Gelbe Tulpen

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Für alle die nicht wissen, was Hanahaki ist: https://fanlore.org/wiki/Hanahaki_Disease (ist aber auf Englisch, außerdem erkläre ich es auch nochmal)

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Hanahaki.

Eine Krankheit, bei der der betroffenen Person eine Blume im Herzen wächst.

Eine Blume, so wunderschön wie ein Licht, welches Seinesgleichen sucht.

Eine Blume, die sich dem Träger des Herzens anpasst.

Eine Blume, die sich von dem Blut, dem Schmerz, aber allen voran der Liebe ernährt.

Eine Blume, die ihre Träger in den Wahnsinn treibt.

In die Verzweiflung.

In den Schwerz.

In die unendliche Liebe.

Eine tödliche Blume, die ihren Träger quält.

Ihm zeigt, dass es vergeblich ist, zu hoffen.

Und die einen doch die Hoffnung niemals aufgeben lässt.

Das wäre die Antwort, die man erhalten würde, wenn man Semi Eita, einen Drittklässler aus der Shiratorizawa Oberschule fragen würde, was das Wort ‚Hanahaki' bedeutete. Eine eher unverbreitete, weniger bekannte Krankheit, die durch das Gefühl von unerwiderter Liebe erzeugt wird. Die betroffene Person fängt dabei an, Blütenblätter zu husten. Diese stammen von einer Blume, deren Samen sich im Laufe der Zeit tief in ihrem Herzen eingenistet hat. Dort wächst und gedeiht sie, unterstützt durch die große Liebe und den beiliegenden Schmerz der Träger. Wenn diese nichts dagegen unternehmen, sterben sie nach einiger Zeit an verstopften Luftröhren und Atemnot. Die Zeit bis zum Sterbedatum variiert dabei von Person zu Person, genauso wie es auch die Art der Blüten tuen. Entfernt werden kann diese nur durch eine Operation, wobei jedoch auch jegliche Gefühle für die andere Person dabei verschwinden. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Liebe erwidert wird. Jedoch reichen hierbei starke, freundschaftliche Gefühle nicht aus, sie müssen sich auf romantischer Basis befinden. Nicht, dass das irgendetwas an der Lage des hellgrauhaarigen Zuspielers geändert hätte. Immerhin hasste der Andere ihn.

Leise keuchend ließ sich der Drittklässler auf die Bank fallen. Sein Atem ging schwer, schwerer als sonst und die Blüten der gelblich gefärbten Tulpe, die in seinem Inneren wuchs, kratzen gegen seine Atemwege.

Die gelbe Tulpe, in der Blumensprache steht sie für die hoffnungslose Liebe. Wie ironisch. Obwohl es in seiner Situation eine gelbe Nelke auch getan hätte, welche soviel wie „Ich verachte dich." bedeutet. Und ganz ehrlich, dieser Satz beschrieb die Stellung des Braunhaarigen zum Ersatzzuspieler doch wirklich am besten. Und das Schlimmste daran war, dass Semi keinen blassen Schimmer hatte, warum das der Fall war. Ganz im Gegenteil, sollte es nicht eher andersherum sein? Immerhin hatte Shirabu ihm seinen Stammplatz weggenommen. Und er war verdammt respektlos gegenüber dem Älteren. Und doch fiel es Semi schwer, den Kleineren zu hassen. Zu süß sah er aus, wenn seine Augen während eines Spieles begeistert funkelten. Er freute sich für den Jüngeren, immerhin schien dieser die Sportart viel ernster als der Grauhaarige zu nehmen.

Semi war dem Volleyballclub ohnehin nur beigetreten, weil Tendou ihn dazu überredet hatte. Naja, überredet war gut, er hatte ihn viel mehr gezwungen. Aber nach anfänglichen Schwierigkeiten, fand der Schüler Gefallen an der Tätigkeit und fing an, sich ernsthaft zu bemühen. Dementsprechend hatte es ihn auch anfangs ziemlich heruntergezogen, dass ein Erstklässler ihm seine Startposition streitig gemacht und letztlich auch bekommen hatte. Aber das war nur von kurzer Dauer, Semi hatte sich schnell auf andere Dinge konzentriert. Natürlich hatte er am Anfang noch versucht, seine Position zurückzubekommen, doch auch das hatte er nach einer Weile aufgegeben. Mittlerweile kam er auch nur noch zum Training, weil Tendou ihn quasi mitschleifte. Wirklich anstrengen, tat er sich allerdings nicht mehr. Nachdem auch das Spiel gegen Karasuno verloren war und er eh in zwei Monaten von dieser Schule gehen würde, lohnte es sich in seinen Augen nicht mehr. Er würde nach seinem Abschluss mit dem Volleyball spielen aufhören und irgendetwas mit Musik machen. Der Grauhaarige war ein sehr musikalischer Mensch, er spielte Gitarre und sang auch gerne. Allerdings wusste das niemand, da es ihm, zugegeben, ein bisschen peinlich war. Wahrscheinlich würde er Musik studieren und danach als freiberuflicher Musiker arbeiten. Vorausgesetzt, er würde dann noch am Leben sein...

Gelbe TulpenWhere stories live. Discover now