White Armor

By Hen_Lux

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Bislang blieb der Fokus der Republik auf die Klonkriege gerichtet. Doch das einzige Mittel zum Sieg ist in ih... More

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Prolog
Kapitel 1 - Die Stille nach dem Lärm
Kapitel 2 - Trueblood
Kapitel 3 - Ihr Schicksal wird das unsere sein
Kapitel 4 - Emotionslos
Kapitel 5 - Die Stille davor
Kapitel 6 - Schlammspringer
Kapitel 7 - Täuschung und Vertrauen
Kapitel 8 - Heilungsprozess
Kapitel 9 - Die Röte auf seinen Wangen
Kapitel 10 - Seyda
Kapitel 11 - Nicht sein Geschmack
Kapitel 12 - Die Süße der Vergangenheit
Kapitel 13 - Unbeglichene Schulden
Kapitel 14 - Herzstillstand
Kapitel 15 - Ein Nichts in der Schwärze
Kapitel 16 - Die Frage der Realität
Kapitel 18 - Drayk

Kapitel 17 - Alte Sünden

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By Hen_Lux

Die Yuuzhan Vong zeigten sich schließlich kooperativer, nachdem Admiral Zess mit den Kompanien eingetroffen war und jeder Mann einem bewaffneten Vong sein Blaster an die Schläfe drückte. Virai war daraufhin aufgesprungen und meinte, dass sie unter allen Umständen ein erneutes Massaker verhindern wolle, während ihr Kommandant angeschlagen dreingeschaut hatte und sich womöglich nur ein ordentliches Bett wünschte. Das Bett bekam er schließlich, ebenso wir. Im Kanonenboot war es auffällig still gewesen, sogar Silver hatte seinen Mund gehalten und nur auf einem Rationswürfel gekaut, wobei er sich von Ghost einen Tritt gegens Schienbein einfing, weil er gelegentlich schmatzte und zu laut schluckte.
Die Mission war ein Reinfall gewesen. Wir waren erst einen halben Tag lang durch die Wälder Belkadans marschiert und hatten am Ende des Tages nicht mehr vollbracht als unser Lager aufzuschlagen, während drei Bataillone abrückten und auf dem Kreuzer für den nächsten Auftrag warteten. Wir hatten schließlich eine kurze Nacht gehabt, sind bei Tagesanbruch aufgebrochen und uns von Yuuzhan Vongs festnehmen lassen, um später von Zess, dem Mann befreien zu lassen, dessen Gesicht man niemals geglaubt hatte während einer Mission zu sehen.
Unser Zug war schlecht gelaunt. Es hatte sich nichts auf Belkadan verborgen, das Droiden auch nur etwas nahe kam, nichts, das unserer Anwesenheit dort einen Sinn gebracht hätte. Cale hatte es wenige Minuten zuvor als Erfolg bezeichnet, doch ich wusste, dass er es nur so sagte, weil Vri'lia dieselben Worte beim Abzug von Belkadan in den Mund genommen hatte.
Nun stand mir Breaker gegenüber, der den Helm abgenommen hatte und mürrisch dreinschaute. Ich wusste, dass mehr in diesem Blick lag, ich wusste es seitdem die Kaminoaner uns schon als Kleinkinder in einen Trupp gesteckt hatten.
„Was ist los?", fragte ich und kaute angespannt auf meiner Lippe.
„Diese Mission war Verschwendung! Wir hätte dort mit ein paar Mann reingehen sollen als mit einem ganzen Bataillon! Ich habe gesehen, dass nicht mal die Yuuzhan Vong Platz für so fiele Klone hatten, sie haben sie in die Scheunen für Vieh gesperrt! Und ich komme mir langsam auch vor wie nutzloses Vieh!"
„Entspann dich gefälligst, Breaker!", schnauzte Cale und steckte sich schlecht gelaunt das letzte Stück seiner Trockenration in den Mund.
„Sie wissen es, Sir. Sie waren selbst dabei!", entgegnete Breaker jedoch mit wütendem Blick auf den Lieutenant, während dunkle Haarsträhnen in sein Gesicht fielen, die er genervt nach hinten strich.
„Klappe jetzt! Man hatte uns von möglichem, starken Feindkontakt berichtet, deshalb sind wir nicht mit nur ein paar Männern da reingegangen! Du konntest es nicht wissen, ebenso ich oder Vri'lia!"
An seiner Stirn trat wieder diese Ader hervor, wie sie es immer tat, wenn er wütend war.
Wie es mir nach der Sache ging?
Ich hatte ebenso schlechte Laune, doch um Cale anzugreifen und ihm ebenfalls mitzuteilen, dass Vri'lia sich nach dieser misslungenen Mission nicht als gute Strategin herausstellte, war ich zu erschöpft. Innerlich betete ich nur, dass Breaker sich beruhigte, denn das laute Rumgerede bescherte mir Kopfschmerzen.
„Jetzt beruhig dich, Breaker!", zischte Hunt und deutete ihm mit einer Handbewegung, dass sein Kopf rollen würde, ehe er nicht aufhörte, Cale anzugreifen.
„Ich war dabei, Breaker, da stimme ich dir zum ersten Mal zu... Aber es ändert nichts an meiner Einstellung, dass wir unseren Auftrag erfüllt haben, ganz gleich wie! Wir haben Virai und ihre Truppen gefunden, noch dazu darf jeder von uns sich eine kleine Pause gönnen und die Yuuzhan Vong werden ihre gerechte Strafe erhalten. Nur weil ihr keine Blechbüchsen wegpusten durftet, ist das kein Argument dafür, irgendwelche Strategien anzuzweifeln!", antwortete ihm Cale und verschränkte die Arme vor der Brust.
Breaker schnaubte nur, um dann zähneknirschend, vielleicht auch etwas ertappt den Kopf zu senken. Ich konnte ihn verstehen - Wir Klone brauchten etwas zu tun, sonst wurde die Langeweile schnell durch das Gefühl von Nutzlosigkeit ersetzt. Und es gab nichts Schlimmeres als das. Für Breaker gehörte jedoch nicht dazu stundenlang durch einen Wald zu marschieren und anschließend von Yuuzhan Vongs überfallen zu werden.
„Lass ihn. Dem den Kopf wieder gerade zu biegen ist Zeitverschwendung.", murmelte Ghost so, dass auch Breaker es hören konnte. Silver gegenüber von mir hob die Augenbraue.
„Wieso hältst du dich nicht auch einfach da raus wie wir alle es tun?"
„Silver, halt die Klappe jetzt.", kam es von genervt von Hunt. „Ich möchte nicht, dass alles wieder in einer Prügelei ausartet."
Kopfschüttelnd sah ich Trueblood an. Manchmal konnte dieser Trupp der reinste Wahnsinn sein.... Vielleicht nannte man uns auch deshalb den Chaos-Trupp. Welch eine Ironie.
Als man uns auf dem Kreuzer im Hangar rausließ, damit wir Cale zu dem Quartier unseres Trupps folgten, sah ich im Augenwinkel, wie Breaker noch immer einen mürrischen Gesichtsausdruck hatte. Erst in dem großen Quartier, als wir uns alle aus der Rüstung schälen und duschen durften, setzte ich mich neben Breaker auf sein Bett und sah ihn an.
„Was ist los, hm? Ist es wirklich wegen Vri'lia?"
Er schüttelte den Kopf, sein Haar fiel ihm ins Gesicht.
„Pfff, nein. Es gibt zwar bessere Generäle, aber wegen ihr habe ich höchstens schlechte Laune."
„Du ziehst sonst nicht so ein Gesicht. Ist es wegen Straight?", fragte ich und bemerkte, sie mir beinahe die Worte im Hals steckengeblieben wären. Alles, was uns von ihm nur noch übrig blieb, waren Erinnerungen, die uns lediglich darauf hinwiesen, dass er zumindest einmal in der realen Welt existiert hatte. Nun lag es an uns selbst ihn nicht zu vergessen. Die Lebewesen der Galaxis hatten keinen Einfluss oder Kontrolle über die Zeit oder den Raum, genauso wie wir gelegentlich keine Kontrolle über unsere Gefühle hatten, wenn es um gefallene Brüder ging.
„Vielleicht. Dieser nutzlose Job hier auf Belkadan hat mich an unsere erste Schlacht auf Geonosis erinnert. Wie wir an völlig sinnlosen Positionen eingesetzt wurden, wie sie dich in die Flehrs gebracht haben und ich mich mit Straight weiter durchschlagen musste. Keine Ahnung, es macht mich in irgendeinem Punkt wütend."
Ich klopfte ihm mit der Hand auf die Schulter.
„Ich weiß... Vielleicht ist auch deshalb, dass uns von ihm nichts bleibt."
„In diesen Träumen wird mir erzählt... Befehle zu befolgen, nicht über diese nachzudenken, aber ich denke trotzdem nach. Viel zu viel."
„Breaker, dass du nachdenkst, macht dich zu einem normalen Menschen. Deswegen bist du noch lange kein schlechter Soldat."
„Hast Recht... Ach, was rede ich hier wieder. Ich gehe duschen, vielleicht macht mich das ein bisschen entspannter."
Und weg war Breaker.
Der letzte lebende Mann mit dem ich auf Geonosis gekämpft hatte.

***

Zurück auf dem Kreuzer war Cale von zwei Medidroiden untersucht worden, die sich seine Hämatome im Gesicht und seine gebrochene Nase angesehen und ihn schließlich mit der Empfehlung von Ruhe auf sein Quartier geschickt hatten. Er teilte sich die vorübergehende Unterkunft mit Aven und Gold, während ein Bett leer blieb, das sonst Nax bezogen hätte, doch dieser bekam zur gleichen Zeit seine gerechte Strafe. Für Cale war es eine Strafe genug in den Spiegel sehen und seine Narben auf dem Gesicht erblicken zu müssen. Andererseits musste er lächeln, denn vielleicht machten ihn gerade diese Narben etwas individueller. Für Cease natürlich. Für wen auch sonst? Auch wenn im Waschraum um ihn herum Aven und andere seiner Kompanie standen, wagte er ein kurzes Lächeln, als er in den Spiegel sah und griff dann nach seiner Zahnbürste.
„Na, was gibt es hier so zu lächeln?", fragte Aven ihn keine fünf Sekunden später und hatte sich auf den Rand des Waschbeckens gestützt, um ihn mit einem wissenden Blick anzusehen.
„Nichts.", entgegnete Cale stattdessen, doch als er sich einen spielerischen Schlag gegen die Schulter einfing, grinste er und Schaum tropfte aus seinem Mund.
„Sag schon, sonst schmoll ich. Ist es diese Twi'lek aus der Bar?"
Wenn Aven erst einmal Material zwischen die Finger bekam, dann ließ er nicht locker. Cale sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Himmel, nein. Woher weißt du das überhaupt?"
„Pff, ich hab euch doch gesehen. Wie sich diese Frau auf dich gesetzt hat, musstest du ihr ganz schön den Kopf verdreht haben."
Er schüttelte den Kopf.
„Sie wollte das zwischen uns vertiefen, ich habe abgelehnt. Ende der Geschichte."
„Sei nicht so verklemmt."
„Bin ich nicht. Ich steht nur nicht so auf Frauen, die dazu da sind, um nach einer Nacht vergessen zu werden."
„Tja, was anderes bleibt dir aber nicht übrig, Kumpel. Vielleicht siehst du sie ja das nächste Mal wieder."
„Das nächste Mal?"
„Oh ja, denn du, mein Freund, kommst das nächste wieder Mal mit."
Schnaubend spuckte Cale den Schaum aus, spülte sich den Mund mit Wasser aus und stemmte dann die Arme in die Seiten.
„Nein, nein, das werde ich ganz sicher nicht. Alkohol ist nicht mein Ding und diese Twi'leks erst recht nicht."
„Ab und zu erblickt man auch eine menschliche Frau.", entgegnete Aven und plötzlich war es ihm unangenehm vor allen anderen seiner Männer über etwas so Privates mit Aven zu reden. Stattdessen ging er, zog sich aus und warf seinen Druckanzug und Unterwäsche in eins der Fächer, doch Aven folgte ihm, noch immer mit Schaum im Gesicht.
„Ich sage doch nur, dass dir eine kleine Auszeit gut tun würde."
„Das schätze ich sehr, aber ich möchte meine Freizeit nicht mit Alkohol und Prostituierten verbringen. Überlass die Sache ruhig Scythe... oder wem auch immer."
Dann ließ er Aven stehen, die einzige Person, mit der er in den letzten Jahren mehr als nur ein paar Sätze wechseln wollte, doch wenn das Thema Frauen angesprochen wurde, und das war in den letzten Monaten oft vorgekommen, dann konnte ihn selbst sein Kumpel nerven. Nichtsdestotrotz machte er sich nichts daraus und er wusste, dass es bei Aven ebenso war.
Cale wusch sich schließlich den getrockneten Schweiß vom Körper und die Haare mit einer Seife, die dieses Mal sogar nach Seife roch, nicht wie die geruchslosen Klumpen in der Kaserne. Auch wenn Aven nach ihm den Waschraum betreten hatte, gingen sie anschließend gemeinsam, in frisch gewaschenen Druckanzügen, die innerhalb weniger Minuten getrocknet waren, zu ihrer Unterkunft und ließen sich erschöpft auf die Betten fallen. Während Aven das Bett über Gold bezog, welcher sich schon in die Decke eingerollt hatte, setzte sich Cale auf das untere Bett auf der gegenüberliegenden Seite. Er zog die Ränder der Decke, die zwischen der Matratze und dem Bettgestell geklemmt waren, heraus, legte sich auf die Seite und rollte sich genauso wie Gold in die dünne Decke ein. Den Arm unter das Kopfkissen gelegt, die Beine leicht angewinkelt und zur Wand gedreht, schloss er die Augen.
Das Licht ging aus.
Draußen vor der Tür hörte er noch Soldaten vorbeigehen und sich unterhaltend, doch je mehr Minuten vergingen, desto ruhiger wurde es, bis es schließlich ganz still war und nur das laute Atmen von Gold zu hören war.
Allerdings vergingen nicht nur Minuten in denen es stiller wurde, sondern auch einige, in denen er versuchte einzuschlafen. Dann lag sein Kopfkissen falsch, weshalb er den Kopf hob, das verschwundene Füllmaterial wieder in die Mitte des Kissen drückte. Aber dann rutschte die Decke von seinen Füßen und er wälzte sich wieder. Nach weiteren Minuten fing seine Position an, ungemütlich zu werden, also drehte er sich auf die andere Seite und seufzte. Cale versuchte an nichts zu denken. Was ihm nicht gelang.
Er dachte an Nax. Sonst hätte er über ihm gelegen, wäre er nicht abgeholt worden. Aber nun war das Bett leer, ein Zug stand ohne Lieutenant da und er konnte nicht sagen, wie er sich deswegen fühlte.
Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, beruhigte er sich schließlich, sein Körper hatte sich endlich an die Dunkelheit gewöhnt und ließ ihn müde werden. Sanft dämmerte er dahin in einen leichten Schlaf.
Doch dieser dauerte nicht lange an.
Plötzlich durch fuhr sein Gesicht ein ungeheurer Schmerz, der ihn aufschrecken ließ.
Es waren seine Narben, die so schmerzhaft brannten, dass er sich krümmte, das Gesicht in das Kissen presste und betete, dass diese Schmerzen aufhören würden. Doch er konnte nicht schreien, schließlich wollte er die anderen Anwesenden im Raum nicht aus dem Schlaf reißen, also biss er die Zähne zusammen und durchnässte mit seinen Tränen das Kissen. Erst als er sich ein paar Mal gewälzt hatte, hörten die Schmerzen schlagartig auf. Von jetzt auf gleich war dort nichts mehr, das ihm körperliches Leid bescherte.
Cale setzte sich auf die Bettkante. Mit einer zitternden Hand und einer Prothese, die seine linke Hand darstellen sollte, fuhr er sich erschöpft durchs Haar und blinzelte die Tränen aus seinen Augen. In seinem Gesicht fühlte sich nichts feucht an, bis auf die Tränen, die über seine Wangen gelaufen waren, also kein Blut. Woher sollten die Schmerzen auch gekommen sein? Vielleicht war es mal wieder eine Täuschung seines eigenen Verstanden gewesen.
Jetzt war er jedenfalls hellwach und nur der Gedanken sich wieder zu zwingen einzuschlafen, nervte ihn. Also stand er auf, schlug gegen den Türöffner, bevor er wieder auf dem Gang stand.
Es war alles leer, nur ein Droide fuhr an ihm vorbei.
Was sollte er nun tun? Er musste die vorgeschriebene Ruhezeit einhalten und durfte nur die Kantine oder die Waschräume aufsuchen. Sollte er etwas essen? Sich noch einmal duschen? Der Waschraum kam für ihn nicht in Frage, ebenso die Kantine, es sei denn... es sei denn, er würde möglicherweise Cease begegnen, bei der er wusste, dass sie erst spät Mahlzeiten zu sich nahm.
Mit einem unbemerkten Schmunzeln setzte er sich in Bewegung.
Und es brauchte nur einen Gang, in den er abbog, um plötzlich vor einer Cease zu stehen, die fast in ihn hineingelaufen wäre und anscheinend schon von der Krankenstation entlassen wurde.
„Cale!", gab sie überrascht mit großen Augen von sich, aber dann lächelte sie wieder so sanft, sodass er sich augenblicklich beruhigte.
„Was machst du hier?", fragte sie ihn anschließend mit einem besorgten Blick, denn er wusste, dass sie bemerkt hatte, wie aufgewühlt er war.
„Ich kann nicht schlafen."
Seufzend und mit einem verträumten Gesichtsausdruck legte sie eine Hand an seine Wange und zog ihn dann an der Hand mit sich.
„Komm mit."
„Wohin gehen wir?", fragte er überrascht, ließ sich jedoch einfach ohne Widerworte von ihr führen.
„In mein Quartier."
Daraufhin sagte er nichts mehr bis sie das Quartier mit der Nummer Acht betraten.
In diesem roch es ganz anders, nicht so kühl und trüb wie in seinem, sondern etwas nach Cease. Noch dazu war es so angenehm warm.
„Ich habe die Temperatur etwas höher gestellt, falls du dich wunderst. Nach Schlachten ist mir immer etwas kalt.", meinte sie zu ihm, während sich die Tür hinter ihm zischend schloss und, nach seiner Meinung, das Quartier noch mehr erwärmte. Cale stand nur dort an der geschlossenen Tür, nicht wissend, was er tun oder sagen sollte, ob er überhaupt etwas tun sollte, denn... Was sagte man, wenn man mit einer Frau alleine war? Was tat man? Von Aven hörte er immer nur die gleichen Geschichten und tat meistens so, als würde er nicht zuhören. Nun ja, unauffällig tat er es schließlich doch.
Cease hatte sich in der Zeit, wo er sich kläglich versuchte daran zu erinnern, was ihm erzählt wurde, auf das Bett im Raum gesetzt und sah ihn mit einem Schmunzeln an.
„Du siehst mich an, als wären mir soeben Lekkus gewachsen."
Verlegen musste er nun doch lächeln. Und überbrückte schließlich die letzten Meter, indem er sich neben sie setzte.
Plötzlich hatte er ganz vergessen, wie es war mit ihr allein zu sein, sie ungestört beobachten und anlächeln zu können, ohne dass ein Scythe ihn mit wilden Theorien belästigte. Und wie sie dort saß, die Hände auf die Oberschenkel gelegt, ihn mit dem wärmsten Blick ansehend und leicht zu ihm gelehnt, ließ ihn erröten.
„Was ist los, Cale?", fragte Cease ihn schließlich und rückte so nah an ihn heran, bis sich schließlich ihre Oberschenkel berührten und sie seine Hände berührte. Sein Herz schlug schneller.
„Nichts, ich... ich schätze, ich bin etwas durch den Wind nach allem. Weißt du, manchmal hat man einen schlechten Traum und allein daran zu denken, wieder einschlafen zu müssen, kostet Nerven.", erzählte er ihr als Antwort, bemerkte dabei nur am Rand, wie er ihre Hände wieder umfasste, genau wie er es an diesem Morgen getan hatte. Und es blieb nicht unbemerkt. Denn die Frau, die für ihn mit Abstand die Schönste war, die er je gesehen hatte, die neben ihm saß, kam ihm näher und strich an seinem Hinterkopf durch sein Haar.
„Erzähl mir davon."
Schnaubend blickte er direkt ihn ihre blauen Augen.
„Es ist Nax. Mir... Mir geht immer wieder durch den Kopf, wie es ihm jetzt wohl ergehen mag, was die Kaminoaner wohl tun, um... sein Verhalten zu ändern. Manchmal da denke ich darüber nach, ob ich nicht freundlicher zu ihm hätte sein müssen, tiefgründiger... wer weiß, was er erlebt hatte."
Er senkte den Blick auf den grauen Boden. Ihm fiel auf, dass Cease' Tasche nicht hier war, denn einst in der Kaserne hatte er diesen braunen zerfetzten Sack gesehen, den sie neben ihrem Bett an die Wand gelehnt hatte, als würde er gerade noch so all die wenigen Dinge, die sie überhaupt besaß, zusammenhalten. Er selbst besaß nichts. Seine Kleidung gehörte ihm nicht, noch nicht mal seine Rüstung oder sein Hygieneset - Und nicht mal sein Körper gehörte ihm. Es war alles Eigentum der Republik, das er nutzen durfte und manchmal... da kam es ihm so vor, als würde nicht mal sein Geist ihm gehören, der von dem Gedankengut der Republik geprägt war.
„Du hast nichts falsch gemacht, Cale. Nax war ein Mann, der viel durchgemacht hat. Schlimme Erlebnisse können uns manchmal für den Rest unseres Leben prägen, ganz gleich ob wir versuchen wieder in unsere alte Rolle zu schlüpfen.", antwortete Cease ihm leise und nahm seine Hand.
„Ich hoffe nur, dass man ihm kein Leid mehr zufügt."
„Das wird man nicht. Wenn du willst kann ich versuchen etwas über seinen derzeitigen Stand herauszufinden."
„Nein. Ich denke es ist besser, wenn ich es nicht weiß."
Dann war es still zwischen beiden. Sie hatten nur wenigen Stunden zusammen, selbst diese konnten sie nur heimlich zusammen verbringen, doch nun wusste keiner von ihnen beiden, was zu tun war oder welches Gesprächsthema sie noch ansprechen sollten.
Gelegentlich summten und surrten Leitungen in der Wand, aber Cale konzentrierte sich auf die Hand, die seine umklammerte.
„Hast du Hunger?"
„Nein, ich habe gerade gegessen.", antwortete sie und schüttelte den Kopf. Hätte sie zugesagt, so hätte er sie eingeladen, ganz gleich wie absurd es klang, wenn das Essen gratis war und auch nicht besonders gut schmeckte. Doch er hätte gern mit ihr gegessen, ihr gegenüber gesessen und einfach die Zeit mit ihr genossen.
Aber nun, da beide anscheinend nicht die Personen waren, denen Konversationen lagen, saßen sie auf dem Bett von Cease und schwiegen in einer unangenehmen Stille. Bis er sie brach.
„Darf ich dich etwas fragen?"
„Natürlich.", lachte sie, ihre Augen funkelten wieder.
„Wo kommst du her? Nun ja... Auf welchem Planeten wurdest du geboren?"
Plötzlich strahlte sie übers ganze Gesicht, als hätte er ihr soeben das schönste Kompliment der Galaxis gemacht und ihr nebenbei noch einen Strauß Blumen geschenkt, wie er es in einer Holoshow einmal gesehen hatte.
„Es klingt sehr absurd, dass ich noch viel von meiner Zeit bei meinen Eltern weiß, in Anbetracht, dass ich erst drei Jahre alt war, als man mich den Jedi übergeben hatte. Ich wurde auf Corellia geboren, weit weg von der Hauptstadt Coronet. Ich weiß nur, dass es sehr ländlich war und... meine Mutter ist mit mir viel auf die Wiesen gegangen. Alles war so bunt und belebt..."
„Und dein Vater?"
„An ihn erinnere ich mich nur sehr vage. Er war fast nie da, nur zum Abendessen ein paar Mal in der Woche. Aber an meine Mutter kann ich mich selbst nach einundzwanzig Jahren noch so erinnern, als würde sie vor mir stehen. Meister Yoda hatte mir einst gesagt, dass diese Erinnerungen so stark wären, da es die einzige und letzte Zeit war, die ich nicht im Tempel verbracht hatte, wo es schließlich niemanden mehr gab, der eine feste Mutterrolle übernommen hatte. Aber ich denke, dass es so ist, weil sie mich mehr als ihren eigenen Ehemann geliebt hatte."
Plötzlich erschienen schmerzhafte aber gleichzeitig auch die schönsten Bilder vor seinem Inneren Auge - Von Cease, von ihm, wie sie verheiratet durch die Natur spazierten. Und plötzlich schlang sich ein kleines Wesen an sein Bein, das ihn mit den gleichen braunen Augen ansah und das er sofort mit einem unbeschreiblich stolzen Gefühl hochhob und in die Arme schloss. Dieses Bild schmerzte plötzlich mehr als der Moment in dem er seine linke Hand verloren hatte. Einst hatte er nur an Bilder gedacht, wie er, Aven, Gold und all seine anderen Brüder auf Coruscant eintrafen und von allen Seiten von Zivilisten bejubelt wurden. Nun erschienen vor ihm Bilder, die ganz und gar nicht mit seinem Leben als Soldat vereinbar waren.
„Vermisst du sie?", fragte er und bewunderte dieses Funkeln in ihren Augen, das er nur wenige Male gesehen hatte. Cease lächelte ihn warm an.
„Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, genauso sehr wie dir gegenüber zu sitzen und dich mit dem Blick anzuschauen, wie ich es gerade tue, aber ja, in gewisser Weise vermisse ich sie. Nicht so, dass es mich zerreißt, aber ich würde sie gerne eines Tages wiedersehen.", erzählte sie und seufzte anschließend tief. „Ich weiß, dass der Orden ganz andere Dinge von mir erwartet, als diese, die ich gerade tue. Irgendwie hat sich das Gedankengut der Jedi nur in begrenztem Maße durchgesetzt."
Jetzt wurde er hellhörig. Seine Finger strichen gedankenverloren über ihren Handrücken.
„Wie meinst du das?"
Cale hatte bereits bei der ersten Begegnung gewusst, dass sie nicht die Jedi war, die man sich unter dem Begriff vorstellte - Sie hatte sich anders verhalten. Wärmer. Freudvoller. Intensiver.
„Es ist nicht das erste Mal, dass ich nicht alle Regeln befolge. Bereits in meiner Ausbildung hatte Tahlee es immer bemängelt, wie nachdenklich ich doch wäre, aber bis heute denke ich über gewisse Dinge in der Galaxis mehr nach, als es dem Orden lieb wäre. Manche Dinge und Regel kommen mir nicht erforderlich in dem Orden der Jedi vor, geschweige denn in die militärische Lage in die er sich verwickelt hat, die starke Linie, die sich zwischen ihm und der Republik und Palpatine aufgebaut hat. Wir Jedi sind... Marionetten des Krieges, Cale. Und es ist auch mir anfangs schwer gefallen dies zu realisieren."
Jetzt war er von ihren ausgedrückten Gedankengängen verwirrt.
„Aber wieso nimmst du dann am Krieg teil? Ich meine... Es zwingt dich niemand... oder?"
„Nein, das tut niemand. Aber ich habe akzeptiert, dass wir uns in einer Lage befinden in denen der eigene Egoismus keinen Platz findet. Dieser Krieg ist aus purer Arroganz entstanden - Die Sith streben nach Macht und Palpatine tut es in ähnlicher Form, der allerdings im System einer Demokratie gewählt wurde."
Cale nickte nur und wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte keine politische Meinung, die umfassender war, als zu wissen, dass Droiden böse waren und die Republik etwas war, das sie schützen mussten. Cease hingegen war sehr intelligent und er merkte es ihr an, dass sie sich über dieses Thema mehr als nur ein paar Nächte den Kopf zerbrochen hatte.
„Was denkst du dazu?"
Und genau das war die Frage, die er vermeiden wollte.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass wir für die Republik kämpfen und unsere Strategien darauf ausgelegt sind, zu siegen."
„Aber was sagt dir dein Herz, Cale?
Plötzlich funkelten ihre Augen wieder so wie sie es vor ein paar Minuten noch getan hatten, aber nicht in diesem dezenten Schimmer, nein, in einem ganzen Regen aus Lichtern. Warum musste sie nur immer so umwerfend aussehen, wenn sie vor ihm saß? Weshalb blieb immer für ein paar Takte sein Herz stehen? Und die Tatsache, dass sie so nahe neben ihm saß, machte es nicht besser. Ihre Oberschenkel berührten sich, als Cease noch ein Stück näher rückte und seine Hand in seinen Nacken legte, um mit ihren Fingern durch sein Haar zu streichen.
„Keine Ahnung, was es sagt. Aber ich weiß, dass es gerade schneller schlägt."
Das zauberte ihr ein Grinsen auf die Lippen.
„Okay. Dann lass uns nicht mehr über den Krieg reden."
„Ich habe keine anderen Vorschläge mehr."
Ihre zweite Hand umklammerte seine Linke, das spürte er ganz deutlich trotz der Proteste.
Aber plötzlich rührte es ihn mehr als er gedacht hätte. Wieso musste sie immer so eine Wirkung auf ihn haben? Warum musste er sich plötzlich mit dem Kopf zu ihr lehnen und diese letzten Zentimeter überbrücken?
Die Hände, die in seinen lagen, umklammerten seine Handgelenke, als er Cease küsste. Es fühlte sich noch genauso gut an, wie an diesem Morgen. Oder sogar noch besser, denn die Tür war geschlossen, niemand würde sie stören können, ohne vorher an die Tür zu klopfen.
„Ich bin froh, dich gesund zu sehen, Cease.", hauchte er an ihre Lippen. Am liebsten wollte er sie wieder so umklammern, wie er es in der Zelle getan hatte.
„Und ich bin froh, dass du dort warst."
Wieder küssten sie sich und diesmal nahm Cease ihre Hände aus seinen, um seinen Hals zu umklammern, wie sie es schon einmal getan hatte.
Sekunden vergingen, Minuten, in denen sie die Zeit genossen, die sie nicht auf einem Schlachtfeld verbringen mussten, jedoch auch nicht nutzten, um sich mit Schlaf auszuruhen. Cale war zwar müde, seine Knochen taten ihm weh, ebenso wie seine Nase auf der ein Bactapad klebte, doch als er Cease' Zunge spürte, hielt er inne. Sie sah ihn an. Aber dann befahl er sich selbst seinen Kopf für einen Moment abzuschalten und küsste sie wieder. Und wie er das tat. Cale hatte noch nie zuvor eine Frau so geküsst, nicht mal diese Twi'lek, die er anfangs sehr attraktiv gefunden hatte. Und nun saß er in dem Quartier von Cease, auf dem Bett seiner Generälin, die ganz plötzlich seine Hände beiseite schob, sich nicht einmal löste und auf seinen Schoß kletterte.
Jetzt fühlte er sich überfordert.
Er hatte mit allem an diesem Abend gerechnet, mit einem Absturz auf irgendeinen Planeten, mit einem plötzlichen Angriff, mit einem Nax, der wie aus dem Nichts wieder da war, jedoch nicht mit einer Cease, die plötzlich auf seinen Oberschenkeln saß und sich an ihn drängte. Aber... aber irgendwie fühlte es sich auch gut an, es fühlte sich so an, dass er nicht wollte, dass es schon gleich endete.
Nein, er mochte es, wie sie ihn küsste und dabei  die Fingernägel an seiner Kopfhaut entlang gleiten ließ, als sie sanft an seinem Haar zog.
Sein Herz schlug ganz wild, als würde er gleich von einer Klippe springen müssen.
Aber als sie auf seinem Schoß ein Stück höher rutschte, da entwich ihm ein leises Brummen und er zog den Kopf, erstaunt von sich selbst, zurück.
Cale fühlte sich... entblößt und gleichzeitig unglaublich. Und es war ihm mehr unangenehm als in der Bar. Wie Cease ihn küsste, war anders, wie sie sich plötzlich an ihn schmiegte und ihn so verträumt ansah, sodass sich sein Kopf plötzlich wieder von selbst anschaltete. Was würde geschehen, wenn sie von ihm plötzlich etwas erwartete, das er ihr nicht geben konnte? Und was wäre, wenn er sie enttäuschen würde?
„Cale."
Es war Cease, die mit der ernsten Aussprache seines Namen seine Aufmerksamkeit zurückerlangen wollte. Und still kam er dieser Aufforderung auch nach.
„Ja?"
Sie kicherte leise mit geschlossenen Lippen.
„Du denkst wieder zu viel nach."
Ein Schnauben entfuhr ihm.
„Du bist nicht die erste Person, die mir das sagt."
Ihre Hand strich über seine Schulter, doch er wünschte sich nur, dass sie auf ihm ein kleines Stückchen tiefer rutschte, damit sie nicht merkte, wie...
„Bist du müde?"
„Nein... Es ist nur... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll..."
Eine Hand legte sich an sein Kinn und drängte seinen Kopf dazu sich zu heben und ihr damit in die Augen zu sehen. Er tat es.
„Cale, dir muss vor mir nichts unangenehm sein..."
„Ich weiß, ich weiß... Es ist so, dass... Auch wenn man... hin und wieder hört, dass einige meinesgleichen Bars aufsuchen und sie anschließend mit einer Frau verlassen, um... Du weißt schon. Ich... habe nichts dergleichen getan, Cease. Ich weiß nicht, wie es ist sich zu betrinken, eine Frau zu berühren und mit ihr... die Nacht zu verbringen. Davon habe ich keine Ahnung."
Für einen Moment lang war es still und Cale befürchtete schon, dass Cease aufstehen würde, aber dann lächelte sie ihn an, legte die Hand an seine Wange und kicherte.
„Das weiß ich doch schon längst, Cale... Und daran ist nichts, was dir unangenehm sein sollte.", antwortete sie ihm und machte eine Pause, um seine Handgelenke zu packen und seine Hände an ihre Taille zu legen. „Nun ja... Vielleicht ist es an der Zeit zu wissen, wie es ist, mit einer Frau die Nacht zu verbringen..."
Seufzend senkte er den Kopf, völlig abgelenkt von ihren Kurven, die er unter seinen Handflächen spürte.
„Ich bin nervös.", gestand er.
„Das ist in Ordnung. Aber wenn du dich nicht bereit fühlst, dann-"
„Nein!", unterbrach er sie hastig. „Ich war schon immer etwas nervös, wenn ich Dinge das erste Mal tun musste. Aber... Mit den Geschichten die in der Bar erzählt wurden und dann diese Twi'lek... Ich weiß nicht, ob ich der Mann dafür bin."
Noch bevor er vollständig seinen Satz beendet hatte, drückte Cease ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Vielleicht wird sich deine Meinung danach ändern."
Na toll, jetzt hat sie mich schon wieder überzeugt, dachte er sich leicht schmunzelnd und zwang sich nicht zu grinsen, aber es amüsierte ihn, wie durchsetzungsfähig Cease manchmal war. Und unfassbar entzückend noch dazu...
Cease musste ihn nicht nochmal danach fragen, denn er war sich sicher, dass sie ganz genau wusste, was er dachte.
Erst als sie sich auf ihm aufrichtete und ihre Rippen sich unter seinen Händen bewegten, wurde er wieder zurück in die Realität geholt. Aber sie küsste ihn nicht auf die Lippen, nein, ihre Lippen trafen seinen Hals, seine warme Haut, während er die Finger ein Stückchen tiefer in den Stoff ihrer Kleidung grub. Es fühlte sich berauschend an, so warm, wie sie ihre Hand an seinem Rücken hinauf und hinab gleiten ließ. Und nur um sie ein wenig zu beeindrucken, spannte er die Muskeln an. Cease kicherte leise. Als ihre Lippen verschwanden und sie sich löste, bedauerte er es, dass sie schon aufgehört hatte, aber als sie den Saum seines Oberteils umfasste, galten seine Gedanken ganz anderen Dinger.
Cale sah sie nervös an.
Aber davon ließ sie sich nicht beirren und zog ihm den Stoff über den Kopf.
Zwar hatte sie ihn schon zweimal obenrum entblößt gesehen, aber nun prickelte seine Haut und ihm war so warm, dass er meinte schon fast zu schwitzen. Finger glitten über seine Haut und diesmal konnte er es nicht anders. Cale schloss die Augen. Doch nur um sie dann wieder zu öffnen und Cease' wunderschönes Gesicht zu erblicken.
„Und?"
Er lachte.
„Ich habe noch die Hälfte meiner Kleidung an."
„Okay, wie du willst.", antwortete sie mit einem frechen Grinsen und stand auf, aber nur so, dass Cale noch immer zu ihr aufsehen musste, um in ihre Augen blicken zu können, die im Licht wie tausend Sterne funkelten. Cease stieg aus ihren Stiefeln. Die Hose fiel weit um ihre schmalen Knöchel, ebenso wie der Rest des Stoffes um ihre Beine. Ihre Hände lösten den Gürtel um ihre Hüften und mit Sorgsamkeit legte sie ihr Lichtschwert in das schmale Fach neben ihrem Bett. Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, was Cale gleichzeitig verwirrte. Wie konnte sie so ruhig bleiben? Sein Herz hingegen schlug so wild, dass es fast schmerzte und seine Hände jeden Moment anfangen zu zittern würden.
