⚜️ Kapitel 1⚜️

2.8K 117 4
                                    

An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.

Zitat von Erich Kästner.

15 Jahre später.

Geschrieben aus der Sicht von Ian.

"Wo soll ich sie hinlegen?" Milan kam mit einer kleinen jungen Frau in seinen Armen auf mich zu. Direkt neben ihm lief ein schwarzer Labrador. "Ist sie bewusstlos?" Ich ging vor um Milan das Schlafzimmer zu zeigen. "Was macht der Köter hier?" Milan schnaubte "Erstens: ja klar ist sie bewusstlos, wie hätte ich sie sonst her bekommen sollen? Zweitens: das ist Cockie. Die geht überall dorthin, wo auch Amelie hingeht. Drittens und das schreibst du dir besser hinter die Ohren Thompson, wenn du ihr was antust, oder ihr was passiert, sei es auch nur ein Kratzer, oder ein abgebrochener Fingernagel, werde ich dich töten und es nach einem Unfall aussehen lassen. War. Das. Deutlich?" Milan betonte jedes Wort um mir die Wichtigkeit seiner Aussage klar zu machen.

Der Hund sprang auf das Bett und kuschelte sich an Amelie ran. Wachsam beobachtete er uns. Milan stellte sich wie eine Wand vor mich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er schaute mich grimmig und herausfordernd an. Er war genau so groß und so breit gebaut wie ich, jedoch hatte er noch lange nicht die Kampferfahrung die ich hatte. Die Tatsache war uns beiden bekannt, nur ist es so, dass seine Drohung mich amüsierte, ihn dagegen ärgerte meine Reaktion. "Meinst du jetzt den Hund oder das Mädchen?" Ich grinste ihn lässig an.

Stillschweigend kam Milan auf mich zu. Seine Augen kniff er zu einem Schlitz gefährlich zusammen. "Ich meine BEIDE Thompson!!!" knurrte er mich an. "Ich habe Cockie ausgebildet, sie ist der beste Wachhund den es gibt. Amelie bedeutet mir mehr als dein Hirn begreifen kann. Die Tatsache, dass der alte Mann wollte das ich sie zu dir bringe, ist meiner Meinung nach der größter Fehler den er machen konnte, aber was solls!" Demonstrativ lies Milan seinen Nacken knacken. "Ich behalte dich im Auge. Amelie ist nicht hilflos und nicht dumm. Du solltest niemals den Fehler machen sie zu unterschätzen. Niemals!!!"

Wir standen uns gegenüber wie zwei Bullterrier und fletschten die Zähne, bis mir bewusst wurde, dass ich gar keinen Grund dazu hatte. "Hör zu, ich wollte das Mädchen hier nicht haben, aber der Alte forderte mich dazu auf. Du hast sie jahrelang Undercover beschützt, sprich mit ihm, vielleicht sieht er das ja ein und lässt mich damit in Ruhe. Ich bin nicht scharf darauf auf ein Kind aufzupassen." Genervt schnaubte ich, dieses Theater ging mir langsam auf die Nerven. Milan winkte nur ab und ging zu Cockie rüber. Der Hund hob seinen Kopf und wedelte bei Milans Anblick freudig mit dem Schwanz. Milan kraulte den Köter hinter dem Ohr. "Du meine Süße, passt auf Amelie auf. Ok?" Cockie erhob sich und schleckte Milans Hand ab, während der frustriert ausatmete. "So ist es brav. Cockie du bleibst." Milans strenge Stimme führte dazu, dass der Hund sich brav neben sein Frauchen setzte und aufmerksam seine Umgebung beobachtete.

"Hör zu Thompson, ich kann dich nicht ausstehen. Am liebsten würde ich dir deine selbstverliebte Schnauze grün und blau polieren. Machen wir uns nichts vor, du bist und bleibst ein eiskalter Killer und ein Arschloch. Mir ist sowieso schleierhaft wieso ausgerechnet du, auf seine Tochter aufpassen sollst, aber na ja, es ist wie es ist!" Hass flackerte in seinen Augen auf. Milan Storck hasste mich mit jeder Zelle seines Körpers und musste trotzdem das was ihm mehr als sein eigenes Leben Wert war, hierhin bringen. Zu MIR. Schon wieder! Ironie!

"Amelie ist zwar klein, aber sie hat ein Herz so groß wie die Welt. Ich fürchte sie könnte sogar jemanden der so kaputt ist wie du, lieben und schätzen. Fass sie nicht an! Sprich sie nicht an! Schau sie nicht an! Am besten du tust nur dein Job. Ist das klar? Du bist pures Gift für alles und jeden in deiner Umgebung. Mach sie nicht krank!" Er brüllte mir regelrecht ins Gesicht, seine Stimme triefte förmlich vor Hass und Abneigung. Ich spürte seine Spucke auf meiner Wange und hätte ihm am liebsten dafür eine reingehauen. Im Gegensatz zu ihm, hatte ich mich besser unter Kontrolle. Milan war nicht in der Lage seine Wut zu kontrollieren, er ballte die Hände zu Fäusten und näherte sich mir. Ich sah ihm an, dass es ihn eine enorme Kraft kostete nicht auf mich los zu gehen.

Ja, ich war es gewohnt sowas zu hören und mittlerweile glaubte ich auch selbst daran, doch von jemandem wie Milan, der früher mal ein verdammt guter Freund von mir war das zu hören, nahm schon ganz andere Dimensionen an. Ich muss zugeben, es tat weh. Seine Worte berührten etwas in mir, was ich ganz weit und tief in meiner Seele versteckt hatte.

"Sag bloß, dass du dich in sie verliebt hast?" Ich gab mir Mühe meine Stimme spöttisch und abwertend klingen zu lassen. Schief grinsend ging ich zu Tür. Ich wusste was gleich passieren würde, nämlich das was immer in solchen Situationen geschah, Milan würde ausrasten, er würde auf mich los gehen.

Kaum hatte ich das gedacht, da wurde ich schon sehr unsanft gepackt und gegen die Wand gedrückt. Milan drückte mir den Arm auf die Kehle. Seine Augen sahen mich wütend an. "Wie kannst du es wagen?" Bedrohlich zischend beugte er sich zu mir rüber "wer gibt dir das Recht über mich zu urteilen?" Ich ließ es zu. Geduld war noch nie seine Stärke. Schon immer war er aufbrausend, schon immer ließ er sich von seiner Wut beherrschen. "Du weißt rein gar nichts über mich. Du hast kein Recht über mich zu urteilen." Ich sah den Schmerz in seinen Augen und empfand Reue und Mitleid. Milan hatte jedes Recht der Welt mich zu hassen, denn ich war derjenige der nicht gut genug seine Schwester beschütze. Ich sagte immer noch nichts und sah ihn einfach nur an. Es brauchte etwas Zeit, dann lies er endlich von mir ab und ging wütend und frustriert aus dem Zimmer. Ich selbst stand noch kurz da und fragte mich in welche Scheiße ich mich hier habe reinreiten lassen.

Nach kurzer Zeit hörte ich die Tür im Flur laut zufallen und ging mein Handy suchen. Ich hoffte immer noch den alten Mann davon zu überzeugen, dass er Milan für Amelies Schutz wählen sollte und nicht mich. Es war zum verrückt werden. Alles in mir weigerte und wehrte sich gegen diesen Auftrag. Noch nie war ich ein Bodyguard! Ich war ein Auftragskiller, ein Mörder! Ich war und bin verdammt nochmal 'der Vollstrecker', aber kein Bodyguard! Der alte Mann wusste das doch eigentlich am besten, denn er hat mich ausgebildet und doch zwang er mich dazu, seine einzige Tochter zu beschützen. Kurios war hier außerdem die Tatsache, dass ich sie vor ihrem Onkel beschützen sollte, denn hier ging es um einen erbitterten Kampf zweier Brüder.

Der VollstreckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt