I'll always be by your side, don't you worry

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Niall

Die Wände im Zimmer waren  weiß und kahl. Kein Bild, keine bunte Tapete. Nur ein sehr alter Fernseher stand in der Ecke. Das Bett neben mir war leer. Ich war alleine. Das Ticken der Uhr machte mich wahnsinnig. Gefühlte Stunden lag ich ihm Bett, starrte die Decke an und versuchte das, was an ihr klebte zu identifizieren.  Der gelbe Fleck war Kartoffelpüree, da war ich mir ganz sicher. Der kleine schwarze erbsengroße Kleks war wahrscheinlich eine zerquetschte Fliege.  Eigentlich ziemlich ekelig. Aber das war mir egal. Die Flecken an der schmutzigen Decke waren meine einzige Beschäftigung. Würde ich einfach nur rumsitzen und der Uhr zuhören, würde ich wahrscheinlich aufspringen und das runde weiße etwas so lange gegen die Wand hämmern, bis es aufhörte wie eine Zeitbombe zu ticken. Eine Zeitbombe, ja so kam sie mir vor.  Eine kleines tickendes Ding, welches jederzeit drohte zu explodieren. Ich spielte mit dem Gedanken wie ich in Stücke gerissen wurde.

Würde es weh tun? Würde ich mehr Schmerzen haben als jetzt? Womöglich nicht.

Träge setzte ich mich auf, schwang meine Beine aus dem Bett und stützte mich auf meinen Krücken ab. Meine linke Seite schmerzte. Doch diesen Schmerz war ich schon gewohnt und konnte ihn aushalten.  Meine gebrochenen Rippen waren mir egal.

 Meine Handinnenflächen waren inzwischen voller Hornhaut. Es tat trotzdem weh, als ich meine Arme anspannte und nur auf dem linken Bein mit Hilfe der Krücken aus dem Zimmer humpelte. Im Flur roch es nach Gummi und Desinfizierungsmittel.  Meine Nase würde Jahre brauchen sich von diesem Geruch zu erholen. Abwesend warf  ich einer Schwester einen stummen Blick zu, als sie mir entgegen kam.

„Wo wollen sie denn hin, Mister Horan?“

Ihr Gesicht erinnerte mich an eine Puppe. Ihr Lächeln war genauso falsch wie wahrscheinlich ihre Brüste. Sie stand vor mir, sah mich mit einem total nervigem Grinsen an und blinzelte mindestens hundert Mal in der Sekunde mit ihren langen Wimpern. Die waren wahrscheinlich auch falsch, genauso wie ihre perfekt weiß strahlenden Zähne.

„Auf jeden Fall nicht zu ihnen.“, nuschelte ich und ließ sie einfach stehen. 

Ich brauchte mehr als eine Viertelstunde, bis ich alle Treppen herunter gehumpelt war. Ich benutzte den Fahrstuhl nicht. Wenigstens Treppen hoch und runter laufen durfte ich alleine. 

Auf dem Weg in die Cafeteria begegnete mir eine alte Frau, sie lächelte mich fröhlich an. Ihr Lächeln war nicht falsch, es war ein ernstes einladendes Lächeln. Doch auch sie ließ ich gefühlskalt stehen. Was sollte ich auch machen? Ich hatte vergessen wie man lächelt. So absurd es auch klang, meine Mundwinkel waren zu schwer um sie zu heben. Außerdem hasste ich mein Lächeln.

So viele Menschen hatten gute Laune, zeigten mir ihre Zähne und grüßten mich freundlich.  Jedem Lächeln, jeder kleinen Aufmerksamkeit ging ich aus dem Weg. Ich hatte gar nicht mehr versucht fröhlich zu sein. Ich hatte einfach keine Lust mehr gehabt. Lächeln war viel zu anstrengend.

Stumm ließ ich mich auf einen Stuhl fallen, lehnte meine Krücken gegen den Tisch und sah stumm zur Schiebetür, die in die Eingangshalle führte.  Die Leute, die an mir vorbei gingen musterten mich nachdenklich. Keinen von ihnen beachtete ich. Auch nicht das kleines Mädchen, welches irgendwann vor mir stand. Sie starrte mich an, bis ich leicht den Kopf hob und ihr in die Augen sah.

„Was?“, fragte ich kalt. Sie lächelte mich an. Ich wand meinen Blick ab. Aber sie blieb stehen.

„Was willst du?“, fragte ich sie ein weiteres Mal und versuchte so unfreundlich wie möglich zu sein. Ich wollte, dass sie verschwand. Doch sie trat näher an mich heran und zeigte mit ihrem Finger auf mein Bein.

„Was hast du gemacht?“

Mein Blick wanderte runter zu meinem Bein. Der Gips  umfasste meinen kompletten Unterschenkel. Lange starrte ich auf den Gips. Dann sah ich dem Mädchen in die Augen.

I'll always be by your side, don't you worry || Niam OsWhere stories live. Discover now