hamburg, 2017

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bzzz bzzz
bzzz bzzz
bzzz bzzz
bzzz- ..was? ..

<hallo?>

<rafia?>

<ja..wer ist da?>

<das ist vorerst unwichtig. wir brauchen deine hilfe, genauso wie du unsere brauchst. komm morgen um 16:00 uhr zum café an der kreuzung vor der schule, die du besuchst.>

<wie bitte? woher weißt du, welche schule ich besuche? warum sollte ich dir, oder euch, überhaupt vertrauen? und wie zum teufel bist du darauf gekommen, mich um 3 uhr nachts anzurufen?>

<das sollst du gar nicht. noch nicht zumindest. wenn du nicht alleine kommen möchtest, kannst du einen deiner freunde mitnehmen.>

<ich habe weder ahnung, wer du bist noch woher du diese informationen über mich hast. kein halbwegs vernunftbegabte mensch würde zu einem treffen wie diesem kommen.>

<ich kann dich zwar nicht zwingen, aber ich bitte dich darum. wir brauchen dich. das leben von vielen, vielen menschen könnte davon abhängen.>

<was? worüber redest du?>

<ich muss auflegen, wir sehen uns morgen.>

was war das denn bitte? das war doch sicherlich ein schlechter scherz..doch wer war dieser junge und woher kannte er mich? ich geriet allmählich in panik, weshalb ich turiya eine nachricht sendete:

wtf..irgendein random guy hat mich gerade angerufen und voll den weirden shit geredet. er weiß, wie ich heiße und auf welche schule ich gehe. über sich hat er aber überhaupt nichts erzählt und meinen fragen ist er auch größtenteils ausgewichen. er will sich morgen mit mir treffen

ich konnte zwar nicht sehen, wann sie zum letzten mal online gewesen war, aber ich ging davon aus, dass sie schon schlief.
anstatt weiter zu schlafen, dachte ich über das telefonat nach. sollte ich einem wildfremden vertrauen? wenn tatsächlich leben davon abhingen, sollte ich es definitiv riskieren. aber wie konnte es sein, dass leben von so einer kleinigkeit abhingen?

so verlor ich mich in meinen gedanken und verbrachte die nacht damit, mich grübelnd von einer seite auf die andere zu drehen, bis mein wecker schlussendlich klingelte. ich war zwar müde, doch gleichzeitig extrem neugierig, wie dieser tag ausgehen würde.
ich begann, wie eigentlich immer, kurz vor knapp mich für die schule fertig zu machen und hetzte direkt zur schule, die praktischerweise direkt auf der anderen straßenseite war.
der unterricht war heute nur teilweise interessant, größtenteils war ich gedanklich bei dem treffen mit dem unbekannten. mittlerweile war ich schon sogut wie überzeugt davon, hinzugehen. was hatte ich schon zu verlieren? außerdem hatte er gesagt, dass leben davon abhängen könnten. und selbst wenn es nur ein streich gewesen wäre, ich hätte es wenigstens versucht gehabt.
mason, der neben mir saß, tippte mich vorsichtig an und schob mir einen zettel zu.

alles klar bei dir? du siehst heute so nachdenklich aus..
                                                          jackson

ich schmunzelte und schrieb meine antwort unter seine nachricht:

alles gut, mach dir keine sorgen. ich erkläre dir später, was los ist.

sobald ich fertig mit schreiben war, schob ich das zettelchen zurück zu mason. der "unterricht", der mal wieder nur aus diskussionen über organisatorisches bestand, ging mir derartig auf die nerven, dass ich den klassenraum verließ und um die schule spazierte. etwas wichtiges würde ich nicht verpassen und es war sowieso kurz vor unterrichtsschluss, dachte ich mir.
während ich mich auf eine bank niederließ, klingelte es zur pause. ich kramte mein skizzenbuch raus und begann zu zeichnen, doch selbst das konnte mich nicht auf andere gedanken bringen, also suchte ich in meinem rucksack nach meinem handy. eine nachricht von turiya wurde mir angezeigt:

wtff was ist das denn für einer..
und was hast du jetzt vor? du wirst doch nicht hingehen, oder?

ascheinend findet sie nicht, dass ich hingehen sollte. soll ich es doch lieber lassen?

denkst du, ich sollte nicht gehen? er sagte, dass sie meine hilfe brauchen und sogar menschenleben in gefahr sein könnten.

umso näher das treffen zeitlich rückte, desto nervöser wurde ich.
das bedürfnis, die meinung meiner anderen freunde zu hören, wurde immer größer. vielleicht würde einer von ihnen sogar mit mir kommen, das würde mich wahrscheinlich um einiges beruhigen.
nach wenigen minuten war der entschluss gefasst; ich packte meinen skizzenblock und mein handy zurück in meinen rucksack und schwang diesen über meine schulter.
ich vermutete, dass sie in der pausenhalle waren, weshalb ich mich auf den weg dorthin machte.
kaum hatte ich das gebäude wieder betreten, kam jackson mir entgegen
<da bist du ja!>, rief er erfreut.

<ich war gerade auf dem weg zu euch. wo sind die anderen?>

<in der pausenhalle, sie spielen uno.>

ich grinste, natürlich spielten sie uno.
<nagut..möchtest du die geschichte hinter meiner heutigen nachdenklichkeit jetzt hören?>

<ja, bitte.>

<also..gestern nacht, gegen 3 uhr, ruft mich urplötzlich eine fremde nummer an. ich bin verwirrt und gehe ran, ein junge meldet sich. er sagt meinen namen und bezieht sich auf unsere schule, weicht meinen fragen aus und bittet mich um ein treffen, heute, ich könne auch einen freund mitnehmen.>

<willst du hin?>

<das ist das problem. normalerweise würde ich das nicht einmal in erwägung ziehen, doch er hat gesagt, dass er meine hilfe braucht. außerdem hat er behauptet, dass mehrere leben in gefahr sind, wenn ich ihnen nicht helfe.>

<und weil er das gesagt hat, willst du dein eigenes leben riskieren?>

<naja, also genau genommen treffen wir uns ja an einem öffentlichen ort und der typ meinte, ich dürfte einen freund mitnehmen, wenn ich wollte.>

<soll ich mit dir kommen?>

<wenn es dir recht wäre..>

<du hast es den anderen noch nicht erzählt, oder?>

<nee, ich bin noch nicht dazu gekommen.>

wir unterhielten uns noch ein wenig, wobei wir langsam die pausenhalle ansteuerten.
dort angekommen, rämten die anderen gerade das uno spiel ein, da die pause mittlerweile so gut wie zuende war. mason machte ein schritt auf jackson und mich zu und fragte mich "beiläufig", ob soweit alles in ordnung wäre.
<ehrlich gesagt..nicht ganz.>
ich erzählte ihm die geschichte, wobei er aufmerksam zuhörte. als ich fertig war, schien er kurz nachzudenken, bevor er antwortete:
<und du möchtest unbedingt hingehen, weil du angst um diese wildfremden menschen hast.>

<jetzt wo du es so sagst.. irgendwie schon.>

<hast du keine angst um dich selbst?>

<nicht wirklich. wir treffen uns ja an einem öffentlichen ort, außerdem wird jackson mich ja begleiten.>

die argumente schienen ihn zu überzeugen, begeistert scheint mason von dieser aktion jedoch nicht gerade.
<passt bloß auf euch auf, ihr idioten!>

während ich über die herzliche beleidigung von mason grinste, klingelte es wieder zum unterricht. zu dritt schlängelten wir uns irgendwie durch die massen von schülern und gelangen zu unserem klassenraum. der gesellschaftunterricht war, wie gewohnt, sehr interessant, weshalb die zeit wie im fluge verging und mein schultag schneller vorbei ging, als mir an diesem tag vielleicht lieb gewesen war.

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