»Das ist eine schreckliche Geschichte.«, sagte ich und umarmte ihn stürmisch. Er war es.»Was ist mit dir passiert? Warum steckst du in diesem Körper?«

»Die Kurzfassung ist: Ich behalte für Mayser Mehyl im Blick und dafür wird sie mir helfen dich hierrauszubringen.«

»Ich habe den gleichen Deal mit ihr. Sie hat zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie ist gerissen. Das muss man ihr lassen.« Und zum ersten Mal seit Wochen oder vielleicht sogar Monaten lachte ich. Dieser Moment bedeutete mir so viel. »Es ist hier nicht sicher Zach. Wenn Mehyl dich erwischt, dann kannst du das nicht erklären.«

»Doch, aber Mayser lenkt ihn ab.«, erwiderte er.

»Hast du Mortem gesehen?«, fragte ich schließlich was mich seit Wochen beschäftigte. »Ich spüre sie nicht mehr durch unsere Jānavara-Verbindung. Das macht mich verrückt.«

»Wirklich, Freya? Du bist seit Wochen hier eingesperrt und das einzige was du wissen willst ist, wie es deinem Wolf geht?«

»Natürlich.«, erwiderte ich selbstverständlich. »Sie ist nicht einfach nur ein Haustier, sondern ein Wolf. Und wir haben eine Verbindung. Du weißt das. Ich habe sie seit meinem vierten Lebensjahr immer gespürt und bei mir gehabt. Doch wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Es ist, als würde unsere Verbindung immer schwächer werden. Ich habe Angst, dass sie mich vergisst.«

»Ihr geht es gut und sie wird dich nicht vergessen. Aber sie vermisst dich.«, sagte Zach und sah mich mitfühlend an.

Ich sah Zach an, aber sah selbst seine typischen Merkmale nicht mehr. Die Gesichtszüge die ihn ausmachten. Die ihn zu dem lustigen und immer unbeschwerten Zach machten. Der mich immer von meinem wichtigen Erben abgelenkt und mich nie an die Menschlichkeit der Zoyats zweifeln ließ. Es war, als gebe es ihn nicht mehr. Er war vollkommen ausgetauscht. Nicht nur durch den Körper in den er jetzt steckte, sondern durch tiefe Narben in seiner Seele. »Wie hat dich diese Hexe dazu gebracht, dass du ihr erlaubst, dich in diesen Körper zu stecken?«, fauchte ich wütend.

»Ich habe es freiwillig getan. Mir ist das egal, solange ich dich hier rausbekomme.«, sagte er leise. Gebrochen.

»Was hat sie nur mit dir gemacht? Du bist nicht mehr der gleiche.«, gab ich zurück und strich ihm freundschaftlich über die Schulter.

»Ich habe in diesem Körper Sachen getan, die ich von mir niemals gedacht hätte. Mehyl hat mir Dinge aufgetragen und ich habe sie ohne Gegenwehr ausgeführt.« Sein Blick war die ganze Zeit auf den Boden gerichtet. Kein einziges Mal blickte er mir in die Augen.

»Du hattest keine Wahl.«, versuchte ich, um seinen traurigen Blick verschwinden zu lassen.

»Das ist es ja. Ich hatte die Wahl und ich habe mich entschieden ihm zu gehorchen.«, erwiderte er. Er wandte sich von mir ab, als wolle er meinem Blick entgehen.

»Zach...«, begann ich und legte meine Hand auf seine Schulter, aber er schüttelte sie ab.

»Nein. Versuch nicht mir einzureden, dass es okey war. Du weißt nicht, was ich alles getan habe. Aber es wird nicht umsonst sein. Wir werden dich hier rausbringen und dann werde ich Mehyl eigenhändig töten.«, sagte er entschlossen.

»Du meinst wir.«, verbesserte ich ihn.

Er schüttelte kaum merklich den Kopf ging aber nicht weiter darauf ein. Zach wusste, dass es zwecklos war jetzt mit mir zu diskutieren.

»Erzähl mir, was passiert ist, nach dem ihr fliehen konntet.«, bat ich.

»Ich konnte nicht zurück nach Hause und deiner Großmutter unter die Augen treten. Ich habe versucht zurück zu kommen und dich zu befreien, aber Mayser hat mich gefunden. Sie hat mir versprochen dir zu helfen, wenn ich ihr helfe. Sie sagte, dass ich nach Hause gehen solle. Sie würde mich holen, wenn es so weit sei. Also tat ich es. Deine Großmutter war fuchsteufelswild. Ich habe sie noch nie so gesehen. Sie hätte mich fast verbannt. Sie wollte wissen wohin wir alle verschwunden waren mit Lyhem. Ich habe sie angelogen und ihr gesagt, dass du in Sicherheit bist, aber ich glaube nicht, dass sie mir geglaubt hat. In den Monaten, in denen ich auf Mayser gewartet habe bin ich fast verrückt geworden. Einige Male habe ich noch versucht zu dir zu gelangen, aber Mayser schien meine Gedanken lesen zu können und wusste es jedes mal. Also blieb mir nichts, als zu warten. Bis sie dann endlich kam und das mit dem verrückten Plan, mich in diesen Körper zu stecken. Mein Körper wäre für immer verloren und ich wäre für immer in diesen gefangen, sagte sie. Aber das war mir recht.«

Dark Neyfrem #2Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz