohlich spricht er sie aus. Er presst sie durch seine weißen, geraden Zähne und sieht mich danach unglaubwürdig an. 

"Sie hätten sofort kommen müssen, dann hätte ich es Ihnen gegeben!", schiebe ich dem Unbekannten die Schuld in die Schuhe, während noch immer einzelne Tränen über mein Gesicht laufen. Erschöpft lehne ich meinen Kopf an das Seitenfenster und schließe meine Augen, während ich an den Abend denke, an dem ich den kleinen Zettel in der Blutlache gefunden habe.

Rückblick

Ich komme gerade von Alejandro's Party, als ich zwei Männer auf der Straße sehe. Der eine hat eine Waffe gezogen und hält sie auf einen Dritten, der am Boden kniet. Einfach so, als wäre nichts dabei. Ich verstecke mich hinter einer Ecke und warte bis die drei endlich verschwinden. Dann ertönt ein Schuss. Ich zucke zusammen, traue mich nicht hinzusehen.

"Ruf Patricio an, er soll den Kerl hier bei Seite schaffen.", ertönt eine raue Stimme, die mich erschaudern lässt. Hab ich gerade einen Mord gesehen? Mir stehen Schweißperlen auf der Stirn.

Das kann nicht sein. Das darf nicht sein, Amara.

Ich höre, wie eine Autotür zugeknallt wird, dann wird das Auto angemacht. Es ist ein schwarzer,  neuer Land Rover. Die Scheiben sind getönt, ich kann lediglich durch die Frontscheibe einen jungen Mann erkennen. Er tippt auf seinem Handy rum, dann hebt er plötzlich sein Gesicht und schaut mich direkt an.

Scheiße, Scheiße verdammt.

Ich presse meinen Körper noch dichter an die Steinwand hinter mir. Dann rauscht der Wagen an mir vorbei.

Hat er mich doch nicht gesehen?

Ich blicke um die Ecke doch sehe keinen mehr. Nach kurzer Wartezeit, komme ich hinter der Wand hervor und gehe zu der Stelle, wo der Tote noch vor ein paar Minuten lag. Ein großer Blutfleck verziert nun den Bürgersteig.

Als ich genauer hinschaue, erkenne ich einen in Blut getränkten Zettel. Vorsichtig bücke ich mich und hebe ihn auf.  Es ist ein von Hand gezeichneter Bauplan.

Ich stecke den Zettel ein und renne nach Hause.


Gegenwart

"Ich wusste doch nicht-"

"Halt einfach deine Klappe, wenn ich dich nicht darum bitte etwas zu sagen!", unterbricht mich der muskulöse Kerl zischend.
Mittlerweile hat er sich vorgebeugt und stützt sich mit den Unterarmen aufs Lenkrad. Seinen Kopf vergräbt er dazwischen, während er anscheinend nachdenkt. 

Kurz kommt es mir so vor, als sei er unfassbar erschöpft. 

Während ich versuche meinen Atem zu kontrollieren, bleibt es leise im Auto. Er scheint so in seinen Gedanken vertieft zu sein, dass sich Hoffnung in mir ausbreitet. Ohne nachzudenken und mit dem starken Bedürfnis mich aus seiner Kontrolle zu befreien, greife ich nach der Waffe, die er zwischen seine Beine gelegt hat, und reiße die Autotür auf, um ihm fluchtartig zu entkommen. Durch die Wucht, mit der ich die Tür öffne, falle ich fast aus dem hohen Auto und stolpere anschließend einige Meter über den staubigen Straßenrand.

Mein schwerer Rucksack reißt mich aus dem Gleichgewicht, sodass ich schmerzhaft auf den Rasenstreifen neben der Straße falle. Panisch wimmere ich auf und drücke mich blitzschnell vom Boden hoch, als ich höre, wie er die Autotür öffnet und wie seine schweren Schritte auf den Asphalt donnern. Die dunklen Geräusche, die seine Lackschuhe machen, wenn sie auf den Boden treffen, brennen sich unfreiwillig in mein Gedächtnis ein.  

Weil ich weiß, dass ich zu langsam bin, um ihm zu entkommen, drehe ich mich um und ziele mit der Waffe auf seinen Kopf.
Zitternd halte ich die schwere Waffe in meiner Hand und versuche ihm Angst zu machen. 

Erfolglos. 

"Oh, Belleza!", sieht er mich warnend an.
Trotzdem ich die Waffe auf ihn gerichtet habe, denkt er gar nicht daran stehen zu bleiben. Fast schon belustigt sieht er mir zu, wie meine rechte Hand so stark zittert, dass ich die linke dazu nehme, um die Waffe nicht fallen zu lassen. 

Und trotzdem ist es mir kaum möglich die Waffe gerade zuhalten.

"Hör auf mit dem Spielchen und gib mir meine Waffe.", nickt er zwar auffordernd, aber trotzdem ruhig. 

Fast entspannt verlassen die Worte seinen Mund. 

Während ich zitternd ausatme, holt er aus seiner Hose ein Feuerzeug und eine Schachtel Zigaretten heraus.
Ohne mir und der Waffe Beachtung zu schenken, steckt er die Zigarette zwischen seine rosigen Lippen und zündet sie an.
Plötzlich komme ich mir so nicht vor.
Er nimmt mich nicht ernst und tut fast so, als wäre ich nicht die erste, die ihn mit einer Waffe bedroht. 

Auf eine gewisse Art und Weise stellt er mich bloß. 

Entweder kennt er die Situation oder er geht davon aus, dass ich ihn nicht treffen werden. 

Mit der glühenden Zigarette zwischen den Fingern stützt er sich auf die Motorhaube des glänzenden Land Rovers und sieht mich unbeeindruckt an, während er nebenbei den Rauch auspustet. Dann beobachtet er seelenruhig die heiße Glut, die neben seine Schuhe auf den vertrockneten Rasen fällt und kurz darauf nicht mehr sichtbar ist, weil sie so schnell verglüht.

"Ich muss dir nicht sagen, was es für Konsequenzen hat, wenn du schießt, oder mi Amor?"
Lässig zieht er an seiner Zigarette und auch sonst scheint er nicht aufgeregt zu sein. Er verhält sich so, als hätte er alles im Griff, obwohl ich diejenige bin, die mit der Waffe auf ihn zielt.

Stur versuche ich nicht auf sein Gequatsche zu reagieren, denn ich weiß, dass es mich nur noch nervöser machen würde.

"Lassen Sie mich gehen.", bitte ich ihn. 
In meinem Kopf habe ich diesen Satz so viel selbstsicherer ausgesprochen, als er jetzt gerade eben über meine Lippen geht. 

Elendig höre ich mich an - mehr nicht. 

"Hör auf damit und gib mir die Waffe.", wird er ungeduldig und wirft die Zigarette auf den Boden. Der Unbekannte macht einen Schritt um die Motorhaube herum und tritt gleichzeitig seine Zigarette aus, während er auf mich zu kommt. Vor Schreck zucke ich zusammen und gehe einige Schritte zurück, doch diesmal lässt er mich damit nicht durchkommen.

"Bleib weg!", brülle ich ihn unter Tränen an, weil ich wieder Panik bekomme. 

Der Effekt, den ich mir erhoffe, bleibt aus. Stattdessen schmunzelt er leicht und macht sich über meine zittrige Stimme lustig.

"Bleib weg!", äfft er mich nach und kommt weiter auf mich zu. Seine Schritte sind so groß, dass er mich in Nullkommanichts eingeholt hat.

Trotzdem fasst er mich nicht an.
"Ich sag's jetzt zum letzten Mal, Amara. Gib mir jetzt meine Waffe zurück. Oder soll ich deiner lieben Mama auch einen Besuch abstatten? Wie heißt sie noch gleich?"

Er macht eine symbolische Pause, in der er so tut, als würde er ernsthaft nachdenke.

Entgeistert sehe ich ihn an.

"Achja, Beatrice, ¿si?"

