Der Dunkle Mond hatte sich meiner Wut und Sorge um Devon zunutze gemacht und sich gewaltsam die Kontrolle über meinen Körper verschafft. Er drang mit unglaublichen Kopfschmerzen ein. Sie zuckten nur kurz durch meinen Geist, aber waren so unfassbar stark.
Ich griff mir an den Kopf und krümmte mich.
Dann war es vorbei. Ruhe legte sich über mich und ließ die Emotionen verschwinden. Die Anspannung der Flucht fiel von mir ab. Ich war so lange ruhig gewesen. So lange von Trackles zerquetscht worden. Jetzt nicht mehr.

Ich stellte mich auf das reitend Pferd, ohne das Gleichgewicht zu verlieren und sprang ab. Devons Ruf folgte mir, aber ich ignorierte ihn. Mühelos stieg ich empor und flog vor der Mauer und den Hunter. Ihre Augen waren ängstlich geweitet, ihre Lippen trocken. Angstgeruch umgab sie wie eine Nebelwolke. Bei einigen mehr, bei anderen weniger.
Der Umhang, den Devon mir gegeben hatte flatterte um mich herum, ebenso mein kurzes Haar. Meine Augen waren wieder komplett schwarz, aber ich konnte keine Flügel wachsen lassen. Mein Rücken hätte das nicht ausgehalten.

„Ich werdet uns passieren lassen", meine Stimme war zischend und knurrend. Es war die des Dunklen Mondes. Die Schützen wirkten kurz verunsichert, richtete die Pfeile dann aber doch auf mich und kniffen ein Auge zu um zu zielen. Verärgert schnalzte ich mir der Zunge und mit einer wegwischenden Handbewegung ließ ich ihre Hände unkontrolliert zucken. Die Schützen mussten mit einem überraschten Aufschrei die Bögen fallen lassen und das Holz fiel scheppernd zu Boden.

Ich war in dem Geist von jeden von ihnen eingedrungen und übernahm die Kontrolle über ihren Körper. Mir ungeheuren Entzücken spürte ich ihr Blut, dass durch ihre Adern schoss. Mit einer neuen Idee beendete ich das Zucken der Hände und ließ ihr Blut stattdessen schneller fließen.
Die Schützen keuchten und sanken teilweise auf die Knie.

Castriel sah erstmal nur erstarrt zu, dann biss er die Zähne aufeinander und nahm sich einen der am Boden liegen Bögen. Noch bevor er einen Pfeil anlegen konnte, streckte ich meine unbenutzte Hand nach ihm aus und ballte sie zur Faust. Darauf griff sich der Anführer luftringend an den Hals. Ich zerquetschte seine Luftröhre aber nicht komplett. Er hatte noch genug Luft um ein wenig Sauerstoff durchzuschleusen. Aber erstmal blieb er so außer Gefecht.

Nun richtete ich meine Konzentration wieder auf das Blut der Schützen. Zu meiner Rechten rang Castriel panisch weiterhin um Atem, während auf der Mauer entlang alle anderen keuchend und schwer atmend auf dem Stein kauerten. Ein Lächeln bildete sich auf meine Lippen, als ich ihr Blut zum kochen brachte und die Männer anfingen zu schreien. Wunderbare, schmerzerfüllte Schreie.

„Lillith!", Devons Stimme drang von der Ferne an mein Ohr, „Wir müssen hier weg!"
Der Hunter hatte recht. Wir sollten langsam wieder los. Also streckte ich meine Hand aus um die schreienden Hunter endgültig zu töten. Aber Lillith wehrte sich und hinderte mich daran. Sie hielt mich aus meinem Inneren davon ab die Magie zu wirken und riss mich mit einem verzweifelten Ruck aus dem Geist der Männer. Erleichtert brachen sie auf dem Stein zusammen.

Castriel rang keuchend nach Luft, auch ihn erwürgte ich nicht mehr. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und er sah zu den Reihen rechts von ihm, wo ich schwebte. Rechts und links von ihm lagen die ausgelaugten Hunter, ihre Gesichter immer noch vom nachhallenden Schmerz getrübt. Castriels Gesicht war wütend verzerrt und im Schein der Fackel, stachen seine Narben hervor.
„Monster!", das Wort triefte vor Hass und er zog sein Schwert aus der Scheide. Finster sah er mich an und wünschte mir den sicheren Tod.
Ich flog zu ihn rüber und blieb zwei Meter vor ihm in der Luft stehen.
„Du solltest wissen, wann du verloren hast, Castriel."
Der Hunter spuckte auf den Boden hielt sein Schwert fester: „Noch ist garnichts verloren"
Ich schwieg und sah seinen Arm an. Der Arm der das Schwert hielt, der die Peitsche geschwungen hatte.
Dann brach ich den Knochen.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt