Heute wusste ich, dass es daran lag, dass ich der Dunkle Mond war. Das war zumindest naheliegend. Meine Augen waren zu dunkle für Feuer-Elementes und alle anderen Elemente kamen garnicht erst in Frage. Sie waren also ein Zeichen, dass ich der Dunkle Mond war - ein Monster.
Meine Magen zog sich zusammen. Ich habe fünfzehn Leute auf dem Gewissen und werde von Huntern gejagt. Jetzt verkrieche ich mich hier und gefährde diese glückliche Familie.
Eigentlich sollte ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben oder zumindest ein schlechtes Gefühl und überlegen, dass ich mir eine andere Zuflucht suchte, aber ich spürte nichts. In mir herrschte Stille, Leere und das war noch schlimmer.

Magret schaute mich eine Weile an und drehte sich dann wieder zum Herd.
Carisa hüpfte aufgeregt auf und ab: „Können wir direkt anfangen?" Magret lachte und nickte: „Natürlich. Aber um spätestens drei seid ihr wieder hier. Dahlia muss schließlich Arbeiten."
Sie sollte mir nicht vertrauen und alleine mit ihrem Kind lassen. Ich bin der Dunkle Mond!
Trotzdem stürmte Carisa aus der Hintertür raus und ich machte, dass ich hinterher kam. Sie zeigte mir einen Hinterhof, indem wir ungestört üben sollten. Er war nicht sonderlich groß, aber das reichte. Der Hof war von einem Holzzaun umgeben und mit Pflaster ausgelegt. An der rechten Holzwand standen ein paar Holzfässer, aber sonst war hier nichts besonderes.

„Also Miss Lehrerin.", Carisa kicherte, „was machen wir zuerst?" Ihre Augen funkelte voller Erwarten und ich hasste mich nochmehr dafür, dass ich sie mit meiner Anwesenheit in Gefahr brachte.
„Als erstes zeigst du mir was du kannst. Ihr lernt in der Dorfschule doch bestimmt wie man bändigt, oder?", ich ließ mir von meinen Gedanken nichts anmerken. Carisa nickte und verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein: „Ja die Grundlagen lernen wir in der ersten Klasse. Und dann wird es immer schwieriger. Ich habe aber noch nicht so viel gelernt."
„Welche Klasse bist du den?"
Sie reckte stolz das Kinn: „Zweite!"
Sie sah irgendwie süß dabei aus, aber die Leere in mir hielt mich davon ab zu lächeln.
„Na dann. Führ mir was vor"

Sie nickte und ging in die Grundstellung, die auch Kova mir gezeigt hatte.
Kova. Auch sie hatte ich verletzt. Genau so wie Lexie.
Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken zu vertreiben und fokussierte mich auf Carisa vor mir.
Sie bildete eine Wasserkugel zwischen ihren Händen und verformte sie. Dann stieß sie den Arm vor und das Wasser schoss gegen die Wand links von ihr.
Als nächstes erschuf sie einen neue Wasserkugel, die sie in mehrere kleine Aufteilte und nacheinander in kurzen zeitlichen Abständen gegen die Wand feuerte.

Sie lies die Arme sinken und stellte sich normal hin: „Das ist nicht alles aber ja."
Ich nickte und überlegte. Ich selber war natürlich kein Profi, aber ich hatte eine Idee was ich ihr zeigen konnte.
„Ich könnte die eine Technik zeigen, mit der du die Angriffe umleiten und gegen die Jungs verwenden kannst. Also bei den zwei Wasser-Elementes.", sagte ich während ich schon überlegte wie ich es am besten erklärte. Carisa hüpfte einmal in die Luft: „Cool!" Sie stellte sich in der Grundstellung hin und schaute abwartend zu mir.
Mit einem Kopfschütteln folgte ich ihrer Stummen Aufforderung und stellte mich ebenfalls in der Grundstellung hin.
„Also du musst, wenn das Wasser kommt, nach deiner Magie greifen und in den Moment, wo das Wasser in deiner Nähe ist, sie auf das Wasser übertragen. Du fügst also bisschen Wasser von dir dazu und vermischt es mit dem Wasser des Gegners. Dann drehtest du dich damit.", ich drehte mich nach hinten, während ich so tat als hätte ich Wasser in den Händen, „Du nutzt den Schwung mit dem der Gegner auf dich zielt und schießt das Wasser nach vorne." Ich machte einen Ausfallschritt und stieß eine Hand nach vorne.

Carisa hatte mir aufmerksam zugeschaut und nickte eifrig, als Zeichen, dass sie verstanden hatte. Ich stellte mich wieder normal hin und verschränkte die Arme locker vor der Brust: „Jetzt machst du mal die Bewegungen."
Carisa ging darauf in die Grundstellung, schuf Wasser in den Händen, vollführte die Drehung und stieß das Wasser mit einem etwas wackeligen Ausfall nach vorne.

„Nicht schlecht!", lobte ich sie, „Aber du musst noch sicherer auf den Beinen sein. Besonders beim Ausfall."
Carisa wiederholte den Bewegungsablauf, diesmal stand sie recht sicher. Ich nickte und schaute mich nach etwas um, wo man Wasser rein tun könnte. Ich entdecke einen Eimer in der Ecke und schnappte ihn mir. „Was machst du da?", fragte Carisa verwirrt während sie mir mit den Augen folgte.
„Einen Wasserangriff versuchen nachzustellen."
Sie runzelte die Stirn und schaute mich skeptisch an.
„Schau nicht so skeptisch! Los, bändige Wasser da rein.", ich hielt ihre den Eimer hin.
Sie wirkte immer noch nicht überzeugt. Mit einem Seufzen schüttelte ich den Eimer ein wenig: „Ich weiß schon was ich mache."

Sie zuckte die Schultern, erschuf Wasser und lenkte es in den Eimer. Ich trat mit dem vollen Eimer ein paar Schritte zurück, wartete kurz und stieß ihn mit Schwung nach vorne. Das Wasser klatschte ihr ins Gesicht noch bevor sie reagieren konnte. Carisa schrie vor Schreck leise auf, als sie nass wurde. „Hey!", protestiere sie lautstark, „Ich war noch nicht bereit!"
„Die Jungs werden auch nicht warten, bis du bereit bist!", erwiderte ich unverblümt und hielt ihr den Eimer erneut hin. Sie funkelte mich an, bändigte das Wasser von ihr runter und wieder zurück in den Eimer. Dann ging sie sofort in die Grundstellung, bevor ich überhaupt den Eimer wieder zurück nahm.
In einigen Schritten Entfernung, warf ich das Wasser wieder auf Carisa. Sie ging einen Schritt zur Seite, fing das Wasser auf, lenkte es um und schoss es mit einem recht ordentlichen Ausfall auf mich.

Es landete sauber gezielt in meinem Gesicht und ich stolperte überrascht ein paar Schritte zurück. Carisa kicherte schadenfroh und meinte immer noch grinsend: „Das ist die Rache, dass du mich nass gespritzt hast."
Ich verdrehte die Augen aber das Lächeln war nicht echt. Ich spürte wie gesagt nichts. Als hätte jeder Mord mir einen Teil meiner Gefühle entrissen.
Ich wischte mir das Wasser aus dem Gesicht aber es tropfte immer noch von meine Haaren runter. In mir zog sich alles zusamen.
Wie das Blut der Schüler.

„Das war sehr gut.", ich bemühte mich um einen neutralen Tonfall, „Aber das reicht erstmal."
Mir war übel, denn das Wasser auf meiner Haut erinnerte mich an das frische Blut, das in meinem Gesicht, meine Haaren und überall gewesen war. Das Blut meiner Mitschüler.
Ich presste die Zähen aufeinander und verschwand ohne auf Carisa zu warten durch die Hintertür wieder im Haus. Ich wollte mich nicht mit Luft abtrocknen. Meine Vorsatz keine Magie zu verwenden und so einen Kontrollverlust zu verhindern, stand. Also lief ich mit tropfenden Haaren durch die Küche und dann die Treppe hoch in mein Zimmer, wo ich meine Haare so gut es ging mit einem Handtuch trocknete.

Auf das Waschbecken gestützt schaute ich mich im Spiegel an. Mit feuchten Haaren und meinen unnatürlich dunklen Augen. Müde schaute ich mir entgegen.
Das Gesicht einer Mörderin.
Ich wandte den Blick ab und lief nach unten zu Magret und Erik, die wieder am Kochen waren. Josephine war inzwischen gegangen, das bedeutete Camilia musste alleine im Lokal sein.
„Was kann ich tun?", fragte ich. Mir war jede Aufgabe recht um mich abzulenken. Die Gefühllosigkeit in mir spürte ich nur zu deutlich.
„Guck mal ob du Camilia im Lokal helfen kannst.", meinte Erik und drückte mir zwei Teller in die Hand, „Die müssen zu den beiden Tischen hinten in der Ecke." Ich nickte und verschwand mit dem Essen im Lokal.
Ich brachte den von Erik genannten Tischen das Essen mit einem freundlichen Lächeln. Danach sammelte ich ein paar Bestellungen ein. Auf dem Rückweg zur Küche konnte ich Camilias roten Schopf ausmachen. Von Camilia wandte ich schnell den Blick ab um nicht wieder das Mädchen vor Augen zu haben.

Ich packte meinen kleinen Papierblock fester und ging wieder in die Küche um die Bestellungen an Erik und Magret weiter zu leiten.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now