Devon stellte die Frage, die auch mir auf der Zunge lag: „Und was willst du ihnen erzählen?"
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, sie hatte ihre Haare immer noch zu einem Zopf geflochten.
„Ich schätze, der Direktorin sage ich, ich hätte Lillith getötet. Die Schüler wissen nicht, weswegen ich losgeflogen bin."

Vor Überraschung blinzelte ich und starrte sie an. Sie wollte für mich die Direktorin anlügen?
Obwohl sie sehr genau wusste, was ich getan hatte. Genauso wie Devon, der mich befreite und bei mir blieb.
Ich ließ meine Stirn gegen Devons Rücken fallen und schloss die Augen: „Ihr macht mich fertig."

Wir erreichten gegen Abend die Stadt.
Felicias war von einem breiten Fluss umgeben und eine Brücke führte uns durch das offene Stadttor hinein. Um die Stadt herum stand ebenfalls eine niedrige Mauer, die nur verhindern sollte, dass die Einwohner nicht in den Fluss fielen.

Die Sonne ging hinter den Hohen Dächern aus Stein unter und präsentierte die Stadt in ihrem besten Licht. Das sanfte Orange füllte die gepflasterten Straßen, die sich zwischen den Gebäuden schlängelten und schien auf die weiße Steinfassade der Häuser. An den Häusern hingen Blumen in Kübeln und ein ordentlich gepflegte Vorgarten lud zum Besuch ein. Auch wenn es schon spät war liefen immer noch viele Menschen fröhlich umher. Händler packten ihre Waren ein und schlossen ihren Stand mit einem Lächeln, das einen erfolgreichen Arbeitstag schließen ließ.

Wir passierten das Stadttor und sofort umgab uns ein sanftes Stimmengewirr, von den nach Hause gehenden Leuten. Mir stieg ein würziger Geruch in die Nase, der sich mit Parfüm vermischte. Vermutlich kam er von den eingepackten Waren, die vorher hier gestanden hatten. Der Geruch war befremdlich, aber er roch nicht schlecht.

Die meisten trugen einfache Leinenklamotten und Taschen, andere liefen in Anzügen umher, die Alenias Kampfanzug ähnelten. Einige hatten gefüllte Reisetaschen oder Rücksäcke dazu feste Stiefel zum wandern. Andere führten ihre Pferde durch die Gassen und Straßen auf der Suche nach einem Gasthaus.

Wir bildeten wohl die letzte Gruppe, denn Devon und ich stiegen vom Pferd ab und Alenia führte uns zu einem Gasthaus.

„Wir werden die Nacht hier verbringen, bevor wir uns richtig auf die Suche nach den Savern machen", Alenia warf einen Blick auf ihr braunes Armbad und deutete dann geradeaus, „Das Gasthaus ist hinter der Biegung dort."

Das Gasthaus war ebenfalls aus weißen Stein und grauem Dach. Die Überdachung am Eingang stand auf Steinsäulen, an denen Efeuranken empor wuchsen.
Die Doppeltür war aus weißen Holz und mit einem silbernen Knauf verziert.

„Ihr wartet hier, ich regele alles.", Alenia deutet uns stehen zu bleiben und ging rein. Die Tür fiel zu.

„Irgendwie komisch oder?", begann Devon und fuhr sich mit der einen Hand durch das Haar, mit der anderen hielt er die Zügel des Pferdes, „Gestern waren wir fünf Tage entfernt in dem Hunter-Lager und jetzt sind wir hier." Er machte eine Bewegung die die Stadt einschließen soll.
Ich nickte: „Ja. Es ging so schnell."
„Aber ich würde es jedes Mal wieder tun.", er lächelte leicht. Er würde mich jedes Mal wieder retten.

Ich senkte den Blick und sah auf meine Stiefelspitzen. Das warme Gefühl entglitt mir nach wenigen Sekunden und das Loch machte sich wie immer bemerkbar.
Vielleicht hatte mir jeder Tod, den ich zu verantworten hatte, mir meine Gefühle geraubt. Vielleicht war das die Strafe. Nichts zu fühlen, außer Wut, Kälte und Leere. Und wenn ich dann doch etwas fühlte, war er nur flüchtig und selten.
Vielleicht würde ich damit leben müssen. Nichts fühlen, während andere aus vollen Hals lachten.
Aber ich würde diese Strafe annehmen. Ich verdiente sie und noch mehr. Man sollte keinen Spaß am Töten und Foltern haben, wie ich es hatte.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt