Teil 1

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Ich träume.

...

»Ariana! Was stehst du da denn noch so rum? Geh von hier weg, so schnell du kannst!«, schrie mein Bruder, dem im nächsten Moment aber der Mund zugehalten wurde. Mein Vater und meine Mutter waren auf Stühlen gefesselt und sie schauten mich weinend an. Selbst mein Bruder weinte, obwohl ich ihn nie in meinem Leben weinen gesehen hatte. Ich konnte diese Situation nicht beschreiben. Es war wie mein persönlicher Albtraum, der nie aufhören wollte.

Ich konnte mich nicht bewegen, meine Beine waren wie zugefroren. Aus Nervosität bildete sich Schweiß an gewissen Stellen meines Körpers und auch vor allem an meinem Hals. Langsam machte sich bemerkbar, dass meine Haare an meinem Nacken klebten, dass nicht nur unangenehm, sondern leider durch die ganze Furcht und Aufregung entstand.

Zwar war ich sicher genug weit entfernt vom Szenario, aber ich konnte sie hier doch nicht einfach zurücklassen. Ich hatte Angst. Große Angst, mein Herz hämmerte gegen meine zu weiche Brust, weswegen sich diese Stelle schmerzhaft zusammenzog. Meine Atemzüge verliefen viel zu schnell, dass ich befürchtete, im nächsten Moment den Überblick zu verlieren, oder gar umzufallen. Sollte ich näher ran? Sollte ich mein Leben in Gefahr bringen, für meine Familie? Diese Antwort war mir klar, und nicht lange überlegte ich. Tja, so ist meine Persönlichkeit nun mal. Ich bin selbstlos. Stelle jeden über mich selbst, und würde alles für diejenigen tun, die ich vertraue.

Niemals hätte ich in Erwägung gezogen, dass mir jemals so etwas wie nun passiert, denn es war das schlimmste, was mir jemals jemand antun könnte. Meine Familie wegnehmen, das einzige was ich besitze, das einzige, was ich über alles liebe, und vor jenen Sachen stellte.

Meine Augen führten mich durch den dunklen, rauen Raum einer Lagerhalle, die lediglich aus Schrott bestand. Die Atmosphäre war kühl, und beängstigend, weswegen ich am ganzen Körper zitterte, und vergeblich nach einem Ausgang suchte.

»Tötet mich, aber lasst sie gehen. Bitte«, verlangte mein Bruder plötzlich, und erschrocken und bedrückt zugleich schaute ich ihn mit Tränen in den Augen an. »Nein, nimmt mich!«

Ich nahm das Lachen der Männer wahr, doch ich beachtete nichts weiteres, als die für mich wichtigsten Personen der Welt, die mich in dessen Lage zum Weinen brachten.

Ich traute mich, genauer hinzuschauen. Jeden von ihnen wurde eine Pistole an den Kopf gehalten. Von Männern, die schwarze Masken trugen. Schwarze Klamotten, die für den Tod standen. Ich hörte nichts, nur unser Weinen und das Lachen von den Männern, denen ich nichts weiter wünschte, als in der Hölle zu verschmoren.

»Bitte lasst sie gehen. Wir haben doch nichts getan! Bitte! Wir sind unschuldig!«, schrie ich, vergeblich, unter Tränen. Doch die Männer, die mir fürchterliche Angst machten, lachten nur noch mehr. Gerade als ich zu Ihnen rennen wollte, wurde ich von hinten gepackt und getragen, zu einem Ausgang. Wie von selbst bemerkte ich, wie ich am ganzen Körper zitterte, und ich vor Angst fast blind wurde. Ich schrie wie verrückt, und zappelte herum, doch erneute Male erfuhr ich, dass es keinen Sinn besaß.

»Nein! Bitte nicht! Mama! Papa! Abi!« Ich weinte bitterlich, schluchzte, bis mir urplötzlich eine Spritze gegeben wurde und ich ohnmächtig wurde.

...

»Ariana? Ist alles in Ordnung? Steh auf.«, jemand rüttelte mich wach, denn eine kleine Hand lag auf meiner Schulter, die mir urplötzlich eine Gänsehaut verursachte. Qualvoll und schwer trennten sich meine Augenlider voneinander, und daraufhin bemerkte ich, dass meine fülligen Wimpern verklebt waren. Als ich sie öffnete, saß niemand anderes, an meinem Bettrand, als meine kleine Cousine, Ayla. Automatisch bildete sich ein kleines, gezwungenes Lächeln auf meinen Lippen, als ich ihren besorgten Gesichtsausdruck sah.

Schicksal führt zusammenWhere stories live. Discover now