The Beginning - Kingston Univ...

By SummerOF_Love

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ABGESCHLOSSEN Band 1 der Kingston College Reihe #university Bye bye Cowboystiefel, hallo Collegebücher. Rach... More

Inhalt
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Danksagung

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By SummerOF_Love

R A C H E L

Dean Fitzgerald zu küssen war das Dümmste und zugleich das Beste was mir je in den Sinn gekommen ist. Zu wissen wie sich seine Lippen anfühlen, wie er schmeckt, wie er riecht, wie er leise stöhnt raubt mir schier den Schlaf.

Genervt schlage ich die Decke zurück und starre die in das Dunkle meines Zimmers, während ich die angestaute Luft in meiner Lunge mit einem Schnauben von mir lasse. Wie konnte ich nur so leichtsinnig nachgeben und ihn küssen? Ja, zugegeben, ich habe mich von der ganzen Situation leiten lassen. Auf dem Dach alleine mit ihm war ... romantisch irgendwie. Aber ich hätte mir mehr Willenskraft diesbezüglich zugetraut, viel mehr.

Als er so vor mir stand, mich ansah als wäre ich etwas Besonderes und mir sein maskuliner Geruch die Sinne vernebelte, hatte ich einen Kurzschluss. Ganz einfach. Menschen tun dumme Dinge, und leben trotzdem weiter. Also sollte ich daraus keine große Sache machen, zudem war ich etwas angeheitert und das wusste er. Ich schiebe es auf den Alkohol und gut ist.

Allerdings empfinde ich das Bedürfnis ihm aus dem Weg zu gehen. Vermutlich ist es besser, dass ich ihn mal eine Weile nicht sehe. Denn meine Kurse warten, Abgaben häufen sich und der Job macht sich nicht von alleine. Also ich habe alle Hände voll zu tun und das ist mir mehr als recht. An Fitz zu denken will ich nicht, das bringt mich nur auf dumme Gedanken und hält mich von meinem Plan ab. Und es kommt nie im Leben in Frage, dass ich mein Studium schleifen lasse. Ich habe mir im ersten Semester viel aufgeladen, und ich will alles davon bestehen. Also keine Ausreden, schließlich habe ich mir den Arsch aufgerissen um hier zu sein.

Dienstag erweist sich als anstrengend. Spencer, mein Professor in meinem mittlerweile liebsten Kurs, verlangt uns viel ab in der Stunde. Aber er schafft es, dass wir die ganze Zeit über konzentriert bleiben. Nach dem Kurs schleife ich mich mit schweren Kopf hinaus.

„Hey Rachel." Ich reiße den Kopf herum und blicke in Donnas lächelndes Gesicht. Wir sind gemeinsam in Spencers Kurs. Allerdings hatten wir heute keine Möglichkeit zu reden, sie kam etwas später.

„Hey Donna. Wie geht's dir?", frage ich sie.

Sie nickt und reckt das Kinn vor. „Ja gut. Die Kurse sind anstrengend und viele Abgaben."

„Ja, bei mir auch.", stimme ich ihr zu. „Wie gefällt dir der Kurs bei Spencer?"

Donna kommt ein paar Schritte näher und lächelt. „Gut. Die Stunden sind zwar inhaltlich sehr intensiv, aber ich nehme viel mit. Und mal abgesehen davon, dass Spence ziemlich gut aussieht."

Ich lächle kurz auf. „Hm, ja er sieht nicht schlecht aus.", gebe ich zu und schultere meinen Rucksack. „Aber sein Kleidungsstil ist fraglich."

Donna sieht verträumt an mir vorbei. „Nein, gerade das macht ihn interessant." Dann reißt sie den Kopf herum und sieht mich ernst an. „Glaubst du ist es verboten seinen jungen Professor nach einem Date zu fragen?"

„Ähm, naja also ich denke mal, es wird nicht gern gesehen.", meine ich, zucke aber mit den Schultern, weil ich es im Grunde nicht weiß. Zumindest habe ich noch nie darüber nachgedacht, mit einem Dozenten an der Uni auszugehen.

„Hm naja, mal sehen.", meint sie und wechselt eilig das Thema. „Ich muss jetzt los, aber hast du Lust in einem Café mal gemeinsam abzuhängen, zu lernen oder einfach zu quatschen. Wir könnten auch mal ausgehen und die Bars in der Umgebung unsicher machen."

„Ein Café hört sich perfekt an.", werfe ich ein und nicke freundlich.

„Okay. Also wir sehen uns." Sie winkt mir knapp zu, lächelt mich breit an und verschwindet um die nächste Ecke.

Ich lächle zufrieden in mich hinein und bin froh auf dem College Freunde gefunden zu haben.

Freunde, denen man die Zunge in den Hals steckt.

Gott, ich sollte den Kuss vergessen. Fitz und seine Wahnsinnslippen schwirren mir im Kopf herum und rauben mir sämtliche Energie. Ich schüttle mich und schiebe den gestrigen Abend ganz weit nach hinten in die Schublade geil, aber vergiss es.

Ich laufe über den herbstlichen Campus. Allmählich verfärben sich die Blätter und lassen die Bäume in allen warmen Tönen erstrahlen.

Mein nächster Kurs raubt mir schier die Nerven. Meine Professorin lächelt süffisant, während sie uns erklärt, dass wir für nächste Woche etwas abgeben sollen. Der nächste große To Do Punkt auf meiner so schon langen Liste. Sie verlangt von uns eine Recherche, die tief, genau und detailliert sein soll. ich notiere mir alles in meinem Heftchen und mit jedem Wort, dass sie von sich lässt, steigt die Wut in mir. Ich habe keine Ahnung wann ich das alles erledigen soll. Zumal Val unsere kleine Bude in eine Disco verwandelt hat und relativ oft Leute eingeladen hat. Als ich gestern Abend nach Hause kam, war schon eifrig mit Vorbereitungen für das kleine Treffen beschäftigt. Aus dem kleinen Treffen von ein paar Leuten wurde eine verdammte Party. Aber gut, ich muss zugeben, dass es ganz lustig war.

Unsere Dozentin beendet den Kurs und ich werfe ihr nochmal einen vernichtenden Blick zu. Ich hasse Professoren, die glauben ihr Kurs sei der Mittelpunkt unseres Lebens. Wie naiv.

Ich packe zusammen, lasse mich von dem Strom an Studenten mitreisen und schlage den Weg zum Café Shop ein. Nach dieser nervenaufreibenden Stunde verdiene ich einen großen heißen Becher Kaffee.

Etwas entspannter trete ich aus dem kleinen Laden, den ich seit meinem ersten Tag konstant besuche, und schnuppere den herrlichen Duft von Kaffee. Er beruhigt meine Sinne und löst alle möglichen Glückshormone in mir. Gib Rachel Adams einen Kaffee und sie frisst dir von der Hand. Habe ich mal erwähnt, dass ich Kaffeesüchtig bin?

Ich hebe den Becher an, aber in meiner Hosentasche Jeansjacke vibriert mein Handy. Genervt stöhne ich auf, hole es aber dennoch hervor.

„Hey Mom."

„Hallo meine Süße. Wie geht es dir denn? Ich vermisse dich ja so.", höre ich die friedliche zwitschernde Stimme meiner Mutter. Gott, sie fehlt mir auch.

„Alles gut, danke Mom.", sage ich und lächle schwach. Es tut gut ihre Stimme zu hören und mich in ihrem vertrauten Klang zu suhlen, als wäre ich ein kleines Mädchen.

„Wie läuft es auf dem College?", fragt sie weiter.

„Anstrengend aber gut. die Kurse sind super und es macht mir Spaß. Also falls ihr euch Hoffnungen macht, dass ich abbreche und wieder zurückkomme, muss ich euch leider enttäuschen."

Meine Mom seufzt. „Dad hat immer noch die Hoffnung. Du fehlst uns allen schrecklich hier."

„Ihr habt doch noch Grace und Aaron. Und mit Grace ist es bestimmt nicht langweilig.", muntere ich sie auf.

Jetzt ein Schnauben. „Nein, dieses Mädchen überrascht einen so gut wie jeden Tag. Seit neuestens geht hier ein Junge aus und ein.", erzählt Mom.

„Was? Grace hat einen Freund?", hake ich nach und ziehe die Brauen hoch. Im Sommer erklärte sie mir noch höchst überzeugt, dass Jungs in ihrem Alter nur Scheiße im Kopf haben.

„Ich hatte mit ihr das Mutter-Tochter-Gespräch noch nicht, aber ich glaube, dass es sich ernster anhört.", kichert Mom.

„Und wie ist er so?", frage ich nach und ärgere mich darüber, dass ich nicht zuhause sein kann und Grace mit ihrem ersten Freund zu beobachten. Aber die Tatsache, dass sie ihrer großen Schwester davon nichts erzählt hat, siegt.

„Er ist sehr nett. Letztens hat er sogar in der Küche geholfen und den ganzen Tag Aaron und deinem Vater auf der Farm geholfen. Er ist vom Nachbarort und ein Jahr älter als Grace.", sprudelt es aus ihr heraus. „Dein Vater ist noch grimmig ihm gegenüber, weil sein kleines Mädchen erwachsen wird, aber er kriegt sich schon noch ein."

„Jetzt machst du mich aber echt neugierig. Ich denke ich werde Grace bald anrufen.", murmle ich.

„Tu das. Aber das alles hast du nicht von mir. Schieb es auf Aaron.", wirft sie hastig ein und kichert wieder. „Du weißt ja wie sie sein kann, wenn man hinter ihrem Rücken über sie redet."

Ich lache auf und nicke. „Alles klar Mom."

Wir unterhalten uns noch eine Weile und Mom erzählt mir einiges, was sich zuhause tut. wie es aussieht, verpasse ich so einiges. Im Dorf gibt es zwei Scheidungen und alle zerreißen sich das Maul. Wie das nun mal so ist. Und wir haben einen neunen Pfarrer. Wirklich spannend.

Ich stecke mein Handy wieder weg und kann endlich an meinem Kaffee schlürfen. Ich hebe den Becher, doch plötzlich spüre ich einen unsanften Ruck an meiner rechten Schulter. Völlig darauf unvorbereitet, stolpere ich einen paar Schritte nach vor und kann meinen Kaffee nicht mehr retten. Bemitleidens sehe ich zu, wie das meiste des Bechers über den Rand schwappt und sich vor mir auf dem Asphalt ergießt. Kann dieser Tag noch beschissener werden?

Eine Gruppe von Studenten drängt sich an mir vorbei, aber niemand von ihnen schenkt mir einen Funken Beachtung. Ja gut, ich bin klein aber so klein nun auch wieder nicht.

Ich schnaube und spüre den Druck in meiner Kehle. Im Moment könnte ich wirklich heulen. Die Uni macht mir zu schaffen, zudem habe ich keine Ahnung wann ich die Abgaben alle machen soll, das Telefonat mit Mom hat irgendwie das Heimweh geweckt und dass ich gerade zusehen musste, wie mein Kaffee verschüttet worden ist, von einer Horde Studenten, die einfach über mich hinwegsehen, treibt mir Tränen in die Augen. Was für ein Scheißtag.

Ich sehe den Leuten nach und verfluche sie. Bevor ich den Blick wieder abwenden will, erweckt etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Besser gesagt jemand.

Fitz schlendert mit einem anderen Kerl den Weg entlang. Als würde er meine Anwesenheit spüren, dreht er den Kopf und seine Augen entdecken mich.

Ich will wegsehen, aber ich kann nicht. Fitz ist eine Erscheinung, die definitiv nach Aufmerksamkeit verlangt. Seine langen definierten Beine stecken in einer schwarzen Jeans und sein Oberkörper bedeckt ein dunkelblauer Hoodie. Seine schwarzen Boots sind halb zugeschnürt und verdammt, diese Haare. Sie locken ein Zucken in meinen Fingerspitzen hervor, um langsam und zärtlich durch sie hindurch fahren zu können. Sein muskulöser Körper strahlt eine beängstigende Sicherheit aus, und zu wissen, was sich alles unter seinen dunklen Klamotten verbirgt katapultiert mich direkt in die Verdammnis. Und dieses freche schwache Lächeln auf seinen Lippen sagt mir, dass er das auch weiß.

Er dreht sich kurz zu seinem Kumpel um, nickt ihm zu und bewegt sich dann auf mich zu. Denk jetzt nicht daran, wie sich seine Lippen angefühlt haben, rede ich mir ein. Doch als er auf mich zukommt, kann ich an nichts Anderes denken. Nur an seine Lippen und wie gut es war, seine Hände auf mir zu spüren.

