White Armor

By Hen_Lux

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Bislang blieb der Fokus der Republik auf die Klonkriege gerichtet. Doch das einzige Mittel zum Sieg ist in ih... More

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Prolog
Kapitel 1 - Die Stille nach dem Lärm
Kapitel 2 - Trueblood
Kapitel 3 - Ihr Schicksal wird das unsere sein
Kapitel 4 - Emotionslos
Kapitel 5 - Die Stille davor
Kapitel 6 - Schlammspringer
Kapitel 7 - Täuschung und Vertrauen
Kapitel 8 - Heilungsprozess
Kapitel 9 - Die Röte auf seinen Wangen
Kapitel 10 - Seyda
Kapitel 11 - Nicht sein Geschmack
Kapitel 12 - Die Süße der Vergangenheit
Kapitel 14 - Herzstillstand
Kapitel 15 - Ein Nichts in der Schwärze
Kapitel 16 - Die Frage der Realität
Kapitel 17 - Alte Sünden
Kapitel 18 - Drayk

Kapitel 13 - Unbeglichene Schulden

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By Hen_Lux

„General."
Admiral Zess nickte Cease zu, als sie die Brücke betrat und das Licht Coruscants durch die Fenster strömte, während vorher, auf dem Weg zur Brücke, kein natürliches Licht sie erreicht hatte. Das Licht im Aufzug war kühl gewesen und sie hatte Hammer durch den Helm schnauben hören, denn sie wusste, dass es ihn an die Krankenstation und seine Zeit im Bactatank erinnerte. Ihre Nackenhaare hatten sich aufgestellt, als sie realisierte, dass Hammer nach einer Lungentransplantation innerhalb kürzester Zeit wieder aufs Schlachtfeld musste und sie hatte bemerkt, dass er, kurz vor dem Weg zur Brücke, Bacta auf seine Wunde geschmiert hatte. Bacta konnte sie schon fast einen Standardkilometer entfernt riechen, es roch kühl, heilend und erwärmend.
„Wie geht es Ihnen, Hammer?", hatte sie ihn gefragt und seine braunen Augen musterten sie.
„Ich fühle mich kampftauglich."
„Sicher?", hatte sie gedrängt, doch bekam ein selbstbewusstes Nicken.
Und nun, als sie auf der Brücke stand, neben ihr Seyda, der Commander und Admiral Zess, spürte sie das ansteigende Adrenalin vor diesem großen Auftrag.
Der Holotisch surrte.
„Wir haben euch die Koordinaten übermittelt. Meisterin Virai benötigt unverzüglich Hilfe. Sie und ihre Männer wurden in den Wälder von Droiden eingekesselt und ihr Lager am westlichen Rand wurde zerstört. Sind alle Hilfsgüter bereits verladen?", fragte das blaue Hologram in Form von Meister Windu sie. Neben diesem Abbildungen von Shaak Ti und Yoda, der abwechselnd sie oder Seyda ansah.
„Ja, Meister."
„Ihr werdet womöglich bleiben müssen bis sich der Konflikt aufgelöst hat und die Droiden zurückgeschlagen wurden. Anschließend kehrt ihr zurück oder erhaltet neue Anweisungen. Möge die Macht mit euch sein."
„Danke, Meister Windu. Ich werde euch kontaktieren sobald wir Belkadan erreicht haben."
Die drei Gestalten nickten, wobei sie Yodas stechenden Blick auf sich bemerkte und sah ihn an. Etwas Wissendes lag in den Augen des Großmeisters, als würde er in Kenntnis über etwas sein, das Cease nicht wusste, als würde er in die Zukunft sehen. Doch ehe sie schlauer werden konnte, erlosch das Hologramm und die Stimme eines Klons ertönte.
„Bereit zum Sprung in den Hyperraum, Admiral!"
Cease hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Atmosphäre Coruscants verlassen hatten und nun lag die unendliche Schwärze vor ihr.
„Los geht's!", antwortete Zess brüllend und die Sterne vor den Scheiben verzogen sich zu langen Lichtstreifen, ehe ein kaum spürbarer Ruck das Schiff erfasste und es in einen schimmernden, blauen Tunnel mit Lichtgeschwindigkeit raste.
„Na schön, General. Wie lautet euer Plan?"
Sie räusperte sich, dann trat sie ein Stück näher an den Tisch und steckte den Datenchip in die vorgesehene Öffnung. Eine Karte in Form eines Holograms erschien, sie zeigte großes, waldiges und hügeliges Gebiet mit kleineren Sumpfgebieten und einer Küste am westlichen Rand des Kontinents. Ein Bereich stach rot markiert in Küstennähe hervor und Cease deutete auf dieses.
„Dies sind die Koordinaten, die wir von Meisterin Virai, kurz vor der Zerstörung ihres Lagers, übermittelt bekommen haben. In diesem Bereich halten sie sich womöglich auf. Bislang ist es uns nicht gelungen Kontakt aufzunehmen, was bedeutet, dass ihr Transmitter ebenfalls zerstört worden ist. Wie viele Männer sind genau an Bord, Commander?"
„Über ein Regiment, 2547 Männer, Ma'am. An Bord der Exceptor befinden sich Hilfsgüter. Wir haben erst kurz vor dem Start die Mitteilung bekommen, dass wir nur mit einem Regiment ausrücken. Eine ganze Brigade würde zu viel Aufmerksamkeit erregen."
„Wir teilen dieses Regiment in vier Bataillone auf. Beide Schiffe werden uns bis in den Orbit bringen, von dort aus werden wir mit Kanonenbooten den Boden erreichen, die Hilfsgüter werden ebenfalls eingeflogen. Allerdings können wir nicht einfach mit 2500 Mann durch den Dschungel marschieren und hoffen auf Meisterin Virai zu treffen. Ich werde Seyda, Bataillon eins und einen Bataillonskommandanten nehmen und von Osten hinzustoßen. Bataillon zwei untersteht dem jeweiligen Bataillonskommandanten und wird von Süden her anfliegen. Sie, Hammer, werden zu Bataillon drei gehen und von Westen hinzustoßen. Bataillon vier wird von Norden anfliegen. So werden wir den Feind einkesseln und vermutlich auf die Vermissten stoßen."
Vier blaue Punkte am Rande des markierten Bereiches erschienen in den verschiedenen Himmelsrichtungen.
„Die vier Bataillone werden an diesen Punkten landen und wir gehen nicht weiter vor bis alle an den zugeteilten Koordinaten sind. Sollte es Probleme geben, dann wird Rücksprache mit mir gehalten. Wenn alles gut geht und wir nicht auf unerwartete Probleme stoßen, dann rücken wir vor und treffen in der Mitte aufeinander."
„Warum das kreisförmige Vorgehen, General? Das Wasser kesselt den Feind bereits von einer Seite ein.", fragte Admiral Zess und seine graue, buschige Augenbraue hob sich.
„Das sind die genauen Koordinaten des Lagers kurz vor der Zerstörung.", antwortete sie und ein schwarzer Punkt erschien in Küstennähe im roten Bereich. „Vergessen Sie nicht, dass wir die Information erhalten haben, dass der Plan der Separatisten Schiffswerften zu bauen ist, um einen besseren Transport des wertvollen Minerals zu ermöglichen, welches nur am Meeresgrund zu finden ist. Außerdem befindet sich immer noch Land zwischen Lager und Küste, was bedeutet, dass der Bereich aus westlicher Richtung immer noch angreifbar ist."
Zess räusperte sich und sein Schnurrbart zuckte nervös, er schien noch nicht von ihrer Strategie überzeugt zu sein.
„Es würde reichen, wenn die Bataillone von Norden, Süden und Osten eintreffen. Der Feind hätte keine Möglichkeit mehr zu fliehen, da er bereits umzingelt ist."
Es war nicht unüblich, dass Admiral Zess nicht von Kampfstrategien überzeugt war, doch wie Cease wusste, hielt er sie in vielen Situationen noch zu jung, zu weiblich, um Strategien zu entwickeln. Wäre es Meister Sa-Vin gewesen, so wäre er begeistert gewesen, schließlich wären beide in dem gleichen Alter gewesen, doch nun stand sie dort: Ungefähr einen halben Kopf kleiner als Hammer, weiblich und hatte erst vierundzwanzig Jahre erreicht.
„Admiral, Sie übersehen, dass deren Plan Schiffswerften sind. Sie haben wohl einen Weg zur Flucht übers Wasser.", antwortete sie diesmal mit einem spitzen und harschen Ton, doch dies brachte ihn nur dazu die Augenbraue zu heben.
„Mit ein paar Schiffen werden sie nicht weit kommen. Die Mission lautet General Virai und ihre Mannschaft zu retten."
„Das werden wir tun. Doch ich werde nicht zulassen, dass wir Belkadan im Stich lassen und die Yuuzhan Vong unseren Feinden überlassen."
Einen Moment lang war es kurz Still, sie hörte, wie Seyda nervös mit dem Fuß auf dem Boden schabte und Hammer die Schultern straffte. Zess funkelte sie mit einem bösen Blick an.
„Es ist in der Vergangenheit schon zu mehreren Konflikten mit den Yuuzhan Vong gekommen.", erwiderte er mit tiefer Stimme und die Kälte in dieser ließ ihr schon fast das Blut in den Adern gefrieren.
„Weil es ihr Planet ist. Schließen sie sich nicht der Republik an, so müssen wir dies akzeptieren. Sie haben uns um Hilfe gebeten, als mehr und mehr Droiden mit der Belagerung begonnen haben und Sie sollten wissen, dass man eine höfliche Hilfe nicht einfach ablehnt nur aus zu viel Stolz und Überheblichkeit, Admiral Zess."
Ein Funke Zorn stieg in ihr auf, noch dazu das Flimmern des Tunnels, durch diesen sie flogen, welcher sie zusätzlich nervös machte, doch genauso schnell wie der Funke Zorn aufkeimte, unterdrückte sie ihn wieder.
Zess schien mit der gesamten Situation überhaupt nicht mehr zufrieden zu sein und plötzlich war sie froh, dass sie nicht alleine mit ihm war.
„Das weiß ich sehr wohl, General Vri'lia. Doch ich befürchte, dass ihr ein Bataillon unnötig einsetzt, wo man dieses besser an einer anderen Front einsetzen könnte."
Plötzlich ertönte ein Räuspern neben ihr. Zess sah wutentbrannt zu dem Klon, der ihm mit gestrafften Schultern und leicht erhobenem Kinn seine Meinung sagte.
„Ich stehe hinter dem General. Wir müssen diese Schiffswerften zerstören, denn so sichern wir gleichzeitig die Zukunft der Yuuzhan Vong. Zudem können wir diese Blechbüchsen von allen Seiten einkesseln und erschießen."
Mit langsamen Schritten lief Zess um den Holotisch herum, vergaß jedoch nicht eine Sekunde lang den Blick weiter finster auf den Klon zu richten, welcher zwar ein ausdrucksloses Gesicht zeigte, doch nicht das amüsierte Funkeln in seinen Augen verbarg.
„Commander... In all diesen Jahren haben Sie nicht einmal aufgehört ihren Vorgesetzten die Meinung zu sagen, hm?"
Die Gesichter beider trennten keine dreißig Zentimeter mehr. Hasserfüllt ließ Zess den Blick über das Gesicht des Klon-Kommandanten schweifen und sah ihm dann mit starrem Blick in die Augen.
„Sagen Sie, sind Sie befugt ein Bataillon zu befehligen? Normalerweise sind es Brigaden."
Hammer verzog keine Miene. Er starrte ihm genauso starr und erdrückend in die Augen. Zess wusste, dass er befugt war, doch es war reine Provokation.
„Ich bin Senior Klon-Kommandant, CC-1075, man ist befugt mir eine gesamte Brigade zu unterstellen. Zusätzlich würde ich die Befehlsgewalt über vier Regimentskommandanten erhalten. Darunter zählen auch Bataillone."
Damit hatte der Admiral nicht gerechnet.
„Und wo sind diese Bataillonskommandanten?", zischte dieser und kam ihm fast noch näher.
„CRC-09/3822, genannt Zeec, CRC-09/3767, genannt Byl, CRC-09/3835, genannt Jez, und CRC-09/3846, genannt Boro."
„CC-1075, Sie sollten auf ihre Ausdrucksweise achten."
„Ich bevorzuge den Namen Hammer oder Commander."
Neben ihr kicherte plötzlich Seyda. Zess' Blick richtete sich gefährlich auf das Mädchen.
„Und Ihr, Padawan, solltet auf euer Verhalten achten. Ihr seid nun im Rang eines Commanders."
Plötzlich wurde Seyda ganz blass und richtete ihren Blick auf Cease, doch diese lächelte nur über diese gesamte Situation.
„Admiral, wenn sie unzufrieden mit mir als Generälin oder Hammer als Kommandant sind, dann sollten Sie sich bei der Behörde beschweren, doch da wir uns zur Zeit mehr und mehr von Coruscant entfernen, ist Ihnen die Möglichkeit noch nicht gegeben. Es ist für beide Seiten besser, wenn Sie sich mit der Strategie zufrieden stellen, die Commander Hammer und ich erarbeitet haben."
Zess schnaubte, sah wieder zu Seyda und Hammer, doch als er dort Zustimmung zugunsten Vri'lias fand, schnaubte er und entfernte sich.
„Das werte ich als eine Zustimmung.", kicherte sie leise und bekam ein Lächeln seitens Hammer.
„Alte Männer können launisch sein. Selbst als General Sa-Vin noch am Leben war, konnten wir uns nicht anfreunden.... Altersunterschied."
Cease lachte herzlich.
„Meisterin?", fragte Seyda sie plötzlich. „Werde ich auch ein Bataillon anführen?"
„Nein, du wirst schön bei mir bleiben, damit ich dich beobachten kann. Wenn du mehr Erfahrung hast, dann vielleicht, doch Hammer übernimmt in dem Fall eins."
„Keine Sorge, Kleine, irgendwann seid Ihr hier der Boss.", gab Hammer lächelnd von sich und zwinkerte der Schülerin zu.
„Hammer wird dich schon nicht in den Tod schicken. Und jetzt komm, du solltest dich noch etwas ausruhen.", sprach Cease lächelnd zu ihr und deutete mit dem Kopf in Richtung Tür. Das junge Mädchen nickte, ehe sie die Brücke verließ und Energie für die anstehende Schlacht tankte.
Hammer hakte den Helm an seinem Gürtel ein.
„Sie ist enttäuscht.", meinte er und sah auf Cease hinab.
„Sie hat eine Neigung sich Respekt verschaffen zu wollen. Ich möchte sie nicht direkt alleine und blind und mit einem ganzen Bataillon aufs Schlachtfeld schicken. Es ist besser, wenn Sie oder ich an ihrer Seite sind."
Er schnaubte amüsiert.
„Hormone. Da musste ich auch mal durch."
Überrascht sah Cease ihn an und musterte sein Gesicht, das nun einige Bartstoppeln zeigte.
„Tut mir leid, doch es fällt mir schwer Sie mir als sechzehnjährigen Jungen vorzustellen."
„Ist nur vier Jahre her.", antwortete Hammer mit seinem schwarzen Humor, doch als er seinen Blick aus dem Fenster in den unendlichen, flimmernden Tunnel richtete, bemerkte sie, dass er noch einmal darüber nachdachte, was er soeben gesagt hatte.
Sie folgte seinem Blick und auch, wenn sie der Hyperraum immer nervös machte, war es nicht dieser, sondern Hammers Aussage, die sie zum Schaudern brachte.

***

„Achtung, eine Durchsage! Achtung eine Durchsage!", ertönte plötzlich aus den Lautsprechern in der Kantine eine künstliche Stimme.
„Dieses Regiment wird in vier Bataillone aufgeteilt! Bataillon eins: Das Amphit-Bataillon A! Ihr werdet General Vri'lia und Bataillonskommandant Zeec zugeteilt!"
Trueblood neben mir wackelte aufgeregt mit dem Bein hin und her, bis ich die Nerven verlor und dieses packte.
„Werd nicht nervös.", flüsterte ich und Hunt gegenüber am Tisch sah uns an.
„Wir sind bei Vri'lia.", murmelte dieser, stützte sich auf die Unterarme und sah die Reihe unseres Trupps an, die ihm gegenüber am Tisch saß.
„Na, Trueblood. Schon Schmetterlinge im Bauch?", fing Silver neben Vec an zu sticheln und fing an aufdringlich mit den Augenbrauen zu wackeln. Als ich neben uns zu dem anderen Tisch sah, erreichten mich bereits komische Blicke von Flaks Trupp, welcher sich nun einseitig sicher war, dass Silver einen Kollateralschaden hatte.
„Halt die Klappe, Silv.", zischte Breaker neben mir und ich spürte, wie er ihm gegen das Schienbein trat.
„Sag mal, hat sie dir auch eigentlich die Windeln gewechselt?", plapperte Silver einfach weiter, schien sich überhaupt nicht daran zu stören, dass einige Anwesende in der Kantine noch der andauernden Durchsage lauschten, um dessen Zugehörigkeit zu erfahren, doch diesem wurde nun ein Strich durch die Rechnung gemacht durch das Mundwerk Silvers. „Du bist immer noch ganz schön grün hinter den Ohren."
Ich konnte nicht anders und musste leise kichern. Trueblood hingegen blieb ganz ruhig und antwortete nur mit einem Verdrehen der Augen.
„Silver, still jetzt!", zischte Breaker erneut und trat diesmal stärker zu, seine Ader trat an der Stirn hervor, während sein Blick finster wurde.
„Au! Du weißt schon, dass ich genau da einen blauen Fleck habe?"
„Klappe!"
Hunt platzte schließlich der Kragen.
„Wie wäre es, wenn ihr beide die Klappe haltet! Spart euch das für die Blechbüchsen auf.", ging er zwischen den Streit und packte Silver anschließend am Arm. „Wenn du da unten immer noch nicht die Klappe hälst, erhält Breaker meine Erlaubnis dir eine ordentlich zu verpassen, klar?"
Silvs Grinsen erstrab.
„Sorry, Sarge. Ist nur die Nervosität. Große Schlacht, viel Munition und-"
„Was habe ich gesagt?"
Dann war es endlich still und als ich wieder im Ruhe der Durchsage lauschen konnte, war diese bereits fast vorüber.
„Amphit-Bataillone A und B begeben sich in Hangar eins bis sieben, das Bacta- und Excelsior-Bataillon A in Hangar acht bis vierzehn!"
Großes Gemurmel ertönte, jeder Anwesende erhob sich und machte sich auf den Weg zum Hangar, da die Exceptor jeden Moment den Hyperraum verlassen würde und uns auf einen unbekannten Planeten schicken würde.
Im Hangar war es bereits voll, überall liefen Männer herum, Kanonenboote dröhnten, als sie ihre Triebwerke überprüften, und Waffen wurden verteilt. Lieutenant Cale hörte man schon von weitem durch den Hangar brüllen.
„CHAOS!"
„Chaos ist anwesend, Sir.", meinte Hunt salutierend und wir taten es ihm gleich.
„Wunderbar. Captain! Mein Zug ist vollständig!", brüllte Cale direkt weiter zu Dox, welcher am Rand vor den Kanonenbooten stand und die Anwesenheit aller Züge und seiner Kompanie eintrug. Mit erhobenem Daumen gab er Cale schließlich das Zeichen, dass er notiert hatte und schließlich drückte der Lieutenant uns jeder ein DC-15 A Blastergewehr in die Hand.
„Granaten?"
Er wirkte gestresst, Schweiß stand auf seiner Stirn und schimmerte im künstlichen Licht, während er uns erwartungsvoll ansah.
„Ja, Sir."
„Wunderbar. Und jetzt rein mit euch!"
Im Schiff wartete bereits unser Zug, Flak klopfte Hunt auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ich nicht hören konnte, jedoch grinste Hunt und lachte leise.
Ich setzte meinen Eimer auf, verschloss die Dichtungen und schaltete auf den Kanal unseres Zugs.
„Alles klar, Jungs?"
„Bestens. Ich kann mich nicht mehr dran erinnern, wann ich das letzte mal so eins in der Hand hatte.", antwortete Trueblood neben mir, zwar konnte ich sein Grinsen durch den Helm nicht sehen, doch ich wusste, dass sein Gesicht vor Freude strahlte.
„So ein Grünschnabel...", fauchte Ghost zurück und lehnte sich an die hintere Wand des Schiffs. „Wann bist von diesem depressiven Planeten gekommen? Gestern?"
„Vor vier Monaten."
Ghost lachte laut auf, Blackout schnaubte gegenüber von mir und ich schluckte nur. Trueblood hatte wirklich kaum Erfahrung und die Sorge, dass ihn das in dieser Schlacht umbringen könnte, wuchs mehr und mehr und ließ sich meinen Magen umdrehen.
Aber es wäre besser er stirbt heute, als dann, wenn wir eine Bindung zu ihm aufgebaut haben.
Und ich hasste mich für diesen plötzlichen Gedanken. Das mit Straight schmerzte, es hatte geschmerzt, doch irgendwie wollte ich nicht erneut, dass der Tod Bindungen zerschmettert. Trueblood war ein guter Soldat, doch es schien, als wäre er gerade erst aus den Trainingssimulationen auf Kamino entlassen worden, um zu sterben. Der Krieg dauerte nun bald drei Jahre an, es waren nur noch zwei Monate bis diese erreicht wurden und ich schätze es sehr für Trueblood, dass er nicht auf Geonosis gewesen war. Ganz gleich, ob es ihm Kriegserfahrungen für immer gegeben hätte.
Denn die Erinnerungen versuchte jeder von uns Tag für Tag vergeblich zu vergessen.

