You're more beautiful than she ever was

501 34 9
                                    

Er fand sie genau dort wo sie vor all den Monaten gesessen hatte.

Damals war ihm dieser Wald fremd gewesen, der kalte Wind in seinem Gesicht, der hohe Schnee unter seinen Stiefeln, welcher bei jedem Schritt nachgab.

Jetzt war es eine angenehme Ablenkung von all den Lügen, die in seinem Kopf umherwehten. Es war eine Ablenkung von dem dreckigen Land um ihn herum, von all den Königen und Königinnen, die keine Ahnung hatten was sie taten.

"König des Nordens", dachte er voller Abscheu. "Was ein großer König er gewesen was, als er vor dem Targaryen Mädchen auf die Knie gefallen war, seinen Status als König aberkannt hatte und ihr seine Loyalität schwor."

Er fragte sich, ob sie wohl das gleiche dachte. Ihrem Blick nach zu urteilen, welchen sie ihm zugeworfen hatte, als der Rabe mit eben dieser Nachricht gekommen war, nahm er ab das er richtig lag.

Doch würde sie nie aussprechen, dass sie die Taten ihres Halbbruders missbilligte, so war sie nicht.

"Die perfekte Wölfin, nie würde sie ihr Rudel verraten." Vor allem da es ihr den Tod bereiten könnte, nun da ihre Schwester und Krüppel von einem Bruder wieder aufgetaucht waren.

Arya Stark würde ihr den Kopf abschlagen, sollte sie etwas sagen etwas gegen König Jon zu sagen, da war er sich sicher. "Ehemaligen König Jon", rief er sich in Erinnerung.

Was der letzte, wahre Stark Junge tun würde konnte er nicht sagen. Egal wie lange er über ihn nachdachte. Aus Brandon Stark konnte er sich keinen Reim machen.

Er unterdrückte ein Zucken, als er über den Namen nachdachte. Dieser Geist würde ihn niemals verlassen, würde ihn für immer jagen, in seinen Träumen verfolgen.

"Aber wer lebt und wer liegt tot in der Erde und ist schon längst verrottet, Brandon?" Er war sich nicht mal sicher, ob der irre König ihn überhaupt begraben hatte. Verdient hätte er es nicht.

Brandon Stark war tot, genau wie sein Vater, genau wie sein ehrenhafter Bruder, genau wie Hoster Tully. Sie alle waren tot und er war hier, in Winterfell, und er lebte.

All diese alten Geister konnten ihn jagen, in seinen Träumen aufsuchen, aber in der echten Welt hatten sie keine Macht über ihm, nicht einmal der Geist Catelyns.

Anders war es bei der rothaarigen Frau, die unter dem weißen Herzbaum saß. Auch sie war ein Geist, ein verlorener Traum, welcher ihm in die Wirklichkeit gefolgt war. Sie war eine Schwäche. Sie war seine Schwäche.

Langsam setzte er sich in Bewegung. Das gewohnte Knistern des Schnee unter seinen Füßen kündigte ihn an.

Ihr Blick blieb jedoch in die Ferne gerichtet.

Sie zuckte nicht mehr und ihre Augen füllte sich nicht mehr mit Angst und Panik bei jedem unvorhersehbaren Geräusch. Ramsay hatte keine Kontrolle mehr, weder über ihren Körper, noch ihre Gedanken.

Sie hatte ihren Geist verbannt, zerstört. Sie war so stark geworden. Eigentlich wollte er es sich nicht eingestehen, doch der Gedanke saß in seinem Kopf fest und begleitet ihn jeden Tag.

"Sie ist stärker als ich."

Seine Füße kamen zum Halt, ein angemessener Abstand zwischen ihnen. Sie hatte ihn seit ihrem Abschied in der Gruft, umgeben von all den aus Stein gemeißelten Königen der Vergangenheit, nie wieder wirklich in ihre Nähe gelassen.

Übel nehmen konnte er es ihr nicht, hatte sie doch allen Grund dazu. Und versucht hatte er es oft genug. Zu oft.

Er erinnerte sich an all die Male, bei denen er versucht hatte ihr Vertrauen wieder zu gewinnen, bei denen er versucht hatte ihr nahe zu sein.

No middle groundWhere stories live. Discover now