„Ich mache mir sorgen um Lorenzo. Er ist in letzter Zeit so abweisend. Wenn er mal zuhause ist, dann bleibt er nur bei Nando. Ich habe glaub ich seit zwei Tagen kein Wort mit ihm gewechselt."

Ich bemerkte wie Damian's Körperhaltung sich veränderte. Seine Miene war verzweifelt vielleicht auch ein wenig verspannt. Damian setzte gerade zum Wort an, als die Haustür aufflog. Lorenzo's Brust hob und senkte sich ungleichmäßig, als hätte er Sport getrieben. Mein Mund trocknete augenblicklich aus, als ich Nando auf Lorenzo's Armen erblickte. Er hing schlaff und hatte die Augen kaum noch offen. Wir erhoben uns alle gleichzeitig von unseren Stühlen. In Windeseile waren wir bei Nando.

„Was ist passiert!?" kreiste Lorena hysterisch und fuhr ihrem kleinen Sohn durch das verschwitzte Haar. Ich bemerkte wie sehr Lorenzo's Hände zitterten. Damian schien es ebenfalls aufgefallen zu sein, den er nahm Nando seinem Bruder weg. Er lief zum Sofa und ließ ihn dort nieder. Lorenzo stand noch immer wie versteinert vor der Tür und hatte sogar die Arme weiterhin ausgestreckt, als würde er jemanden tragen. Seine Augen waren weit aufgerissen, so dass man meinen könnte sie fallen ihm jede Sekunde aus.

„Lorenzo was ist passiert!?" wiederholte Lorena, die mittlerweile unter tränen stand. Lorenzo blinzelte ein paar mal, bevor es sich regte.

„Er stieg gerade von meinem Motorrad, als er sagte ihm sei ganz mulmig im Magen. Ich trug ihn die Einfahrt entlang. Mit jedem Schritt wurde er erschöpfter."

Lorena's Gesicht verwandelte sich von traurig in wütend. Sie schubste ihren Sohn und ballte die Hände zu Fäusten.

„Ich habe dir tausend mal gesagt, dass ich es hasse wenn du Nando auf deinem Motorrad mitnimmst! Tausendmal und du hörst nicht auf mich!"

„Was hat das den jetzt damit zu tun!? Immer willst du mir die schuld geben, nur weil du nicht akzeptieren kannst, dass die Dinge nunmal so sind wie sie sind!" brüllte Lorenzo und ging an seiner Mutter vorbei in Richtung Wohnzimmer. Lorena schloss die Augen und hielt sich zitternd eine Hand vor den Mund. Völlig unentschlossen was ich tun sollte, beschloss ich zur Couch zu gehen. Mein Puls raste, als würde ich gerade mit einer Rakete zum Mond fliegen. Der Takt meiner Atmung war völlig unkontrolliert, so dass ich beinahe kollabierte. Damian strich gerade Nando's verschwitzte Strähnen zurück, als ich das Wohnzimmer betrat. Lorenzo lief vor dem Sofa auf und ab und kaute an seinem Fingernagel.

„Wir müssen ins Krankenhaus." sagte er entschlossen und biss weiterhin seinen Daumennagel ab. Seine Füße wurden immer schneller, als er mal zu Nando und mal zu Boden sah. Damian ignorierte seinen Bruder und war völlig auf Nando konzentriert.

„Hey kleiner hörst du mich?" flüsterte Damian und hörte nicht auf die schwarzen Locken vom Gesicht zu entfernen. Nando nickte leicht.

„Ja, wo ist Mummy?" antworte er genauso leise. Wie Gerufen kam Lorena ins Zimmer und lief direkt auf das weiße Sofa zu.

„Ich bin hier mein Schatz." Sie bemühte sich sichtlich zu einem Lächeln, als sie sich zu ihrem jüngsten Sohn setzte. Lorena nahm die gefaltete braune Decke vom Couchende und legte sie über Nando. Er wandte seinen Kopf zu seiner Mutter und tätschelte nach ihrer Hand. Lorena presste die Lippen aufeinander und nahm Nando's kleine Finger in ihre.

„Mummy ich fühle mich nicht gut. Ich hab ganz ganz dolle Bauchschmerzen und mir ist schlecht."

„Ist es so schlimm wie bei den letzten malen?" fragte Damian ruhig. Er saß immer noch in der Hocke und betrachtete seinen kleinen Bruder. Vom Blickwinkel bemerkte ich, dass Lorenzo noch immer hin und her lief, was mich nervös machte.

„Nein. Es ist viel schlimmer und..."

Nando würgte und hielt sich die Hände an den Bauch. Ich lief in die Küche und kramte hektisch nach einem Eimer. Ich wusste, dass sich einer unter der Spüle befand, da Nando und ich so gut wie jeden Tag backten und ich mittlerweile wusste wo sich alles befand. Ich schmiss die Putzutensilien aus dem grauen Eimer und rannte damit zurück ins Wohnzimmer. Gerade als ich ankam, übergab sich Nando. Etwas von seinem erbrochenen landete auf meinem Pullover, was mir völlig egal war. Ich hielt ihm einfach den Eimer hin und umklammerte die Griffe mit jeder Sekunde fester. Es war offensichtlich, dass ich mich zusammenreißen musste um nicht zu weinen. Das war mit abstand der verstörendste Anblick, den ich je zu Gesicht bekommen hatte. Als Nando fertig war, ließ er seinen Kopf auf die Couch fallen. Tränen liefen in Strömen seine Wange entlang.

TimelessWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu