Devon baute letztendlich den größten Teil des Zeltes auf, einfach weil er schneller war. Er hatte auch mehr Übung.

Als wir beide rüber zum Feuer gingen, wurde uns Fleisch gereicht. Die Hirschkuh, die ich aufgespürt hatte.
Ich nahm es schweigend entgegen und biss ein kleines Stück ab. Es schmeckte ganz gut.

Eine Weile hörte man nichts außer das Knistern des Feuers, dann sagte Ellie plötzlich: „Hat jemand Lust auf einen kleinen Kampf?"
Ich hob den Kopf und schluckte ein Stück Fleisch runter. Ellie schaute die Jungs abwartend an und schließlich stand Devon auf.
„Wenn du unbedingt verlieren willst,Ellie.", meinte er und stand auf, „Also, Schwert? Oder Faustkampf?"
Das blonde Mädchen lächelte als würde sie jetzt schon überlegen wie sie Devon besonders schmerzhaft eine reinhauen konnte.
„Ich wähle dann den Faustkampf."
„Nur weil du weißt, dass ich dich mit dem Schwert schlage."
Ellie erwiederte nichts und ging in Kampfstellung, Devon tat es ihr gleich. Beide standen aber im sicheren Abstand zum Feuer.

„Also gut. Achtung, fertig, kämpft!", auf Max' Startsignal hin gingen die beiden aufeinander los. Ellies erster Angriff auf Devons Gesicht wurde abgeblockt, der zweite gegen den Bauch ebenfalls aber beim dritten, traf sie ihm mit einem Kick in der Brust, sodass er ein paar Schritt zurück taumelte.
„Streng dich mehr an!", rief sie ihm zu.
Devon lächelte und trat wieder näher. Er zielt auf ihre rechte Seite, aber Ellie wich flink aus. Auch der nächsten Folge von Schlägen und Kicken konnte Ellie ausweichen und wurde kein einziges Mal getroffen.
Bei Devons letzten Angriff duckte sie sich weg und trat ihm gegen den Bauch. Er schnappte nach Luft und stolperte wieder ein paar Schritte zurück.

Erneut gingen Ellie und Devon aufeinander los. Ellies blondes Haar wehte um sie herum und Devon packte es einmal, um sie so unter Kontrolle zu bringen. Aber Ellie konnte sich geschickt aus seinem Griff befreien und dankte ihm mit einem heftigen Schlag in die Seite.
Wie sie sich bewegten, glich einem Tanz. Sie duckten und drehte sich umeinander herum. Ihre Gestalten flackerten wie das Feuer und die eine Hälfte des Gesicht blieb im Schatten verborgen. Manchmal bewegten sie sich so schnell, dass ihre Gestalten verschwammen.

Plötzlich traf Devon Ellie mit einem Manöver gegen die Kehle und sie stolperte nach Luft röchelnd zurück. Er grinste und wischte ihre die Beine weg, sodass sie hinfiel und er gewonnen hatte.
Immer noch hustend rappelte Ellie sich auf und klopfte sich verärgert ein bisschen Erde von der Kleidung. Dann stolzierte sie an Devon vorbei und setzte sich wieder hin.
„Sauer, dass da jemand verloren hat?", stichelte Max und schluckte den letzten Bissen seines Fleisches runter. Ellie warf ihn darauf einen bösen Blick zu und sagte schnippisch: „Ich habe mich nicht wirklich angestrengt. Devon soll nur glauben, er sei besser als ich."
John lachte leise: „Natürlich"

Devon lies sich ebenfalls lächelnd wieder zurück auf seinen Platz auf den Boden nieder.  Er war nur leicht außer Atem, aber anscheinend hatte der Kampf ihn nicht wirklich angestrengt.

„Wie sieht's aus Lillith. Kämpfst du gegen mich?", Max's Augen lagen auf mir und er hatte ein träges Grinsen im Gesicht. Als hätte er den Sieg schon in der Tasche.
Nach kurzem Überlegen stand ich auf und nickte. Max' Grinsen wurde breiter und er stand ebenfalls schwungvoll auf.
„Gut. Schwertkampf oder Faustkampf?"
„Faustkampf."
Ich konnte mit dem Schwert umgehen, aber nicht wenn meine Arme gefesselt waren. Ich war einhändige Schwertführung gewohnt aber mit meinen magischen Fesseln, ging das nicht.

„Max, sie hat Fesseln.", meinte Devon aber Max machte eine wegscheuchende Handbewegung.
„Man kann auch mit gebunden Händen kämpfen."

Max und ich gingen in Kampfstellung und diesmal gab John das Startsignal.
Max griff ohne Umschweife an, ich wich mit einem Schritt seitwärts aus und wollte gerade auf seine ungeschützte Flanke schlagen, das zuckte ein Bild vor meinen Augen hervor.
Ich kämpfte gegen Alenia auf den Übungsplatz, als Training vor den bevorstehenden Blutmond. Ich hatte sie besiegt. Aber nur weil mich der Mond stärker gemacht hatte. Ich hatte gespürt, dass was anders war, aber nicht erkannt wieso. Aber hätte ich die Zeichen richtig gedeutet, wären die Schüler noch am Leben.
Ich zog meinen Arm zurück, bevor ich ihn treffen konnte.
Ich will nie wieder jemanden verletzen. Auch wenn es ein Hunter ist. Jeder Mensch ist etwas Wert.
Und ich das Monster werde ihnen nicht mehr weh tun.

Max nutzte das aus und traf mich mit der Faust in die Magengrube. Ich schnappte nach Luft und stolpere ein paar Schritte zurück, während ich mir den Bauch hielt.
„Hast wohl nichts genug Mumm mich zu schlagen!", höhnte er, kam wieder auf mich zu und schubste mich nach hinten.
„Komm schon, Dunkler Mond, wo ist die Brutalität, mit der du die Schüler ermordet hast?"
Ich zuckte bei dem Namen zusammen und presste die Lippe aufeinander. Ich werde niemanden mehr weht tun.

Max trat mir mit dem Knie erneut in den Bauch. Ich bückte mich vornüber und musste husten.
Er packte mich an der Haaren und zog mich unsanft an ihnen hoch. Ich schrie leise auf, als er mir dabei ein paar rausriss.
„Na los, kämpf!"
Max lies mich los und stieß mich nach hinten. Strauchelnd stolperte ich zurück bis ich über einen größeren Stein stolperte und hinfiel. Als ich mich mit dem Unterarm abfangen wollte, schnitt ich mich an den kleinen Kieselsteinen, die hier überall rumlagen.

Max ragte über mir auf, die braunen Haare fielen ihm in das Gesicht und seine dunklen Augen funkelten unheimlich. Das Feuer erhellte seinen Rücken und warf eigenartige Schatten auf sein Gesicht.
„Du sollst fünfzehn Schüler getötet haben?", Max schaute mich verächtlich an, „Du bist einfach nur erbärmlich." Er drehte sich um und ging knirschend davon zurück zum Feuer, wo die anderen schweigend saßen.

Ich schluckte und richtete mich auf. Meine Arme brannten, wo die Steine mich geschnitten hatten, aber ich hies den Schmerz willkommen. Eine Abwechslung zu der stetigen Leere in mir drin. Es bewies mir, dass ich noch etwas fühlte.

Schließlich stand ich ganz auf und setzte mich wieder zu den anderen ans Feuer. Max schenkte mir ein hämisches Grinsen, wohingegen Devon mich eigenartig anschaute.
„Was ist?", sprach ich ihn darauf an und er blinzelte, als hätte ich ihn aus seinen Gedanken gerissen.

Nachdem er sich gefasst hatte, wollte er wissen: „Habt ihr nicht Kampftraining in der Schule?"
Ich nickte und Max begann zu Lachen.
„Offenbar nicht sehr gutes Training, denn deine Nummer eben war absolut nichts.", meinte er verächtlich und nahm einen Schluck aus dem Wasserbeutel, den ich mit ihm aufgefüllt hatte.
Darauf erwiderte ich nichts. Das Training war gut gewesen. Aber ich war es nicht. Ich war böse.

Devon schaute mich schweigend an, während die anderen sich nicht weiter für mich zu interessieren schienen und über Kampftechniken sprachen, die man auf jeden Fall können sollte.

„Tut es nicht weh?"
Ich folgte Devons Blick zu meinen zerkratzten und blutenden Armen. Blut lief in kleinen Rinnsalen über meine Haut und tropfte auf mein weißes Kleid. Ich trug immer noch das gleiche vom
Erschaffungs-Fest. Beim Anblick des Blutes wurde mir schlecht und ich wandte den Blick ab.
„Doch.", antwortete ich und fügte leiser hinzu „Immerhin etwas."
Devon beugte sich vor: „Was hast du gesagt?"
Ich schüttelte den Kopf und winkte ab: „Ach nichts."
Devon runzelte die Stirn nickte aber. Kurze Zeit später war er in eigenen Gedanken versunken.

„Ich wasche mir eben das Blut ab.", meldete ich und stand auf. Bei meiner plötzlichen Bewegung legten alle ihre Hand kampfbereit an ihre Waffen. Sie alle waren noch immer wegen mir in höchster Alarmbereitschaft. Anders sollte es wohl nicht sein.
John legte als erstes seine Hand von seinem Schwert und nickte: „Ok. Devon begleitet dich."
Der genannte stand auf und deutete mir in den Wald zu folgen, der an die Steinebene grenzte.
„Los. Aber wir werden uns nicht allzu lange da aufhalten. Es ist dunkel."

Hi,
hier wie versprochen zu Montag das neue Kapitel. Die nächsten zwei bis drei Wochen werden vermutlich keine kommen, ich bin im Urlaub und werde die Zeit mit meiner Familie verbringen :).

Vera.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now