2. In dem der Unbekannte einen Namen hat (und tiefe grüne Augen)

1.1K 33 18
                                    


Um 8.00 Uhr klingelt mein Wecker. Ich stöhne und drehe mich um, aber der schrille Ton wird nur lauter. Ich stelle den Wecker aus und denke an den mir bevorstehenden Besichtigungstermin. Ich frage mich warum ich den Termin unbedingt auf neun Uhr legen musste, wo ich doch überhaupt keine Morgenperson bin. "Okay Mia," rede ich mir selbst gut zu, "du gehst da jetzt hin und bist enfach mal ein sozialer, freundlicher Mensch, der einen Plan von seinem Leben hat. Das schafft du!" Mit desen Gedanken stehe ich auf und mache mich fertig.

Als ich um fünf vor neun vor der besagten Adresse stehe wird mir schlecht. Wie konnte mir das nicht vorher auffallen. Ich stehe vor dem gleichen Gebäude, das ich letzte Woche verlassen habe, nach einer Nacht, an die ich mich immer noch nicht lückenlos erinnern kann. Ich verziehe das Gesicht und blicke nocheinmal auf den Zettel mit der Adresse, nur um sicher zu gehen. Scheiße, Scheiße, Scheiße was mache ich denn jetzt? Da kannst du doch nicht reingehen. Ich atme drei mal tief durch. Nein, du beißt jetzt die Zähne zusammen. Du bist ein großes Mädchen. Vielleicht wohnt er ja in einem anderen Stockwerk. Ich versuche mich an die Nacht zu erinnern und wieviele Treppen ich gelaufen bin, aber im dunkeln habe ich nicht viel erkennen können und war zu sehr davon abgelenkt, mich so schnell wie möglich aus dem Häuschen zu machen.

Ein Blick auf mein Handy zeigt 9.00 Uhr. Naja zuspät möchte ich ja auch nicht kommen und somit klingel ich bei Schmidt und Hammer. Bitte lass es nicht den Typen von der Halloween Party sein. Bete ich im Stillen und steige langsam die Treppen hoch bis in den 5. Stock. Als ich vor der Tür schnaufend ankomme, werde ich von einer Fußmatte begrüßt mit dem Aufdruck "If you bring beer you are welcome!". Typisch Jungs-WG, denke ich und verdrehe die Augen.

Ich erhebe die Hand zum klopfen, aber lasse sie wieder sinken. Als ich mich gerade dazu entschließe doch die Flucht zu ergreifen, öffnet sich die Tür. Vor mir steht ein junger Mann in Jeans, einem grünen Pullover und schwarzen, löchrigen Converse. Seine braunen Haare fallen ihm etwas ins Gescht und seine braunen Augen mustern mich neugierig. Ich muss erleichtert aufatmen. Definitiv nicht der gefürchtete Unbekannte.

"Hey. Du musst Mia sein, richtig?", er streckt mir seine Hand entgegen. Ich schüttel diese und lächel ihn freundlich an.

"Ja genau. Ich hoffe ich bin nicht zuspät.", antworte ich und blicke verlegen zu Boden. Ich hoffe wirklich er hat meinen geplanten Fluchtversuch nicht mitbekommen, das wäre ja mega peinlich.

"Ich heiße übrigens Max. Komm doch rein!" Er tritt zur Seite und ich laufe direkt in einen großen Raum. Links von mir ist eine Sitzecke mit einer breiten Ledercouch, gegenüber einer Wand mit Fernseher und Unmenegen an CDs und Büchern. Sehr gut, jemand scheint genauso gerne zu lesen wie ich. Zu meiner rechten Seite befindet sich eine moderne, offene Küche mit einer Kücheninsel. Dahinter erkenne ich einen großen Esstisch und eine Person die dort sitzt, den Rücken mir zugekehrt.

"Also du stehst schon direkt im Wohnraum." Max fuchtelt beim Erzählen wild mit seinen Händen in unterschiedliche Richtungen und redet schnell, sodass ich einige Schritte zur Seite rücke. "Hier ist das Wohnzimmer und das die Küche, eigentlich alles relativ neu." Er zuckt mit den Schultern.

"Jo! Elyas komm mal Hallo sagen." Er guckt mich entschuldigend an und führt mich zum Sofa. Ich setzet mich und zum ersten Mal breche ich mein Schweigen:

"Wow also die Wohnung ist echt schön, so hell und geräumig!"

"Ja das ist sie, aber warte erstmal den Sommer ab, dann kann es hier oben echt warm werden." Er lacht. Obwohl ich erst ein paar Worte mit Max gewechselt habe, bin ich mir sicher, dass ich gut mit ihm klar kommen würde. Er scheint unkompliziert und lustig zu sein, was mich nur neugieriger auf den zweiten Mitbewohner macht. Als ich einen Stuhl über den Boden rutschen höre und daraufhin Schritte, halte ich unbewusst den Atem an. Ich drehe mich um und da steht er.

LieblingsnachbarOnde histórias criam vida. Descubra agora