,,Du bist ja immer noch nicht wach, Victoria du kommst zu spät!'' was auch immer da gerade so laut ist, ich ignoriere es einfach und drehe mich auf die andere Seite meines Bettes.
,,Victoria! Du musst aufstehen, du hast verschlafen!'' die Stimme ist noch lauter als zuvor, sodass ich zusammen zucke. Dann realisiere ich, was sie sagte und ich reiße ruckartig meine Augen auf.
Nein bitte nicht...
So schnell es geht, greife ich nach meinem Handy und sehe, dass wir 7:46 Uhr haben und ich tatsächlich verschlafen habe. An meinem ersten Schultag an der neuen Schule.
,,Ich hasse mein Leben.'' jammere ich frustriert vor mich hin und stehe widerwillig auf. Dieses blöde Ding, was sich Wecker nennt, hat sich dazu entschieden, einfach mal nicht zu klingeln.
Ohne noch großartig Zeit zu verschwenden, verschwinde ich ins Bad um mir da mein Gesicht zu waschen und meine Zähne zu putzen.
Anschließend gehe ich wieder zurück in meinem Zimmer und ziehe mir schnell eine blaue Baggy Jeans und dazu ein weißes, etwas bauchfreies Top an. Es ist langärmelig, hat aber ein wenig Ausschnitt, was ich mit einer Kette betone.
Ich schminke mich ein wenig, was zum Glück nicht allzu lange dauert, da ich nicht wirklich viel benutze. Meine braunen langen Haare kämme ich noch kurz und lasse sie dann offen, so wie ich es meistens tue.
Zu guter letzt, schnappe ich mir noch meine Schultasche, werfe mein Handy rein und eile runter in die Küche, wo meine Mum auf mich wartet.
,,Es tut mir leid, mein Wecker hat nicht geklingelt.'' entschuldige ich mich. Sie musste extra ihren Chef fragen, ob sie später kommen könnte, da sie mich zur Schule fahren muss.
Ab morgen muss ich dann mit dem Bus oder zu Fuß, weswegen ich mir heute den Weg gut merken muss.
Ich lebe mit ihr alleine in einen einfachen Haus, was für uns beide mehr als genug ist. Mein Vater hat uns verlassen als ich 7 Jahre alt war, weil er für so ein Leben angeblich nicht bereit war.
Wie kann man das bitte nach 7 Jahren erst feststellen?
Aber ist mir auch egal, meine Erinnerungen an ihn sind nur verschwommen und meine Mutter reicht mir voll und ganz.
,,Ist okay aber komm jetzt.'' sagt sie liebevoll und streng zugleich. Meine mum ist alles andere als streng, aber wenn sie unter Stress ist, ist mit ihr nicht zu spaßen.
,,Was ist mit Frühstück?'' frage ich traurig und ziehe einen Schmollmund. Beim Essen ist dann mit mir nicht zum spaßen, aber heute muss ich leider eine Ausnahme machen.
Ich kann darüber glücklich sein, nicht zuzunehmen, egal wie viel ich esse. Mein Gewicht bleibt immer gleich und ich bin zufrieden mit meiner Figur.
,,Du weißt, dafür haben wir jetzt keine Zeit.'' Ich nicke ergeben und schon gehen wir beide raus zu ihrem Auto. Ich selber habe noch keinen Führerschein und somit auch kein Auto, aber ich bin auch erst 17.
,,Wie viel Uhr haben wir eigentlich?'' Frage ich mit etwas erhobener Stimme, weil man mich sonst nicht hören würde. Während der Fahrt hören wir immer Musik.
Kennt man diese Mütter, die einen grässlichen Musikgeschmack haben?
Meine zum Glück nicht. Wir haben den gleichen und ich liebe es.
,,8:27 Uhr.'' antwortet sie in der gleichen Tonlage wie ich. Wie toll, dass ich meine erste Stunde verpasse. Zeigt sicherlich einen schönen ersten Eindruck, am ersten Tag zu spät zu kommen.
Ändern kann ich es jetzt aber sowieso nicht.
Wir sind schneller an der Schule angekommen als erwartet und der Weg war sogar ziemlich einfach zu merken. Aus dem Fenster sehe ich schon meine Schule und sie ist viel größer als meine alte. Draußen steht aber keine Menschenseele, was mich ein wenig wundert.
Ja größtenteils ist gerade im Unterricht, aber es müsste doch welche geben, die die erste frei haben oder?
Ich verabschiede mich noch von meiner Mum, nehme meine Tasche und steige aus dem Wagen. Im normalem Tempo begehe ich mich auf dem Weg zum Sekretariat, um Informationen über meine Räume und all das zu erfahren. Ich werde dann einfach zur zweiten Stunde zum Unterricht erscheinen, ist doch halb so wild.
Als ich um die Ecke biege, entdecke ich zwei Jungs. Der eine trägt eine kaputte Brille und seine Nase blutet stark. Er wird am Kragen von einem muskulösen Typen an die Mauer gedrückt und angebrüllt.
Sieht für mich so aus wie Nerd und BadBoy.
Meine innere Stumme meldet sich sofort zu Wort und meint, ich solle dahin gehen.
Jedoch will ich mich nicht wirklich am ersten Tag in einer Prügelei einmischen...
Außerdem sieht der muskulöse Typ mit seinem schwarzen Haaren und dazu den schwarzen Klamotten gefährlich aus. Ihn würde es ganz sicherlich nicht gefallen, wenn ich dazwischen gehe.
Vielleicht schlägt er mich dann auch, wer weiß das schon?
Würde ich denn aber in solch einer Situation nicht auf wollen, dass man mir hilft? Er sieht echt hilflos aus und sehen tut ihn gerade auch niemand, außer mir.
Ich bin sozusagen seine einzige Chance.
Seufzend gehe ich in die Richtung der beiden und höre eine tiefe und raue stimme.
,,Noch einmal so ein Spruch und du bist-.'' brüllt diese aber ich unterbreche ihn. Oh Gott, wenn ich das nicht bereue.
,,Hey du, lass ihn los!'' Der Nerd bemerkt mich direkt und schaut mich schockiert und erleichtert zugleich an, während der andere keinen Anschein dazu macht, mich ebenfalls anzusehen.
,,Wer auch immer du bist. Misch dich gefälligst nicht ein!'' zischt er wütend, ohne sich umzudrehen.
,,Ach komm schon. Das ist beinahe erbärmlich das du jemanden schlägst, wobei du weißt, der jenige hat keine Chance.'' spreche ich die Wahrheit aus, auch wenn ich gerade etwas zu selbstbewusst bin.
Ich bin schon immer selbstbewusst gewesen, aber in so einer Situation, steckte ich bisher nicht.
Jetzt lässt er von den Jungen ab und dreht sich langsam zu mir um. Seine grünen Augen weiten sich ein wenig. Wieso weiten sich seine Augen wenn er mich sieht? Und wow.
Der ist ja mal attraktiv.
Von einer Sekunde auf der anderen werden seine Augen wieder kalt und wütend.
,,An deiner Stelle würde ich aufpassen was du sagst!'' seine Kiefer sind stark aufeinander gepresst und ich hoffe einfach, dass er nicht gleich auf mich losgehen wird.
,,Wie gut das es mich nicht interessiert was du sagst also lass den Jungen einfach in Ruhe. Wie du siehst hat er schon genug abbekommen.'' trotz seiner furchteinflößenden Miene, lasse ich mich nicht einschüchtern.
,,Er hat's verdient.'' zuckt er mit den Schultern und ignoriert meinen ersten Satz.
,,Weil er deine Hausaufgaben nicht machen wollte oder was?'' Lache ich.
,,Ach geh mir einfach aus dem Weg und halte dich in Zukunft aus meinen Angelegenheiten raus, verstanden?'' zischt er wieder wütend und kommt mir plötzlich näher.
,,Jaja.'' sage ich nur, damit das alles schnellstmöglich vorbei ist. Er guckt mich nochmal kurz an, bis er sich umdreht und ins Schulgebäude geht.
Ein Keuchen erweckt mich aus meiner Starre, wo ich den Typen hinterher gesehen habe. Ich drehe meinen Kopf zu den Geräusch und ich sehe den Nerd, der jetzt halb auf dem Boden liegt und seine kaputte Brille in der Hand hält.
Klar muss er jetzt nicht nur wegen seiner Brille ein Nerd sein, aber er trägt eine beige farbene Hose und ein blau-grün kariertes Hemd, weswegen er den Eindruck macht.
Ich gehe mit großen Schritten auf ihn zu und helfe ihm hoch. Seine Nase ist total am bluten und sein Auge wird zu hundertprozentig blau.
,,Gehts?'' frage ich ihn und achte darauf, ihn nicht weh zu tuen. Er löst sich schnell von meinem Griff und stellt sich gerade hin. Ich habe das Gefühl, er möchte stark wirken aber zugleich wirkt er auch nervös.
,,Ja danke.'' lächelt er leicht, muss aber am Ende husten, wofür er sich direkt entschuldigt. Es ist, als würde er schüchtern wegen meiner Anwesenheit sein.
Vielleicht hat er ja nicht viel mit Mädchen zu tuen und ist jetzt unentschlossen, wie er reagieren soll. Und das soll nicht böse klingen. Er sieht sogar mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen ziemlich süß aus.
,,Nichts zu danken. Soll ich den Krankenwagen rufen oder so?'' frage ich, weil ich nicht weiß, wie sehr es schmerzt.
,,Doch eigentlich schon. Wenn er es jetzt auf dich abgesehen hat, dann ist es meine Schuld. Und nein kein Krankenwagen, es sieht schlimmer aus als es ist.'' sagt er und schaut mich schuldbewusst an.
,,Wer war das denn?'' frage ich neugierig.
,,Chase Devon. Der beliebteste Junge der Schule mit dem sich keiner anlegt.''
,,Und was wollte er dann von dir?'' er sieht nicht so aus, als würde er sich mit jemandem anlegen wollen.
,,Er hat mich angerempelt, war aber der Meinung, dass ich ihn angerempelt habe.''
,,Wow der kann ja übertreiben.'' murmle ich. Ich finde es nicht in Ordnung wenn man wegen einer Kleinigkeit so übertreiben muss. Schätzen tue ich einfach mal auf Aggressionsproblemen.
,,Ja ich bin übrigens Noah.'' stellt er sich vor und streckt mir seine Hand entgegen.
Diese nehme ich an ,,Victoria.''
Da er mich nur anlächelt, entscheide ich mal meine Suche weiter zu führen.
,,Ich muss dann mal. War nett dich kennen zu lernen.'' und damit mache ich mich auf dem Weg ins Schulgebäude und höre noch wie er ein ,,Bye'' erwidert.