Erst als Cease sich in einer fließenden Bewegung all ihre Kleidungsschichten vom Oberkörper riss und dann andeutete auch das bauchfreie, kurze Stück Stoff auszuziehen, merkte er, wie sein Gehirn komplett aussetzte. Im nächsten Moment thronte über ihm eine Cease, bei der er gedacht hatte sie niemals so zu erblicken, nicht ohne jegliche Kleidung am Körper. Und offenbar war es ihr kein Stück unangenehm.
Während Cale ganz unüberlegt seine Hände auf ihre nackten Beine legte und zu ihr aufsah, umfassten ihre Hände plötzlich den Saum seiner Hose und ließen ihn erstarren.
Schließlich endete es damit, oder es begann eher damit, dass er seine Arme fest um Cease schlang, während sie ihre Fingernägel in seine Schultern grub und ein Geräusch von sich gab, das eher einem Wimmern glich. Schweiß rann über ihr Dekolleté und traf auf seine Brust als sie sich vorlehnte, um ihn zu küssen, aber gleich darauf verließ ihren Mund ein lautes Stöhnen, das durch seine Adern drang und sein Herz zum Explodieren brachte. Cale hatte den Wahn um diese Intimität nie verstanden, doch nun kam er in den vollsten Genuss.
Für einen, höchsten Moment lang, war der Krieg nur eine sinnlose Illusion am Rande, die von zwei Seiten lediglich propagiert wurde. Für einen Moment lang war Cease die einzige, die mit ihm auf dieser Wolke schwebte.
Und als sie von dieser fielen durchfuhr ihn ein Rausch von Adrenalin - Oder eher gesagt: Das wundervollste Gefühl, das er je gespürt hatte. Anders wusste er es nicht zu beschreiben. Cale lehnte seinen Kopf gegen ihr Dekolleté. Ihre Hand strich durch sein Haar und massierte seine Kopfhaut, während sie beide schwer atmend den anderen umklammerten und schwiegen, ehe sich sein Herzschlag wieder normalisiert hatte.
Aber lange blieb sein Gehirn nicht auf Standby.
Es war nicht ihr erstes Mal. Wer war derjenige gewesen? Wieso hatte sie es mir nicht erzählt? Bin ich nur-, dachte er, aber stoppte gleich darauf sein Gedankenkarusell. Es war nicht schlimm, es ändert auch nichts an den Geschehnissen, dass es für Cease keine Neuheit gewesen war. Aber dennoch.... fragte es sich, wer derjenige gewesen war, denn einst hatte er immer angenommen, dass Jedi keusch wie Klosterfrauen waren.
„Was ist los?", riss ihn Cease plötzlich aus den Gedanken.
„Nichts.", sagte er lächelnd und nahm sich vor die Frage vorerst auf sich beruhen zu lassen, schließlich fühlte er sich irgendwie angreifbar und entblößt. Er strich ihre Haare von ihren Schultern, sah zu ihr auf, um sich mit einem gemeinsamen Lächeln hinzulegen und zu seufzen, als sich Cease' Arm um seinen Oberkörper schlang.
Und doch war er unruhiger als zuvor.

***

Cale schlief bereits noch, als Cease aufwachte und sich mit einem steifen und schmerzenden Rücken streckte. Einen Moment lang beobachtete sie ihn, seine friedlichen und entspannten Gesichtszüge, die sie so noch nie zuvor erblickt hatte.
Sie seufzte ausgelaugt. Als sie Cale in die Augen gesehen hatte, bevor sie dicht bei ihm eingeschlafen war, hatte sie diese Enttäuschung in seinen Augen entdeckt, diesen trüben Schimmer, der auf ihnen lastete und danach von einem Lächeln verborgen wurde. Den Grund dieser Enttäuschung konnte sie noch nicht genau definieren, aber eine Vorahnung ließ sie erschaudern.
Über den genauen Grund zerbrach sie sich schließlich in der Dusche weiter den Kopf. Vielleicht hätte sie Cale doch nicht mit in ihr Quartier bringen dürfen... Vielleicht hätte sie ihm niemals so nahe kommen dürfen nach der Sache mit Drayk... Vielleicht... zerrte ihr Dasein als Jedi allmählich an ihren Nerven.
Sie hatte von Hammer mitbekommen, dass es innerhalb der Reihen Beschwerden über ihre Taktik auf Belkadan gegeben hatte, dass viele unzufrieden über den Verlauf waren, ganz gleich ob sie ihr Bestes gegeben hatte oder nicht. Vermutlich könnte sie sich nicht einmal selbst rechtfertigen.
Selbst wenn sie im Tempel war, wurden ihr gelegentlich Blicke zugeworfen, bei denen ihr übel wurde und sie am liebsten bis zum Ende der Galaxis reisen würde und sich auf Coruscant nie wieder blicken lassen.
Als sie sich schließlich in ein Handtuch wickelte und reuevoll in den Spiegel sah, fühlte sie sich plötzlich nicht mehr wie eine Jedi, sondern nur wie eine verzweifelte Frau.
„Sie hätten mich nie ausbilden dürfen...", flüsterte sie zu sich selbst. Tränen standen in ihren Augen. Ihr Spiegelbild wirkte so ausgelaugt und voller Kummer wie schon lange nicht mehr. Es war nicht die Cease, die sie sonst kannte, nicht die Frau, die sonst selbstbewusst und hoffnungsvoll in die Zukunft blickte und das Ende des Krieges dort drin sah. Nein, an diesem Morgen, Mittag, Abend oder welche Tageszeit es auch war, schien sie der Krieg zu erdrücken. Und nicht nur er, alte Geschehnisse schienen sie ebenfalls erneut einzuholen. Mal dachte sie, Drayk hinter sich stehen zu sehen, wie er sie mit seinen manipulativen blauen Augen ansah und die Hände auf ihre Schultern legte, sagte, dass sie nur sein Mädchen war; mal ihre Mutter, wie sie sie dazu aufforderte nicht so traurig zu schauen und mal ihren Meister, der sie tadelte und seine Enttäuschung über sie zum Ausdruck brachte.
Wenn man ihr als kleines Mädchen schon erzählt hätte, was die Jedi waren, dann hätte sie beeindruckt geschaut und sich gewünscht, selbst eine zu werden, doch niemals hätte sie damit gerechnet je so am Boden zu sein mit ihren Nerven.
Als sie ihr Spiegelbild nicht länger ertragen konnte, ebenso ihre Gedanken, verließ sie das Bad und fand einen Cale vor, der dabei war sich seinen Kampfanzug anzuziehen und schließlich zur ihr aufsah.
„Morgen.", sagte er zu ihr.
„Morgen?"
„Technisch gesehen schon. Wir haben geschlafen, also ist es Morgen."
Cease zwang sich zu lächeln und hob dann ebenfalls ihre Kleidung vom Boden auf, um sich anzuziehen. Gerade als einige Minuten schweigend vergangen waren und sie sich die Stiefel anzog, setzte sich Cale auf einen Stuhl und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab, als würde er intensiv über etwas nachdenken.
„Cease..."
„Ja?"
„Ich... wollte die Frage gestern Abend nicht stellen, aber... Nun ja... Für dich... scheint es nicht das erste Mal gewesen zu sein."
Und genau das war ihre Vermutung gewesen.
Einen Moment lang wusste sie nicht, was oder ob sie überhaupt antworten sollte, aber als sie die Unruhe spürte, die von Cale ausging, biss sie sich auf die Zunge ehe sie antwortete.
„Da hast du recht. Das war es nicht."
„Ich dachte, dass Jedi keusch wären."
Cease schnaubte.
„Das sind wenigere Jedi als du glaubst. Und eine sitzt genau vor dir."
Aber diese Antwort schien Cale immer noch nicht zu beruhigen.
„War derjenige auch ein Jedi?"
Daran wollte sie eigentlich nicht erinnert werden. Zwar war es unmöglich Drayk zu vergessen, aber sie hatte sich geschworen nichts das mit Cale zu tun hatte, in Verbindung mit Drayk zu bringen, geschweige denn über ihn zu reden.
„Nein.", murmelte sie. Und fragte sich, warum sie die Sache nicht erleichtert und gelogen hatte. Sie wollte nicht mehr über die Vergangenheit reden, nicht über die Person, die ihr schon zu oft schlaflose Nächte und negative Emotionen bereitet hatte.
Cale zog die Augenbrauen zusammen, verschränkte die Hände und stützte sein Kinn auf diese, während er den Blick abwandte und auf den Boden starrte.
Fast schon trotzig, mit der festen Überzeugung, dass sie nichts mehr sagen würde, ehe Cale etwas wissen wollte, griff sie nach ihrem Gürtel, der halb unter dem Bett lag.
„War er ein Klon?"
Cease erstarrte augenblicklich - Die Hand an ihrem Gürtel, die andere in der Luft schwebend, als sie nach ihrem Lichtschwert greifen wollte. Sie konnte spüren, dass diese Frage bei Cale schmerzte, dass er sie eigentlich nicht hätte stellen wollen, weil er die Wahrheit fürchtete - Und doch standen sie nun in dieser Sackgasse.
„Ich habe recht, nicht wahr?", fuhr Cale fort.
In ihm keimte Wut auf.
„Ja.", gestand sie schließlich und fuhr in ihrer Bewegung fort.
„Wer war es? Oder eher gesagt: Wie viele?"
„Cale!", entfuhr es ihr und richtete sich trotzig auf.
„Was?", kam es zurück, seine Augen funkelten vor Zorn, verengten sich zu Schlitzen. „Denkst du nicht, dass du es mir hättest sagen sollen? Dass ich vielleicht nur einer von vielen bin? Du kommst aus diesem Badezimmer und ziehst ein Gesicht, als hätte dich ein Bantha angespuckt!"
„Es war einer, Cale. Und ganz gleich, ob du es mir glaubst oder nicht - Es war ein Fehler!"
„Wer war es?"
Cales Augen sprühten Funken, sahen sie mit so einer Kränkung in ihnen an, dass sie die Zähne zusammen biss und den Blick auf den Boden richtete.
„Weshalb kränkt es dich so, Cale?"
Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Weil ich dachte, dass es für eine Jedi nicht üblich wäre etwas so Intimes mit einem Soldaten einzugehen. Im Wald auf Belkadan dachte ich, dass es etwas Einzigartiges wäre, in Anbetracht was wir sind. Wenn du es wirklich hören willst: Ich dachte, dass ich zum ersten Mal nicht wie meine Brüder wäre.", antwortete er ihr mit einem ruhigeren Ton, aber dessen Hitze, dessen Enttäuschung konnte Cease dennoch in ihr hören.
Und nicht zum ersten Mal war sie enttäuscht von sich selbst.
Ihre alten Sünden lasteten schwerer als zuvor auf ihr. Und nicht nur sie belasteten sie, denn nun wurde jemand in ihren Bann gezogen, den sie eigentlich davor bewahren wollte.
„Du bist nicht wie sie.", sagte sie klar zu ihm und schluckte, als er ihr wieder in die Augen sah.
„Das ist eine Lüge."
„Cale, du kannst nicht von jeder Frau erwarten, dass sie vor dir in Keuschheit gelebt hat."
„Wer sagt, dass ich es tue? Aber ich denke, dass etwas ganz anderes ist, wenn man seine Sünden mit seinem eigenen Soldat begeht und nicht den Mumm hat es auszusprechen!"
„Aber was ändert es daran, dass ich diese erste Erfahrung mit jemanden gesammelt habe, der, wenn man es so bezeichnen mag, einer deiner Brüder ist?"
Trotzig, fast schon wutentbrannt erhob sich Cale und deutete mit dem Finger auf sie.
„Weil ich bei dir das Gefühl von Individualität gespürt habe!"
„Wie hättest du reagiert, wenn ich es dir vorher gesagt hätte?", entgegnete sie.
„Eine Vorwarnung ist besser als eine Enttäuschung.", erwiderte er kalt und lachte bitter.
Cease' Kiefer zitterte, als sie sich ebenfalls aufrichtete und einige Schritte näher zu ihm trat. „Denkst du nicht, dass ich es selbst bereue? Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich es noch immer tue? Du-"
Und als würden ihre Probleme nicht schon genug sein, piepte ihr Komlink genau in dem Moment, als sie glaubte einen Hauch von Vertrauen in Cales Augen zu sehen. Frustriert hob sie den Arm an die Lippen.
„Vri'lia."
Cease, hier ist Meister Tahlee. Ich erwarte dich auf der Brücke, wir haben soeben ein Notsignal von der 546sten auf Lothal erhalten."
Cease wurde blass.
„Verstanden."
Dann blickte sie wieder zu Cale und sah nur noch wie er wütend die Nase rümpfte und sich zur Tür wandte.
„Cale!", rief sie, aber ihre Worte prallten bei ihm ab. Sie blieb mit ihren alten Sünden allein im Quartier zurück. Und in den nächsten Stunden musste sie sich ihnen stellen.

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