Komm laut & stirb Leise

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Prolog

Es war stickig, es war heiß hier drin, so dass mir bereits der Schweiß über mein erhitzes Gesicht lief. Eigentlich sollte ich mich vor mir selbst ekeln, aber es war mir in diesem Moment einfach nur egal. Ich genoss, wie das Blut rauschend in meinen Ohren pulsierte, wie das Adrenalin mich immer weiter pusht und wie mein Körper sich wie von selbst zum hämmernden Beat der Musik bewegt. Ich war im Rausch, im Rausch der Musik und der Atmosphäre und fühlte mich unglaublich.

Es war beinahe als würde die Musik direkt durch meine Venen fließen je länger ich mich in diesem kleinen Kellerclub aufhielt. Es war genau das was ich heute Nacht brauchte. Die letzten Wochen waren der reinste Horror gewesen und täglich musste ich mich mit meinen übervorsichtigen Eltern rumschlagen die der Meinung waren immer noch über mein Leben bestimmen zu können, obwohl ich seit 3 Jahren nicht mehr bei ihnen lebte und mich sehr gut um meinen Job und meine Wohnung kümmerte. Und doch standen sie immer wieder unangekündigt vor der Tür, mit frisch gekochtem Essen, mit Predigten das ich mich anders anziehen sollte und Ermahnungen, dass ich ja alle meine Rechnungen pünktlich zahlen sollte. Sie waren meine Eltern, gut und schön, dennoch behandelten sie mich wie eine 14-jährige und nicht als die 22-jährige junge Frau die ich nun mal war.

Wenn sie wüssten, wie ich mir meinen Stress vom Leib schaffte würden sie mich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr alleine aus dem Haus lassen, aber es war mir momentan reichlich egal, ob ihnen meinen Kleid zu eng und zu kurz war, der Ausschnitt zu tief, meine Haare zu angeklatscht. Es war genau so, wie ich es jetzt wollte und das konnten sie mir nicht nehmen.

Wie lange ich schon hier verbrachte konnte ich beim besten Willen nicht beziffern, war es mir auch egal. Ich scherte mich auch nicht um die anderen Leute hier, egal ob Mann oder Frau, ich nahm sie überhaupt nicht wahr und das war auch gut so, könnte ich mich in meiner heutigen Verfassung nicht mehr zusammen reißen und auf ein One-Night-Stand hatte ich eigentlich nicht schon wieder Lust, zumindest jetzt gerade nicht.

Weiterhin tanzend bahnte ich mir durch die Enge meinen Weg zur Bar, nur um sofort meinen Mojito in die Hand gedrückt zu bekommen. Der Barkeeper kannte mich mittlerweile war es nicht mein erster heute. Bezahlt hatte ich als ich kam, hatte ich keine Lust jedes Mal wieder nach Geld zu suchen.

Der Alkohol schien meinen Körper nur noch weiter anzuheizen und so kam es wie von selbst, dass ich mich an einen anderen schwitzenden Körper gepresst wieder fand. Soviel zum Thema heute bleibe ich anständig. Aber wie eigentlich alles, war es mir egal, wollte ich einfach nur vergessen. Vergessen und verdrängen und am besten nie wieder das Tageslicht erblicken, damit die Erinnerungen begraben bleiben konnten.

Eine große Hand platziert sich auf meinem Bauch, hält mich an Ort und Stelle während wir uns weiter synchron zum Rhythmus bewegen. Mir gefällt wie er sich bewegen kann, mir gefällt wie seine Lippen meinen Nacken liebkosen und mir immer wieder kleine Seufzer aufgrund dessen entfliehen. Mir gefällt, wie er es schafft die dunklen Gedanken immer weiter zu vertreiben ohne sich dabei groß anzustrengen.

Mein rechter Arm liegt in seinem Nacken, seine Hand, die eben noch auf meinem Bauch lag, sucht sich ihren Weg über meine Hüfte bis zum Saum meines Kleides und eine Gänsehaut überläuft meinen verschwitzten Körper als er sie unter den dünnen Stoff schiebt. Genüsslich beiße ich mir auf die Unterlippe als er sanft in die weiche Haut meines Nackens beißt und seine Hand ebenso zärtlich über mein Höschen streicht. Es ist mir so egal, ob es irgendjemand sieht, es ist genau das was ich jetzt will. Meine Finger krallen sich noch mehr in seinen Nacken als er den Druck erhöht und mich durch den Stoff hindurch beginnt zu stimulieren. Verdammt gut fühlt es sich an, eng an ihn gepresst, in mitten einer eng zusammen gepferchten Menschenmenge, in einem Kellerraum der wirklich nur spärlich beleuchtet wird.

Komm laut & stirb Leise (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt