Kapitel 2

13 2 0
                                    

Es tut gut, mich mal für einen Moment nicht verstellen zu müssen. Max sagt kein Wort, sondern streichelt mir einfach nur den Rücken, damit ich mich erst einmal ausweinen kann. Es kann echt befreiend sein, alles raus zu lassen. Leider hasse ich es zu weinen. Es sind die Augenblicke, an denen ich am verletzlichsten bin und die zeige ich nicht gern.

Ich löse mich von ihr. Ihre Freundin Justine reicht mir ein Taschentuch. Dankbar lächle ich sie schwach an. Nachdem ich mir das Gesicht abgewischt und die Nase geputzt habe, atme ich tief durch. Max hat sich zurück auf ihr Bett gesetzt. Auffordernd klopft sie neben sich.

»Komm, erzähl uns, was passiert ist.« Im ersten Moment möchte ich ablehnen. Ich kenne Justine nicht wirklich gut. Wir hatten bisher nicht viel miteinander zu tun. Meist kam sie vorbei, wenn ich nicht da oder im Begriff zu gehen war, oder Max ist zu ihr gegangen. Ich bin unsicher, ob ich mich ihr anvertrauen kann. Ich weiß ja noch nicht einmal, was sie von mir hält. Ist sie vielleicht eifersüchtig? Denn das gab es schon einmal. Max Ex hatte sich damals in den Kopf gesetzt, dass ich etwas von meiner Stiefschwester wollen würde. Sie hatte mich regelrecht bedroht. Erst ein Auftritt von Matt, bei dem er meinen Freund spielte, schaffte Klarheit. Die Beziehung zwischen Max und ihrer Ex hat dann aber trotzdem nur noch vier Wochen gehalten. Sie hat sich schließlich getrennt, weil ihr die Eifersuchtsszenen zu viel wurden.

»Komm, du kannst mir vertrauen. Ich werde es niemandem weiter erzählen. Außerdem werde ich hier bestimmt keinen Eifersuchtsanfall bekommen.« Es scheint, als habe Justine meine Gedanken gelesen. »Max hat mir erzählt, was damals passierte und ich kann dir versichern, dass ich bestimmt nicht so bin. Ich vertraue Max zu einhundert Prozent.«

»Und ich ihr.« Verliebt lächeln sich die Beiden an und zack, schon wieder bin ich der Außenseiter, das berühmte fünfte Rad am Wagen. Dennoch bewirken ihre Worte, dass ich mich zu ihnen setze.

»Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Der ganze Abend war ein absoluter Reinfall.«, seufze ich.

»So wie du gerade drauf bist, hat es etwas mit dem Vollpfosten zu tun.« Seit Max weiß, dass ich in Matt verliebt bin, ist er für sie nur noch der Vollpfosten, oder Vollidiot. In ihren Augen müsste er erkennen, was ich für ihn empfinde.

»Sorry, wenn ich so nachfrage. Aber wer ist der Vollpfosten?« Justine sieht mich fragend an. »Hier, das könntest du besser gebrauchen als wir.« Sie reicht mir eine Packung Ben und Jerrys Eis. Es ist Salted Caramel, meine Lieblingssorte.

»Danke. Er ist der Typ, in den ich seit der High School verliebt bin.«

»Dann kennst du ihn also schon länger.«

»Fast mein ganzes Leben. Er ist mein bester Freund und wir kennen uns seit meinem ersten Tag im Kindergarten.«

»Und wie heißt er? Nur für den Fall, dass ich ihm mal begegne und dann weiß, auf wen ich sauer sein muss.«

»Matt Anderson. Er studiert Architektur.

»Sagt mir jetzt nichts, aber ich werde es mir merken. Okay. Erzähl weiter.«

Ich berichte den Beiden von meinem beschissenen Abend. Als ich an der Stelle bin, an der er quasi gesagt hat, dass ich unattraktiv bin, schnauben sie empört auf. Justine und ich können Max gerade so davon abhalten, zu Kappa Alpha zu stürmen, um Matt die Leviten zu lesen.

»Es hat echt weh getan, als er es gesagt hat. Er hat es sicherlich nicht so gemeint, aber es hat gesessen.«

»Jetzt verteidige den Vollpfosten nicht auch noch. Wenn er Augen im Kopf hätte, wüsste er, was bei dir abgeht.«

»Max, du warst nie mit einem Kerl zusammen. Typen merken so etwas nicht. Ich war mit genug zusammen, um zu wissen, dass sie meistens absolut nichts checken.«

Best Friend, or more?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt