Plötzlich bildete sich in einiger Entfernung ein dunkel-lilaner Rauch. Erstarrt blieb ich etwa zehn Fuß entfernt stehen.
Der Rauch verfestigte sich und ich konnte den Körper einer Frau erkennen. Die Haut war lila, bestand aber immernoch aus dem dunklen, lilanen Rauch. An ihren Körper schmiegte sich am Oberkörper eng und danach locker ein schwarzes Gewand, was ein noch dunkleres Schwarz war, als der Raum um uns herum. Dieses schwarz verschluckte jedes noch so kleine Licht.
Aus dem Rücken wuchsen ledrige Flügel mit lilanen, spitzen Krallen am Ende, die aufgebaut waren wie Fledermausflügel. Das Wesen hatte keine Haare, zumindest keine richtigen, denn das was wohl Haare sein sollten, waren schwarze, lange Flammen, die in einem unsichtbaren Wind wehten.
Es leuchtete nicht, aber es schien, als würde die Dunkelheit vor diesem Wesen zurückweichen, als würde selbst sie sich davor fürchten.
Es verzog den Mund zu einem angsteinflößendes Grinsen, was eine Reihe von spitzen Zähnen entblößte. Es brachte mein Blut zum gefrieren und ich spürte einzig und allein Angst.

Das Wesen, dieses Monster, versprach mit jeder Faser seines Körpers den sicheren Tod. Ich wollte wegrennen, fliehen, doch meine Beine klebten am Boden fest. Vermutlich hätten mich diese riesigen, kräftigen Schwingen sowieso innerhalb weniger Sekunden eingeholt, wenn ich zu fliehen versuchte.

Das Wesen hatte auch Augen. Zwei komplett schwarze Augen, die die Form von Menschen Augen hatten. Es sah aus wie eine Mischung aus Mensch und Dämon, entsprungen aus den dunkelsten und bösesten Ort dieser Welt.
Dieses Monster ging mit einem lässigen Hüftschwung langsam auf mich zu. Dabei betrachtete es mich mich mit einem durchdringenden Blick, der mir das Gefühl gab, es könnte durch meine Kleidung auf meine Haut sehen. Ich wollte schreien und immernoch weglaufen, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Sprechen und Bewegen lag nicht mehr in meiner Macht. Jemand anderes hatte meinen Körper unter Kontrolle. Das spürte ich an den kalten Griff um meinen Geist, der mir ein unangenehmes Pochen an der Stirn bescherte. Es musste dieses Monster sein, was meinen Geist unter Kontrolle hatte und dieser Gedanke war überhaupt nicht beruhigend.

Das Monster war nun ein Fuß entfernt und schaute mich mit seinen kalten Augen an. Ich wollte wegschauen und mein ganzer Körper schrie nach einer Flucht, doch das furchteinflößende Monster zwang mich stillzuhalten.
Das Ding lächelte noch breiter, als es die abgrundtiefe Angst in meinen Augen sah und begann seine Finger über mich gleiten zu lassen. Dort wo es mich berührte begann es zu schmerzen, was mich zum schreien gebracht hätte, wären meine Lippen nicht wie aufeinander geklebt. Meine Angst schraubte sich in ungeahnte Höhen, als der Blick des Wesens auf meine Kehle fiel. Mit seinen Zähnen könnte es meine Haut ganz einfach durchbohren und ich konnte nichts dagegen tun. Diese eiserne Hand umklammerte immernoch meinen Geist.

Das Monster hörte auf mich zu berühren und schaute mir nocheinmal in die Augen. In seinen Blick lag eine Blutdurst, die dafür sorgte, dass mein Herz in meinem Brustkorb auszubrechen versuchte.
"Ich kann dein Herz hören. Dein Blut rauschen hören und deine Angst riechen.", seine Stimme war nicht von dieser Welt. Es war ein Mischung aus fauchen, knurren und krächzen. Selbst allein seine Stimme jagte mir Schauer über den Rücken. "Ich habe Durst.", sagte es und starrte wieder auf meinen ungeschützten Hals, "Durst nach Blut und Tod." Es strich mit seinen lilanen Fingern, die immernoch aus Rauch bestanden über meine Kehle. Schmerzen entstanden an meinem Hals, aber ich konnte nichts tun. Weder schreien, stöhnen oder sonst was.
"Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür."

Ganz langsam, als wolle es meine Angst noch ein bisschen auskosten beugte er sich nach vorne und flüsterte mir ins Ohr: "Bald."

Ich riss die Augen auf und Licht schien mir ins Gesicht. Geblendet von der plötzlichen Helligkeit kniff ich die Augen zu, doch da ich so nur schwarz sah, öffnete ich sie wieder. Die Schwärze erinnerte mich an dieses Monster und brachte mein Herz zum rasen.

