Ein Anruf in der Nacht

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"Natürlich", erwidert sie leise. "Sie haben sich gerade fürs Bett fertig gemacht. Ich hole sie ans Telefon."

Sie steht auf und läuft vom Telefon fort. Er kann sich leicht vorstellen welchen Weg durch das Haus sie nimmt um zu dem Raum zu kommen. Wenn die Umstände anders wären, würde sie sich wie in den alten Zeiten fühlen. Sie hält das Telefon etwas vom Ohr weg damit er nicht ihr scharfes Einatmen hört. Sie muss kämpfen um die Tränen zurückzuahalten.

Er stellt sich die Übergabe des Telefons einfach vor. Sie erscheint ihm stark wie eh und je. Nichts kann sie zerbrechen.

"Alana," sagt sie leise als sie ihr Ziel im Haus erreicht. "Daddy ist am Telefon."

Das kleine Mädchen sitzt in ihrem Bett und hält ihr Stofftier, einen kleinen Hasen, umklammert. Ihre großen grünen Augen wirken durch ihre Brille vergrößert. Ihr blondes Haar ist zu Zöpfen gebunden die dem Mädchen ein süßes Aussehen verleihen. Sofort ist ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Mutter gerichet, die gerade das Zimmer betreten hat. Sie springt aus dem Bett und rennt zum Telefon, um sich das Gerät zu schnappen.

"Daddy?" fragt sie schnell durchs Telefon.

Sein Herz schmilzt noch mehr dahin, als er die Stimme des kleinen Mädchens hört. "Hey, Lana."

"Hi, Daddy!" das kleine Mädchen begrüßt ihn aufgeregt. Sie rennt zu ihrem Bett zurück und umarmt den Stoffhasen, der in ihrer Nähe liegt. "Ich hab Fräulein Schnucki direkt neben mir."

Er lacht leise. "Hilft sie dir besser zu schlafen?"

"Ja", antwortet sie leicht. "Ich habe ihr gerade eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen!"

"Wirklich?" fragt er interessiert. "Kannst du mir ein Stück davon vorlesen?"

"Na klar!" Es liegt so viel freudige Erwartung in ihrer Stimme, dass es ihm vorkommt als müsse sie gleich platzen. Es ist eine Geschichte über ihr Lieblingsabenteuer mit Winnie Pooh und er lehnt sich gegen das Balkongeländer während sie versucht die langen Wörter richtig auszusprechen.

Er kann sie in seiner Vorstellung deutlich vor sich sehen, wie sie mit dem Buch und dem rosa Plüschhasen auf dem Schoß dasitzt. Sie sieht ihrer Mutter so ähnlich, dass es fast weh tut ihr Bild in seinen Gedanken zu sehen, aber er weigert sich dieses Bild verschwinden zu lassen. Er erinnert sich an den Kauf des Plüschhasen. Seine Tochter hatte plötzlich begonnen Probleme in der Schule und mit ihren Freundinnen zu haben. Sie wurde von schrecklichen Albträumen geplagt, und nichts was ihre Mutter versuchte half dagegen. Am Tag nachdem er das erfahren hatte ging er los und kaufte Fräulein Schnucki. Er brachte das Plüschkaninchen seiner Tochter und sagte ihr, das Fräulein Schnucki immer für sie da sein würde, was auch immer passieren würde..

Die Albträume sind nicht mehr so schlimm und hören langsam auf. Es gibt noch Nächte in denen sie schreit, aber es wird immer besser. Das ist es, was zählt.

Ihre Mutter schaut von der Schlafzimmertür aus zu wie ihre Tochter eine Geschichte vorliest. Dieses arme kleine Mädchen musste im letzten Jahr so viel durchmachen, aber sie blieb stark. Sie ist viel erwachsener geworden als das für ein Mädchen in ihrem Alter üblich ist. Sicher, sie hat ihre Probleme, aber welches Kind hat die nicht? Sie sieht ihre Tochter an, und ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Wenigstens will ihr Vater sie in seinem Leben haben. Sie unterstützt ihn dabei von ganzem Herzen und ist froh, dass er es tut. Sie kommt gut allein zurecht, aber manchmal braucht sie immer noch seine Hilfe.

Plötzlich fühlt sie ein Ziehen an ihrem Hosenbein. Sie blickt hinunter in die dunkelbraunen Augen ihres fünfjährigen Sohns. Er reibt sich die Augen und gähnt, bevor er etwas sagt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 25, 2013 ⏰

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