2 Jahre und 10 Monate zuvor:

Ich sah nichts mehr. Eine riesige rote Staubwolke raste auf uns zu, als ein Sternschiff auf den Boden traf und die Erde beben ließ. Dutzende Salven von rotem Laserfeuer zischten an meinen Ohren vorbei und mittlerweile hatte ich die Lautstärke der Funkkanäle auf minimal gestellt, um die anhaltenden Schreie nicht mehr ertragen zu müssen. Das Blut von Gett aus meinem Trupp klebte an meinem Visor, die Schreie von Ennen, Fyn und Gaffa belagerten meinen Kopf und außer Straight, Breaker und mir, war der Rest unseres Trupps tot oder vermisst. Gett wurde von einem AT-TE zerquetscht, der abschossen und zusammengebrochen war, und sein Blut, das auf mich gespritzt wurde, klebte nun noch immer vor meinem Visor und vermischte sich nun mit dem endlosen Staub. Ennen und Fyn erlagen einem Kopfschuss und Gaffa war nach zweieinhalb Stunden schließlich verblutet, verursacht durch ein Schrapnell in seiner Oberschenkelarterie.
„Cross!", ertönte vermutlich Straights Stimme im Funkkanal und ich drehte mich zu ihm um.
Seine Hand deutete panisch auf eine Rakete, die genau auf den AT-TE neben uns zu raste.
Ich zog Breaker am Arm mit mir, sprintete los, um etwas Entfernung zu gewinnen, doch als ich vergeblich versuchte Funkkontakt mit den Insassen des Läufers aufzunehmen, riss uns beide eine Schockwelle von den Beinen.
Breaker fiel auf mich, ich hörte Straight, der uns beide voneinander trennte. Schneller, als ich denken konnte, stand Breaker nur leicht verletzt wieder auf den Beinen, doch Schrapnellsplitter steckten zwischen meinen Platten.
„Cross, wir müssen weiter, sonst sprengen die uns noch den Boden unter den Füßen weg. Die Zone ist heiß! Lieutenant Carge will, dass wir sofort nach Westen zu ihm stoßen!"
Widerwillig und keuchend ließ ich mich von beiden auf die Beine ziehen und sah mich um.
Die Droiden verloren an Anzahl, Sternenschiffe rasten abgeschossen mit enormer Geschwindigkeit auf den Erdboden zu und Kanonenboote schossen über uns vorbei. Doch auch wenn der Sieg nahe war, färbte sich der Boden mit dem Blut gefallener Soldaten, die nicht älter als zehn Jahre waren. Wir waren die letzten Überlebenden aus unserem Trupp, hinter uns zerbersteten AT-TEs in gewaltigen Explosionen und wir duckten uns, als rote Laserbolzen an uns vorbeizischten. Ich humpelte weiter. Breaker legte sich meinen Arm um die Schultern und Straight leerte sein Magazin in Richtung der Blechbüchsen.
„Wie weit ist es noch?", keuchte ich. Jeder Atemzug, jeder Schritt und jeder Blick auf die Leichen am Boden schmerzte. Einige meiner Rippen waren gebrochen, ein Splitter bohrte sich tief in meine Kniekehle und wir mussten uns den Weg durch die Berge von Leichen bahnen. Meine Stiefel traten in Blut, Maschinenöl und andere Körperflüssigkeiten von Soldaten, die nicht mehr am Leben waren. Ich wollte nicht mehr auf den Boden sehen, keine Leichen und zerstümmelte Körperteile mehr ertragen müssen, doch meine Beine schmerzten und die einzige Option weiterzulaufen war mit dem Blick zu Boden sehen, um das Stolpern zu vermeiden.
„Wir haben es gleich geschafft. Wir bringen dich zum Abtransport."
Geonosis raubte einem das Zeitgefühl. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor bis ich plötzlich von anderen starken Armen gepackt und auf eine Ladefläche gepackte wurde. Und als der Transporter davonbrauste, sah ich zuletzt nur noch den T-Visor beider Brüder, die mir durch den Funkkanal eine gute Heimreise wünschten.
Ich zitterte vor Furcht.
Ich hatte Angst davor, dass beide nicht mehr lebend vom Schlachtfeld zurückkamen. Dass sie überhaupt nicht mehr zurückkamen. Dass sie einfach vergessen und nie gefunden werden würden.
Ich wollte nicht alleine sein. Doch das war ich nun. Alleine auf einem Transporter zwischen anderen Soldaten, die schrien, keuchten und verbluteten.
Alles was ich wollte, waren Straight und Breaker, die auf dem Kreuzer auf mich warten würden, wenn die Chirurgen der Flehrs mich wieder zusammengeflickt hatten.

***

„Ma'am. Hier ist Commander Hammer. Verzeiht die Störung, doch wir springen in drei Minuten aus dem Hyperraum."
Cease war wieder hellwach, als die Stimme Hammers aus ihrem Komlink dröhnte.
„Verstanden. Ich mache mich sofort auf den Weg zur Brücke."
Sie stand auf und Seyda tat es ihr gleich. Das gemeinsame Meditieren hatte ihre Schülerin deutlich beruhigt und Cease hatte ihr gezeigt, wie sie sich von ihrer Furcht ein wenig befreite. In ihrer Seele lag die Furcht wie ein dicker, nasser Teppich auf ihr und er fesselte das junge Mädchen, sobald sie auch daran dachte weit weg von Coruscant zu sein und das für längere Zeit. Sie musste damit zurecht kommen, denn die Pflichten eines Jedis in Zeiten des Krieges waren unumgänglich. Seyda wurde nun mit Commander angesprochen, sie konnte Soldaten befehligen und ein Regiment führen, doch der Gedanke oder das Realisieren ihrer neuen Pflichten schnürte der jungen Padawan-Schülerin die Kehle zu. Cease hatte ihr lange erzählt, was nun auf sie zukam und Seyda hatte ihr mit großer Aufmerksamkeit zugehört. Es war besser, wenn sie wusste, was sie nun war, anstatt es ihr zu verschweigen und ihren Vermutungen, ihrem Unwissen und ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.
Sie wollte Seyda nicht schneller an den Tod abgeben, als an ihren Rang als Jedi-Ritterin in einigen Jahren. Doch bis dahin musste Seyda noch viel lernen und irgendwie musste Cease auch versuchen sie während des Krieges am Leben zu halten. Scheiterte Seyda, so war es gleichzeitig auch ihr Scheitern.
„Meisterin, was ist, wenn wir auf feindliche Schiffe treffen?", fragte sie sie, als sie im Repulsorlift standen und nach oben zur Brücke fuhren.
„Es werden nicht viele sein. Über eine Belagerung haben wir keine Informationen."
„Was für Informationen haben wir denn?"
Ihre Schülerin kaute auf der Lippe. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden und das braune Gewand stellte einen deutlichen Kontrast zu ihrer sehr blassen Haut da, doch Seyda war ein äußerst hübsches Mädchen.
„Die, die unsere Strategie besagt."
„Denkt ihr, Meisterin Virai ist noch am Leben?"
Cease seufzte.
„Sie ist eine erfahrene Jedi. Zwar habe ich noch nie an ihrer Seite gekämpft, doch sie soll eine sehr mutige Kämpferin sein. Aber ich weiß es nicht, Seyda. Wenn sie tatsächlich nicht mehr am Leben sein sollte, dann wird es zu unserer alleinigen Aufgabe Belkadan von Droiden zu befreien."
„Ich habe gelesen, dass die Yuuzhan Vong Dirim als Verzierung ihrer Körper und als Ketten nutzen."
„Ja. Es besitzt einen großen Wert für sie. Allerdings können sich dies nur die oberen Kasten leisten. Aber ich würde auch nicht wollen, dass sich jemand an meinen Schätzen ohne zu fragen zu schaffen macht."
„Ich hoffe nicht, dass wir uns weitere Feinde machen."
„Die Yuuzhan Vong sind friedlich, solange sie sich nicht direkt bedroht fühlen."
Die Türen des Lifts öffneten sich zischend und sie sah sofort Hammer und Zess, welche vor den Fenstern standen und darauf warteten, dass das Schiff den Hyperraum verließ.
„Gentlemen.", begrüßte Cease sie und bekam ein Nicken und eine aufrechte Haltung von Hammer. Zess hingegen starrte weiter geradeaus.
„Wann erreichen wir Belkadan?", fragte sie Hammer.
„In dreißig Sekunden. Die Bataillone sind zum Ausrücken bereit und die Kanonenboote starten bereits ihre Triebwerke."
„Gut. Sobald wir im Orbit sind, verlassen wir dieses Schiff. Admiral Zess wird bis zur Freigabe zum Abwurf der Hilfsgüter warten."
Zess schnaubte nur und diesmal zwang sie sich nicht zu schmunzeln. Manchmal konnten alte Männer etwas komplizierter sein als sie dachte.
„Admiral, wir verlassen den Hyperraum!", rief ein Klon und schon verzogen sich die Stern erneut zu langen Lichtstreifen bis ein großer, grünlicher Planet vor ihnen lag.
Leider war die grüne Farbe nicht die einzige, die Cease erblickte.
Der Kreuzer wurde plötzlich von etwas getroffen und ein gewaltiger Ruck durchfuhr dieses, sodass sie sich festhalten musste, um nicht zu fallen.
„Feindlicher Beschuss!"
Ja, es war das rote Laserfeuer, dass auf sie zukam und an den vorderen Schilden abprallte. Sie hatten sich getäuscht. Es war nicht nur ein simpler Versuch der KUS wertvolles Mineral zu gewinnen, nein, es war eine ganze Belagerung.
Mindestens vier große freundliche Schiffe versperrten den Eintritt in die Atmosphäre Belkadans, dazu weitere Transportschiffe, die ebenfalls losfeuerten, sobald sie auch nur den Hyperraum verlassen hatten.
„Das ist eine ganze Belagerung!", rief Seyda geschockt und auch Hammer stand mehrere Sekunden regungslos da. Das Herz rutschte ihr in die Hose, ihr Magen drehte sich um und ihr Puls wurde schneller und schneller.
Lass dir etwas einfallen..., dachte sie sich und biss sich auf die Lippe, während weitere Erschütterungen das Schiff erfassten.
„Okay... Admiral! Sämtliche Energie auf die vorderen Schilde! Befehlen Sie der Exceptor das gleiche! Feuerfreigabe!"
„General..."
„Tun Sie einmal, was ich sage!"
Zess grummelte etwas vor sich hin, dann erteilte er laut brüllend der Brückenbesatzung die Befehle. Sie mussten sich den Weg freischießen, ansonsten würden sie nicht nach Belkadan gelangen und selbst wenn sie versuchen würden mit den Kanonenbooten an den Schiffen vorbeizufliegen, so würden sie auf dem Weg schon abgeschossen werden.
„Die Lage ist aussichtslos, Ma'am.", entgegnete Hammer und sah sie abwartend an.
„Nein, Hammer, das ist sie nicht. Wir werden uns den Weg frei schießen. Haben Sie eine bessere Idee?"
Er schüttelte den Kopf.
„Na also. Fokussiert das Feuer auf das Schiff voraus! Wir werden uns einen Weg durch diese Blockade schießen!", befahl sie der Brückenbesatzung und sah zu, wie mehrere Salven Laserfeuer das Schiff genau vor ihnen traf. Die Schilde des Gegners waren stark, dazu feuerten alle feindlichen Schiffe auf sie und allzu lange würden es ihre eigenen Schilde nicht aushalten.
„General, ich widerspreche euch nur ungern, doch wenn wir die Energie nur auf die vorderen Schilde laden, dann sind wir von den Seiten her sehr verwundbar. Ich würde vorschlagen Verstärkung zu fordern."
Es würde funktionieren. Sie glaubte fest daran, auch wenn etwas bei dem Gedanken daran sie in den Bauch stach und ihr Zweifel geben wollte, doch sie unterdrückte dieses Stechen. Irgendwie mussten sie Belkadan erreichen, denn je länger Meiterin Virai und ihre Mannschaft verschollen blieb, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass sie alle tot waren.
„Wenn dieses Schiff vor uns zerstört ist, müssen wir schnell sein. Wenn wir genau durch sie hindurch fliegen, dann verlagern wir unsere Schilde auf die Seiten."
Hammer seufzte.
„Okay."
„Ich werde Kontakt mit Meister Windu aufnehmen. Auch wenn wir es durch die Blockade schaffen, ist sie nicht gleich zerstört."
Cease lief davon, Seyda jedoch blieb bei Hammer und Zess und sie konnte die Furcht spüren, die das junge Mädchen durchströmte. Doch dies war natürlich. Sie befanden sich in einem endlosen Raum, ohne Sauerstoff, ohne Schwerkraft und während der Zerstörung des Schiffes in diese Schwärze gesogen zu werden, war keine schöne Vorstellung. Irgendwann jedoch musste sich Seyda von ihrer Furcht trennen.
Ihre Finger tippten die Schnellfrequenz zum Tempel ein, die Priorität Alpha und es vergingen nur wenige Sekunden bis das Hologramm Windus und Yodas erschien.
„Meister Windu, Meister Yoda. Wir sind auf unerwarteten Feindkontakt gestoßen. Die KUS hat eine Blockade vor Belkadan errichtet, es handelt sich um vier Kreuzer und drei Transportschiffe. Wir erbitten sofortige Unterstützung."
Windus Gesicht wurde besorgt, seine Augen musterten sie und sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu zittern.
„Wir werden Hilfe schicken. Welches weitere Vorgehen habt ihr geplant?"
„Wir werden uns einen Weg durch die Blockade bahnen, in aller Hoffnung auf die Schilde dieses Schiffes. Wenn wir es tatsächlich schaffen sollten, werden wir auf Belkadan landen, mit den gesamten Kreuzern, um die Hilfsgüter nicht aufzugeben. Wir werden uns bemühen unseren Auftrag zu erfüllen.", sprach sie, diesmal ruhiger und auch wenn eine weitere Erschütterung das Schiffe erfasste und das Hologramm flackern ließ, so dachte sie nicht einmal daran die Stimme stocken zu lassen.
„Haltet so lange durch, wie es möglich ist. Wenn die Lage aussichtslos ist, dann zieht euch zurück."
„Verstanden. Wir-"
Eine gewaltigere Erschütterung erfasste das Schiff, es hörte sich schon fast wie eine Explosion an, genau unter ihren Füßen.
„Sie zielen auf unseren Hangar!", schrie Seyda zu ihr, ihre Augen vor Schreck geweitet.
„Cease, wenn ihr-"
Windu konnte seinen Satz nicht vollenden, das Hologramm erlosch, als eine weitere Erschütterung den Kreuzer packte und sie fast von den Füßen riss.
Na das läuft bis jetzt ja ganz toll, dachte sie sich, sprintete zum Fenster und sah, dass in Hangarnähe ein Laserbolzen den Schild durchbrochen hatte. Ihr Herz blieb stehen.

***

Cale hielt sich auf den Beinen. Selbst dann, als eine Explosion das gesamte Schiff erschütterte.
„Stang, was war das denn!", fluchte Flak im Kanonenboot, welcher sich gerade noch so an der Tür des Schiffes festhalten konnte. „Ich wusste, dass irgendetwas schief gehen würde. Seitdem Vri'lia da ist."
Plötzlich stieg eine Wut in ihm auf, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Flak hatte soeben Cease beleidigt, sie für etwas verurteilt, das unvorhersehbar war, und ihn fesselte das Bedürfnis sie plötzlich beschützen zu müssen. Er vertraute ihr und ihm war bewusst, dass sie wusste, was sie tat.
„Achte auf deine Ausdrucksweise, verdammt. Woher soll sie ahnen, dass wir schon vor Belkadan abgeschossen werden?", fauchte er zurück und war froh, dass Flak nicht sein vor Wut rotes Gesicht sah und sich zusammenreißen musste, um ihm nicht eine ordentlich zu verpassen.
Doch Flak war nun still, was für ihn selbst vielleicht auch besser war. Und ehe Cale noch weiter über diese Beleidigung nachdachte, nahm er Kontakt zu Dox auf.
„Captain, Cale hier. Was ist da draußen los?"
Er sah Dox nirgends, doch dieser musste mit Sicherheit in einem der wartenden Kanonenboote stecken.
„Eine Blockade. Vri'lia will versuchen sich irgendwie einen Weg freizuschießen. Ganz mein Geschmack."
Ja, diese Frau wusste wirklich, was sie tat und sich von einer Blockade abschrecken zu lassen, war nun wirklich nicht ihr Stil. Cale fing an sie mehr und mehr zu bewundern.
Plötzlich war es ganz Still im Hangar. Jeder lauschte dem Laserfeuer, das auf den Schild traf. Die Explosion davor, hatte zum Glück nicht den Hangar getroffen, ansonsten wäre es ziemlich unschön gewesen.
Doch noch bevor Cale erleichtert ausatmete, als keine weitere Explosion folgte, zitterte das gesamte Schiff. Irgendwo schlugen mehrere Salven ein, er konnte das zerbersten von Durastahl hören und er krallte seine Hand in die Halteschlaufe an der Decke.
„Aven hier. Denkst du, wir werden es schaffen, Bruder?", schaltete Aven sich zu ihm ein, welcher im Kanonenboot neben ihm stand. Noch immer warteten sie auf das Ausrücken.
„Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass ich Vri'lia vertraue."
„Hm, besser als gar nicht. Allerdings wird diese Sache noch einen unschönen Lauf nehmen."
Diesmal konnte Cale dieses Stechen im Bauch nicht verleugnen.
„Ja, da hab ich auch so ein Gefühl. Allerdings muss-"

„An alle Schiffe: Starten! Ich wiederhole: An alle Schiffe: Starten!"

Doch noch bevor sich die Türen des Kanonenbootes schließlich konnten, riss es Cale von den Füßen. Ein gewaltiges Donnern traf das Schiff, als würde es etwas gerammt haben oder von etwas getroffen worden sein.
Cale wusste, was dies bedeutete: Die Schilde waren ausgefallen. Er rappelte sich auf, hielt sich an eine der Halteschlaufen fest, bevor sich die Türen zischend und luftdicht schlossen und das Schiff abhob. Sein Magen drehte sich um, als alles wackelte und ihm kein Blick nach draußen gewährt war, um zu sehen, was dort vor sich ging.
„Captain, was ist geschehen?"
Ein paar Sekunden verstrichen, dann ließ eine gewaltige Schockwelle das Schiff wackeln.
„Die Explosion war unser Kreuzer."
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus.
„Was ist mit Vri'lia und ihrem Padwan?"
In dem Funkkanal rauschte es.
„Sie haben in letzter Sekunde mit einer Rettungskapsel das Schiff verlassen, Hammer und ein Teil der Brückenbesatzung muss bei ihnen sein."
„Haben wir die Blockade durchbrochen?"
„Vri'lia hat dafür unser Schiff geopfert. Es ist mit einem der feindlichen Schiff kollidiert. Passt auf das Laserfeuer der anderen Schiffe auf."
Etwas krachte laut. Zuerst dachte Cale, dass es bei Dox im Schiff wäre, doch als sein Schiff schaukelte, wurde ihm klar, dass sie es waren, die vom Laserfeuer der übrigen Schiffe getroffen wurden.

***

Es war nicht Cease' Ziel gewesen zuzusehen, wie ihr Schiff und die Exceptor zerstört wurden, wie sie von den Laserbolzen in Stücke gerissen wurden und schließlich in einem endlos weiten Raum verendeten. Wäre es ihr möglich gewesen noch zu den Kanonenbooten zu stoßen, so hätte sie es getan, doch es war keine Zeit mehr geboten und sie wollte kein Schiff warten lassen und schließlich in den Tod mit dem explodierenden Kreuzer schicken.
In der Rettungskapsel war es still. Sie sah, wie Seydas Hände zitterten, als Laserbolzen an der Kapsel vorbei rauschten, sie jedoch nicht trafen. Hammer wackelte nervös mit dem Bein, während er die Triebwerke startete und die Kapsel Richtung Belkadan lenkte, Zess grummle etwas vor sich hin und die anderen drei Klone von der Brückenbesatzung waren ganz still.
Cease richtete ihren Blick zurück zu der Blockade, von der sie sich immer weiter entfernten. Der Kreuzer, auf dem sie sich vor ein paar Minuten noch befanden hatten, krachte in ein weiteres, feindliches Schiff, riss dabei die Exceptor mit sich und verursachte einen Kollateralschaden in der gesamten Blockade. Sie atmete ein wenig erleichtert auf.
„Nun, es war doch nicht so dumm die Seps einen Kopf kleiner zu machen.", meinte Hammer schließlich und durchbrach die unangenehme Stille.
„Viele Hilfsgüter wurden gleich mit vernichtet.", murrte Admiral Zess jedoch und sah Cease abwertend an.
„Für einen Rückzug war es bereits zu spät."
„Ihr hättet auf Verstärkung warten sollen."
„Admiral, Sie müssen wissen, dass es manchmal besser ist einen Versuch zu starten. Wie Sie sehen leben wir noch alle, alle Kanonenboote sind gestartet, sogar die der Exceptor mit Großteilen der Hilfsgüter und wir befinden uns hinter der Blockade, welche gerade von unseren Schiffen halbiert wird. Es wird Verstärkung mit weiteren Hilfsgütern kommen. Jetzt ist es erstmal unsere Mission Meisterin Virai zu finden. Danach kümmern wir uns um die Güter."
„Verzeihung, Ma'am, aber wir haben zu drei unserer Kanonenboote den Funkkontakt verloren."
War Cale an Bord? Ging es ihm gut?
„Um welche Züge handelt es sich?"
Hammer legte zwei Finger an sein Funkgerät des Helmes und lauschte.
„Fortys... Burner.... und Cale, Ma'am. Es wurde berichtet, das das Schiff Burners explodiert ist, von Fortys und Cale haben wir noch keinen Bericht. Alle Bataillone bewegen sich jedoch auf die ihnen zugewiesenen Koordinaten planmäßig zu. Es gibt bis jetzt keine Sichtung von feindlichen Jägern, was sehr seltsam ist."
Ja, das war es. Doch beunruhigender war es, dass Cale in einem der vermissten Schiffe war.
Tränen brannten in ihren Augen.
Sie wünschte sich nichts mehr, als dass sie schon vor diesem Auftrag ihre Schulden bei Cale beglichen und mit ihm zu Abend gegessen hätte. Er hätte ihr dieses wunderbare Lächeln geschenkt, die leichte Röte auf seinen Wangen hätte sie zum Schmunzeln gebracht und sie hätte ihm stundenlang zugehört, egal was er ihr auch erzählte.
Cease hatte es nicht getan.
Und es brach ihr das Herz zu wissen, dass sie vielleicht nie mehr die Möglichkeit dazu haben würde.

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