2. Kapitel - Was soll ich jetzt nur tun?

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Es war so gegen Nachmittag, die Sonne stand hoch am Himmel, als es plötzlich unruhig wurde, einige Leuten fingen an in ihre Häuser zulaufen, sich zu verstecken und ich verstand die Aufregung nicht, da zerrte mich Amalia auch schon am Arm und wollte mit mir weg laufen, aber da ich nichts verstand, blieb ich einfach stehen. Da schrie sie mich an: „Beeile dich! Die Dunkelelfen kommen in das Dorf!"

Moment mal, Dunkelelfen? Bin ich jetzt in eins dieser Games geraten? Abe rder Gedanke gefiel mir, ich wollte sie sehen und blieb stehen, das musste ich mir ansehen. Also blieb auch Amalia stehen und als ich ihr sagte, dass ich um die Existenz der Dunkelelfen nicht wusste und sie unbedingt sehen muss, da es in meiner Welt keine gab, sagte sie zu mir: „Gut, wir bleiben hier, damit du sie sehen kannst, aber hör auf mich, wenn ich sage, dass wir gehen sollten. Dunkelelfen sind gefährlich, wenn man sie reizt!"

Ich nickte nur stumm, warum denn gefährlich, bei Wölfen sagte man das Gleiche und jagte sie, bis es fast keine mehr gab und jetzt stehen sie unter Tierschutz. Aber was soll's, vielleicht sind sie ja Barbaren und würden uns ohne Grund angreifen oder sogar töten, weil sie es amüsant finden oder weil sie jemand komisch ansah. Jetzt hatte ich einen Kloß im Hals, denn was würden sie tun, wenn ich sie anstarrte? Vielleicht werden sie aber auch nur missverstanden, denn die Wölfe tötete man ja auch ohne schwerwiegende Gründe. Alle liefen durcheinander an uns vorbei und dann sah ich sie, sie rittenauf Pferden, mir klappte der Unterkiefer nach unten.

Welch Schönheit, sie waren zu dritt und hatten eine grau bläuliche Haut. Als sie dann näher kamen erkannte man ihre goldenen Augen, die sich überall umsahen und sie hatten spitze Ohren. Der Eine hatte weißes silbern glänzendes langes Haar, der andere mittellanges Graues und der Dritte, der voran ritt, hatte schwarzes langes Haar, das einen leichten blauen Schimmer hatten. Der mit dem weißen Haaren trug einen Bogen und auf den Rücken die Pfeile, der mit den grauen Haarentrug einen Flegel mit einer sehr lange Kette, wie es scheint, um eine größere Reichweite zu haben. Der mit den schwarzen Haaren hatte ein Schwert, sie hatten alle braune Felle als Kleidung an, also an den Schienbeinen hatten sie sich Fell umgebunden und an den Unterarmenund um den Unterleib, die Oberkörper waren frei.

Der Schwarzhaarige, weckte meine Neugier, ich weiß nicht warum, aber erschien mich mit seiner Ausstrahlung, seinem Auftreten und mit seiner Anmut in den Bann zu ziehen. Dann hörte ich neben mir: „Hast du jetzt genug gesehen?"

Doch ich konnte Amalia nicht antworten, ich war sprachlos und am Boden fest gewachsen, der Anblick war einfach zu schön. Sie bemerkte es wohl auch und fing an an mir zu ziehen und zerren, bis ich aus der Starre fiel und sie Ahnungslos ansah.

„Wir müssen hier weg, sonst werden wir getötet!", schrie sie mich an, widerwillig setzte ich mich mit ihr in Bewegung. Plötzlich hörten wir Gebrüll, nicht die Dunkelelfen haben angegriffen, sondern Soldaten, die ihnen hierher gefolgt waren. Sie nahmen sie fest, sperrten sie in Käfigen, wie räudige Hunde und schlugen dann hier ihr Lager auf.

Ich bemerkte, wie Amalia traurig seufzte und fragte sie dann nach dem Grund des Seufzers.

„Das sind keine Tiere, man muss sie nicht einsperren, aber die Soldaten sehen das anders, wenn man ihnen nichts tut, dann sind Dunkelelfen auch friedlich. Ich mag es nicht sehen, wenn sie wie Vieh behandelt werden."

Und ich dachte, sie mochte die Dunkelelfen nicht, weil sie gefährlich waren. Anscheinend war es nur Fassade, sie verbarg also ein Geheimnis, jedenfalls hatte ich das im Gefühl, ich kann sie ja später dazu befragen. Denn auch ich mochte es nicht die schönen Geschöpfe in Käfigen zu sehen, sie waren wild, also gehörten sie in die Freiheit.

Wir gingen erst mal zurück zu ihrem Haus und setzten uns hin, um die Geschehnisse zu verdauen, lange saßen wir ohne ein Wort da. Plötzlich durch brach ein Schrei die Stille, wir schreckten auf, es schien einer der Dunkelelfen geschrien zu haben. Amalia sprang auf und ging nach draußen, der Schrei hat sie anscheinend erschüttert. Ich folgte ihr nach draußen und erschauerte, als ich sah, warum der Dunkelelf schrie. Ein Soldat hat ihn aus dem Käfig geholt und schlug ihn nieder. Es war der Schwarzhaarige, trotz der Demütigung schien er seinen Stolz nicht verloren zu haben.

Der Soldat wollte gerade mit den Worten: „Stirb, du Stück Dreck!", mit seinem Schwert aus holen. Als vor mir ein Schrei auf tönte, es war Amalia, sie hat „Nicht!" geschrien. Der Soldat blickte auf und in unsere Richtung.

„Wer war das?", schrie er, ich bemerkte noch, wie Amalia zusammenzuckte, da ich hinter ihr stand. Es war ruhig, es war nur noch das Keuchen des Dunkelelfen zu hören, der vor Schmerzen am Boden lag. Ich konnte nicht zu lassen, dass er dieser netten alten Dame etwas antat, irgendjemand aus der Masse würde sie verraten, das war immerso, auch in meiner Heimat. Nur um gut dazustehen würde einer aus der Masse sie verraten, also musste ich handeln, damit ihr nichts geschieht.

Also ging ich an ihr vorbei, ging auf den Soldaten zu, sah ihm verärgertin die Augen und dann an ihm vorbei zu dem Dunkelelfen hin, stellte mich schützend vor ihm hin und schrie den Soldaten an: „Was um Himmels Willen hat er dir getan?"

Der Soldat spukte auf den Boden. „Das geht dich einen Dreck an. Das sind Tiere, die geschlachtet werden müssen, bevor sie uns abschlachten. Also geh aus dem Weg, sonst ereilt dich dasselbe Schicksal."

Welch Ignoranz, eine, die ich am besten kannte, diese Dunkelelfen waren wie ich, anders und nur deswegen so gehasst. Ich drehte mich zu dem Dunkelelfen um, kniete mich neben ihn. Ich wollte ihn nicht sterben lassen.

„Hast du jemals auch nur einen Menschen abgeschlachtet?", fragte ich ihn. Er sah mich fragend an, er wusste nicht was er jetzt sagen sollte, denn eine solche Reaktion hat er mit Sicherheit nicht gerechnet.

„Hast du? Warum seit ihr hergekommen?", fragte ich ihn wieder, um zuerfahren, welcher Grund sie in diese Gegend verschlagen hatte, dass sie sich denen näher, die sie abschlachten wollten.

„Weil wir Hilfe brauchen. Wir haben niemanden abgeschlachtet, wir haben uns immer nur gewehrt, wenn ihr Menschen uns mal wieder ohne Grund angreifen wolltet."

In seinen Augen spiegelte sich Verachtung wieder, er hat noch nicht begriffen, dass ich ihm helfen wollte, aber egal, ich musste jetzt aufpassen, was ich tue, sonst sterbe ich wohl möglich hier und jetzt. Aber das war mir eigentlich auch egal, denn ich wollte nicht einfach nur herum stehen und dabei zu sehen, wie Soldaten drei Dunkelelfen töteten, nur weil ihnen danach war.

Ich stand wieder auf, drehte mich zum Soldaten um und sagte ihm: „Lass sie in Ruhe, sie haben euch nichts getan und werden es auch nicht. Sie kamen her, weil sie Hilfe brauchen und ihr wollt sie einfach so töten? Es gibt genügend Verbrecher da draußen, die den Tod verdient haben und ihr wollt Unschuldige töten? Wie erbärmlich, habt ihr nichts Besseres zu tun?"

Ich war wütend, ließ alles raus und hatte dabei mein Leben verspielt, ich werde aber versuchen Amalia da raus zu halten, denn ich will nicht, dass ihr etwas passiert, sie ist so ein guter Mensch.

Der Soldat schien einige Zeit über meine Worte nach zu denken, dann sagte er schließlich: „Nun gut, lasst sie aus den Käfigen frei und du, Kleines, solltest mit ihnen gehen, wenn du nicht sterben willst. Denn du hast hier bei den Menschen nichts mehr verloren, du hast Zeit bis heute Abend deine Sachen zu packen und dann geh, sonst werden wir dich und deine Freunde töten."

Er hatte ein hämisches Grinsen im Gesicht, mir wurde schlecht, erst habe ich nette Menschen gefunden, die mich mögen und jetzt muss ich sie verlassen, nur weil ich jemanden helfen wollte. Es gibt Leute, die bekommen Medaillen, wenn sie Leben retten und mich verjagt man. Das ist alles so ungerecht, aber wenigstens habe ich ein gutes Gefühl dabei gehabt, mich würde kein schlechtes Gewissen plagen, weil ich nur zu gesehen habe, wie ein Soldat aus purer Freude beinahe jemanden getötet hätte.

Es ist wirklich erbärmlich, wenn man so darüber nachdenkt, es waren soviele Menschen da, so viele, die hätten helfen können. Aber niemand hatte den Mut dazu, ich fragte mich, ob die Menschen überhaupt wissen, dass sie in der Überzahl gegenüber den Soldaten waren, dass sie den Dunkelelfen ohne zögern hätten helfen können. Aber, wer weiß, vielleicht wären dann noch mehr Soldaten gekommen und hätten dann das Dorf den Erdboden gleich gemacht. Also war es nur allzu verständlich, dass sie Angst um ihr Dorf hatten. Doch eine Frage gabes noch zu klären: Was soll ich jetzt nur tun?

Ein neues Leben? - Eine neue Heimat -Where stories live. Discover now