„Aber bei dir kann ich das nicht.", gestand er und er schien verärgert darüber, „In dir ist einfach nichts. Stille."
Ich schluckte. Das lag schlichtweg daran, dass ich wirklich nichts fühlte.
„Aber ein Mentales Schild scheinst du auch nicht zu haben. Zumindest nicht um deine Gefühle herum."
Ich lenkte meine Gedanken von der Kälte fort und fragte stattdessen: „Mentales Schild?"

Kai warf mir kurz einen Blick zu, dann richtete er seine Augen wieder nach vorne: „Das wird die Myalo erklären. Er ist dein neuer Trainer."
„Myalo? Wieso das? Er mag mich nicht mal."
Darauf musste Kai grinsen: „Es würde mich überraschen wenn er überhaupt jemanden wirklich mag... außer Verena vielleicht. Aber das ist was anderes. Sie ist für ihn wie eine Art Mutter."
Ich nickte. Myalos Augen waren in ihrer Gegenwart wärmer gewesen. Ich spürte, dass da eine längere Geschichte hinter steckte, aber das war der falsche Moment um danach zu fragen. Es ging mich eigentlich sowieso nichts an.

„Aber er ist dein Trainer, weil er Gedanken lesen kann wie du."
Ich horchte auf. Er konnte Gedanken lesen?!
Hattet er gehört, was ich gedacht hatte? Was wenn er eigentlich alles wusste? Wie viel hatte ich ihm verraten? Panik machte sich breit, aber wurde sofort verschluckt und von Kälte ersetzt.
Myalo weiß nichts.
Wieder fuhr ich zusammen und presste die Zähne aufeinander. Dunkel sah ich meine Handgelenke an, wo die Fesseln fehlten.
Ich habe ihn daran gehindert in deinen Kopf einzudringen.

„Ist was?", Kai sah mich nachdenklich an, aber ich schüttelte schnell den Kopf.
„Es ist etwas kalt", murmelte ich und schlang meine Arme um mich. Als meine Hände leicht zitterten, nahm er an, es lag an der Kälte.
Myalo ist stark, aber ich bin stärker. Ich bin mächtiger als jeder hier in diesem Dorf und das sollen sie wissen. Du willst es doch auch! Lass mich dich übernehmen. Zusammen können wir es alle hier zeigen!
Ich merkte wie er seinen Blutdurst auf mich übertragen wollte, aber sofort schleuderte ich ihn weg. Seine Stimme verschwand und mit ihm der Drang nach Macht.
Vorsichtig schielte ich zu Kai. Hatte er etwas mitbekommen?

Doch er ging unbeirrt weiter und verzog keine Miene. Es war also alles gut.

Irgendwann blieben wir vor einer Hütte stehen. Sie sah genauso aus wie die anderen. Mittelgroß und mit Spiegelscherben und Glas versehen, das in der Brise pendelte.

Kai zog einen Kupferfarbenen Schlüssel aus seiner Hosentasche und ließ ihn in meine Hand fallen. Dann lächelte er leicht: „Mach es dir bequem."
Er wandte sich zum gehen, aber ich hielt ihn noch kurz zurück: „Warte! Eine Sache habe ich bei dem Gespräch mit Verena vergessen."
Er drehte sich halb zurück und nickte wartend.
„Devon. Einer von meinen verletzten Freunden. Er wollte hierbleiben, auch wenn er kein Prodigia ist. Bitte lasst ihn bleiben." Mein Herz schlug schneller, weil ich unbedingt wollte, dass er bleiben durfte. Ich hatte völlig vergessen zu fragen. Was wenn sie jetzt Nein sagten?

Kai sah mich an und er kniff die Augen zusammen: „Da war etwas! Nur ganz kurz hast du..."
Er blinzelte und schien sich dann wieder an die Frage zu erinnern.
„Er wird sicher bleiben können. Ich rede noch mit Verena, aber sie wird es bestimmt erlauben."

Als er gegangen war, schloss ich das Haus auf und trat ein. Der Boden war aus weichem Moos und an den Wänden schlangen sich grüne Ranken empor. Sie trafen sich in der Mitte des Runden Raumes und hangen geflochten herab. An ihrem verdrehten Ende hing eine Laterne, die man anzünden konnte.

Sonst war der Raum ausgestattet mit Bett, Schrank, Kommode und Regal. Da ich aber keinerlei Habseligkeiten dabei hatte, würde das Regal leer bleiben. Ich ging zum Holzschrank und öffnete ihn. Zu meiner Überraschung hingen ein paar Kleider darin. Größtenteils lockere, mit Dreiviertel Ärmel versehene Hemden und ein paar Hosen. Nicht sonderlich bunt. Nur in weiß, grau und beige. Ansonsten gab es noch ein weißes Kleid und ein Schwarzes.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now