„Gehen wir spazieren?" fragte er und blickte durch seine langen schwarzen Wimpern zu mir hoch.

„Nein."

Nando, Damian und ich blickten zur Treppe, auf der Lorena herunter gelaufen kam. Sie band sich die langen schwarzen Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen, ehe sie sich durch Gesicht fuhr. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe abgesetzt. Sie wirkte nicht mehr so wie früher, was man ihr allerdings nicht verübeln konnte. Ich wunderte mich, dass es keine Verwandten gab, die Nando besuchen kamen. Es waren immer nur wir im Haus. Vielleicht wollten sie keinen Besuch? Vielleicht wollten sie einfach die restliche Zeit genissen. Erneuert überkam mich ein Gefühl, dass ich fehl am Platz war.

„Ihr geht nirgendwo hin und Nando erst recht nicht. Die Doktorin hat ausdrücklich verboten, dass Nando sich körperlich anstrengt!"

„Mum beruhige dich." Damian umfasste die Schultern seiner Mutter, doch diese riss sich los. Sie stürmte zu Nando, der mit großen Augen zu ihr hoch sah.

„Du musst jetzt die Medikamente nehmen, die dir verschrieben wurden."

Nando wich den ausgestreckten Armen seiner Mutter aus und zog einen Schmollmund.

„Ich will aber nicht!" protestierte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Lorena seufzte etwas genervt auf und streckte die Hände erneuert nach Nando aus.

„Willst du, dass dein Bauch dir wieder wehtut? Nein, also komm jetzt mit mir mit Schatz." Ihre Stimme klang um einiges ruhiger, trotzdem hörte man die Verzweiflung raus. Nando verneinte motzig und blickte böse drein. Lorena schloss die Augen und atmete kontrolliert aus und ein.

„Ich komme mit dir mit kleiner okay? Dann musst du sie nicht alleine nehmen." versprach Damian und setzte sich neben seinen kleinen Bruder. Nando sah zu ihm hoch und zögerte kurz, doch dann nickte er vorsichtig. Lächelnd hob Damian Nando auf seine Arme und ging mit ihm in Richtung Treppe. Lorena wirkte erleichtert und folgte ihren Söhnen.

„Bin gleich wieder da." sagte Damian und blickte kurz über seine Schulter in meine Richtung. Ich bejahte und blieb alleine im Wohnzimmer zurück. Obwohl die Temperaturen gestiegen waren, war mir unfassbar kalt. Ich zog die Ärmel meines Pullovers runter und blickte auf den ausgeschalteten Fernseher. Das große Haus machte einen furchteinflößenden Eindruck, so wie ich nun mitten in ihm saß. Die hohen Wände und vorallem die Stille, die hier drinnen herrschte machte mich kirre. Einige Minuten verstrichen, als ich plötzlich hörte, wie die Haustür aufging. Unwillkürlich drehte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Lorenzo kickte sich eine Stiefel von den Füßen und erwiderte einen Moment meinen blick, bevor er wieder auf den Boden sah. Ich erhob mich von der Couch und ging auf ihn zu. Dies schien mir der perfekte Augenblick zu sein, um mit ihm zu sprechen.

„Hey." begrüßte ich ihn lächelnd. Er sah kurz zu mir herab und hob fragend eine Augenbraue. Sein Blick schweifte durch alle Richtungen.

„Wo ist den dein Bodyguard?"

„Mein was?"

Er lächelte, jedoch war es kein nettes lächeln. Es war das erste mal seit Tagen, dass er mit mir sprach.

„Na Damian. Der Kerl, der dir förmlich am Arsch klebt."

Ich runzelte die Stirn und stütze mein Gewicht auf einem Fuß ab.

„Hast du irgendein Problem Lorenzo?"

„Enzo." verbesserte er mich abrupt und lief danach an mir vorbei. Ich folgte ihm auf die Couch, auf die er sich fallen ließ. Er stützte die Füße auf dem kleinen Tisch ab und schaltete den Fernseher ein. Der Sender, den Nando davor geschaut hatte lief. Er schaltete um, bis ein Basketballspiel auftauchte.

TimelessOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz