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Alles war dunkel. In einem kleinen Käfig saß er mit zwei weiteren Kindern. Eingesperrt. Neben diesem Käfig standen noch unendlich mehrere, die er nicht zählen konnte. Auch in diesen saßen Kinder, verdreckt, abgemagert, verletzt. In manchen rührte sich keiner mehr, sie waren verhungert oder an den entzündeten Verletzungen gestorben.
Von irgendwoher heulte jemand, fing an zu schreien und zu flehen ihn freizulassen. Zitternd zog der Schwarzhaarige seine angewinkelten Beine noch näher an seinen abgemagerten Körper, wickelte seine dünnen Arme darum und betete, dass er nicht der nächste sein würde, der hinausgezerrt wird in die Hölle. Lieber starb er jetzt und hier, wartete mit den anderen Kind auf den Tod bevor die nächsten Auktionen starteten.
Vergebens, eine Tür in der Nähe öffnete sich und grelles Licht erhellte ein wenig den dunklen Raum. Erneut fing einer an zu weinen, als die Männer durch die Gänge wanderten, an den Käfigen vorbei und die Jungen und Mädchen musterten. Ein Kind schrie auf, als es von einem aus dem Käfig gezerrt wurde. Grob wurde es weggeschleppt. Ebenso wurden es andere, nach und nach verschwanden ein par Kinder durch die Tür. Der Schwarzhaarige hatte mitgezählt, es waren bisher neun Kinder, eines fehlte noch. Er drückte sich näher an die Stangen, die sich in seinen Rücken bohrten, als der letzte Mann seinen Käfig musterte und stehen blieb. Das verheißende Gefühl in seinem Bauch wurde stärker, als sein Käfig geöffnet wurde.
Der verhüllte Mann trug eine Maske und war komplett in schwarz gekleidet. Genauso wie all die anderen. Er schob die beiden anderen, ein Mädchen und ein Junge, beiseite und griff nach der Kette. Der Schwarzhaarige wurde an der Kette hinausgezogen, die sich um seine Handgelenke wickelte. Mit seinen Wunden Füßen folgte er ihm widerstandslos. Es hatte keinen Zweck sich zu widersetzten, sie würden ihn nur grob fassen, ihn gegebenenfalls sogar schlagen.
Der Mann führte ihn in einen weißen Raum, dort gab es mehrere Duschen und Bäder. Die meisten waren schon von den anderen Kindern besetzt, die sauber gewaschen wurden. Das selbe geschah
nun auch mit ihm. Er setzte sich in eine Wanne und kaltes Wasser wurde über ihn geschüttet, jede einzelne Stelle wurde gewaschen und desinfiziert. Am Ende bekam er ein weißes Hemd als einziges Kleidungsstück. Es ging dem Schwarzhaarigen bis zum Knie. Die Kette an seinen Händel ließen sie.
Dann wurde er zu einem weiteren Raumgeführt. Schon von weitem hörte er die anderen aufschreien. Der Schwarzhaarige schluckte und Angst machte sich immer mehr und mehr breit. Schließlich betraten sie den Raum. Er war kleiner und ziemlich warm. An den Wänden standen Öfen die mit Holzscheiten oder Kohle betrieben wurden. Überall lag ein Brandeisen drin, schon glühend und bereit verwendet zu werden.
Der Junge wusste, was jetzt kommen würde, er brauchte nicht lange nachdenken um zu erkennen, dass sie ihm ein Brandzeichen verpassen würden. Er hatte keine Gelegenheit mehr, weiter zu denken. Ein Mann, ebenfalls komplett in Schwarz verhüllt und mit einer Maske zerrte ihn zu einem Tisch. Dort wurde er draufgelegt, mit dem Rücken oben. Seine Beine und Arme wurden an den vorhanden Vorrichtungen befestigt, jetzt konnte er sich nicht mehr bewegen.
Der Mann holte das erste Brandeisen, tauchte es in Wasser. Das zischen ließ sein Herz noch schneller schlagen als es eh schon schlug. Er wollte jetzt schon aufschreien, doch jemand drückte einen Knebel in seinen Mund und er konnte noch nicht mal ein wimmern hervorbringen.
Dann fing es auch schon an, etwas hartes verbrannte seine Haut und schmerzen durchzogen seinen Körper, er verkrampfte sich und versuchte sich zu währen. Er merkte wie der Druck auf seiner linken Hüfte verschwand und nur noch die pochenden brennenden Schmerzen verblieben. Mit der Hoffnung,
es wäre jetzt vorbei wurde er enttäuscht. Er hörte erneutes zischen und spürte kurz darauf wieder einen Druck. Tränen rannen sein Gesicht runter als die qualvollen Schmerzen ihn erfüllten und nicht aufhörten. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg in seine Nase und er wollte nur noch, dass die Schwärze ihn umfing. Sie kam nicht. Stattdessen wurden seine Arme und Beine wieder gelöst, er wurde vom Tisch gehoben und auf den Boden gestellt. Er wäre fast zusammengeklappt, hätten zwei Hände ihn nicht festgehalten und vorwärts gezogen. In einem weiteren Raum entfernten sie den Knebel und setzten ihn neben ein Mädchen. Sie weinte und zitterte noch stärker als er. Auf ihrem Oberarm war etwas eingebrannt. Eine schlichte Maske unter der B. M. 69 stand. Der Schwarzhaarige ging davon aus, das er dasselbe auf seiner linken Hüfte mit der Nummer 70 hatte.
