Design (Eine Einführung)

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4 Magdalena Droste, in: Frauen im Design, Stuttgart, 1989, Band 1, S. 175.

5 Ebenda, S. 190.

6 Katrin Pallowski, in: Frauen im Design, Band 2, S. 13.

7 Magdalena Droste, in: Frauen im Design, Band 1, S. 186.

22. Design – Gender

Bewerberinnen strenger beurteilt als die Männer, das Ziel war erklärter­massen die Zugangserschwerung.8 Die Bauhaus-Statistik zeigt, dass der prozentuale Anteil der Studentinnen im Bauhaus von Jahr zu Jahr geringer wurde.9 Grund: die zunehmende Konzentration auf Ent­wurfsarbeit für die Industrie – Technik und Industrie galten bekannt­lich nicht als weibliche Arbeitsbereiche. Auch in den fünfziger Jahren erging es den Frauen trotz neuer pro­gressiver Entwicklungen in der Designgeschichte statistisch ge­sehen nicht viel besser: In der Hochschule für Gestaltung in Ulm be­trug der Frauenanteil in den fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens ganze 15 Prozent von insgesamt 640 StudentInnen.

Das Schicksal begabter Designerinnen

«In der Geschlechterfrage, so scheint es, sind die sonst so sehr um sozi­alkulturelle Avantgardefunktionen bemühten Designer eines der Schlusslichter der Entwicklung», notiert Katrin Pallowski.10 Designer­innen waren in der Männerdomäne Design die Ausnahmen. Die folgende Auswahl symptomatischer Schicksale ist zwar zufällig, aber exemplarisch zu verstehen: Eine Designerin, die in Designgeschichten nur nebenbei erwähnt wird, aber zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Designs gehört11, ist Eileen Gray (1878–1976). Dieter Weidmann stellt fest: «Obwohl phäno­menal talentiert und fleissig, konnte sie sich gegen Platzhirsche wie dem wegen seiner Geltungssucht geradezu berüchtigten Le Corbusier nur schwer behaupten und liess sich aufgrund ihrer fast krankhaften Schüchternheit ständig in den Hintergrund drängen.»12 Erst in hohem Alter durfte sie mit der Wiederentdeckung der Art Déco ihren eigenen Nachruhm noch erleben. Eileen Gray war weit davon entfernt, aus ihren funktionalistischen Ent­würfen (Abb. 62) Statements zu machen, ihr ging es um durchdachte Funktion, wie ihr legendäres Beistelltischchen zeigt, dessen Gestell ge­schickt unter ein Bett geschoben werden kann. «Ihr Beispiel zeigt deutlich, welches Potenzial in Architektur und Design in diesem Jahr­hundert ungenutzt blieb.»13 Charlotte Perriand (1903–1999): Ihre Möbel entstanden in Zusammen­arbeit mit Le Corbusier. Sie tragen deutlich ihre Handschrift und wurden berühmt, aber nicht unter ihrem, sondern unter dem Namen von Le Corbusier. Wer bringt den berühmten Stahlrohrklassiker «Chaiselongue 2072» schon mit Perriand in Verbindung (Abb. 50)?

Le Corbusier entwarf nach dieser Zusammenarbeit nie wieder Möbel, Perriand hingegen arbeitete bis ins hohe Alter als Möbelentwerferin. Ihr Schicksal ist ein Paradebeispiel dafür, dass es fast unmöglich war, sich als eigenständige Designerin einen Namen zu machen. Auch im Bauhaus bildeten die Frauen eine Ausnahme. Marianne Brandt (1893–1983) durfte als einzige Frau 1928 die stellvertretende Leitung der Metallwerkstätte übernehmen. Brandt gilt als eine der wichtigsten Künstlerinnen der Bauhaus-Metallwerkstatt. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Entwürfe von Industrieprodukten und Einzelstücken aus Metall und Glas (Abb. 70). Nur die klassischen Frauendisziplinen wie die Weberei waren in weiblicher Hand: Gunta Stötzl (1897–1983) leitete die Dessauer Webklasse. Eine Möglichkeit, sich als Frau einen Namen zu machen, war das Auf­treten als Gattin eines Designers. So traten zum Beispiel Ray Eames in den vierziger Jahren (Abb. 115) und später in den achtziger Jahren Susi Berger (Abb. 201) und Trix Haussmann (Abb. 202) immer zusam­men mit ihren Ehemännern Charles, Ueli beziehungsweise Robert als KünstlerInnen- und DesignerInnen-Ehepaare auf. Diese Frauen wa­ren an allen Arbeiten ihres Mannes massgeblich beteiligt. Mit ihrem gemeinsamen Auftritt nahmen sie in Kauf, in einer nach wie vor patri­archal geprägten Gesellschaft nur im Schatten ihres Ehepartners wahr­genommen zu werden.

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⏰ Last updated: Nov 12, 2009 ⏰

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