Creep || Yvonne Catterfeld x Benjamin Dolic - tvog ff

Creep

[POV Benjamin]
Ich stand auf dem Balkon unseres Hotels und schaute auf die Stadt herunter. Berlin sah wunderschön aus in der Nacht. Die unzähligen tanzenden Lichter über dem wolkenverhangenen Himmel hatten etwas Magisches. Sicher waren alle anderen, Talents wie Coaches, schon schlafen. Wer konnte es ihnen verdenken? Morgen war schließlich das große Finale von The Voice of Germany und auch ich sollte ein Teil davon sein. Aber ich wollte nicht schlafen. Ich wollte, dass es für immer diese stille und friedliche Nacht blieb, mitten in dieser unglaublichen Reise, die ich machen durfte. Denn mir war bewusst, dass, egal was morgen passieren würde, mein Weg hier vorbei sein würde und das machte mir eine Heidenangst. Leise summte ich das Lied Creep. Morgen würde ich es zusammen mit Yvonne Catterfeld vor Millionen Menschen singen.
I'm a creep. I'm a weirdo. What the hell am I doing here? I don't belong here.
Dieses Lied passte gut zu mir. Eros war ein Charmeur und das, was er mit seiner Gitarre veranstaltete, unvergleichlich. Jessica hatte ihren besonderen Style und eine unverkennbare Klarheit in der Stimme und Samuels Stimme war unverwechselbar und stark wie ein Fels. Und ich? Ich war eben ich. Nichts besonderes. Meistens still, oft unsicher und ängstlich und irgendwie fremd.
Leise klackend öffnete sich die Tür hinter mir und Yvonne trat zu mir auf den Balkon. Mein Herz begann bei ihrem Anblick sofort zu pochen. Sie war etwas Besonderes, das wusste ich schon lange. Schon bei den Blind Auditions hatte sie mich mit ihrer Sanftmut und Klugheit fasziniert und sie hatte mich bis an diesen Punkt begleitet. Sofort errichtete ich einen geistigen Schutzschild um mich, um alle Gefühle von mir wegzuhalten. Sie war bekannt in ganz Deutschland, sie war mein Coach und noch dazu viel älter als ich. So jemand durfte man nicht lieben... oder?
'Na' sagte sie zu mir. 'Hallo' hauchte ich. 'Alles bereit für morgen?' Ihre Hand auf meinem Rücken schoss feurige Blitze durch meinen ganzen Körper. 'Ja.' Sie lächelte. Ein umwerfende Lächeln hatte sie. 'Gut' antwortete sie. Meine Finger verkrampften sich um das Balkongeländer und ich schaute zu Boden. Ein riesiger Druck, ein verwirrendes  Knäuel aus allem was war und was noch kommt, gepaart mit ihrer Anwesenheit, drohte, mich zu zerquetschen. 'Hey' sagte Yvonne sanft. 'Beni, schau mich an!' Widerwillig hob ich meinen Kopf und schaute ihr kurz in die Augen, bevor ich starr einen Punkt in ihrem Gesicht fixierte. 'Du bist gut, hörst du? Du bist so wandelbar und großartig und du hast im Halbfinale alle umgehauen. Du gehörst hier hin, vergiss das nicht!' Ich wandte meinen Kopf ab und schaute wieder wortlos die malerische Stadt an. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Yvonne konnte nicht wissen, wie viele Gedanken mir durch den Kopf schossen. Was würde morgen passieren? Wie würde es nach The Voice für mich weiter gehen? Und konnte ich ihr wirklich nicht sagen, was ich fühlte? Ohne es zu merken begann ich wieder, unser Lied zu singen.
'I wish I was special...'
Mir versagte die Stimme. Yvonne kam mir näher und ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren, als sie für mich weiter sang.
'You're so fucking special.'
Ich atmete tief ein, als sie mir durch die Haare strich, mir einen Kuss auf die Wange hauchte und ging.
So fucking special...