„Du musst das aber nicht machen Ever. Du musst nicht die nächsten Monate hierbleiben." 

Seine grünen Augen sahen mich besorgt an.

„Ich will aber."

Lorena's Schuhe nahmen den gesamten Raum ein, als sie auf uns zu stöckelte. Ihr Haar trug sie ausnahmsweise offen, so dass die weichen schwarzen locken über ihre Schulter fielen. Sie setzte sich gegenüber von uns auf den Sessel und legte das linke Bein über das andere. Ihre Hellen Augen fixierten mich.

„Bist du dir sicher, dass es okay für euch alle ist wenn ich hier bleibe?" fragte ich schnell, ehe sie etwas sagen konnte. Ihre Augenbrauen schossen nach oben.

„Natürlich! Ich wollte dir gerade sagen wie sehr ich es schätze, dass du bei uns bleiben willst." 

„Und ist es auch wirklich okay, wenn ich euer Gästezimmer belege?"

Sie seufzte auf.

„Ach Kind, selbstverständlich." 

„Sie kann notfalls auch in meinem Bett schlafen."

Alle unsere Köpfe schossen zur Treppe, wo ein grinsender Lorenzo gerade mit Nando auf dem Arm herunter kam. Nando rieb sich die Augen. An seinem Pyjama erkannte ich, dass er gerade erst aufgestanden war.

„Halt die Fresse Enzo." schnaubte Damian.

„Damian!" warnte seine Mutter und sah ihn wütend an. Ihr Blick wanderte zu Nando. Sofort erschien ein warmes lächeln auf ihrem Gesicht. Sie erhob sich und nahm Nando auf ihren Arm.

„Hattest du einen guten Mittagsschlaf?" fragte sie und ging mit ihm in Richtung Küche. Nando kuschelte sich an die Brust seiner Mutter und murmelte etwas vor sich hin. Lorenzo setzte sich auf den Platz wo Lorena vor wenigen Sekunden noch saß. Ich begann an meinem Fingernagel herumzukauen. Eine nervige Gewohnheit, die ich seit kurzem hatte. Damian legte seinen Arm um meine Schulter und beugte sich zu mir herunter.

„Alles in Ordnung?" flüsterte er und sah dabei in meine Augen. Ich nickte leicht und musste an letzte Nacht denken. Wie ich seit langem wieder gut geschlafen hatte und mich von meinem Albtraum verabschiedet hatte. Sein warmer Körper, der mir als Kissen diente. Seine starken Arme um mich geschlungen, als würden sie mich nie wieder loslassen. Als er gestern Abend vor meiner Tür stand konnte ich nicht mehr. Meine Maske fiel und mit ihr auch ich. Wäre Damian nicht gekommen, hätte ich mich in den schlaf geweint. Es wirkte noch immer nicht echt und ich fragte mich wann es das tun würde. Ich wusste, dass Damian das alles nicht konnte und ich wusste auch, dass ich das alles nicht ohne ihn konnte. Wir brauchten uns gegenseitig. Das war mir gestern klar geworden. Mir war klar geworden, dass ich nicht das Recht hatte mir Zeit zum nachdenken zu gewähren. Zeit war das, was allen in diesem Haus angst machte. Zeit war so wertvoll, doch das schätzt man erst wenn einem nicht mehr viel davon bleibt. Ich berührte vorsichtig mit meiner Hand Damian's Gesicht. Sein Kiefer zuckte unter meiner Hand. 

„Danke." 

Er hob fragend eine Augenbraue hoch.

„Das du gestern da warst. Das du bei mir warst." erklärte ich ihm.

Er nahm meine Hand von seiner Wange und küsste meine Handfläche. Ich erstarrte. Mein Puls begann heftig gegen meine Haut zu hämmern.

„Ich werde immer da sein. Versprochen." Ich schluckte schwer und nickte schwach. Seine grünen Augen hatten mich ins Visier genommen und sahen mich so innig an, dass ich ihnen kaum stand halten konnte.

„Sag Mum ich komme in einer Stunde ich muss los." Wir blickten beide zu Lorenzo, der ununterbrochen auf sein Handy starrte. Auch als er sich erhob ließ er den Blick nicht vom Display ab.

TimelessWhere stories live. Discover now