Er blickte durch den Raum und sah, wie auch die anderen Kinder an den unterschiedlichsten Stellen das Brandmal trugen. Allen liefen Tränen hinab, die meisten wimmerten und machten sich so klein wie möglich.
Von irgendwo konnte der Schwarzhaarige lautes Klatschen hören sowie eine Stimme, die etwas ansagte, was er nicht verstand. Eine verhüllte Person kam hinein und zog das erste Kind, ein Mädchen, mit sich. Sie währte sich nicht, dennoch war ihr die Angst ins Gesicht geschrieben. Dann war sie auch schon verschwunden. Wieder ertönte die entfernte Stimme, diesmal riefen auch andere etwas.
Wieder wurde ein Kind geholt. Das ging immer so weiter bis nur noch er übrig war. Dann kam wieder der Verhüllte, zog ihn mit sich und führte ihn auf eine Bühne. Auf der stand ein Mann. Er war nicht wie die anderen in schwarz sondern in komplett Weiß gekleidet, auch seine Maske war weiß glänzend.
Unterhalb der Bühne saßen Menschen. Alle trugen Masken um ihre wahre Identität zu verbergen.
"Und hier haben wir unseren letzten für heute. Die Nummer 70. So ein Kind mit solch glänzendem schwarzem Haar und diesen großen braunen Augen bekommt ihr nur selten zu sehen." rief der Weißgekleidete in ein Mikrofon.

"Wir beginnen mit Fünftausend."
"Fünftausend!" rief jemand.
"Fünftausendfünfhundert!"
So langsam begriff der Junge, dass er hier versteigert wurde. Entgeistert blickte er all die Leute an, die nur so mit ihren Geld um sich schmissen, weil sie ihn haben wollten.
"Achttausendzweihundertdreiundsechzig! Verkauft!" rief der weiß Maskierte und der Schwarzhaarige wurde weggeführt.
Jetzt saß er in einer Kammer auf einem Stuhl und wartete. Schweiß rann seine Stirn hinab und die Schmerzen machten ihn Wahnsinnig, die er für einen Moment vergessen hatte. Vorsichtig tastete er nach dem Brandmal und berührte es vorsichtig. Er zog sie sofort zurück und bereute es getan zu haben als die Tür aufschwang und eine Frau ihn musterte. Sie trug ein grünes eng anliegendes Kleid und eine goldene Maske. Ihr braunes Haar hatte sie zu einem Dutt hochgebunden. Sie trat beiseite und forderte den Schwarzhaarigen mit ihren grauen Augen auf, hinauszutreten. Sie nahm die Kette und zog schließlich daran, als er immer noch verdutzt dasaß. Kurz zuckte er zusammen und folgte ihr.
Sie liefen einen Flur entlang, traten durch eine Tür und befanden sich außerhalb. Ein wartendes schwarzes Auto empfing sie. Die Frau stieg ein während der Junge wartete. Dann zog sie an seiner Kette und er stieg ein. Die Tür wurde geschlossen und das Auto fuhr davon.

"..auf. Wach auf. Hey." Hände rüttelten an seinen Schulten und er schlug seine Augen auf. Verschwitzt lag er in einem Bett, die schwarzen Haare zerzaust und feucht von Schweiß. Seine Kleidung durchschwitzt. Außer Atem setzte er sich auf.
"Alles in Ordnung?" Eine Hand legte sich auf seine Stirn und prüfte sein Fieber. Der Schwarzhaarige sah sich in dem Raum um. Es war ein großes Zimmer mit einem Tisch, einem Stuhl, einem angrenzendem Badezimmer, einem Kleiderschrank und dem Bett in dem er lag. Er war nicht an dem schrecklichen Ort aus seinem Traum.
"Hey. Fin."
Aus dem Augenwinkel sah er eine sich nähernde Hand. Mit weit aufgerissenen Augen schlug er sie weg. Der andere Mann erstarrte, dann ließ er seine Hand sinken und stand vom Bett auf. Besorgt musterten ihn die goldenen Augen des Mannes. Sein weißes Haar hob sich von der schwarzen Kleidung ab, die er trug.
"Ich hole dir was zum Frühstück. Du solltest vielleicht duschen gehen." schlug er mit einer sanften tiefen Stimme vor und verließ das Zimmer. Der Schwarzhaarige hörte noch wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte und sich Schritte entfernten.