Fitzys Blick landet auf meinem Becher, dann auf der kleinen braunen Pfütze vor meinen Füßen. Sein Gesicht verzieht sich zu einem mitleidigen Ausdruck, aber dann muss er grinsen.

„Kleine Unfall?", begrüßt er mich und kommt vor mir zum Stehen. Manchmal vergesse ich, wie groß er ist. Ich denke es sind gute eins fünfundachtzig.

„Sozusagen.", seufze ich und inspiziere meinen so gut wie leeren Becher, von dem ich noch nicht mal einen Schluck getrunken habe. „Ich wurde geschupst und mein Kaffee musste daran glauben. Der Tag ist so schon beschissen genug. Zuerst musste ich Vals gewöhnungsbedürftigen Musikgeschmack über mich ergehen lassen, dann hat meine Professorin gemeint, dass wir eh kein Leben haben und wir eine unnötige Aufgabe machen sollten, dann hat meine Mom angerufen und mir erzählt, dass meine kleine Schwester einen Freund hat. Ich bin ihr große Schwester, wir erzählen uns alles aber ihren ersten Freund verschweigt sie mir plötzlich. Und wenn ich ehrlich bin vermisse ich meine Familie schrecklich." Ich schnaube erbärmlich. „Und um dem Ganzen noch einen drauf zu setzten, hat mir so ein Penner den Kaffee verschüttet. Er hat mich nicht mal gesehen.", füge ich kleinlaut hinzu und schlucke das nagende Gefühl hinab.

Fitz mustert mich still. Er kann sich im Moment nicht entscheiden ob er Mitleid und lachen soll. „Wenn ich ehrlich sein darf ... man sieht es dir an.", murmelt Fitzy vorsichtig, seine Mundwinkel zucken aber verdächtig. Verräter.

Langsam richte ich meinen wütenden Blick auf ihn und schnaube genervt. Doch dann kann ich nicht anders und gebe ihn einen ordentlichen Stups auf den Oberarm. Meine Fingerknöchel prallen auf eine harte Wand aus Muskeln. Autsch. „Danke Fitz, ich weiß, wie erbärmlich ich aussehe!", rufe ich sarkastisch aus und lasse meine Schultern sinken.

„Du siehst süß aus. Und jetzt warte hier, ich bin gleich zurück.", meint er hastig und bedeutet mir hier zu warten. Er entfernt sich von mir und läuft in den Café Shop. Ich sehe ihm durch die großen Scheiben dabei zu, wie er sich hinter der Theke anstellt und mit dem Barista redet.

Irgendwie empfinde ich eine kleine wohlige Wärme in meiner Magengegend, seit er aufgetaucht ist. Er schafft es immer mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, damit ich mich besser fühle. Auch wenn ich mich dagegen sträube, es hilft nichts. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe und nach dem Kuss gestern kann ich an nichts Anderes mehr denken.

Aber wir sind Freunde und das habe ich ihm auch klar gesagt. Freunde, nicht mehr und nicht weniger.

Ich sehe ihm dabei zu, wie er wieder aus dem Laden tritt. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem großen Becher in der Hand kommt er auf mich zu. Es ist ein Bild für Götter. Für kaffeesüchtige, auf gutaussehende Collegekerle stehende Götter.

Ich bin verloren.

„Hier." Er drückt mir den Becher in die Hand. „Trink ihn, dann geht's dir besser."

Ich trinke einen Schluck. Oh ja, das tut gut. Krampfhaft verkneife ich mir ein Stöhnen. Über den Rand schiele ich zu Fitz. „Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass du mir meine Kaffees zahlst?"

„Damit habe ich kein Problem. Solange es dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ist das für mich in Ordnung.", sagt er und grinst. Dean Fitzgerald sollte solche Worte nicht sagen. Und schon gar nicht, wenn er mich so ansieht.

„Danke. Du rettest mir den Tag, ehrlich.", sage ich und stürzte mich begierig wieder über diese herrlich duftende Mischung.

„Kein Ding.", sagt er und verschränkt die Arme vor der Brust. „Bist du auf dem Weg zu deinem nächsten Kurs?"

Ich schüttle den Kopf. „Ja, mein letzter Kurs für heute." Jetzt wo er so mir steht und mich sein Geruch umgibt, will ich irgendwie, dass er mitkommen würde. „Später muss ich mir einen Platz zum Arbeiten und Lernen suchen."

Fitzy runzelt die Stirn, während wir langsam loslaufen. „Blockiert Val eure Wohnung?"

Ich trinke einen Schluck und nicke. „Ja. Sie meinte sie hat gerade eine künstlerische Phase und dazu braucht sie Musik. Sie hat sich in der ganzen Wohnung ausgebreitet."

„Verstehe."

„Und die ersten Nachprüfungen stehen an, da ist die Bibliothek bis auf den letzten Platz voll. Das habe ich gestern wohl oder übel kapieren müssen." Und damit übertreibe ich nicht. Ich habe fünfzehn Minuten gewartet und gebetet, dass sich jemand von seinem Platz wegbewegt, aber keine Chance. Frustriert und unverrichteter Dinge habe ich den Rückzug eingelegt und bin ins Wohnheim zurück, wo mich Val mit ihren Partyvorbereitungen überrumpelt hat. Der Rest ist ja schon bekannt. 

„Du kannst dich bei uns ausbreiten, wenn du willst.", schlägt er plötzlich vor. „Dann hat Val ihre Ruhe und du ebenso."

„Nein das geht nicht, ich will niemanden im Weg sein.", winke ich eilig ab.

„Bist du nicht. Parker und ich sind vermutlich alleine zuhause. Blake ist bis spät unterwegs, er hat ein Auswärtsspiel und Cam ist im Proberaum."

„Ich ..."

„Überlege es dir einfach.", meint er und lächelt mich an.

„Okay, danke."

Kurz laufen wir schweigend nebeneinander her. „Dex meinte Montag, dass er das gesamte Team nächsten Donnerstag zum Essen ausführt.", erzählt Fitz plötzlich. „Weil die letzte Ausgabe so gut geklappt hat, und sie ein Erfolg war."

„Dexter hört sich nach einem loyalen Boss an.", meine ich und lächle. Er war mir sofort sympathisch, das kann ich nicht abstreiten. Er nimmt sich für alles und jeden genug Zeit und sieht nicht nur dein Können, sondern auch den Menschen dahinter.

„Das ist er." Fitzy ist kurz still. „Du solltest mitkommen. Bonny ist auch dabei und du würdest das Team besser kennen lernen."

„Ich? Aber ich bin doch erst seit Kurzem dabei und habe zur letzten Ausgabe nicht mal etwas beigetragen."

„Dex würde sich freuen und ich auch. Und außerdem gehörst du dazu.", versucht mich Fitz weiter zu überreden. Das Redaktionsteam ist wirklich toll. Alle sind nett, reden mit dir und haben mich gut aufgenommen. Die Arbeit macht Spaß, auch wenn ich nur zwei Mal in der Woche in der Redaktion bin und das nur für ein paar Stunden.

„Okay, na gut. Ich komme mit.", knicke ich schließlich ein. Ein Abendessen mit all den Kollegen hört sich super an.

„Cool.", sagt er und bleibt stehen. „Also ich muss da lang. Mein Dozent hasst zu spät kommen."

„Oh okay." Ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen, dass unser gemeinsames Plaudern ein Ende hat. Zuviel dazu, ihm aus dem Weg gehen. Mein Beschluss, den ich heute Nacht um drei Uhr beschlossen habe, verpufft langsam wie Nebel in der Mittagssonne. „Danke für den Kaffee, schon wieder. Und Fitz?"

Sag es nicht. Sag es nicht. Sag es nicht.

„Ja?" Er sieht mich fordernd an, sein wachsamer Blick ruht auf mir und bringt alles möglich in mir zum Brennen. Ein lichterloh feuriges Brennen.

„Gestern Abend war wirklich schön. Tat irgendwie gut über das alles zu reden.", höre ich mich sagen.

Fitz starrt mich für ein paar Sekunden an, dann verformen sich diese wundervollen Lippen zu dem schönsten Lächeln, dass ich je gesehen habe. „Solange es nicht aus einer Laune heraus war, dass du mir das alles erzählst hast."