Also öffnete ich die Augen, nahm aber alles nur verschwommen wahr. Mein Sehvermögen schwächelte noch ein wenig, aber mein Gehör nahm Stimmen wahr. Sie kamen von rechts und waren, glaube ich, etwas weiter weg.
"Was ist passiert, Miss Lightshall?"
Diese Stimme kannte ich nicht, aber sie hörte sich nach einer Frauenstimme an.
"Wir haben Schwertbändigen trainiert und Lillith hat zu viel Magie benutzt.", das war Alenias Stimme! Das beruhigte mein Herz ein wenig, denn wenn sie hier war, war ich in der Schule. Kein Monster weit und breit.

Die Frauenstimme meldete sich wieder: "Wie lange hat sie diese Wand von der sie berichtet haben, aufrecht erhalten?"
Ach ja. Die Wand. Das Schild mit dem ich Alenias Tornado von meinem Körper fern gehalten hatte. Sie hatte sich angestrengt und hatte mein Wand trotzdem nicht durchbrochen.

Alneia schwieg kurz bevor sie antwortete: "Ungefähr 15 Minuten."
Ich hörte etwas auf den Boden fallen, was sich anhörte wie ein Stab oder sowas. Wahrscheinlich ein Stift. "15 Minuten?!", wiederholte die Frauenstimme ungläubig, "Während ihre Magie geflossen ist wie sie wollte?! Unmöglich."
"Denken Sie ich würde in der jetzigen Situation lügen?"
Ein müdes Seufzen war zu hören: "Nein. Wohl eher nicht."

Was war so unglaublich daran? 15 Minuten, das war doch garnicht lange.

Mein Sicht klärte sich nun komplett und ich konnte die weiße Decke des Krankenzimmer sehen. Düfte von Kräutern bestätigten mein Vermutung. Ich begann mich zu bewegen und versuchte mich aufsetzen, aber das sendete schmerzhafte Blitze durch meinen Arm, was mich zum Stöhnen brachte und ich ließ mich wieder zurück sinken. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie die beiden Personen herumfuhren. In wenigen Sekunden standen Alenia und die Frau neben meinem Bett und schauten mich prüfend an.

Die Frau, vermutlich eine Krankenschwester, hatte haselnussbraunes Haar, die ihr in Strähnen aus dem Dutt fielen, grüne erfahrene Augen, was bedeutete, dass sie eine Erd-Elementes war und viele Sommersprossen auf den Wangen und Nase.

"Du bist wach.", seufzte Alenia erleichtert und machte Anstalten mich zu umarmen, als die Krankenschwester sie zurück hielt. "Lillith ganzer Körper wird jetzt weh tun, weil er einer extremen Belastung ausgesetzt war. Ich schlage vor Sie verschieben die Umarmung auf später und gönnen ihr die nötige Ruhe.", ihr Tonfall war höflich, aber bestimmt.
Alenia nickte und wandte sich zum gehen bevor sie zu mir sagte: "Gute Besserung."

Ich nickte schwach lächelnd. Sprechen konnte ich gerade nicht mein Hals war wie ausgetrocknet und kratzte äußerst unangenehm.
Alenia verließ das Krankenzimmer und ich war allein mit der Krankenschwester. Als wüsste sie, wie sich mein Hals anfühlte reichte sie mir ein Glas mit Wasser und half mir beim aufsetzen. Mein ganzer Körper protestierte, aber ich zwang mich sitzen zu bleiben und das Glas zu leeren. Wortlos nahm die Krankenschwester mein Glas entgegen, was ich ihr reichte und stellte es auf einen Wagen mit Fläschchen neben ihr ab. Wahrscheinlich waren in diesen Gläschen mit grüner Flüssigkeit Medizin drin.

"Sie werden ein paar Tage Schlaf und Ruhe brauchen. Ich gebe Ihnen eine Medizin, die den Körper schneller erholen lässt, aber Ihre Magie kann ich nicht beinflussen.", erzählte die Krankenschwester sachlich, "Sie würden in drei Tagen wieder auf den Beinen sein."
Mein Hals fühlte sich dank des Wassers viel besser an und ich meinte: "Danke." Sie nickte nur und reichte mir ein kleines Glasfläschchen und wies mich an es ganz auszutrinken.

Ich leerte es mit einen Zug und gab es ihr zurück. Sofort breitete sich ein säuerlicher Geschmack auf meiner Zunge aus und ich verzog das Gesicht. "Wie heißen Sie?", fragte ich während ich mich wieder hinlegte. "Nora.", antwortete die Krankenschwester und stellte das Gläschen auch auf den Wagen, wie mein Wasserglas vorher, "Kannst einfach 'du' zu mir sagen."
"Dann ist es nur gerecht, wenn du mich auch dutzt."
Sie lächelte mich an und meinte: "Ruh dich aus, wenn was ist ruf mich einfach."

Ich nickte und schloss die Augen. In wenigen Sekunden war ich eingeschlafen und diesmal gab es kein Monster in meinem Traum.

Lillith das schwarze Element Donde viven las historias. Descúbrelo ahora