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Viele trafen sich das erste mal auf Partys, nahmen dann den anderen mit nach hause, meist für einen One-Night-Stand.

Viele sahen sich danach nie wieder.

Viele überlebten ihren One-Night-Stand auch.

Ich hatte immer gedacht, ich wäre ein Teil der Vielen gewesen.

Das war ich auch.

Bis ich sie kennengelernt habe.

Sie hatte in dem flackernden Licht wunderschön ausgesehen.

Vielleicht hatte es auch am Alkohol gelegen.

Ich hatte ein paar Gläser getrunken.

Was genau es war, keine Ahnung mehr.

Es ist zu lange her.

Sie hatte mich an der Bar des Clubs angesprochen.

Sie hatte gefragt, ob wir tanzen wollten.

Ich hatte zugestimmt.

Ich war fasziniert gewesen.

Von ihren schwarzen Haaren.

Schwarz wie die Nacht.

Als Licht darauf gefallen war, hatten sie einen dunkelgrünen Schimmer gehabt.

Ihre Augen.

Gott, ihre Augen.

Sie waren so verdammt grün gewesen.

Grün wie Blätter im Frühling.

Grün wie Gift.

Sie hatte sich als Loreley vorgestellt.

Dann hatte sie mich auf die Tanzfläche gezogen.

Gott, wie sie sich bewegt hatte.

Wie sich ihre Hüfte an meiner angefühlt hatte.

Wir hatten zu einigen Songs getanzt.

Sie hatte immer leise mitgesungen.

Gott, ihre Stimme war wunderbar.

Dann hatte sie mir tief in die Augen gesehen.

Gott, ihr Lächeln.

Sie hatte ausgesehen wie der Teufel in Engelsgestalt.

Ich hätte sie hier und jetzt auf dem Boden nehmen können.

Aber sie hatte sich vorgelehnt.

Sie hatte mir etwas ins Ohr geflüstert.

,,Gehen wir doch zu dir und vertreiben uns etwas die Zeit."

Also waren wir zu mir gegangen.

Kurz nachdem ich mein Wohnungstür geschlossen hatte, war ich gegen eine Wand gepresst worden.

Ich hatte nicht gefragt was sie war.

Aber das war jetzt auch überflüssig.

Jetzt hatte ich es gewusst.

Gott, wie dominant sie gewesen war.

Ich hatte es geliebt.

An die nächsten Augenblicke kann ich mich nicht mehr gut erinnern.

Alles ist verschwommen.

Ich erinnere mich an den wilden Sex in meinem Bett.

Ich erinnere mich an ihre Nägel, die tiefe Kratzer auf meinem Rücken hinterlassen haben.

Ich erinnere mich an ihre Lippen.

Gott, ihre Lippen.

Sie waren überall.

Überall auf meinem Körper.

Die Nacht war geil gewesen.

Wunderbar.

Wir hatten gefühlte Stunden rumgemacht.

Dann war sie aufgestanden, hatte mich zum gemeinsamen Duschen herausgefordert.

Gott, wäre ich bloß nicht so geil auf sie gewesen.

Ich hatte nur eine Badewanne, das sagte ich auch.

Sie meinte, es wäre kein Problem.

Also badeten wir.

Sie wusch meine Haare.

Sie schäumte sie ein.

Es hatte sich wie eine Massage angefühlt.

Dann hatte sie sich erhoben, meinen Kopf gepackt, mich daran hochgezogen.

Mit einer schnellen Bewegung schlug sie meinen Kopf gegen die Wand. Immer wieder.

Nach vielleicht fünf Malen ließ sie von der Wand ab.

Sie schleuderte mit beinahe unmenschlicher Kraft meinen Kopf auf den Wannenrand.

Mein Hinterkopf platzte auf.

Nicht so stark, als das mein Gehirn herausgekommen wäre.

Sie ließ mich einfach fallen.

Mein Kopf schlug auf dem Badezimmerboden auf.

Ich konnte mein Blut an meiner Schläfe fühlen.

Dann kam das Schwarz.

Ein endloses schwarz.

Ich konnte nichts mehr sehen.

Nur noch hören und fühlen.

Sie hat mich erneut geküsst.

Gott, das war kein Kuss mehr.

Sie hat mich durch meine Lippen, meinen Mund förmlich ausgesaugt.

Mein Leben.

Meine Seele.

Und die Leerstelle mit Wasser gefüllt.

Es war überall.

In und auf mir.

Warum erzähle ich das überhaupt?

Ich kann nichts mehr tun.

Ich sehe wieder.

Aber ich kann nichts sagen.

Ich sehe alles aus ihren Augen.

Gott.

Ich vertraue nie wieder jemandem der wie eine Sirene heißt.

Loreley.

Die umwerfend schöne Sirene.

Auf der Jagd nach Männerseelen.

Nach Männerleben.

Wie in all den Mythen.

Sie ist ein Mythos.

Aber sie ist auch real.

In jeder Legende steckt ein Funken Wahrheit.

Ihre Existenz ist ihre Wahrheit.

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⏰ Last updated: May 04, 2020 ⏰

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Loreley {Creepypasta}Where stories live. Discover now