Die ganze Zeit habe ich überlegt, woher sein leichter Akzent kommt. Fast wäre er mir nicht aufgefallen, wenn er sich nicht aufgeregt hätte. Er hat ihn gut versteckt - zu gut - aber als er den Namen meiner Mutter erwähnt hat, ist mir klar geworden, dass er Mexikaner sein muss. 

"Woher kennen Sie ihren Namen?", hauche ich fassungslos und lasse automatisch die Waffe sinken.

Er antwortet mir nicht auf meine Frage, sondern streckt lediglich seinen Arm auffordernd aus.
"Die Waffe."
Mit dem Zeige- und Mittelfinger macht er gleichzeitig eine auffordernde Bewegung. 

Auch diesmal reagiere ich nicht.
Das Einzige, das mir im Kopf rumspukt, ist, dass er den Namen meiner Mama kennt.

Vor lauter Panik drehe ich mich um und will wegrennen, doch er stellt mir mit einer lässigen Bewegung ein Bein in den Weg, sodass ich hinfalle. Ich knalle zuerst mit den Knien, dann mit der Hüfte und anschließend mit dem rechten Ellenbogen auf den Straßenrand, sodass mir die Waffe aus der Hand rutscht und einige Meter über den Boden schlittert. Mit Angst, die sich in mir breit macht, will ich mich weiter robben - weg von ihm und zur Waffe - doch er ist schneller als ich. 

Mit einer simplen Bewegung hebt er seine Waffe auf, während er breitbeinig über mir steht, und klopft den Staub seelenruhig ab. Dann steckt er sich die Waffe zurück in den Hosenbund und greift unter meine Arme, um mich aufzuheben wie ein Kind, dass gerade beim Laufenlernen hingefallen ist.

"Hoppla", sagt er unschuldig.
Ohne Anstrengung hat er mich auf meine beiden Füße gestellt und mustert kurz aber belustigt mein verheultes Gesicht. Ich hingegen sehe nur Sterne und kriege das Gefühl, als würde ich jede Sekunde umkippen, sodass ich reflexartig nach seinem muskulösen Oberarm greife, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Er senkt seinen Blick und schaut auf meine Hand, die seinen Oberarm festhält; dann umschließt er mein Handgelenk und entfernt meine Hand.

"Hoffe, du hast dir nicht wehgetan?"
Gespielt mitleidig sieht er mich an, bevor er wieder ernst wird und mir fast schon genervt ins Gesicht schaut.
In seinen Augen erkenne ich Wut. 

"In den Wagen. Jetzt!", betont er jedes Wort einzeln und lässt mich stehen.
Ich schlucke, tue aber trotzdem was er sagt.
Obwohl es in Santa Monica warm ist, habe ich Gänsehaut am ganzen Körper. 

Ich quäle mich in den hohen Wagen und versuche meine schmerzenden Knie und Ellenbogen vehement auszublenden, doch der Aufprall war zu hart. 

Stumm startet der Fremde seinen teuren Wagen und lenkt ihn vom Seitenstreifen auf die leere Straße.
"Damit wir uns in Zukunft nicht falsch verstehen. Nochmal so ein Ding und ich werde nicht mehr so gnädig sein", warnt er mich, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

Gnädig sein?
Er hat mir zwischen die Beine getreten.
Unter gnädig sein verstehe ich etwas anderes.

Aus dem Augenwinkel mustere ich ihn. Er hat die Ärmel seines schneeweißen Hemdes locker hochgeschoben, sodass ich ein schwarzes Tattoo auf seinem rechten Unterarm erkennen kann. Eine silberne, dicke Uhr glänzt an seinem Handgelenk und ein schlichter Ring ziert seinen Ringfinger.

So jemand ist verheiratet?

"Hast du das verstanden?", durchbricht er meine Beobachtungen.

Eingeschüchtert nicke ich und wende meinen Blick genauso schnell wieder ab.

"Mach verdammt nochmal deinen Mund auf, wofür hast du ihn denn?!", wird er frech.

"Ja, ich hab's verstanden.", erwidere ich eingeschüchtert.
Meine zittrige Stimme zeigt ihm, wie viel Respekt und Angst ich vor seiner Person habe. 


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