"Er ist mit Tea irgendwohin abgetaucht. Niemand weiß wo sie sind. Im Allgemeinen, sind alle spurlos verschwunden. Damian's Bruder wurde seit Tagen nicht gesichtet, genau wie Damian."

Meine Brust zog sich eng zusammen und nahm mir beinahe die Luft zum atmen.

"Fahr mich zu Damian." sagte ich entschlossen.

Blake zog die Augenbrauen zusammen.

"Ever ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee..."

"Blake." unterbrach ich scharf und sah ihn kalt an. Er bemerkte, dass diskutieren sinnlos war und hakte nicht weiter nach. Ich sah aus dem Fenster und ließ die verschwommene Welt an mir vorbei ziehen, während gleichzeitig alles stehen zu blieben schien. In meine bevorstehende Zukunft zu blicken, war genauso wie auf ein weißes Blatt Papier zu starren, Leer und unberechenbar. Ich hatte kein Ziel und verlor meinen einzigen halt. Wohlmöglich hatte ich ihn schon verloren, jedoch stand ich noch auf der Spitze der Klippe. Ich würde Damian nicht einfach so im Stich lassen. Das konnte ich nicht und würde ich auch nie können. Wir fuhren in die Einfahrt des großen Hauses. Es wirkte so fremd und leer, ehe ich es betrat. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, so dass ich schwer schlucken musste.

"Soll ich dich bis zur Tür begleiten?" fragte Blake und legte seine Hand auf meine. Ich sah zu ihm rüber und schüttelte den Kopf.

"Ich schaffe das schon." antwortete ich und sah eine weitere Sekunde in seine Augen.

"Ich muss mich bei dir bedanken Blake und zwar für alles. Du warst immer für mich da und ich kann dir nicht sagen wie froh ich bin dich zu haben."

Ich schlang meine Arme um seinen Hals und umarmte ihn. Er erwiderte meine Umarmung und strich mir tröstend über den Rücken.

"Ist doch selbstverständlich shawty. Ich werde dich nicht alleine lassen und vor allem jetzt nicht. Wenn ich dich abholen soll, dann ruf mich einfach an."

"Mach ich." bestätigte ich und ließ von ihm ab. Ich wusste nicht womit ich meine Freunde verdient hatte und vor allem Blake war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Schuldgefühle überkamen mich. Ich hatte das Gefühl, dass jeder in meinem Umfeld für mich da sein musste und ich nichts zurück geben konnte. Jeder wurde in meine Probleme mit einbezogen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.

Ich hörte Blake wegfahren, als ich bereits vor der Haustür stand. Nachdem ich tief eingeatmet hatte drückte ich auf die Klingel. Ich hielt mich an der Wand fest um nicht erneuert umzufallen. Meine Beine wirkten, als ob sie sich in Pudding verwandelt hätten. Mindestens drei Minuten wartete ich, als ich mich auf den Treppenansatz setzten wollte um dort zu warten, als die Tür aufging. Eine große Gestalt tauchte vor meinen Augen auf und beinahe hätte ich Damian's Vater nicht erkannt. Unter seinen Augen lagen große dunkle Schatten. Er musterte mich und öffnete die Tür noch ein Stück. Hinter ihm waren alle Lichter aus, so dass es wirkte, als ob er in einem schwarzen Loch stehen würde.

"Hallo." begrüßte ich ihn monoton. Seine braunen Augen sahen gespenstig, sogar beinahe farblos aus.

"Hallo Ever. Geht es dir wieder besser? Komm doch rein."

Ich nahm seine Einladung ein und betrat das Fremde Haus. Beim übertreten der Türschwelle, überkam mich die einsame Stille. Nando's Lachen fehlte. Das Geräusch seiner kleiner Füße, die umher rannten fehlte. Ich schluckte die Tränen runter, die in meinen Augen hochkamen. Wir liefen ins Wohnzimmer, auf dessen großen Tisch hunderte von Blätter ausgebreitet waren.

"Ich organisiere gerade die Beerdigung." erklärte mir Diego, als er meinen neugierigen Blick bemerkte. Ich erwiderte nichts und sah stattdessen zwischen ihm und den Papierhaufen hin und her. Ich konnte einfach nicht fassen, dass das Real war. Es fühlte sich so verdammt falsch an.

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