Kalte Nächte

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Harry wachte Schweiß gebadet auf und atmete schwer. Sein Herz klopfte und er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, schon wieder hatte er von dem Turnier geträumt, schon wieder hatte er riesige Angst vor der nächsten Aufgabe. Das Schlimmste an diesen Träumen war, dass er absolut keine Ahnung hatte, was in diesen passiert war, wenn er aufwachte; nur die Angst vor dem Turnier saß ihm nach jedem Traum schlimmer in den Knochen. Die erste Aufgabe rückte von Tag zu Tag näher und die Träume häuften sich. Das einzige was ihn zurück in die Realität rettete, war der Gedanke an Draco Malfoy, seinen festen Freund. Niemand wusste davon, aber sie waren seit knapp 3 Wochen zusammen und es lief verdammt gut. Harry war wirklich sehr glücklich und auch Malfoy machte einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Natürlich würden sie niemandem davon erzählen können, Malfoys Familie würde ausrasten, wenn sie erführen das ihr Sohn schwul war, und dazu auch noch Harry Potter sein Freund war. Und auch Harry wollte nicht das die Öffentlichkeit von seiner Sexualität erfuhr und sich darüber dann das Maul zerreißen konnte.
Sein gesamter Körper zitterte als er die Bettdecke zurück warf und die kalte Luft auf seinen nass-geschwitzten Körper traf. Vorsichtig und leise tapste er an den Betten der anderen vorbei und schlich sich in Richtung Gemeinschaftsraum. Doch gerade als er sich vorsichtig hineinschob sah er es: auf der Couch, eng verschlungen, lagen zwei Menschen, und es waren nicht irgendwelche Menschen; es waren Ginny Weasly und Seamus Finnigan. Als Harry die beiden sah sprang er schnell hinter die nächste Ecke damit die beiden ihn nicht entdeckten, doch Seamus rief bereits mit misstrauischer stimme: „Hallo? Wer ist da?" Unglaublich peinlich berührt rief Harry aus seiner Ecke zurück: „Sorry, ich bin's. Ich hab nichts gesehen, macht einfach weiter."
Immer noch mit vor Scham geröteten Wangen sprintete er zurück zum Schlafsaal. Dummerweise wartete dort eine weitere unangenehme Überraschung auf ihn: Die anderen Jungs waren inzwischen wach und löcherten Harry mit seltsamen Blicken. Neville machte den Anfang: "Ich habe euch doch gesagt, dass er nachts ab und zu einfach verschwindet"
Harry versuchte, etwas zu sagen, brachte aber nur Gestammel heraus. Ron wirkte leicht verwirrt und auch noch ziemlich verschlafen: "Wo warst du Harry? Und wo ist eigentlich Seamus?", zwischen den Worten rutschte ihm ein Gähnen heraus. Dean hingegen schien hellwach und extrem amüsiert über die Szene zu sein: „Also was Seamus macht ist klar, das weiß jeder, Ron. Aber wo, oder vielmehr bei wem du warst Harry, das würde mich auch interessieren" Er zwinkerte Harry mit einem vielsagenden Blick zu. Harry begann zu schwitzen, was wenn sie es rausfänden, was wenn sie Malfoy und ihn erwischen würden? Sein Herz schlug wie wild und er wollte sich gar nicht ausmahlen was passieren würde, wenn sie alle herausfänden das er mit seinem „Erzfeind" zusammen war. Zum Glück rettete Seamus ihn in diesem Moment, denn er platzte, mit einem vollkommen verklärten Lächeln und nur halb angezogen, in den Schlafsaal und alle bestürmtem ihn mit fragen. Nur ein wenig entspannter legte Harry sich wieder in sein Bett und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Der nächste Morgen war die Hölle für Harry, nicht nur das seine Freunde ihn mit fragen über letzte Nacht löcherten, sondern auch Dracos verletzten Blick zu sehen und ihm nicht erklären zu können warum er gestern nicht gekommen war, machte Harry wirklich fertig. Am Nachmittag hatte er endlich die Gelegenheit allein mit Draco zu sprechen, er fand ihn in einem abgelegenen Flur auf einer Fensterbank sitzend. Seine Augen waren gerötet und er sah aus dem Fenster in das Schneetreiben hinaus. „Draco?" Harrys Stimme klang zitteriger als er das eigentlich wollte, er hatte wirklich Angst vor dieser Konversation. Draco sah ihn nicht an, als er sagte: „Weißt du eigentlich wie das ist, die ganze Nacht da zu sitzen und auf dich zu warten und dann am nächsten morgen zu hören das du es mit irgendeinem Mädchen getrieben hast?" Harry sah zu Boden und es brach ihm das Herz, Dracos Stimme so zu hören, den Schmerz darin. „Draco, ich wollte zu dir kommen, aber ich konnte nicht. Die Jungs haben mich erwischt und jetzt denken Sie, ich habe mich zu irgendeinem Mädchen geschlichen. Das sind die Gerüchte die du gehört hast." Draco zog geräuschvoll die Nase hoch und sagte dann mit einem Tonfall der Harry erneut das Herz brach: „Als ob ich das nicht wüsste, es ist trotzdem einfach hart zu hören. Ich glaube ich schaffe das nicht, diese ganze Geheimniskrämerei, das ist nichts für mich. Ich halte das nicht aus, Harry, es tut mir leid." In seinen Augen lag unendliches bedauern. Nun füllten sich auch Harrys Augen mit Tränen, allerdings stieg auch eine unendliche Wut in ihm auf: „Was soll das heißen? Du machst Schluss, einfach so? Draco, was soll das?" Draco schüttelte nur den Kopf, rutschte von der Fensterbank und ging mit schnellen Schritten und ohne sich umzudrehen den Flur hinunter, in Richtung der großen Halle. Harry sah ihm noch lange hinterher, dann stapfte er wütend zu seinem Gemeinschaftsraum. Der Appetit war ihm definitiv vergangen.

Als die anderen den Schlafsaal betraten lag Harry in seinem Bett. Er fühlte sich leer, alle Tränen waren geweint, all die Wut war verflogen. Jetzt war er einfach leer. Die anderen fragten ihn tausend mal was mit ihm los sei, aber er ignorierte alle fragen. Irgendwann gaben sie es auf und schleppten ihn auf eine Party. In zwei Tagen war die erste Aufgabe des Turniers und es wurden Countdown-Partys veranstaltet. Harry war einfach alles egal, er ließ sich von seinen Freunden abfüllen, tanzte dämlich und als er Dracos Gesicht in der Menge sah ließ er sich sogar darauf ein mit einem Mädchen rumzumachen. Der Schmerz in Dracos Augen war nicht zu übersehen und das machte Harry irgendwie glücklich. Sollte er sich doch schrecklich fühlen, dieser verdammte Idiot. Er wünschte sich einfach, dass Draco litt, genauso wie er es gerade tat. Harry gab sich noch mehr Mühe beim küssen und sah aus dem Augenwinkel, wie Draco sich umdrehte und aus dem Saal rannte. Ha! Das hatte er verdient. Sobald Harry sich sicher war, dass Draco verschwunden war löste er sich von dem Mädchen und drehte sich, ohne noch ein Wort zu ihr zu sagen, zum gehen.

Diese Nacht schlief er schrecklich und als er morgens aufwachte war ihm eiskalt. Ohne zu wissen was er tat, stand er auf, zog sich an und lief zum See hinunter. Er saß am Rand und warf Steine ins Wasser, als Hermine sich ungefähr eine Stunde später zu ihm setzte. Sie stellte ihm keine Fragen, sondern saß einfach neben ihm. Irgendwie half das deutlich mehr als die ganzen Leute, die ihn mit fragen bestürmten. Hermine war schon immer die gewesen, die ihn am besten Verstand, ihm am besten helfen konnte. Dankbar lächelte er sie an. Sie verstand und lächelte zurück. Dann begannen sie über belangloses wie Schule zu reden und irgendwann kam die Sprache auf das Turnier: „Harry, ich mache mir sorgen deinetwegen, das Turnier ist kein Kinderspiel und ich habe Victor kennengelernt, er nimmt das deutlich ernster als du das tust." In ihrem Blick lag unendliche Besorgnis, aber Harry erkannte noch etwas anderes in ihrem Blick, eine Art funkeln, das ihn stutzig machte: „Hermine, was meinst du mit ‚du hast Krum kennengelernt'?" Sie lächelte verlegen: "Naja wir haben uns mal zufällig getroffen und uns dann ein wenig unterhalten." Ihre Wangen färbten sich leicht rosig. Nun musste auch Harry grinsen: „Aha, nett unterhalten also." Er stieß sie leicht mit der Schulter an und dann lachten sie beide laut und befreit los. „Erzähl bloß niemandem davon", fügte sie noch hinzu. Dann erhoben sie sich und machten sich auf den Weg zum Frühstück. Hermine hatte Harrys Laune wieder ein wenig gehoben, aber als sie die große Halle betraten und sein Blick zu Draco wanderte, sank sie gleich wieder. Er saß dort mit Pansy Parkinson auf seinem Schoß und sah Harry mit einem Blick an der sagte: Was du kannst, kann ich schon lange. In Harrys Magen bahnte sich ein Wirbelsturm der Wut an, Pansy hatte Draco schon immer angehimmelt, das hatte Harry schon immer gestört und das wusste Draco genau. Mit erhobenen Kinn und ohne die beiden noch eines Blickes zu würdigen, stolzierte er zu seinem Tisch. Dort wurde seine Laune aber auch nicht besser denn Ron und Dean diskutierten heftig über Dracos neue Errungenschaft. Als Harry dazukam sagte Ron gerade: "Nein ich schwöre ich habe von wem gehört, dass Malfoy Pansy Anfang des dritten Jahres betrogen hat und sie jetzt schon seit ner Weile wieder zusammen sind." Harry stocherte in seinem essen, als wollte er es gleich nochmal erlegen. „Nein, im Ernst, ich glaub nicht, dass er sie betrogen hat, mit wem denn auch? Wer will denn schon Malfoy? Obwohl Pansy ihm wohl alles verzeihen würde", hielt Dean dagegen. Harry maßakrierte nun einen Apfel und war gefährlich kurz davor das Messer für andere Massaker zu nutzen als er noch einmal zum Slytherin-Tisch rübersah und direkt in Malfoys Augen. Pansy war nun damit beschäftigt ihn mit Keksen zu füttern. Hermine musste wohl gemerkt haben das Harry gleich auf irgendwen losgehen würde, denn sie grätschte in die Unterhaltung: „Wen interessiertes, was Malfoy so tut, wir sollten uns auf das Turnier und den Winterball konzentrieren." Harry warf ihr einen dankbaren Blick zu,aber sie sah ihn nur besorgt an.
An diesem Abend gab es keine Party, da alle, vor allem die Champions sich auf den großen Tag vorbereiten mussten. Harry half das absolut nicht, denn er konnte nicht schlafen. Er saß am Fenster und streichelte Hedwig. Seine Gedanken waren bei Draco und Eifersucht zerfraß sein Herz, wenn er an Pansy auf dessen Schoß dachte.
Irgendwann fiel er dann aber doch in einen von Alpträumen zerfressenen Schlaf.

My secret lover  (drarry ff)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant