Eins

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Eine weitere Horde lachender Mädchen betrat die Bar. Durch das leere Bierglas betrachtet, das vor Levi auf dem Tisch stand, sah es aus als hätten sie abartige Proportionen. Storchenbeine, längliche Köpfe, riesige Pranken. Er schob das Glas mit dem Handrücken zur Seite. Sie waren hübsch, natürlich. Ausgelassen, laut, knapp bekleidet und außerordentlich hübsch.

Peter hatte sich zu den Mädchen umgewandt und winkte ihnen, was sie mit einem hochfrequenten Geräusch und breitem Grinsen quittierten. Eine große Blonde deutete ihm etwas und er winkte ab: Später. Er drehte sich wieder zu der Runde um, mit einem leicht entschuldigenden Lächeln.

„Die französischen Studentinnen, von denen ich dir erzählt habe", sagte er zu Levi. „Sie kommen regelmäßig, seit zwei, drei Monaten."

„Man sollte meinen ‚Gay Bar' ist international verständlich", brummte Vik.

„Kein Grund eifersüchtig zu sein", sagte Leni und knuffte Vik in die Schulter. „Dein Peter ist wohl der treuste Mensch der Welt."

„Nein, nur der schwulste", sagte Vik und wurde ein weiteres Mal geknufft, diesmal von Peter.

Gregory nahm sich eine weitere Zigarette und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

„Man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Haben es wahrscheinlich satt ständig angebaggert zu werden", sagte er und blies eine Rauchwolke in die Runde.

„Oder sie wollen sich einfach nur ein paar hübsche Jungs ansehen", sagte Leni. „Das ist zumindest mein Grund hier her zu kommen."

„Irrtum, Herz", sagte Gregory. „Du bist nur hier, weil du keine anderen Freunde hast außer uns warme Brüder."

Die Gruppe lachte. Levi hatte das Gefühl, dass er etwas zum Gespräch beitragen musste. Sein Kopf war so schwer, dass er es nicht schaffte, ihn von seinem auf der Tischplatte ruhenden Armen zu heben. Er schwieg.

„Ich mein ja nur", sagte Vik zu Peter. „Du hast ihm schließlich gesagt, wir gehen in eine Schwulenbar. Das Obsidian war nicht gerade die beste Wahl. Um zu sehen, ob es ihm auch ernst ist."

„Was soll das heißen?", fragte Levi und blickte auf. Vik erwiderte seinen Blick nicht.

„Ich weiß, ich weiß. Aber ich dachte, wir fangen langsam an.", sagte Peter lachend. „Ich will nicht, dass du einen Kulturschock erleidest, Levi", sagte Peter.

„Ist schon in Ordnung." Levi richtete sich auf. Sein Kopf schmerzte etwas und er rieb sich die Schläfen.

„Das Beste aus beiden Welten, hm?", sagte Leni. Sie spielte mit einer Strähne ihres orange-roten Haares und blickte Levi an.

„Es ist halt nicht mehr, was es mal war", sagte Gregory kennerhaft. „Früher war 'ne Schwulenbar 'ne Schwulenbar. Heute ist es anders."

„Ach, du bist Bar-ologe?", witzelte Vik.

„Meiner Meinung nach gibt es heutzutage drei Arten von Schwulenbars. Solche, deren Publikum zur Hälfte aus Mädchen besteht, die es satt haben mit den Blicken ausgezogen zu werden und keine Angst vor KO-Tropfen in ihren Drinks haben wollen."

„Wie das Obsidian", sagte Leni.

„Genau. Die zweite Art ist so offensichtlich schwul, dass die meisten Heteros Angst bekommen würden, obwohl sich immer mal wieder ein kleines Grüppchen dahin verirrt."

„Meistens verkappte Schwule", warf Vik ein.

„Die Musik etwas angestaubt. Transen und Biker Dykes fühlen sich wie Zuhause. Jungs, die kein Problem damit haben halbnackt oder nur im String zu tanzen. Und ab und an eine Amateur Drag Show."

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⏰ Last updated: Aug 24, 2016 ⏰

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