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Pip bringt mich auch in mein altes Zimmer und organisiert einen Staubwedel und einen Staubsauger. Es dauert mehr als drei Stunden, alles abzustauben, nicht am Husten zu verrecken, zu Staubsaugen, alles wieder wohnlich einzurichten und die Kleidung zu sortieren. Zwar passen mir die meisten Dinge noch, aber von der Unterwäsche werde ich mich jetzt einfach mal trennen. Ich glaube, dass ist in Ordnung. Walter löst Pip ab, da dieser sich überanstrengt und hilft mir, meine alte Matratze und die aussortierte Kleidung zu entsorgen. Von Lady Integra haben wir die Erlaubniss, auch gleich einkaufen zu gehen. Was angeblich dringend notwendig sei.

Also ich dachte da, dass Frauen in Japan schlimm beim einkaufen sind. Aber Walter als Berater zu haben... zweieinhalb stunden alleine nur in einem Kleidungsgeschäft. Aber ich habe jetzt einen komplett neuen Satz an Kleidung. Passt zwar nicht mehr in den Schrank, aber das scheint Walter egal zu sein. Neue Schuhe mussten natürlich auch her. Genau so wie ein komplett neues Bett, eine neue Couch, ein Fernseher, Bücher wobei ICH hier sehr wählerisch war, ein neues Handy mit Hülle und allem Schnick-Schnack, ein Laptop um meine Forschungsergebnisse zu speichern und allerlei Krimskrams. Ein neuer Wecker, neue Stifte und so weiter und so weiter.

Am Ende waren wir sieben Stunden shoppen. Und diese sieben Stunden waren die LÄNGSTEN meines Lebens! Innerlich schwöre ich mir, dass ich nie wieder mit Walter einkaufen gehe, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Zwar gab es eine schöne Pause, als wir Kaffee getrunken und Kuchen gegessen haben, aber bis wir dann endlich fertig waren... Wow. "Das sollte genügen." meint Walter und sieht mich an, als wäre er nicht gerade sieben Stunden von Geschäft zu Geschäft gelaufen. "Komm! Lass uns nach hause!" Bei diesen Worten muss ich anfangen zu lächeln und nicke. Zuhause... ein schönes Wort.

Meine Möbel werden erst noch geliefert und ich werde ersteinmal auf den Boden schlafen. Aber das ist mir sowas von egal! Vielleicht kann ich Pip dazu überreden, bei ihm zu schlafen. Mit dem Wagen voller Dinge und sehr wenig Sitzplatz darin, fahren wir zurück in das Anwesen, laden dort alles aus und ich kümmere mich um den Aufbau. Nur weil ich ohne Elektronik gelebt habe heißt das nicht, dass ich keine Ahnung davon habe. Und vorallem nicht, wenn ich sieben Jahre lang in einer Stadt in Japan gelebt habe! Also alles in das Zimmer packen, auspacken, anstecken, ausprobieren und erst dann setze ich mich an den Schreibtisch, um die Liste zu schreiben.

Auf den Papieren landen Dinge wie Autoklaven, Handschuhe, Mundschutz, Anzüge, Desinfektionsmittel, Tische, Stühle, Monitore, die verschiedensten Chemikalien, Schalen, Schüsseln, Waagen, Mikroskope, Metalltabletts, Spritzen, Nadeln, Tupfer und so weiter und so weiter. Die vorgefertigte Liste mit drei Doppelseiten lese ich mir noch einmal durch und schreibe sie selbst noch einmal in meinen neuen Laptop, damit ich mögliche Dinge hinzufügen oder kontrollieren kann. Mit der Liste in der Hand und geistlich endlich wieder richtig abgebrannt, gehe ich aus meinem Zimmer und die langen Flure entlang. Als wäre ich nie weg gewesen. Oder als hätte ich nur einen langen Traum gehabt.

Die Liste gebe ich dann bei Lady Integra ab, die sich gerade für das Bett fertig gemacht hat. "Würdest du Alucard bei der Wache ablösen? Es gab einen Vorfall vor ein paar Jahren und seit dem habe ich immer gern einen Vampir mit dabei." Ohne zu fragen was der Vorfall sei, nicke ich. "Sehr wohl, Lady Integra. Ich werde mich umziehen und Alucard dann auslösen." Ich wünsche ihr noch eine gute Nacht und begebe mich zurück in mein Zimmer. Dort entledige ich mir meiner Sachen aus Japan und ziehe mir wieder heimatliche Kleidung an.

Auch wenn sie sich äußerlich nicht groß unterscheidet, so ist das tragen um einiges angenehmer. Der Stoff fühlt sich besser an. Unterwäsche, darüber ein schwarzes Top und eine schwarze lange Hose, schwarze Socken und schwarze Kampfstiefel, in denen ich einen guten Halt habe. Darüber mein alter Mantel. An meinen Hüften, wie in Japan, mein Katana, Chokuto und meine Pistole und zur Sicherheit eine Gasmaske, die ich vorhin gekauft habe. Sie ist nur für den Mund und die Nase bestimmt und bedeckt meine Augen nicht. Meine Hände stecken in Leder Halb-Handschuhen. Meine frisch gefärbten blaue Haare sind mit meinem roten Auge der einzige Farbklecks, der sich in meiner Erscheinung bietet.

So ausgestattet gehe ich zum Eingang des Anwesens und lehne mich neben der Tür gegen die Wand. Die Maske hängt an meinem Hals und ich ziehe mir noch einmal die Halb-Handschuhe zurecht, ehe ich schon eine bekannte Präsenz spüre. "Ah... Kaum wieder aus dem Urlaub, schon als Wachablösung eingeteilt, was?" meint er amüsiert und ich sehe zu ihm. "Warum sollte mit mir anders umgegangen werden, als mit dir?" frage ich und der schwarzhaarige lehnt sich neben mich mit dem Rücken ebenfalls an die Wand. "Keine Ahnung. Vielleicht, weil du damals einfach abgehauen bist?"

Mein Blick geht nach vorn, auf die untergehende Sommersonne. "Stimmt auch wieder." erwiedere ich und Alucard scheint es nicht erwartet zu haben. "Hm? Du stimmst mir zu?" fragt er und ich drehe meine Kopf wieder zu ihm. "Ich habe die Scheiße angestellt. Also muss ich auch die Konsequenzen tragen." Musste das Thema jetzt kommen? Eine Hand legt sich auf meinen Kopf. "Was ist mit der Prinzessin passiert, die ich in Japan zurück lassen musste?" fragt er und ich schließe kurz meine Augen, ehe ich wieder gerade aus sehe. "Die Prinzessin ist erwachsen geworden." erwiedere ich nur und er schnaubt.

"Wolltest du nicht genau das Gegenteil? Hast du das nicht einmal zu Walter gesagt?" Ich schlucke und sehe auf den Boden. "Hey. Gib ihm nicht die Schuld, dass er mir über dich einiges erzählt hat. Er hat gedacht, dass du für immer weg bist." brummt er und ich starre weiterhin ein Loch in den Boden. "Aber es stimmt... Schließlich nannte man dich drüben 'Die Eiskönigin'. Nicht 'Die Eisprinzessin'." stimmt er mir zu und ich nicke. "Bei einer Prinzessin gibt es noch Hoffnung. Eine Königin bleibt so, wie sie ist." Zumindest ist das mein kleiner Erklärungsversuch, den ich aufbringe um wenigstens etwas vernünftiger zu klingen.

Vampirpest 2Where stories live. Discover now