Pedro e Alicita

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Signorita Alicita Sanchez war aufgeregt, zum ersten Mal in ihrem Leben saß sie in einem Flieger, der sie nach Anches brachte, eine einsame Insel inmitten des Atlantiks. Ein besonderer Ort, ein Ort, wo Alleinerziehende ihre Kinder zur Welt brachten, um danach mit ihnen als blue und rosé verpackte Bündel heimzukehren. Ihre Hände umfassten ihren unförmigen Leib, indem es sich bewegte. Es strampelte, rumpelte und pumpelte. Hier ein Bein, dort stieß ein Ärmchen gegen ihre Bauchdecke, es waren eins, zwei, vielleicht auch drei Babys? Sie wusste es nicht, woher auch. Was sie wusste, sie war schwanger und in ein paar Stunden würde sie gebären. Ob ein, zwei, drei  Kinder?, Hauptsache sie sind gesund und sie, Alicita? Was sollte mit ihr schon sein? Wenn sie heimkehrte, war sie eine alleinerziehende Mutter, eine Gefallene, eine auf die die Leute mit den Fingern zeigten und hinter ihrem Rücken tuschelten... 

Alicita, ein Mädchen vom Land, lebte mit ihren Eltern und dem Bruder in der Nähe der Hacienda des Patrons von Cordobol. Ein Mann, der über Land und Leute bestimmte. Eines Tages hatte er über sie bestimmt. Ihr die Kleider vom Leib gerissen, schroff ihre schweren Brüste genommen,  die Röcke geschoben, sie in die Scheune gezerrt und ins Heu geworfen:

"Du verdammtes Luder, machts mich heiß, seit Tag und Nacht kann ich an nichts anderes mehr denken, Du hast es nicht anders verdient..."

Als er brutal in sie eindrang und sich nahm, was ihm nicht gehörte. 

Jetzt lag sie da, schluchzte vor sich hin, fasste sich mit den Fingern zwischen die Beine und sah Blut. Es klebte an ihren Händen, ein schmieriges Nass, das sich nicht wegwischen ließ, wie der Patron, der keine Ruhe gab und der seit Wochen hinter ihr her war. Plötzlich peinigte sie ein  höllischer Schmerz, der nicht weichen wollte und der ihr bisheriges Lebens durcheinander brachte. Sie konnte es immer noch nicht fassen, was passierte... 

Der Patron war verschwunden, setzte sich auf sein Pferd und ritt davon. Wie ein aufkommender Sturm drangen seine letzten Worte ihr in's Ohr:

"Ihr 'Marias' wollt es doch auch, tut nicht so, Eure Blicken verraten Euch! Wehe, mir kommt zu Gehör, der Patron sei und habe... Alicita, ich werde dich umbringen lassen und deine Brut im Teich der Rinder ersäufen. Ihr habt es nicht anders verdient! Elendiges Pack, das ich ernähre, weil Ihr nicht könnt und niemals können werdet. Ich werd's Euch zeigen..."

Der Patron, Guillermo Peron, ein Mann der Ehre, dem das weite Land gehörte, die Rinder, die Pferde, den die Leute bestaunten, dem sie aufs Wort gehorchten und jetzt hatte sie ihm gehorcht, sie, Alicita Sanchez. Eine gehorsame, wenn auch arme, Tochter, die einer wie der Patron zum Fraß der Wölfe machte. Sein Spiel mit den jungen Weibern zur Befriedigung seiner Lenden. Er liebte das Spiel wie er sie liebte, die Unschuldigen, Heißblütigen, die mit den Augen nahmen, wie ihre Wollust versprach. Wild geboren, wenn sie Blut geleckt, ein Mann wie Peron, ein Teufel ihnen gerecht...

Auf den Tag arbeitete er hin und als er gekommen, bediente er sich ihrer:  

"Patron, p.f. ich bin eine Jungfrau, Patron bitte, bitte..., ich mache alles was Ihr wollt, putze, bügele, koche, häkele, Patron, Patron, p.f. ... hört auf, ich bin eine Magd, die tut wie Ihr befiehlt... Patron, Patron..." 

Als es geschah.

Mit zitternden Händen suchte sie nach ihrer Hose, band ihren BH und schürzte ihren Rock, der abgefetzt an ihrem Körper hing, blutbeschmiert... Was sollte sie zu Hause sagen, ihrer Nanna,  dass sie gestürzt sei, gefallen vom Heuschober und sich verletzt habe und zu allem Unglück sei der Tag der Tage gekommen, auf den die Nanna sie seid Jahren vorbereitete. Tücher über Tücher lagen bereits in der weißen Kommode ihrer ach so bescheidenen Kammer. Ein Hof mit Ziege, Schwein, zwei Hühnern und einem alten Gaul. Und jetzt? Stand ihr der lange Heimweg  bevor. Zwischen ihren Beinen tropfte das Blut, als wollte es sühnen, was ihr angetan wurde. 

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⏰ Last updated: Jun 09, 2020 ⏰

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