2. Kapitel

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Fasziniert von der Vielfalt der Artikel, berührte der junge Mann jeden Gegenstand. Sanft strichen seine hellen Handschuhe über Dosennahrung, Haushaltsartikel und vielen mehr. Es war ein kleiner Supermarkt, der das Nötigste verkauft hatte. Doch nun diente er lediglich nur als Versteck.

Zumindest für mich.

Der andere schwelgte eher in tiefen Gedanken, während seine dumpfen Schritte das Einzige waren, was man zunächst hören konnte. Wo seine Begleiter waren, wusste ich nicht. Vielleicht hatten sie sich auch über mehrere Etagen verteilt, sodass sie schnell das gesamte Gebäude untersuchen konnten. Fakt war jedoch, dass sie sich trotz seiner Aussage viel Zeit ließen. Immerhin waren die Schritte des Elite-Soldaten, sehr langsam.

Welcher Einheit er genau angehört und welcher Rang er ist, weiß ich ja nicht. 

Nur seine schwarze Uniform erkannte ich wieder und ließ mich an manche andere Begegnungen zurückerinnern. Ich hasste sie, mehr als alles andere auf dieser Welt. Denn genau dieses Militär hielt sich eindeutig für etwas besseres. Nur, weil sie angeblich eine Kraft besaßen, die Vampire besiegen konnten. Aber in meinen Augen waren sie nun einmal nicht viel besser und es machte sie nicht unbedingt zu Übermenschen. Im Grunde hatten sie doch auch Angst, genauso wie alle anderen auch. Sie konnte auch durch diese Blutsauger sterben.

Leise summend näherte sich der Schwarzhaarige langsam meinem Versteck. Automatisch umklammerte ich meine Beine fester und doch wurde meine Atmung nicht schneller. Im Gegenteil, der Herzschlag verlangsamte sich sogar und ich entspannte mich immer mehr. Bei den Menschen war ich weniger angespannt. Vielleicht lag es auch nur an der Tatsache, dass sie nicht so gut hören und sehen konnten wie diese Monster. Dies machte das Verstecken um einiges leichter.

Doch andererseits wäre es mir durchaus schon lieber, wenn er bald gehen würde, ohne mich zu entdecken. Ich wollte endlich meine Ruhe haben, zumindest für die restlichen Stunden der Nacht. Noch mehr Stress würde ich bestimmt nicht aushalten. Irgendwann waren auch meine Kräfte zu Ende. Denn, auch wenn ich das Leben hier draußen gewöhnt war, so konnte ich nicht dauerhaft vor etwas fliehen.

Außerdem brauche ich Schlaf.

Schon jetzt fiel es mir schwer, die Augen aufzuhalten. Es fühlte sich alles wie durch einen Nebel an, der sich mit jeder Minute verschlimmerte. Mittlerweile fragte ich mich auch, was nun real war. Vielleicht träumte ich das Ganze nur und diese Soldaten waren nur eine Reflexion und Verarbeitung des Tages.

„Sir, in den oberen Etagen konnten wir keine Spuren der Vampire finden", durchbrach eine weitere Stimme die Stille des Ladens. Ein weiterer Soldat war aufgetaucht und gab seine Ergebnisse weiter, die den Schwarzhaarigen brennend zu interessieren schienen. Natürlich, weil sie auf Vampirjagd gingen und dafür war die Nacht die beste Gelegenheit. Aber was genau die Armee vorhatte und wie sie dauerhaft die Blutsauger besiegen wollte, wusste niemand so recht.

Aber wen interessiert es auch schon, wenn das eigene Leben vor allem anderen steht?

„Hah, wäre ja auch zu schön gewesen." Man fand es witzig, dass ihre Suche in diesem Einkaufszentrum umsonst gewesen war. Was genau daran so lustig war, wusste ich nicht. Durchaus konnte es aber auch eine Form der Psyche sein. Immerhin hatte jeder in dieser Welt so seine Probleme, immerhin herrschte Chaos und Krieg.

„Sag den anderen Bescheid. Wir ziehen weiter, hier ist nichts", fuhr man weiter fort, während die Stimme den gesamten Raum einnahm. Dieser Mann musste durchaus eine höhere Position besitzen, denn sofort stellte sich sein Gegenüber gerade hin und mit einer Hand an der Stirn, erwiderte er nur ein: „Jawohl, Sir", ehe er sich umdrehte.

Auch der Schwarzhaarige war im Begriffe den Laden zu verlassen und mit seinen Männern weiterzuziehen. So hörte er mit seiner Kontrolle auf und ging in Richtung Ausgang, was mich noch mehr entspannen ließ.

BlutrotWhere stories live. Discover now