Kein Zeitgefühl

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17. Feb 2019, Sonntag 00:45 Uhr

Ich sitze lachend und grinsend zwischen meinen Freunden. Vor mir ein Tisch voller Bierflaschen und meinem halbleeren Glas Cola. Wir erzählen uns Geschichten, diskutieren, haben unseren Spaß.

Plötzlich erhellt sich mein Handydisplay neben mir auf dem Sofa. Mama. Ich gehe ran.

"Hallo?"

"Julia! Wo bist du denn? Weißt du, wie spät es schon ist?"

"Ähm ja, Mama. Ich... mache mich gleich auf dem Weg."

"Kann dich irgendwer begleiten?"

"Mama, ich bin doch mit dem Fahrrad unterwegs. Ich passe schon auf mich auf."

"Ja, mach das bitte. Um eins bist du zuhause."

Sie legt auf. Ende. Ich atme aus.

Hendrik sieht mich von der Seite an. "Wirst du vermisst?"

"Jap. Sorry, ich muss los."

Ich stehe auf, packe meine Sachen und verabschiede mich von den anderen. Einige sehr bekannte Gesichter, andere, die ich zuvor noch nie kennen gelernt hatte.

Draußen umarmen Hendrik und ich uns.

"Nächstes Mal versuche ich langer zu bleiben.", verspreche ich ihm halb lächelnd.

"Nächstes Jahr bist du 18.", erwidert er grinsend.

"Stimmt.", sage ich und grinse auch.

"Also dann, komm gut nach Hause."

Ich nicke, gehe zu meinem Fahrrad und lenke auf die Straße.


Nun liege ich im Bett, den Geschmack von Chips und Cola weggespült und durch Pfefferminzzahnpasta ersetzt. Es ist 01:28 Uhr.

Gerade bin ich noch durch die fast komplett leeren Straßen der Stadt gefahren. Es war so entspannend. Ich hätte noch ewig auf diese Weise unterwegs sein können. Uhrzeit ist komplett egal. Einfach machen.

Kein Zeitgefühl.

Ich habe mein Fahrrad in den Keller getragen und musste leise sein, weil alle bereits schliefen. In dem Moment gab es für mich aber kein Tag oder Nacht. Ich könnte noch arbeiten, könnte Dinge für mein späteres Leben lernen. Könnte Freunde treffen, Musik hören, Fotos und Videos machen, Pizza essen oder umher laufen. Einfach machen.

Kein Zeitgefühl. Schönes Gefühl.

Way of thinkingWhere stories live. Discover now