Auf einmal drang ein Plätschern an mein Ohr. Wie ein kleiner Fluss, der über Stein floss.
Es kam von hinten und ich drehte mich um.

Hinter mir befand sich eine Treppe, die oben nach rechst und links abzweigte. Eben war die nicht da gewesen...

Aber jeder Gedanken war verflogen, als ich das Blut sah, was dickflüssig die Treppe runter lief. Träge floss es Stufe um Stufe herab. Die Schreie wurden lauter und ein metallischer Geruch stieg mir in die Nase. Der Geruch des Blutes bereitete mir Übelkeit.

„Du hast sie getötet."
Ich fuhr zurück zu Alenia. Sie hatte das Schwert inzwischen gesenkt.
„Es ist ihr Blut, das deine Hände beschmutzt.", sie machte einen Schritt auf mich zu.
Unwillkürlich sah ich auf meine Hände und schrie auf. Sie waren benetzt vom klebrigen, dunkelroten Blut. Und das war nicht alles. Es war warm. Warm und frisch.

Alenia näherte sich wieder: „Fünfzehn Menschen einfach tot. Was bist du nur für ein Monster."
Ich wich zurück und starrte immer noch auf meine Hände: „N...Nein ich wol...wollte das doch nicht!"
„Mörderin. Monster. Verräterin."
Ich schluchzte vor Verzweiflung und die Schuld, die sich rücksichtslos in mein Herz fraß.
„Lügnerin, Bestie, Monster."
Ich schrie und stolperte zurück: „Hör auf!"
Das ertrug ich nicht. Aber meine Freundin zischte weiter und versenkte eine unsichtbare Klinge weiter und tiefer in mir.
„Miststück, wertlos, Monster."

Tränen benetzten meine Wangen und ich sank auf die Knie. Schluchzer ließen meinen Körper beben, aber die Tränen konnten den unbeschreiblichen Schmerz nicht lindern. Weniger noch das bittere Gefühl und das Gewicht der unschuldigen Leben, die ich ausgelöscht hatte.

Hinter mir hörte ich das Blut weiter die Treppe runter laufen und Alenias Füße traten in mein Blickfeld. Bis jetzt hatte ich auf meine blutigen Hände gestarrt, doch jetzt sah ich mit nassen Wangen zu ihr hoch. Sie sah mit einer Härte zurück, die meinen Magen zu einen Klumpen werden ließ.
„Wie konnte ich nur mir dir befreundet sein?", ihre Stimme triefte vor Hass und ihr Gesicht war verzogen. Jedes Wort kam zischend aus ihrem Mund, wurde regelrecht ausgespuckt.
„Ich habe einer Kreatur wie dir vertraut. Dabei ist nichts menschliches in dir. Du hast gemordet, gelogen, betrogen... du verdienst es nicht mal mehr zu leben."
Ihre Worte trafen mich. Trafen mich so unsagbar tief.

„Dann töte mich", hauchte ich und sah nach wie vor in ihr angeekeltes Gesicht.

Aber Alenia schüttelte den Kopf und sagte nur: „Deine Strafe wird es sein mit dir selbst zu leben. Mit den menschlichen Resten deiner verdorbenen Seele"
Sie ging rückwärts den Korridor entlang, ließ mich aber nicht aus den Augen. Ich sah ihr nur mit zitternden Lippen und erschlafften Körper nach.
„Und du wirst zusehen, wie sich alle von dir abwenden werden.", das letzte, was sie sagte, bevor sie plötzlich von hinten einer Dunkelheit zum Opfer fiel. Die Schwärze peitschte ihre langen Haare auf und verschluckte sie abrupt. Das Letzte, was ich sah, bevor die Dunkelheit mich umwarf, waren ihre verächtlichen Augen.

Mein eigener Atem drang schwer an mein Ohr und mein Herzschlag dröhnte in meiner Brust.
Im Moment lag ich auf den Rücken, aber ich richtete meinen Oberkörper auf und sah mich um.

Ich... ich war im Esszimmer meines Vaters. Der große Tisch stand nach wie vor in der Mitte des Raumes und die weiße Tischdecke war ebenfalls an ihrem Platz. Aber das Besteck fehlte und es war spät in der Nacht. Die Gardinen der Fenster waren zugezogen, aber ich konnte den dunklen Hof dahinter erahnen. Auf dem Tisch stand ein einzelner Kerzenständer, der die einzige Lichtquelle im diesem Raum war.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt