Kapitel 2.

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Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Meine Hand war vollständig abgeheilt und ich konnte wieder arbeiten gehen. Dr. Caulfield hatte ich keinen Besuch mehr abgestattet, damit er die Fäden ziehen konnte, sondern hatte mit meinem ganz normalen Hausarzt vorliebgenommen. Auch bei Matthew hatte ich mich nicht gemeldet. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es keine gute Idee gewesen wäre, wenn ich mich auf ihn eingelassen hätte. Natürlich war es mir schwer gefallen, einem solchen Sahnestück zu wiederstehen, aber es war besser so.

Auch heute stand ich wieder hinter dem Tresen bei Starbucks, bereitete Kaffee zu und wischte die Tische ab. Meine beste Freundin hatte leider frei, sodass ich niemanden hatte, mit dem ich in den kurzen Momenten, in denen mal nichts los war, quatschen konnte. Ich war gerade dabei, den Tresen abzuwischen, als mir eine dunkle, wohl bekannte Stimme eine Gänsehaut verschaffte.

"Lauren? Bis du das? Was für eine Überraschung, dich hier anzutreffen." Matthew Caulfield grinste wie ein kleiner Junge, als ich zu ihm aufschaute und ich sah in seinen Augen, dass er nicht zufällig vorbeigekommen war. "Matthew, hallo.", antwortete ich stumpf, warf den Lappen beiseite und wischte mir die Hände an meiner Schürze ab. "Was möchtest du denn haben?" Ich versuchte möglichst professionell rüberzukommen, schließlich war ich auf der Arbeit. "Ich hätte gerne einen Caffé Latte." Ich nickte und machte mich daran, ihn zuzubereiten. Als er mir schließlich das Geld für den Kaffee geben wollte, winkte ich ab. "Schon gut, das ist wohl das mindeste was ich machen kann, nachdem du mich vor vier Wochen nicht hast verbluten lassen.", scherzte ich und Matthew lachte. "Wäre auch zu schade gewesen, wenn ich diese schönen Augen nicht mehr hätte sehen können." Normalerweise hasste ich solche Komplimente, denn bei jedem anderen Mann kamen sie falsch rüber. Bei Matthew war es jedoch etwas anderes. Ich errötete. "Wie sieht's aus, kannst du eine Pause machen und wir beiden gehen ein bisschen draußen spazieren?"

"Ich weiß nicht, Matthew...", begann ich, doch er schnitt mir das Wort ab. "Komm schon, Lauren. Nur ein kleines Gespräch, dann bist du mich auch wieder los, versprochen." Er setzte diesen berühmten Dackelblick auf, dem ich noch nie wiederstehen konnte, also seufzte ich und nickte. "Ich sag nur eben Bescheid, dass ich Pause mache. Du kannst draußen auf mich warten." Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging nach hinten in einen Raum, in dem meine Kollegen saßen, wenn nichts los war. "Felix, ich mach mal kurz Pause, ist das okay?", fragte ich einen von ihnen und er nickte nur. "Kannst die Pause heute etwas länger machen. Ist ja kaum was los und das schaffen wir dann schon alleine." "Alles klar, danke. Dann bis nachher." Ich schnappte mir meine Handtasche und warf mir meine Jacke über den Arm, dann suchte ich Matthew.

Ich fand ihn draußen an die Wand gelehnt und mir verschlug es für einen Augenblick den Atem. Dieser Mann sah unglaublich aus. Auch heute trug er einen Anzug; dunkelgrau mit leichten Nadelstreifen und eine dunkelblaue Krawatte hing feinsäuberlich gebunden, auf seiner Brust. Sein leichter Bart ließ ihn so verwegen, so sexy aussehen, dass ich mich zusammenreißen musste, um mich ihm nicht auf der Stelle an den Hals zu werfen. Matthew hatte mich bemerkt und schenkte mir nun ein atemberaubendes schiefes Lächeln, das meinem Herzen anscheinend gefiel, so wie es sich plötzlich überschlug. Ich holte tief Luft und ging auf ihn zu.

"Wie schön, dass du es einrichten konntest, eine kleine Pause einzulegen.", sagte er und ich nickte. "Ich kann mir sogar mehr Zeit lassen. Heute ist wenig los." Ich hätte mir am liebsten eine gescheuert. Das hörte sich ja gerade so an, als würde ich so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen wollen. Das willst du auch, du dummes Stück. Du willst es dir nur nicht eingestehen. Ich verdrängte diesen Gedanken und fummelte peinlich berührt an meinem Ärmel herum. "Also dann, wollen wir los?", fragte Matthew und ich schaute auf. Seine blauen Augen funkelten und ich blinzelte verwirrt. Was hatte er gefragt? Verdammt, dieser Mann brachte mich völlig aus dem Konzept. "Lauren? Wollen wir los?" Er grinste verschmitzt, so als hätte er tatsächlich mitbekommen, dass ich etwas abgelenkt gewesen war - wegen ihm. "Äh.. ja.. ja natürlich. Lass uns gehen." Boden, tu dich auf. Peinlicher kann es gar nicht mehr werden, dachte ich und schloss zu Matthew auf, der bereits einige Schritte voraus war.

Lustful - Erwachte BegierdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt