„Blut, so viel Blut.", ihre Augen sahen nun geweitet auf ihre Hände. Sie ballte die zarte Hand zur Faust und weitere Tränen liefen ihr übers Gesicht.

Was hatte sie geträumt? Was setzte ihr so dermaßen zu?

Ich ließ ihren Arm los und umschloss stattdessen sanft ihre Fäuste. Sie zuckte zusammen: „Ihr Blut. An meinen Händen."
„Lillith, ich bin's Devon. Es war nicht echt, hörst du?", eindringlich sah ich sie an. In der Hoffnung sie würde mich so endlich richtig wahrnehmen.

„Luft", sie keuchte plötzlich, „Ich brauche Luft!"
Jetzt riss sie sich aus meinen Griff und stolperte zum großen Fenster mit Balkon hin. Sie zerrte an dem Griff, der es öffnete, aber ihre zitternden Hände bekamen ihn nicht zu fassen. Also schob ich Lillith sanft zur Seite und öffnete es für sie.

Sofort peitschte uns kühle Luft entgegen und ich erschauderte. Schließlich trug ich kein Shirt, aber ihr war die Temperatur völlig egal. Sie trat ebenfalls barfüßig hinaus und atmete tief ein.

Ihre Atmung wurde tatsächlich ruhiger. Die Kraft verließ sie und sie sank auf die Knie.
Wimmernd schlang sie die Arme um sich und begann sich vor und zurück zu wiegen. Einzelne Tränen liefen ihr die Wangen runter und tropften in ihren Schoß.

Ich kniete mich neben ihr hin: „Es ist nur ein Traum gewesen."
Lillith schloss kurz die Augen und nickte: „Ja"
„Dir wird nichts passieren."
„Ja", sie stieß die Luft aus und wandte ihr Gesicht zu mir. Sie war blasser als sonst und ihre Augen vom Weinen gerötet. Aber das was in ihren Augen lag, machte mir am meisten Angst. Bodenlose Leere.

„Danke", ihre Stimme war leise und zaghaft. Zerbrechlich.
Ich seufzte und wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen: „Was hast du geträumt? Beim letzten Mal hat es auch geholfen es zu erzählen."
Sie spannte sich ein wenig an, nickte aber und holte tief Luft: „Es waren vier Sachen von denen ich geträumt habe. Im ersten kam Alenia vor..., im zweiten mein Vater."
Sie wollte nicht ins Detail gehen. Das war verständlich.

„Im dritten Castriel"
Ich biss die Zähne aufeinander, um die plötzliche Wut auf den Mann im Zaum zu halten.
"Und im letzten dann auch du."
Ich hielt den Atem an und betrachtete ihren angespannten Körper. Die verkrampften Schultern und die immer noch zitternden Hände.

„Habe ich dir etwas getan?", ich fragte es ganz leise, aber laut genug für die Stille der Nacht.
Sie schüttelte den Kopf und ich war erleichtert. Sie sollten nicht denken, ich würde ihr jemals schaden wollen.

Lillith öffneten den Mund, schloss ihn wieder, doch sagte dann: „Ich habe dir was angetan."
„Du hast mich ja nicht wirklich verletzt.", ich sah, wie es ihr zu schaffen machte. Aber sie begann nur stärker zu zittern.
„Ich habe dich umgebracht! Da war so viel Blut!"
Schnell zog ich sie in eine Umarmung und fuhr ihr beruhigend über den Rücken.
„Es ist nichts passiert. Ich bin quicklebendig und du würdest mich nie töten."

Zu meiner Erleichterung wurde Lillith wieder ruhiger und lehnte ihren Kopf an meine Brust. Trotzdem fragte sie traurig: „Was macht dich da so sicher?"
Ich hörte nicht auf ihr sanft den Rücken zu streicheln und dabei die Narben zu ignorieren, die ich unter meinen Finger spürte.
„Du bereust alles."
Ich hatte schon Hunter gesehen, die gemordet hatten, ohne mir der Wimper zu Zucken und deren Gewissen unantastbar blieb. Auch ich hatte viele getötet und es war eine Last, die man trug. Nur bis vor einigen Tagen hatte ich geglaubt, es wäre für die richtige Sache.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt