Neben mir neigte Devon respektvoll den Kopf und die anderen machten es auch. Also tat ich es ihnen gleich. Mein zerzaustes Haar viel mir dabei rechts und links über die Schulter.

„Es freut mich euch wieder in unseren Kreisen willkommen zu heißen", begrüßte der Mann meine Begleiter und seine Stimme war genauso respekteinflößend wie der Rest seines Auftretens.
Devon hob seinen Kopf wieder, also tat ich es auch.
„Uns freut es auch, Sir."
Der Mann nickte und nun richtete sich seine Aufmerksamkeit auf mich. Seine grauen Luft-Augen bohrten sich in meine und ich konnte nicht behaupten, dass ich es nicht ein wenig mit der Angst zu tun bekam.

Sein Gesicht, hatte einige Falten und vernarbt war es auch, aber seine Augen. Sie erinnerten mich an die Augen eines Raubtieres. Sie waren dunkel und grausam, beinahe leblos. Jedenfalls konnte ich kein Licht in ihnen erkennen.

„Ihr habt den Dunklen Mond also tatsächlich gefangen.", stellte er fest während er mich weiterhin musterte. Ich es wandte mich unter seinem durchdringenden Blick.
Er kam näher und ging um mich herum, betrachtete mich von allen Seiten.
Wie ein Raubtier seine Beute

Er stellte sich wieder vor und und richtete seine Worte an mich: „Also Dunkler Mond, nun sitzt du hier fest. Du wurdest besiegt und kannst keinen Schaden mehr anrichten."
Die Hunter um uns herum jubelten.
„Mein Name ist Castriel, der Leiter dieses Lagers und Mitglied des Inneren Kreises. Ich befehlige jeden hier, einschließlich dich.", stellte der fast schon unheimliche Mann sich nun vor. Seine Stimme war kalt und genauso hasserfüllt wie die Blicke der Hunter hier.
„Du stehst hier unter jedem. Was man dir sagt, tust du auch. Verstanden?"

Er schien zu warten, aber als ich ihn nur schweigend anblickte, gab er mir eine schallende Ohrfeige. Mein Kopf flog durch seine Kraft zu Seite und ich keuchte erschrocken auf. Ich hatte das nicht kommen sehen.

Meine Hand fuhr zu der Wange, die Castriel getroffen hatte und sie begann schmerzhaft zu pochen.
„Ich habe dich gefragt, ob du das verstanden hast!", polterte er drohend und seine dunklen Augen bohrt sich wieder in meine.
„Ja, Sir", sagte ich trocken, während ich mich auf den Schmerz in meiner Wange konzentrierte. Er lenkte mich von der Leere in mir ab und zeigte mir, dass ich noch etwas fühle. Dass ich nicht schon komplett zerstört war.

Castriel nickte zufrieden, wobei sich seine Gesichtszüge kein bisschen bewegt hatten. Mit einer ruckartigen Bewegung seines Kopfes deutete er mir und Devon ihm zu folgen. Ohne zu zögern griff Devon nach meinen Oberarm und führte mich mit festen Griff ab. Hinter uns begannen sich die Hunter zu zerstreuen.

Während wir Castriel und seinen wehenden blutroten Umhang folgten, würdigte mich Devon keines Blickes. Er starrte einfach nur geradeaus.
Sein Griff war fest, aber er tat nicht weh. Nicht wie meine schmerzende Wange.

Castriel führte uns durch das Labyrinth aus Zelten bis zu einem großen im Zentrum. Es war weiß, aber eine Fahne wehte an der Spitze, die dieses Zelt wohl als das des Anführers zeichnete.
Er schlug den Stoff des Eingangs zur Seite und wir traten ein.

Das Zelt war sehr schlicht gehalten. Es war mit schlichten Teppichen ausgelegt und es gab ein Bett, ein Tisch mit Stuhl und eine Schrank. Keinerlei Merkmale oder persönliche Gegenstände, abgesehen von eine Schwert, das an den Tisch gelehnt stand.
Auf dem Tisch lagen zwar noch ein paar Briefe und ein Plan des Lagers, aber das Zelt verriet mir nichts über den Hunter-Anführer, den das Zelt gehörte.

In der Mitte des Raumes blieb Castriel stehen und drehte sich zu uns um.
„Danke Devon. Warte doch bitte draußen, während ich mit dem Dunklen Mond ein Gespräch führe. Mit dir habe ich später auch noch etwas zu besprechen."
Ich musste schlucken und mein Blick huschte zu Devon. Wie ungern ich es auch zugab, ich wollte lieber, dass er hier blieb damit ich nicht mit Castriel alleine sein musste.
„Natürlich Sir", Devon nickte und verließ das Zelt.

Seine Raubtieraugen richteten sich jetzt auf mich, aber ich wich nicht zurück. Ich schaffte es ebenfalls ihn anzusehen und seinen Blick standzuhalten.
Ich kann tun was ich will. Früher oder später töten sie mich.
„Nun denn. Dunkler Mond, hat ein Monster wie du denn auch einen Namen?", ich ignorierte den abschätzigen Tonfall und antwortete: „Lillith"
Er lächelte, oder besser gesagt verzog sein Gesicht.
„Lillith", er zog meinen Namen in die Länge, „Ein passender Name. Wie deine Eltern wohl darauf gekommen sind?"
„Ihr habt mich wohl kaum hierher gebracht, um mit mir über meinen Namen zu reden.", erwiderte ich, während ich versuchte zu erahnen, was wir hier sollten. Und warum er Devon weggeschickt hatte.

Wieder lächelte er und setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und lehnte sich ein wenig zurück: „Du hast recht. Ich wollte dich darüber aufklären, wie wir mit dir weiter machen werden."
„Mich töten?", riet ich mit leerer Stimme, während ich immer noch mitten im Raum stand.
„Immer langsam mit den ruhigen Pferden. Wir wollen dich doch nicht umbringen. Wir werde dir nichts tun"
Ich zog bloß skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Solange du kooperierst", schob Castriel hinterher. Sein boshaftes Grinsens gefiel mir garnicht.

„Und was wird von mir erwartet als Kooperation?", wollte ich misstrauisch wissen.
„Nichts großartiges", seine Stimme nahm einen Plauderton an, wie als würde er über das Wetter reden, „Ich will nur, dass du uns sagst, wer die Scheinende ist. Und uns alles erzählst was du weißt."
„Ich kenne sie nicht."
Castriel stand ruckartig auf und war in schnellen Schritten bei mir. Er holte zum Schlag aus, aber diesmal wich ich ihm aus und duckte mich darunter.

Der Hunter blinzelte und drehte seinen Kopf zu mir. Seine Augen waren verärgert zusammengekniffen.
„Schnelle Reflexe", bemerkte er, drehte sich vollkommen zu mir um und setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück. Ich verfolgte ihn mit den Augen, bereit nochmal auszuweichen.
„Aber die bringen dir auch nichts, wenn du die Informationen zurückhält und ich sie aus dir herausholen muss.", seine Augen verengten sich, „Und sofort zu lügen veranlasst mich nicht unbedingt dazu mich zurück zu halten."
Ich hatte keine Zweifle daran, dass er die Drohung ernst meinte.
„Denk drüber nach", meinte Castriel und deutet zum Zelteingang, „Und jetzt las bitte Devon rein."
„Wollen Sie nicht sicher gehen, dass ich nicht einfach raus gehe und verschwinde."
„Devon steht sicher am Eingang."
„Nein tut er nicht.", ich hörte ihn nicht. Wenn er vor den Eingang stehen würde, könnte ich seine Atmung hören.
Castriel zog die Augenbrauen zusammen, fragte aber nicht nach woher ich das so sicher wusste: „Dann viel Glück unbemerkt durch das Camp zu laufen, ohne Magie und einem einzige Ausgang"
Es gab also nur einen einzigen Ausgang. Wenn man ihn versperrte, waren alle hier gefangen. Nicht schlau.
Nicht das ich vor hätte zu fliehen.

Also drehte ich mich um und ging hinaus. Devon stand tatsächlich nicht am Eingang. Stattdessen im respektvoller Entfernung und redete mit einem dunkelhäutigen Jungen.
Ich kam zu ihnen rüber und räusperte mich, als sie mich nicht bemerkten. Die beiden Hunter drehten die Köpfe zu mir herum. Devons Blick war neutral, der des Jungen wurde dunkel

„Castriel ruft nach dir.", erklärte ich Devon und nickte zum Zelt rüber.
Devon erwiderte nichts und schob sich einfach an mir vorbei. Ich schaute ihm hinterher.
Seitdem wir das Tor passiert hatten, war er kalt und abweisend. Wie der Hunter, der er am Anfang gewesen war.
Ich sah zu wie er im Zelt verschwand.
Hatte er mir nur was vorgespielt oder spielte er den Huntern etwas vor?

„Hat es Spaß gemacht zu töten?"
Ich blinzelte verwirrt und wandte mich zu den Jungen um „Bitte was?"
Der dunkelhäutige Hunter mit genauso dunklen Augen und Haaren, mit dem Devon eben gesprochen hatte, hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
„Ob du es genossen hast zu töten. Du hast doch sicher schon jemanden ungebracht. Du bist ein Monster"
Ja ein Monster war ich in der Tat.
„Ja", meine Stimme war leer, genauso wie mein Blick und das Gefühl in mir, „Ich habe tatsächlich schon jemanden getötet."
„Und es hat dir gefallen?", seine Stimme hatte einen säuerlichen Unerton.
Ich schaute weg. An Blutmond war es berauschend gewesen die Schüler bluten zu lassen, dafür hasste ich mich ja so sehr. Es hatte mir nicht nur gefallen ich hatte es genossen.
„Ja"

Er nickte als hätte er diese Antwort schon erwartet und begann zu schweigen. Aber dann öffnete er wieder den Mund: „Warum tust du sowas?"
Ich gab ihm die Wahrheit: „Ich weiß es nicht."

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now