〖1〗↯ II ↠ Die letzte Zuflucht ↯

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Bei seinen Worten fuhr der Kopf von Levana überrascht zu ihm. Eigentlich erhoffte sie sich einen Blick in seine braunen Augen, um vielleicht auch nur einen Hauch zu erkennen, was in ihm vorging. Doch keiner seiner Blicke erreichte sie. Es war das erste Mal, dass Bellamy etwas von einer anderen erwähnt hatte. Es fiel der Blondine aber auch auf, dass noch mehr dahinter steckte.

Am liebsten hätte sie ihn ausgefragt, doch dazu kam sie nicht, da der schwarzhaarige Jäger sich gerade bückte und ein Stofftier vom Boden aufhob und einem kleinen Mädchen vor ihm reichte. Er bedachte sie mit einem aufrichtigen, warmen Lächeln und in Levana kam wieder dieses Gefühl auf. Neid. Trotz seines Schicksals und all dem, was er durchgemacht hatte, war sein Herz immer noch von Wärme erfüllt. Er ging so offen und herzlich mit anderen um, was so unglaublich selten unter Jägern war. Die meisten hatten mit der Zeit eher die Eigenschaften von Levana angeeignet. Kälte und Einsamkeit.

Bellamy richtete sich wieder auf und bevor er zu der Blondine sah, schüttelte diese kurz den Kopf und vergaß den Neid wieder. Für sie war Bellamy jemand kostbares. Jemand, der dieses Schicksal, diesen Fluch nicht verdient hatte. Einen Augenblick lang suchte der Junge etwas in Levanas Blick, doch dort war nichts zu finden. Für den Moment jedenfalls nicht. Immer wieder schaffte es Bellamy nämlich, ihr ein wenn auch manchmal kleines Lächeln zu entlocken. Er hatte es sich schon damals, als sie ihm das erste Mal begegnet war, zur Aufgabe gemacht, ihr echte Emotionen zu entlocken.

„Wenn du mal wieder Zeit hast zwischen deinen Missionen, was hältst du davon, wenn wir wieder zum Wasserfall gehen?", fragte der Jäger und sah zu Levana, die ebenfalls zu ihrem Freund blickte. Der Wasserfall war einer der Orte, den die beiden auf einer der Trainingsmissionen gefunden hatten. Damals waren sie noch keine richtigen vollwertigen Jäger und lernten noch mit ihren Waffen und Kräften umzugehen. Es war ein ruhiger Ort, bei dem Levana für einen Moment vergaß, wer sie war und das wusste Bellamy.

„Warum nicht. Dann kann ich dich wieder besiegen", meinte sie und schenkte Bellamy ein aufrichtiges Lächeln, welches er erwiderte. Bei diesem Lächeln dachte Levana erneut, dass er eigentlich zu gut für diese Welt war. Wenige Minuten nach ihren Worten erreichten die Beiden die Zentrale und gingen direkt in das Gebäude für die Jäger.

Die beiden teilten sich mit zwei weiteren ein Schlafquartier, welches sie nun betraten. Wenige Momente später fiel das schwache Licht ein wenig auf die schwarze Rüstung, welche Levanas Körper noch vor wenigen Sekunden geziert hatte. Nun hatte sie ihren Platz neben der zierlichen Gestalt der Blondine auf dem Bett gefunden. Dadurch zierte ihren Oberkörper nur noch ein schwarzes Top, wodurch so einiges ihrer Jägeridentität preisgelegt wurde. Neben ihren Malen besaßen die Jäger nämlich noch personalisierte Tattoos, welche ihren Fortschritt der Wesenjagd mithilfe von Magie festhielten. In ihrer Hand hielt sie ihr Schwert, welches heute wieder einmal durch das Herz eines Wesens geschnitten hatte. Die Blondine wischte mit einem monotonen Gesicht mit einem Tuch das Blut von der Klinge.

Bellamy zog sich währenddessen seine Rüstung an, wodurch für kurze Zeit sein Tattoo und ebenfalls sein Mal an seinem rechten Handrücken zum Vorschein kam. Es schimmerte in einem schwachen roten Ton und präsentierte damit die Vampirjäger. Da es nur noch einen schwachen Ton hatte, war es kein Wunder, dass er wieder einmal seine Rüstung anlegen musste. Alle Jäger wurden nur zu Missionen geschickt, wenn es wieder an der Zeit war. Damit war es anders als bei Levana. Sie wurde auch sonst auf Missionen geschickt, besonders, wenn sie eine hohe Schwierigkeit aufwiesen.

„Welcher Vampir ist diesmal dran? Einer von Caesars oder Luthers Leuten?", fragte die Blondine nach und legte ihr Schwert zur Seite. Bellamy zog den letzten Gurt seiner Rüstung fest und befestigte seine Armbrust, ehe er zu der zierlichen Gestalt seiner Freundin blickte.

„Einer aus Caesars Bande", antwortete Bellamy gelassen. Levana merkte jedoch direkt, dass seine Gelassenheit gespielt war. Er hatte sein Schicksal als Jäger akzeptiert und tötete, wann er sollte, doch ihm machte jedes Opfer noch mehr zu schaffen als Levana. Von jedem seiner Opfer wollte er den Namen erfahren und nach jeder Mission schrieb er diesen in ein Buch. Damit er sie niemals vergaß.

„Pass auf dich auf, Caesars Leute sind extrem gefährlich." Kurz nach ihren Worten richtete sie sich auf und trat auf Bellamy zu, der an seinem Bett stand, welches gegenüber von ihrem war. Ihre Finger strichen kurz über seine schwarze Rüstung, ehe sie seinen Kragen packte und den Jungen ein Stück zu sich zog. Ihre Lippen hinterließen einen Moment später einen zarten Kuss auf seiner Wange. Das tat sie schon eine ganze Zeit lang. Vielleicht war es, weil sie merkte, dass sich etwas zusammenbraute oder einfach nur so.

Ihre Blicke kreuzten sich und Bellamy öffnete seine Lippen, um etwas zu sagen, er schaffte es jedoch nicht, dass Worte herauskamen, da die Tür aufgerissen wurde und Elrik erschien, der Begleiter von Levana. Auch, wenn sie sich selbst lieber als Beschützer bezeichneten.

„Es tut mir zwar leid, euch zwei zu stören, doch Levana, du hast eine neue Mission. Eine Mission, die ziemlich dringend ist. Wenn es dir gelingt, könntest du den Wesen einen herben Schlag verpassen", meinte Elrik und daraufhin ließ sie Bellamys Rüstung los. Kurz seufzte sie, ehe sie sich ihre Rüstung wieder überstreifte und Elrik folgte. Sie sah noch mal zu Bellamy, welcher nicht gerade erfreut schien, dass Levana schon wieder losgeschickt wurde, ehe sie mit Elrik auf den Flur trat.

„Worum geht es?", fragte die Blondine und war diesmal, was die Mission anging, gefügiger. Schließlich musste es dringend sein, wenn man sie direkt wieder einzog. Zudem war die Jägerin erfreut, den Wesen einen großen Schlag zu verpassen. Musste sich bestimmt um ein hohes Tier handeln.

Elrik fuhr sich kurz durch seine kurzen braunen Haare. Anscheinend wusste er nicht, wie er das rüberbringen sollte, ohne für Aufregung zu sorgen. Doch jetzt war der einzige Moment, wo sie die Chance hatten. Eine Chance, die sich aufgrund der momentanen Lage sicherlich nicht mehr so schnell ergeben sollte.

„Es geht um den König der Werwölfe Kieran Blackthorne." Und wie von dem Hexer erwartet, sorgten seine Worte für eisige Stille im Gang. Nur noch die Schritte der beiden waren zu vernehmen, die immer mehr auf das Herz der Zentrale zu steuerten. Dort, wo die Mordkommandos erteilt wurden.


Into the Darkness 🗡 Where stories live. Discover now