Nemesis - Blut und Schwerter

By veracrystall31

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>>Stellt keine Fragen, für deren Antwort Ihr nicht bereit seid.<< Nemesis sucht in dem magischen Land Koranée... More

Prolog
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Info
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Epilog
Info zur Fortsetzung

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By veracrystall31

Missgelaunt aber von außen völlig ausdruckslos stand ich vor den hohen Toren den Schlosses.

Sogar ich musste zugeben, dass es prächtig gebaut war. Die weiße Fassade wurde mit vielen Verzierungen aufgepeppt, die Dächer waren dagegen ein schiefergrau. Doch in diesem schiefergrau waren Diamanten aus den Minen eingebaut, die funkelten, sobald das Licht sie berührte.
Dazu hatte das Schloss natürlich mehrere Türme, die sich den Himmel entgegen streckten. Kleine Fenster mit Balkonen und sogar einen Turm, der komplett aus Glas gebaut war. Die vielen Pflanzen des Gewächshauses, das dieser Turm darstellte, waren sogar aus der Ferne zu sehen.

Der Wachmann am Tor sah mich an und runzelte leicht die Stirn. In der einen Hand hatte er einen Speer und am Gürtel zusätzlich einen Dolch. Natürlich auch die übliche Uniform aus Kettenhemd und dem blauen Stoff mit dem Wappen.

„Wollt Ihr ins Schloss?"
Ich nickte knapp, die Augen kühl, als ich ihn ansah.
„Der König will mich sprechen."
Er zog skeptisch die Augenbrauen hoch, fragte aber dann: „Wie lautet Ihr Name?"
„Nemesis Warleigh."
Offenbar hatte er sich unter den Namen jemand anderen vorgestellt, denn er konnte die Überraschung kaum verbergen.
„Ihr seid diejenige, die der König als Leibwächterin des Prinzen ausgewählt hat?"
Das war es also, was der König von mir wollte.

Aber ich zog lediglich eine Augenbraue hoch und tat, als wüsste ich das längst.
„Gibt es dabei ein Problem?"
Verlegen rieb sich der Wachmann den Nacken und sah zu Boden.
„Äh ich hatte eigentlich gedachte Ihr wärt... äh..."
„Größer? Eindrucksvoller?", half ich ihm auf die Sprünge.
Er sah wieder zu mir hoch und verriet mir so seine Antwort.

Ärger stieg in mir auf und mein Blick veränderte sich. Er wurde hart und kalt.
„Benötigt es eine Zurschaustellung meiner Fähigkeiten?"
Der Ritter schluckte und schüttelte schnell den Kopf. Kluger Junge.

„Wenn das so ist, lasst Ihr mich dann ein? Ich will den König unmöglich warten lassen."
Eigentlich war es mir völlig egal, aber ich hatte keine Lust mich weiter mit dem Wachmann abzugeben.
„Natürlich", er stieß die Tore auf und ich ging ohne ihn einen weiteren Blickes zu würdigen hinein.

Ich befand mich jetzt auf einem großen Vorhof, der säuberlich gepflastert war. Die Mitte bildete ein Springbrunnen mit einer Statue der Göttin Riniah.
Ihr Gesicht war von ebenmäßiger Schönheit, die Augen weise nach Westen gerichtet. In Richtung der untergehenden Sonne. Dabei fiel ihr Gewand aus vielen Lagen Stoff so weich um ihren Körper, dass man fast schon vergaß, dass man Stein vor sich hatte.
Auf ihrem Haupt lag ein Reif, der auf der Stirn eine Sonne bildete. Dazu hatte sie ein Schwert triumphierend in die Luft gestreckt. Beide Gegenstände waren in Gold gefasst und glitzerten frisch poliert in der Spätnachmittags-Sonne.

Riniah war die Göttin des Lebens, des Lichts und des Sieges. Ihr war ein Tempel im ersten Ring, also im Ring des Adels, geweiht.

Ich stemmte die Hände in die Hüfte als ich zu ihr aufsah.
Als kleines Kind hatte ich zu ihr gebetet, aber als ich älter wurde, hatte ich den Glauben irgendwann aufgegeben. Es war die Hoffnung eines kleinen Mädchens gewesen, das glaubte, die Götter würde ihr helfen. Aber letztendlich gab es sie nicht.

Riniah war die oberste Göttin, aber längst nicht die einzige. Es gab noch den Göttervater, ihr Gatte, Xenos. Er war Gott des Krieges, des Mutes und des Willens.

Xenos und Riniah gebaren drei Kinder:
Firin, die Göttin des Windes und des Ehrgeizes.
Aerienne, Göttin des Wassers und der Liebe.
Und zu guter letzt Arnicus, Gott des Feuers und der Eifersucht.

Die Kinder wurden von liebenden Eltern aufgezogen und sie herschten gemeinsam über die Menschen.
Sie segneten sie alle mit ihrer Magie. Es gab Feuermagier, Wassermagier und alle möglichen Variationen der Göttermagie. Dadurch gab es viele verschiedene Magiebegabte unter den Menschen.
Aber die Menschen waren fehlerhafte Wesen. Sie waren eifersüchtig auf die Kräfte des jeweils anderen. Kämpfe brachen aus, Blut floss und die Eifersucht wuchs immer weiter.

So wie Firin den Ehrgeiz und Aerienne die Liebe der Menschen spürte, spürte Arnicus die Eifersucht. Sie schwelte unter den Menschen und wurde mit jedem Tag mehr.
Arnicus nahm das alles wahr und es spiegelte sich in ihm selbst. Von Eifersucht zerfressen, wollte er die Macht seiner Schwestern. Er wollte die Liebe und den Ehrgeiz der Menschen empfangen. Alles, aber nicht die dunkle, klebrige Eifersucht.
Seine Flammen färbten sich schwarz und die Eifersucht der Menschen stärkte ihn. Er holte zum Angriff gegen seine Schwestern aus.

Angeblich soll der Himmel erzittert und die Erde gebebt haben, als die Götter aufeinander trafen. Arnicus war stark, aber die Töchter waren zu zweit.
Die Gottesmutter Riniah weinte und ihre Tränen vielen in Form von Regen auf die Erde. Letzten Endes erhob sie sich aber gegen ihren eigenen Sohn. Mit Xenos zusammen schleuderten sie Arnicus vom Himmel und verbannten ihn aus unserer Welt. Er starb und wurde seither nicht mehr erwähnt. Niemand betete zu ihm, niemand opferte ihm und niemand sprach seinen Namen auf geweihten Boden aus.
Und da die Menschen Arnicus mit ihrer Eifersucht aufeinander erst so stark gemacht hatten, wurde ihnen die Magie wieder genommen. Nur noch wenige Auserwählte der Götter können heute noch Magie ausüben und werden fast so hoch geschätzt, wie die Götter selbst.

Eine wirklich tragische Geschichte. 

Wie immer hörte ich die Schritte, bevor die Person begann zu sprechen.
„Die Statue ist wirklich eindrucksvoll, nicht?"
Ich wandte den Kopf zu der Person, die hinter mir aufgetaucht war.

Vor mir stand eine Frau in einer dunkelblauen Uniform. Die Farben des Königs und mit dem kleinen Wappen auf der Brust. Direkt darunter trug sie eine Reihe an Abzeichen. Die Uniform selbst war perfekt geglättet und mit zwei Reihen goldener Knöpfe versehen. Um ihre Hüfte trug sie einen schwarzen Gürtel mit Schwert. Die Waffe steckte in der Scheide, aber den verzierten Griff konnte ich erkennen. Eigentlich war er schwarz, aber mit goldenen Verzierungen versehen. Dazu war ein Wappen in den Griff eingraviert.

Und da wusste ich, wer die Frau vor mir war.
„Kommandantin Belore", ich neigte respektzollend den Kopf.
Visha Belore nickte mir knapp zu. Dabei fiel eine Strähne ihres dunkelblonden Haares aus ihrem tiefen Dutt. Schnell strich sie diese wieder hinters Ohr und deutete mir, ihr zu folgen.
„Ich bringe Euch zum König."

Sie setzte sich in Bewegung und ich folgte ihr paar Schritte später.

Visha Belore war eine bekannte Persönlichkeit. Das vor allem, weil sie Kommandantin der Königsgarde war. Eine Truppe sorgsam ausgewählter Männer und Frauen, dessen Aufgabe es war, die Königsfamilie und den Palast zu schützen.
Und auch wenn sie allseits bekannt war, war sie noch relativ jung. Erst Anfang der dreißiger.

Sie führte mich über den Platz, die Stufen hoch zu der Flügeltür des Schlosses. Von dem Raum dahinter führten zwei breite Treppen rechts und links nach oben. Wir gingen aber gerade aus und auf einer weitere, dunkelbraune Flügeltür zu.

Die Mauern des Schlosses waren auch innen weiß und mit Fackeln versehen. Auf dem schwarz-weiß gekachelten Boden wies uns ein roter Teppich zu der Flügeltür.
Während ich mich umsah, sah ich hoch zur Decke. Ein Kronleuchter aus Glas reflektierte das Licht, das durch die hohen Fenster fiel und warf kleine Regenbogen an die Decke.

Mit einem kräftigen Stoß von Visha schwangen die Türen auf und offenbarten den Thronsaal.

Der Raum war groß und rechteckig geformt. Mehrere Kronleuchter aus Glas hingen an der Decke und fingen das Licht von der rechten Seite ein. Bis zum Boden reichende Fenster reihten sich die ganze Wand entlang und gaben die Sicht auf den Schlossgarten frei. Direkt an die Fenster schloss eine Terrasse an, von daher vermutete ich, dass man die Fenster wie Türen öffnen konnte.

Der Boden war im Thronsaal aus glänzenden, weißen Marmor. So sauber, dass ich mein Spiegelbild erkennen konnte.

Der rote Teppich war weiter ausgelegt und endete am Thron des Königs. Von Stufen erhöht, standen drei Stühle dort. Jeweils einen Thron für König, Königin und Kronprinz.

Die ganze Königsfamilie war anwesend, diesmal flankiert von vier Wachen. Alle Anwesenden richteten ihre Augen auf mich, als ich hinter Visha durch den Saal schritt.
Mein Kopf war erhoben, die Schultern gestrafft und die Miene ausdruckslos.

Visha führte mich bis kurz vor den Thron, verbeugte sich und trat dann zur Seite.

Also verneigte auch ich mich entsprechend tief, verharrte einen Moment und richtete mich auf.
„Eure Majestät."
Der König nickte mir zu. „Nemesis Warleigh. Zweitplatzierte des Turnieres. Vielen Dank, dass Ihr der Einladung gefolgt seid."
„Es ist mir eine Ehre, Eure Majestät."
Als ob ich eine Wahl gehabt hätte. Aber unnötige Höflichkeit war Gang und Gebe am königlichen Hof.

Ich spürte den Blick des Prinzen auf mir und sah kurz zu ihm. Unsere Blicke trafen sich und er schenkte mir ein kaum merkliches Lächeln.
Ich erwiderte dieses nicht und richtete meine Augen wieder auf den König.

„Ihr habt mich rufen lassen?"
Der König tippte mit der Hand auf die goldene Armstütze seines Throns.
„Das ist richtig. Ich möchte Euch anbieten, für meinen Sohn zu arbeiten. Die Stelle der Leibwächterin ist noch frei."
Ich legte den Kopf etwas schief und verschränkte die Arme ordentlich hinter dem Rücken.
„Warum bietet ihr mir das an?"

Der König lächelte, als wäre das offensichtlich.
„Ihr habt meinem Sohn auf dem Turnier das Leben gerettet. Das ist mein Dank dafür."
„Die Aufgabe des Leibwächters erfordert Vertrauen.", gab ich zu bedenken, „Ich bin erst vor drei Monaten in die Stadt gekommen. Wäre ein Gardist der Königsgarde nicht besser geeignet? Jemanden, den ihr kennt."
Der König lehnte sich auf seinen Thron zurück. Er schien ein wenig verwundert, dass ich das Angebot nicht sofort annahm.

„Ich habe Euren Kampf gesehen, Ihr könnt mit dem Schwert geschickt umgehen."
Oh ja das konnte ich.
„Und doch bin ich nur zweite geworden", erinnerte ich ihn.

Im Augenwinkel merkte ich, wie der Prinz den Kopf schräg legte. Seine eisblauen Augen lagen auf mir und versuchten mich einzuschätzen.

„Trotzdem wart Ihr es, die den Pfeil fing und nicht Sir Niklas.", bemerkte der König und stand auf. Langsam schritt er auf mich zu, während er fortfuhr:
„Wenn Ihr die Stelle annehmt, werde ich euch gut dafür bezahlen. Ihr werdet ein Zimmer im Palast bekommen, Essen und dürft euch im Palast frei bewegen. Ihr gehört dann zu einem höheren Stand."

Mit einigem Abstand zu mir blieb er stehen. Er überragte mich um mehr als einen Kopf.

„Es birgt viele Vorteile, die Leibwächterin des zukünftigen Königs zu sein."

Damit hatte er wohl recht, aber damit stellte ich mich ich den direkten Dienst des Königs. Das bedeute Befehle befolgen, Loyalität heucheln und den Kopf für den Prinzen hinhalten.
Und dann noch die Intrigen am Hof, die gefälschte Höflichkeit und das ewige Verstecken hinter einer Maske.
Nein danke.

Also verneigte ich mich tief, um das Angebot angemessen höflich auszuschlagen.
„Es ist mir eine Ehre, dass Ihr mich für diese Stelle als würdig erachtet, aber ich lehne ab."
Fließend richtete ich mich wieder auf.
„Eine Stelle am Hof liegt nicht in meinem Interesse."

Auch wenn sich sein Gesichtsausdruck nicht veränderte, blitzte Verwirrung in seinen Augen auf. Es war höchst ungewöhnlich, dass jemand dieses Stelle ablehnte.

Der Kronprinz dagegen konnte seine Überraschung kaum verbergen. Seine Stirn war gerunzelt, die Lippen leicht aufeinander gepresst.
„Aber wie kann es nicht in Eurem Interesse sein?", sprach er schließlich seine Fragen aus, „Wollt ihr das Geld und die Ehre nicht?"

Ich sah vom König zum Prinzen. Seine Stimme war überraschend weich, was nicht zu seinen markanten Zügen passen wollte.
„Ehre hat mir noch nie viel bedeutet", gestand ich kühl, „Und das, was ich will, könnt ihr mir nicht geben."

Der Prinz neigte sich kaum merklich vor, dabei fiel ihm das braune Haar ein wenig ins Gesicht.
„Was wünscht Ihr denn?"

Statt zu antworten, schüttelte ich den Kopf und schwieg.

„Nun, du hast deine Entscheidung getroffen.", der König ging zurück zu seinem Thron, „Wie kann ich mich dann erkenntlich zeigen, dass Ihr das Leben meines Sohnes gerettet habt?"
Es brauchte einen Moment bis ich antwortete.
„Schmiedet mir ein Schwert aus Schwarzstahl."

Bei meiner Antwort zog der Prinz die Augenbrauen hoch. Schwarzstahl war teuer und das Schmieden eine hohe Kunst.

Der König sah mich noch einen Moment lang aus weisen, blauen Augen an. Beinahe glaubte ich, er sah unter meine Maske aus Gleichgültigkeit und Ruhe.
„So sei es. Ich werde einen Boten schicken, es dir zu überreichen. Kommandantin Belore wird Euch aus dem Schloss geleiten."

Damit war ich entlassen, also verneigte ich mich erneut und folge Visha hinaus.

Hi,
wenn ihr welche findet, weist mich gerne auf Rechtschreibfehler hin, damit ich sie berichtigen kann. Außerdem könnt ihr mir gerne konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge geben.
Ansonsten noch viel Spaß beim Lesen!

Vera.

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