Kapitel 1 - Mondkind #2/3

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Nach stundenlangem Ritt war Luna erschöpft. Ihre Glieder schmerzten, doch auf sie würde weitaus Schlimmeres warten. Mittlerweile hatten sie wieder einen Wald erreicht und suchten sich einen Platz, um auszuruhen. Irgendwo mitten im Wald war ein freies, grasbewachsenes Stück, das perfekt dazu geeignet war. Auch hier wuchsen Blumen. Große, kleine, seltene und oft zu sehende Gewächse und schmückten die Fläche. Zwischen den langen und gebogenen Blättern neben den Bäumen krabbelten kleine Tierchen und Insekten. Außerdem flogen weiße und gelbe Schmetterlinge über das Gras hinweg und tranken aus dem ein, oder anderen Blütenkelch. Luna hielt Spirit an, stieg ab und führte ihr Pferd zu einem nahegelegenen Bach, um es zu tränken. Das Wasser war klar und schien sauber, sodass sie ebenfalls ein paar Hände voll trank. Wieder zurück an der gefundenen Stelle schnallte sie die Satteltaschen ab und band Spirit an einen Baum, damit er gut grasen konnte. Sie selbst nahm Proviant aus einer der Satteltaschen und legte sich ins Gras. Die Elfe schloss die Augen, öffnete sie aber Minuten später wieder, da sich ihr leerer Magen regte. Luna begnügte sich mit Kunian, getrocknetem, süßen Harz, das mit Fruchtstückchen gefüllt und zu kleinen Platten gepresst wurde. Sie hatte es in einem Beutelchen aus geflochtenen Blättern aufbewahrt. Luneia orientierte sich an dem Sonnenstand, da es nötig war zu wissen wie spät es war. Die Sonne den Wald in rot-orangenes Licht. Es war ein schöner, Sonnenuntergang. Die Elfe hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit verstrich, deshalb beschloss sie, nun ein Lager für die Nacht bereit zu machen und zwar bevor die Sonne untergegangen war. Bei Einbruch der Nacht würden Ungetüme durch die Wälder streichen, die es durch ein Feuer fernzuhalten galt.Die gefährlichsten Monster in diesem Wald waren die Orks. Hässliche Kreaturen, die einmal Elfen waren, aber abtrünnig wurden und sich auf die dunkle Seite schlugen. Ihre Haut ist grau-grün und sie haben zwei Zähne die über ihren Lippen hervorragen. Unter den Monstern in diesem Wald, lebten auch junge Onis, ebenfalls ehemalige abtrünnige Elfen. Sie können zaubern, haben ein grünliches Fell und Eckzähne wie Vampire.

Ich möchte trotz meiner Schwertkampffähigkeiten lieber keinen Kampf mit ihnen riskieren.

Luna ließ das Pferd kurz alleine, um Steine aus dem Fluss zu hohlen, die man als Feuersteine nutzen konnte und kam wieder zurück. Die Steine mussten trocken sein, mit Wasser kann man kein Feuer machen! Sie legte die Steine ab und holte ihren Schlafsack und legte ihr Schwert daneben, sollte der Notfall eintreffen. Spirit band sie für alle Fälle, nur mit einem schnell zu öffnenden Knoten an. Normalerweise hätte sie im Traum nicht dran gedacht um diese Zeit schon zu schlafen, doch die Situation erforderte es. Sie konnte kein Nachtgewand tragen, da immer Gefahr nahen konnte. So unbequem es auch war, musste Luna mit Brustschutz und Knöchelschutz niederlegen. Die Sonne war in zwischen vollkommen untergegangen, doch der Mond war noch nicht über den Wipfeln aufgetaucht. Es war stockdunkel, sodass man die Hand nicht vor Augen erkennen konnte.

Jetzt kommen die Monster aus ihren Verstecken, ich muss wachsam sein!

Sie eilte zu Spirit und murmelte: „Danke, ohne dich wäre ich noch lange nicht auf dieser Lichtung!", und gab ihm ein paar Apfelschnitze. Spirit schnaubte und rieb seinen Kopf an ihrer Schulter. „Ich hab dich ja auch lieb", flüsterte Luna, kraulte ihn am Kopf. Dann sah sie nach den Feuersteinen, welche mittlerweile getrocknet waren. Nun suchte sie trockenes Holz und leicht entzündbares Gras, um ein Lagerfeuer entfachen zu können. Jetzt ging alles ganz einfach. Sie schlug Funken, das Fleckchen Gras begann zu glimmen und bald loderten helle Flammen. Nun konnte sie sich getrost zum Schlafen niederlegen. Sie kannte die Geräusche der Monsterschritte und ihre Schreie, doch so nah hatte Luna sie noch nie erlebt. Trotz des schützenden Feuers konnte man entfernte Schreie deutlich vernehmen. Die Elfe hatte keine Angst, doch etwas in ihr regte sich und wollte bald möglichst von dort verschwinden. Sie war unruhig, wusste jedoch, dass sie Schlaf brauchte.

Komm schon Luna! Mach dich locker! Schlafen ist die einfachste Sache der Welt und du schaffst es nicht, nur weil du ein paar Laute hörst!

Sie wusste nicht wann, doch als sie verwirrt aus wilden Träumen aufschreckte, merkte sie, dass sie irgendwann eingeschlafen sein musste. Das Lagerfeuer war bereits abgebrannt und die Sonne schon aufgegangen. Luna streckte sich und stand auf. Der Tau lag noch auf den Blättern, doch der Morgennebel hatte sich bereits verzogen. Die Silberhaarige sah zu Spirit, der friedlich graste. Luna lächelte. Froh gestimmt rollte sie ihren Schlafsack zusammen, legte ihn zwischen die Riemen der Satteltaschen und zurrte ihn fest. „Guten Morgen, Süßer. Eine Woche, sieben Tage müssen wir reiten. Einer davon ist schon vergangen... Wir haben trotzdem noch eine weite Reise vor uns und viele Gefahren...", murmelte sie und blickte ihrem Pferd in seine großen klaren Augen. Sie erinnerten Luna an den Ozean, obwohl sie noch nie dort gewesen war. Die Elfe hatte immer schon schöne Geschichten von Meerjungfrauen und dem herrlichen Blau mit seinen bunten Korallen gehört... Von Fischen und seltsam geformten Meerestieren. Außerdem faszinierten sie Muscheln sehr. Muscheln sind hart, haben aber einen weichen „Kern" in dem manchmal sogar unter besonderen Bedingungen eine Perle heranwächst. Träumerisch verlor sie sich in ihren Gedanken. Erst als Spirit sie mit seinem Kopf anstieß erwachte sie aus ihren Tagträumen. Es war Zeit aufzubrechen.

Eilig bestieg sie den Hengst und trieb ihn voran. In schnellem Trab eilten sie durch den Wald, denn zum Galoppieren wollte sie ihn nicht erneut zwingen, obwohl Spirit ein gut trainierter und sehr ausdauernder Hengst war. Geistesgleich verschmolzen sie mit den Bäumen, Sträuchern und dem morgendlichen Licht. Im Mischwald, der sie umgab, ragten gewaltige Buchen, knorrig Eichen und wuchtige Kiefern empor. Das Pferd verlangsamte seine Gangart und folgte aufmerksam dem Weg. Vögel sangen und blickten von den Baumkronen auf sie herab und Raupen, krochen über den vielfältigen Waldboden. Ein breiter Weg öffnete sich und Luna ließ Spirit im gestreckten Galopp laufen. Allmählich stieg das Gelände an. Langsam wurde der Wald dichter und es war kaum ein Weg mehr zu erkennen. Viele Äste lagen, sodass schnelles Vorankommen zu Pferd unmöglich war. Aus dem wilden Galopp wurde ein vorsichtiges Voranschreiten des Pferdes. Mittlerweile war nirgends auch nur ein Schleichpfad zu erkennen. Verritten konnten sie sich nicht haben, denn es hatte nirgends eine Weggabelung gegeben. Nein, der Weg endete einfach. Luna wurde durch einen seltsam schrillen Schrei aufmerksam. Auf dem erdigen Boden waren breite Tatzenspuren eindeutig zu erkennen.

Sie schienen ganz frisch.



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Einen großen Dank an taekookeh für die Starthilfe. (≧∇≦) Schaut bei ihr vorbei, wenn ihr Interesse an KPop Fanfictions habt und lasst mir ein Sternchen da wenn euch die Geschichte gefällt.

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