Dark Guardian

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Ich hatte Angst.

Nervös sah ich mich um, doch alles wirkte so normal, wie an anderen Tagen auch. Nur, dass ich dieses merkwürdige Gefühl nicht abschütteln konnte, dass heute keiner dieser normalen Tage war.

Und dann sah ich sie.

Fünf Männer. Sie trugen schwarze Anzüge und kamen direkt auf uns zu. Mom nestelte mittlerweile so heftig am Reißverschluss der Tasche, dass ich dachte, sie reißt ihn bald ab. Dad ging immer geduckter. Jessie schob Zoe und mich allmählich hinter sich, so dass uns die Männer nicht richtig sehen konnten und wir sie nicht.

Mitten auf dem Altmarkt-Platz blieben wir stehen.

Keiner sagte ein Wort.

Einer der Männer schritt auf meine Eltern, auf uns, zu und streckte seine Hand aus. Mom reichte ihm mit zittriger Hand die schwarze Tasche, die sie zuvor wie ein Königsei behütet hatte.

Der Typ öffnete sie, warf einen langen Blick hinein und sagte barsch:

„Das reicht nicht!"

„Aber wir haben nicht mehr!" entgegnete Mom verzweifelt, während Dad schwieg.

„Das hätte sich James eher überlegen sollen!"

Mom sah meinen Vater hart an, dann wandte sie sich wieder dem Mann vor ihr zu.

„Bitte, wir haben wirklich nicht mehr! Können wir es nicht irgendwie anders regeln?"

Statt zu antworten, zog der Mann plötzlich eine Waffe, die ich nur sehen konnte, weil ich um Jessie herumgeschaut hatte, und ich erstarrte. Zoe quengelte hinter mir, weil sie auch wissen wollte, was los sei. Ich hielt sie zurück.

Jessie drehte sich ein Stück zu Zoe und mir um und flüsterte:

„Wenn ich >Jetzt< sage, dann lauft ihr so schnell ihr könnt, dort rüber zur Kirche! Habt ihr verstanden?"

Zoe und ich nickten eifrig und meine Angst stieg enorm an. Denn wenn schon Jessie nervös wurde, war das kein gutes Zeichen.

Der Mann fuchtelte mit seiner Waffe zwischen Mom und Dad hin und her, seine Kollegen traten näher an uns heran und begannen, uns zu umkreisen.

„Ich sagte schon am Telefon, dass ich die volle Summe haben will!"

„Wir haben nicht mehr!" entgegnete Mom mit zittriger Stimme und griff nach der Hand ihres Mannes. Dad schüttelte den Kopf.

„Bitte, lassen sie uns gehen! Wir können das Geld doch abbezahlen!" wisperte James, mein Dad.

„Ich hatte James eine Frist gegeben. Die ist heute abgelaufen!"

„Bitte!" flehte meine Mom noch einmal.

„Schnappt sie euch!" raunte der Typ vor uns und die anderen Anzugträger rückten näher auf uns zu.

„JETZT!" brüllte Jessie.

Ich griff mir Zoe's Hand, rannte los und zerrte meine kleine Schwester hinter mir her. Einer der Typen wollte mich schnappen, doch ich tauchte unter seinem Arm durch und sprintete mit Zoe davon. Ich warf noch einen Blick hinter mich und sah, wie Jessie dem Typen, der mich am Arm packen wollte, einen mächtigen Fausthieb mitten ins Gesicht versetzte, so dass dieser zu Boden taumelte.

Zwei andere nahmen meine Mom und meinen Dad in ihre Gewalt. Jessie setzte sich gegen die restlichen Angreifer zur Wehr.

Was dann passierte, bekam ich nicht mehr mit, weil ich mit Zoe davonrannte und Schutz in einer Touristengruppe vor der Kirche suchte. Ich konnte dem Geschehen nicht besonders gut durch die Touristen folgen. Dennoch sah ich, wie Mom und Dad weggeschleppt wurden, während Jessie noch immer eisern gegen 2 dieser gefährlichen Typen kämpfe.

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