Langsam und zitternd stand Fin auf und machte sich hustend auf dem Weg zu seinem Badezimmer. Dort ließ er die verschwitzte Kleidung fallen und stieg unter die Dusche. Warmes Wasser fiel auf seinen Körper und wischte all den Schweiß und die Erinnerungen an den vergangen Traum weg.
Nach dem duschen trocknete er sich ab, wickelte das Handtuch um seine Hüfte und ging zurück in sein Zimmer. Aus seinem Schrank holte er sich neue Kleidung und legte sie auf sein Bett. Er ließ das Handtuch fallen und wollte sich anziehen, als das Schloss entriegelt wurde und der Weißhaarige hineinkam. Der blieb wie angewurzelt stehen als sein Blick über den vernarbten dünnen Körper von Fin glitt und an seiner Hüfte hängen blieb. Schnell verdeckte der Schwarzhaarige das Brandmal und zog sich seine Boxershorts über. Die restliche Kleidung, eine graue Jogginghose und ein rotes Shirt folgten. Beschämt blickte Fin weg während der Andere das Tablett mit gebratenem Schinken und Rührei sowie einem Glas Orangensaft auf den Tisch abstellte. Keiner sagte etwas bis schließlich der Weißhaarige das Wort ergriff.
"Komm mit. Ich habe einen Arzt rufen lassen, der sich um dein Fieber kümmert."
"Ich brauche keinen Arzt." sagte Fin leise und wich dem Blick des Anderen aus.
"Dein Fieber ist aber gestiegen. Außerdem hast du Albträume und Fieberkrämpfe. Bitte lass dich untersuchen."
Hartnäckig schüttelte der Schwarzhaarige den Kopf. Er mochte keine Ärzte, er wollte auch nicht, dass ihn jemand nackt sah oder ihn anfasste. Nicht nach alldem was ihm vor Zehn Jahren passiert ist.
"Wenn das aber so weiter geht, wird es nur noch schlimmer." der Weißhaarige ging auf ihn zu, blieb aber stehen als er saß, wie Fin zurückwich. Der ängstliche Blick in seinen Augen ließ den Goldäugigen verzweifelt aufseufzen. Schließlich verließ er wieder das Zimmer und schloss ab.
Fin war wieder alleine und beäugte das Essen. Seit ungefähr drei Wochen war er jetzt hier und bekam täglich regelmäßig Mahlzeiten. Etwas, was er sich noch nie hatte denken können. Denn vor drei Wochen war er noch in einem Keller eingesperrt gewesen, fast verhungert und vor Kälte und Nässe zitternd. Jetzt hatte er sein eigenes Zimmer, ordentliche Kleidung und warmes Essen und Wasser. Eingesperrt zu sein war für ihn noch immer normal, dennoch kam ihm alles wie ein Traum vor, aus dem er jederzeit erwachen würde.
Langsam nahm er ein par Bissen von dem Rührei und dem gebratenem Speck. Er aß aber nie alles auf, sondern ließ über die Hälfte liegen. Es war ihm unangenehm so viel zu bekommen und aus Gewohnheit aß er kaum etwas.
Er trank vom Orangensaft und ließ auch dort fast alles drin. Dann legte er sich zurück in das Bett und schlief ein.

Jemand wischte über seine Stirn, tupfte den Schweiß ab und legte ein kühles Tuch darauf. Dann spürte er noch wie eine Hand sich auf seine Wange legte und beruhigend darüberstrich. Etwas neigte sich neben Fin und legte sich neben ihn. Er merkte, wie ihm jemand beim schlafen zuschaute. Aber es war nicht unangenehm. Es fühlte sich an, als würde jemand über ihn wachen und dafür sorgen, dass ihm nichts passierte. Der Schlafende drehte sich auf die Seite und griff mit den Händen nach dem Shirt des anderen, krallte sich daran fest und drängte sich näher an. Er wollte mehr von dieser Geborgenheit und Sicherheit fühlen. Als hätte man seine Gedanken gelesen schlangen sich zwei starke Arme um ihn und streichelten seinen Rücken. Wohlig seufzte er und sank in einen noch tieferen traumlosen Schlaf.
Als er wieder erwachte, war die Person neben ihm verschwunden. Und somit auch die angenehme Wärmequelle die ihn beschützt hatte.
Verwirrt setzte er sich auf und rieb sich seine Augen. Das Tablett mit seinem Frühstück war durch ein anderes mit einem Teller voll Suppe und einem Stück Brot ersetzt wurden. Träge vom schlaf ging er ins Badezimmer, wusch sich sein Gesicht und blickte sich schließlich selbst im Spiegel an. Seine Augenringe waren verschwunden und auch hatte er wieder mehr Farbe im Gesicht bekommen und war nicht mehr so blass.
"Ob ich hier vielleicht endlich bleiben kann?" murmelte er und schloss einen kurzen Moment seine Augen. Dann öffnete er sie wieder und nahm sich seine Suppe vor.

Das Leben eines Wolfes Mate - Boy x Boy (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt