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By frost_blossom

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By frost_blossom

𝐒𝐭𝐚𝐟𝐟𝐞𝐥 1, 𝐄𝐩𝐢𝐬𝐨𝐝𝐞 9
"𝐃𝐞𝐫 𝐓𝐚𝐥𝐞𝐧𝐭𝐰𝐞𝐭𝐭𝐛𝐞𝐰𝐞𝐫𝐛"
𝐓𝐞𝐢𝐥 2

‧͙⁺˚*༓☾

Wir waren bereits den ganzen Vormittag dabei, unter den Anweisungen von Coles Dad zu proben. Das heißt, die Jungs probten und ich sah zu, denn da sie ein Quartett ersetzten, brauchten sie nur vier Mitglieder, was mir mehr als recht war. Je länger ich jedoch zusah, umso sicherer war ich mir, dass sie so niemals gewinnen würden. Doch ich sagte nichts, um sie nicht noch mehr zu entmutigen.

"Okay, nochmal von vorn. Fünf, sechs, sieben, acht." Coles Dad spielte das Piano und die Jungs zeigten der Reihe nach Tanzschritte, zu denen sie sangen... mehr oder weniger.

"Tanz, wenn du kannst."

"Grüße an die Füße."

"Reg dich und beweg dich!"

"Steh nicht, sondern dreh dich!"

"Oh je", murmelte ich.

Coles Vater sprang auf. "Stop! Aufhören! Ugh, wenn meine Ohren nicht am Kopf festgewachsen wären, würden sie weglaufen." Er lief einmal an ihnen vorbei und beurteilte sie dabei. "Kai, ich mag deine Energie, aber diese Frisur..." Kai stöhnte, als sein Kopf mit dem Gehstock Bekanntschaft machte. "Jay, du gibst wahnsinnig viel, aber ich brauch noch mehr. Zane, du bist wie eine Maschine. Ändere ja nichts." Zane lächelte zufrieden. "Und Cole... Versuch wenigstens, so zu tun, als würdest du hier mitmachen wollen."

Ich hörte, wie Jay Kai zuflüsterte, dass er noch schlimmer sei als Sensei Wu. Zwar konnte ich das nicht wirklich beurteilen, da ich noch nie mit Wu, sondern bisher nur mit den Jungs trainiert hatte, aber dass Coles Vater sehr streng war, war nicht zu übersehen.

Coles Dad drehte sich zu mir und raunte bittend: "Bist du sicher, dass du nicht einen von ihnen ersetzen willst?"

"Ähm, ja, bin ich. Das würde, glaube ich, keinen großen Unterschied machen."

Er seufzte. "Okay, machen wir weiter. Wir kommen zum atemberaubenden, alles in den Schatten stellenden Höhepunkt! Cole, die Geschichte darf sich auf keinen Fall wiederholen!" Mahnend richtete er seinen Gehstock auf seinen Sohn.

"Dad!", nörgelte Cole. "Es war der dreifache Tigertanzschritt! Und ich war erst sieben."

"Was ist denn der dreifache Tigertanzschritt?", fragte Kai zurecht. Der Name klang irgendwie... bescheuert.

"Oh, nur die schwierigste Tanzfigur, die es überhaupt gibt", antwortete Cole und man konnte deutlich die Verbitterung in seiner Stimme hören, weil sein Vater so hohe Erwartungen an ihn stellte.

"Da hat er recht", gab dieser zu. "Viele Profis haben sich daran versucht, aber sie wurde noch nie erfolgreich komplett vorgeführt."

"Und mein Vater dachte, ein Siebenjähriger würde das hinbekommen!" Coles Stimme wurde immer lauter. "Aber am Ende bin ich auf die Nase gefallen, hab mich lächerlich gemacht und meine Gruppe total enttäuscht."

Sein Vater blieb stur. "Wenn ihr gewinnen wollt, dann müsst ihr euch mehr ins Zeug legen. Okay, Zeit für 'ne Pause. Fünf Minuten!" Er verschwand und schloss die Tür hinter sich.

"Wow", machte ich nur, stand von meinem Platz am Rande des Raums auf und ging zu den anderen. "Jetzt verstehe ich, warum du so mies drauf bist."

"Weil du seine Erwartungen nicht erfüllen konntest!", fügte Jay alles andere als einfühlsam hinzu. "Hast du deswegen aufgehört?"

"Ich hätte die Erwartung erfüllen können!", schnauzte Cole. "Hört zu, ich kläre das mit meinem Vater, aber wir müssen uns an den Plan halten. Wir müssen dieses Theater so lange durchziehen, bis wir die Trophäe in der Hand halten."

"Ach, ich weiß nicht", grinste Jay. "Ich könnte mir sogar vorstellen, dass wir dieses Ding gewinnen."

Ich begann, loszuprusten, doch als ich merkte, dass Jay es ernst meinte, tat ich schnell so, als müsste ich bloß husten.

Cole funkelte uns beide an.

"Okay, okay, wir halten uns an den Plan", gab Jay unzufrieden nach.

Ich beugte mich zu Zane. "Cole sieht aus, als wäre er kurz davor, zu explodieren..."

Zane überlegte einen Moment. "Wie wär's, wenn wir im Hof weiterüben? Die frische Luft tut uns sicher gut."

Cole atmete tief durch und sagte wenig begeistert: "Na schön, wieso nicht." Ich machte Anstalten, ihnen zu folgen, hielt dann aber inne.

"Joy?" Jay sah zu mir zurück. "Alles in Ordnung?"

"Ich, ähm, ich komme gleich nach. Geht ruhig schon mal", sagte ich. Er zuckte mit den Schultern und ging den anderen nach.

Als ich mich versichert hatte, dass ich allein war, sah ich die Platten durch, die im Raum waren, und legte eine auf. Dann stellte ich mich in die Mitte des Zimmers, atmete tief durch und schloss die Augen. Zunächst zögerlich und etwas ungelenk, dann immer sicherer bewegte ich mich zur Musik. Es war schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal getanzt hatte, und ich bereute es. Während ich tanzte, vergaß ich für einen Moment, warum wir hier waren, vergaß sogar, dass die anderen reinkommen könnten. Ich hörte nur die Musik und spürte sie in meinem Blut.

Als das Lied vorbei war, blieb ich schweratmend, aber glücklich stehen und blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ich erstarrte, als hinter mir Applaus ertönte und Coles Vater auf mich zu kam. "Sehr gut, meine Liebe! Bravo! Mein Sohn und seine Freunde können noch einiges von dir lernen."

"Oh, n-nein, sie... sie sind gar nicht so schlecht", stammelte ich überfordert.

"Aber nicht so gut wie du. Wieso wolltest du nicht Teil der Gruppe sein?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin nicht sicher... Es ist einfach schon so lange her, seit ich das letzte Mal getanzt habe. Ich hatte wohl Angst, eingerostet zu sein."

"Nun, deine Sorge war unbegründet."

"Danke, Sir", lächelte ich und spürte Stolz in mir aufkommen. Ein solches Lob, und dann auch noch von Coles strengem Vater, bedeutete mir viel.

"Nenn mich Lou, Kind. Aber sag mir... Wie meintest du das, als du eben sagtest, du hättest schon länger nicht mehr getanzt? Gehst du etwa nicht auf die Marty Oppenheimer Schule?"

Verdammt. "Äh..." Fieberhaft suchte ich nach einer Ausrede. Am logischsten erschien es mir, möglichst nah an der Wahrheit zu bleiben. "Mein Bruder geht auf die Kunsthochschule, ich nicht. Wir haben uns deswegen lange nicht gesehen und da dachte ich, ich schaue mal vorbei und überlege mir, die Schule zu wechseln." Ich war eine fürchterliche Lügnerin, wie Cole heute Morgen schon angemerkt hatte, aber komischerweise ging mir diese Geschichte ganz einfach von den Lippen als ich daran dachte, wie wichtig es Cole war, dass hier alles glattlief.

Zum Glück glaubte Lou mir. "Das ist doch schön zu hören! Ein Talent wie deines sollte nicht verschwendet werden. An der Kunsthochschule wäre es bestimmt - " Er unterbrach sich, rief plötzlich aus: "Das ist es! Ich weiß, wie ihr den Wettbewerb gewinnt!"

"Ach so?", sagte ich, unsicher, ob ich seine Idee wirklich hören wollte.

"Aber ja! Wo sind mein Sohn und seine Freunde?"

"Draußen", antwortete ich. "Was - "

Doch er war schon nach draußen gerannt, um sie zu holen.

-

"Nein, nein, nein, nein!", meckerte Lou und rieb sich die Schläfen. "Sie ist keine Marionette, deren Fäden du ziehen kannst, Cole! Du führst, aber ihr tanzt trotzdem zusammen!"

Coles Vater hatte die Idee gehabt, dass ich mit einem der Jungs einen Duetttanz aufführte, um unsere Chancen zu erhöhen, und danach die Jungs zu viert den ursprünglichen Tanz anhingen und ohne mich weitermachten. Zu meiner Überraschung fanden Kai, Zane und Jay die Idee gut, denn sie wollten wirklich versuchen, den Pokal zu gewinnen. Cole allerdings war nicht begeistert.

Seine Laune verschlimmerte sich noch mehr, als sein Vater ausgerechnet ihn als meinen Tanzpartner aussuchte. Seine Begründung lautete wie folgt: Ein derartiger Tanz und das dazugehörige Lied waren nicht dazu bestimmt, von Bruder und Schwester performt zu werden, also fiel Jay schon mal weg. Zane und ich harmonierten angeblich nicht gut miteinander und Kais Haare gefielen Lou nach wie vor nicht. Cole allerdings war sein Sohn und er setzte immer noch große Erwartungen in ihn, weshalb er mit mir tanzen sollte.

Leider fiel ihm das nicht leicht; seine Haltung war sehr verkrampft und er machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.

"Ich versuche es ja, aber zwei komplette Tänze in so kurzer Zeit zu lernen, ist echt viel verlangt!", verteidigte Cole sich.

Lou schnaubte nur. "Stell dich nicht so an, mein Sohn, und versuch es nochmal."

Jay, Kai und Zane tauschten einen Blick. Cole sah aus, als würde er gleich an die Decke gehen. Er öffnete bereits den Mund, um seinem Vater die Meinung zu geigen, da stellte ich mich zwischen die beiden und schnitt ihm das Wort ab. "Wie wäre es, wenn alle mal rausgehen und während ihr mit Lou eure Schritte verbessert, übe ich mit Cole weiter?" Eindringlich sah ich meinen Freunden in die Augen.

Sie verstanden, worauf ich hinauswollte, und stimmten sofort alle dafür. "Na schön", gab daher auch Lou nach. "Lasst uns in den Hof gehen. Und Cole, streng dich an!" Dann schlug er die Tür zu.

"Was glaubt er eigentlich, was ich hier mache?" Wütend fuhr Cole sich durchs Haar und lief auf und ab. "Er hat mich nie gefragt, ob ich überhaupt Tänzer werden will, und das einfach entschieden! Ich gebe schon mein Bestes, wieso muss er immer so unzufrieden sein?"

Stumm beobachtete ich Cole eine Weile beim Auf- und Abgehen und hörte mir seine Beschwerden an. Dann stand ich auf und packte ihn sanft, aber bestimmt an den Schultern. "Hör mir zu, Cole. Dein Vater ist nun mal ein sehr ehrgeiziger Mann, aber er meint es sicher nicht böse. Ich weiß, dass du dich anstrengst, aber du bist nicht mit ganzem Herzen dabei."

"Wie soll ich mit ganzem Herzen für etwas einstehen, das ich noch nie mochte?", argumentierte er.

"Muss ich dich daran erinnern, wofür wir das eigentlich machen? Wir gehen doch nur wegen der Klinge zu diesem Wettbewerb!" Ich schob sein Gesicht sanft zu mir und zwang ihn so, mich anzusehen. "Denk nicht an deinen Vater und zweifle nicht an dir. Denk an Ninjago und daran, es zu retten. Denn dafür bist du geboren, Cole, dafür kannst du mit ganzem Herzen dabei sein."

Er nickte langsam. "Du hast recht... Tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe."

Beruhigend lächelte ich. "Schon vergessen. Jetzt komm, wir versuchen es nochmal." Wir gingen den Tanz und das Lied noch insgesamt dreimal durch. Und beim letzten Mal schafften wir es tatsächlich beinahe fehlerfrei.

"Das war gut!", freute ich mich, als die Musik verklang.

Cole lächelte sogar wieder. "Ja, ich glaube, so langsam habe ich den Dreh raus. Du bist eine echt gute Lehrerin." Freundschaftlich stieß er mich mit der Schulter an.

"Und du bist ein guter Schüler", lächelte ich.

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