1. Kapitel: Der Aufbruch

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Der Aufbruch

Ich komme hinter dem großen Baum hervor und lasse meinen Blick nach rechts und links schweifen. Ich kann nichts sehen was noch auf die Anwesenheit der Truppe deutet. So gehe ich behutsam ins Zentrum des Dorfs. Um mich herum liegen die Häuser besser gesagt, dass was noch davon übrig ist. Die Dächer einiger Häuser stehen noch in Flamen dessen Rauch mir in den Augen brennt, sodass ich mit zusammengekniffenen Augen umherirre. Das einzige was ich erkennen kann sind die Silhouetten der Trümmer und der unverkennbare Gestank verbrannter Pflanzen.

„Mama? Papa? Wo seid ihr?", rufe ich besorgt, allerdings kommt keine Antwort. Stille. Nur das Knistern der Feuer ist zu hören, keine Elfe, nicht mal das Rascheln der Bäume im Wind. Immer weiter wandere ich durch die Gegend, ohne eine Ahnung zu haben, ob ich im Kreis laufe. Alles sieht so gleich aus. Niemand ist da. „Ich muss sie finden.", kommt es mir in den Kopf, während ich meine Bahnen mache. Unter meinen Füßen spüre ich Steine, kleine Äste und Gras, welche auf einem sandigen Weg liegen. Das heißt ich befinde mich in der Nähe unseres Hauses. Je näher ich der grauen Silhouette komme merke ich wie die Angst in mir aufsteigt, die sich die ganze Zeit über in meinem Unterbewusstsein versteckt. Meinen ganzen Weg den ich gemacht habe wurde ich von verbranntem Fleisch, und Bäumen begleitet. Als ich kurz vor unserem ehemaligen Haus stehe, spüre ich wie ich gegen etwas trete. Es ist ein fester Körper, der weich und kalt ist.

So gleich kommt mir nur ein Gedanke „Mama?!!", rufe ich laut, ohne es zu wollen. Ich habe es nicht unter Kontrolle, es ist einfach nur rausgerutscht. Schnell versuch ich mich zu bücken ohne hin zu fallen, um zu gucken ob ich mit meiner Vermutung Recht habe. Langsam zwinge ich meinen Körper herunter, während ich einen Moment innehalte. Doch halte ich es dann nicht mehr aus. Meine Neugierde obsiegt. Sodass ich mich langsam nach unten voran taste. Deutlich spüre ich einen Arm, der neben einem leblosen Körper liegt. Es ist ein dünner, zierlicher Arm mit einer kleinen Hand, sowie dünnen Fingern. Als ich die Finger abtaste, fällt mir auf das es nicht fünf sind, sondern einer fehlt. Kann es der Arm meiner Mutter sein? Hat sie einen beim Kampf verloren?
Ein Windzug kommt auf. Der Rauch, der über dem Dorf liegt legt sich, sodass ich nun sehen kann wer vor mir liegt. Es ist der leblose Körper einer Frau. Sie war eine schöne Frau, mit langen weißen Haaren, grünen Augen und einer zierlichen Statur. Ein Knoten in meinem Hals bildet sich. Es ist meine Mutter. Neben ihr liegt noch ein kleines Kind. Sie schien es heilen zu wollen, da es eine klaffende Wunde am Arm hat. Das Blut zierte ihren Körper Es läuft an ihrem Laib herunter. Unter ihrem Körper hat sich eine Blutlache gebildet. Eine große, blutige, aber vor allem tiefe Wunde, die sich auf ihrer Brust befindet, lässt mich darauf schließen, dass es nur ein Terrianer sein konnte, der ihr das Leben genommen hatte. Die Wunde sieht aus wie ein Biss. Ihr Herz war nicht mehr zu sehen. Jenes was einst geschlagen hat, befindet sich nun außerhalb des Laibs. Es liegt mir zu Füßen, wie ein toter Körper, der seinen letzten Atemzug gemacht hat. In Zeitlupe rollen mir die Tränen die Wange herunter. Die Zeit scheint für einen kurzen Augenblick still zu stehen. Ich beuge mich zu ihr vor, meine Augen ruhen auf ihrem Gesicht. Ich streiche ihr eine Strähne aus diesem „M.a.ma...Mama.", mehr kann ich nicht hervorbringen, die Tränen nehmen mir die Sicht, und meine Stimme geht verloren. Einen Augenblick bleibe ich vor ihrem Leichnam sitzen, schaue ein letztes Mal zu ihr. Dann erhebe ich mich. Langsam. Nehme meinen Blick von ihr und lasse diesen über das zerstörte Dorf wandern. „Der Krieg muss ein Ende haben! Dafür will ich kämpfen!", schreie ich aus Leibeskräften hinaus. In der Zwischenzeit ist die Nacht hereingebrochen. Fest entschlossen entferne ich mich von der Todesstelle meiner geliebten Mutter und gehe in Richtung Dorfausgang.

„Ich muss jetzt gehen, denn sonst werden noch mehr unschuldige Seelen sterben.", denke ich mir, während ich schnellen Schrittes den Weg entlang gehe.

Der Würfel der ZeitOnde histórias criam vida. Descubra agora