Ich seufze und lege den Kopf in den Nacken. Muss aber lachen. „Nein war es nicht. Ich quatsche gern mit dir, danach fühle ich mich irgendwie besser." Ich weiß, was er da tut. Er spricht den Kuss an, aber ich springe nicht darauf an. Ich will über den Kuss nicht reden, er hätte einfach nicht passieren sollen.

Er nickt lächelnd. „Ich quatsche auch gern mit dir, Rachel Adams. Aber jetzt entschuldige mich, ich werde erwartet."

Fitz macht kehrt und läuft davon. Ich sehe ihm kurz nach und versinke in Gedanken. Ohne es zu merken rutscht mein Blick weiter hinab und begutachtet schließlich Fitzys Hintern. Im nächsten Moment dreht er sich nochmal um und ich laufe feuerrot an. Wie eine überreife Tomate stehe ich, halte den Becher in der Hand und begutachte Fitzys prachtvollen Hintern, der sich perfekt in der Jeans abzeichnet.

Dean Fitzgerald macht es einem nicht leicht. Ganz und gar nicht.

Um auf andere Gedanken zu kommen, laufe ich los und konzentriere mich auf den Weg zu meinem nächsten Kurs. Während der Stunde zwinge ich mich dazu, darauf zu achten was der Professor von sich gibt. Nach einer Weile hat mich der Dozent mit seinem Vortrag über Kommunikationsethik so gepackt, dass ich ihm regelrecht an den Lippen hänge. Völlig unvorbereitet ist die Stunde zu Ende.

Im Wohnheim erwartet mich, nicht sonderlich überraschend, eine lauthals singende Val. Neben Val sitzt ein weiteres Mädchen an Esstisch und ist über einen Laptop gebeugt. Ich schließe hinter mir die Tür und versuche die Musik auszublenden.

„Hey!", ruft meine Mitbewohnerin aus, als sie mich entdeckt. Sie strahlt mich mit ihrem typischen strahlend weißen Lächeln an, dass ich nicht sonderlich böse sein kann. Val etwas übel nehmen fällt mir grundsätzlich schwer. Entweder sie hat ihr breites Lächeln so perfektioniert, dass es auf jeden dieselbe Wirkung hat und man so oder so schwach wird. Oder es ist ihre Aura, die mich in die Knie zwingt. Eines von beiden muss es sein, denn ich sage, dass es okay ist, dass sie unsere Studentenbude in ein Fashion Loft verwandelt haben.

Im Raum steht eine Puppe, an der eifrig gearbeitet wird. Was ich bis jetzt erkennen kann, soll das ein hellblaues Sommerkleid werden. Auf dem Tisch verstreuen sich einige Zeichnungen von weiteren Entwürfen. Und das Mädchen stellt sich als Ivy vor.

„Ist okay, Val. Ich werde in die Bibliothek gehen.", erkläre ich über die Musik hinweg.

Val lässt den blauen Stoff auf den Boden fallen und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Danke dir, du bist ein Schatz.", sagt sie. „Und falls du mal die Wohnung für dich brauchst, weil ein heißer Kerl zu Besuch ist, bin ich sofort weg. Versprochen."

Ich nicke und lächle halbherzig. „Klar, ich komme darauf zurück."

Hinter mir fällt die Wohnungstür ins Schloss und ich starre für ein paar Sekunden die gegenüberliegende Wand an. Und was jetzt? Die Bibliothek ist voll, da bin ich mir sicher. Den Weg dorthin kann ich mir also sparen.

Ich kneife verärgert die Augen zusammen und hole mein Handy hervor. Ich kann nicht glauben, dass ich das tue. Aber ich tue es.

Nach dem fünften Klingeln hebt Fitz immer noch nicht ab. Verärgert lasse ich es sinke und starre darauf. Eine Nachricht scheint auf.

Fitz: Kann grad nicht reden. was gibt's? Kaffee wieder verschüttet?

Ich: Haha. Nein, Val hat unsere Wohnung in ein Fashion Studio verwandelt. Bist du noch auf dem Campus?

Er: Ja, in einer halben Stunde bin ich hier fertig und fahre dann nach Hause.

Ich: Kann ich mit? Ich brauche dringend einen Platz zum Arbeiten.

Er: Klar. Komm ins Informatikinstitut und warte auf mich. Ich bin im Computerraum. Ich beeil mich.

Ich: Und nochmal, du rettest mir den Tag.

Er: Ist wohl mein neuer Job :)

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