Erste Geschichte

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Warum du und nicht ein Anderer?

Es war ein sehr trüber Tag. Es waren bestimmt um die hundert Leute, die sich in schwarzer Kleidung in der Kirche sammelten.Ein sehr mutiger Mann, ein großer Verlust. Er war großartig, ein Held. Wieso musste es immer die falschen Leute treffen? Man konnte die zahlreichen verheulten Gesichter der vielen Besucher nicht mehr zählen und man konnte den Verlust in ihren traurigen Mienen schon von weitem erkennen.Es war ein Unfall, ja, trotzdem war es unfair. Es hätte jeden treffen können und es traf ausgerechnet meinen Vater, Oberleutnant Richard Donovan. Unter Tränen dachte ich daran, wie einer der Soldaten vor unserer Haustür stand und uns von dem Tod meines Vaters berichtete. Bis zur Trauerfeier erfuhren wir nicht, was geschehen war. Einer der Kommandanten erzählte vor allen Leuten, wie es geschah."Richard war ein großartiger Mann. Er hat viele Menschenleben gerettet und musste dadurch mit seinem eigenen Leben bezahlen. Er übernahm es, die Bombe, die bei einem unserer Waffentransporter eingebaut wurde und explodiert wäre, sobald man den Motor gestartet hätte, zu entschärfen, bevor nicht nur ein großer Teil unserer Waffenvorräte in die Luft geflogen wäre, sondern auch hunderte von Menschen, unsere Kollegen, gestorben wären.", erzählte er und legte dann eine kurze Pause ein, in der er sich eine Träne aus seinem Augenwinkel strich.Man hörte das Schluchzen und Schniefen einiger Besucher, bevor er weiter redete."Er entschärfte mit Leichtigkeit diese Bombe und war gerade dabei, wieder Abstand zu nehmen, da trat er in ein Minenfeld, das man um den Transporter gelegt hatte. Es war nur eine kleine Explosion, sodass niemand anderes zu Schaden gekommen war, jedoch reichte es, um ihn zu töten. Wir verloren nicht nur einen guten Oberleutnant, sondern auch einen guten Menschen, Familienvater und Ehemann."Bei dem Wort "Ehemann" schluchzte meine Mutter, die neben mir saß, laut auf. Zu hören, wie mein Vater in die Luft flog, war nicht gerade schön, weshalb sogar meinem Bruder ein paar Tränen die Wange hinunter liefen. Trotzdem hielt er mich fest im Arm und zeigte mir somit, dass er für mich da war. Dieser Halt tat mir gut, doch ich wusste, dass er auch jemanden brauchte, der ihn tröstete. Leider war nicht ich diese Person, denn dazu öffnete er sich mir zu wenig. Dass er vor mir weinte, war schon ein sehr großer Fortschritt, wenn man es so nennen konnte.Nach dem Gottesdienst traten wir alle aus der Kirche und liefen zu der Stelle, auf der mein Vater begraben werden sollte. Er wurde eingeäschert, da er... naja, von der Explosion zerstückelt wurde. Es fiel mir nicht leicht das zu denken, doch wie konnte man es sonst ausdrücken?Wir versammelten uns um das bereits ausgehobene Grab und beobachteten die Szene, in der die Urne in das Grabgelegt wurde. Einer nach dem anderen warf eine Handvoll Rosenblätter in das Grab oder spritzte etwas Weihwasser rein. Danach wurde die Erde drauf geschaufelt und der Stein drauf gelegt.Als die meisten bereits wieder nach Hause fuhren, blieben noch vereinzelt die Leute an dem Grab stehen. Meine Familie würde sich noch in einem Restaurant treffen, für den Leichenschmaus, deshalb fuhren meine Tanten und Onkels, sowie auch meine Cousins und Cousinen und Großeltern, schon mal vor.Ich vergrub mein tränenüberströmtes Gesicht in meinen Händen und weinte vor mich hin. "Alea, kommst du?", ertönte plötzlich die Stimme meines Bruders hinter mir. Er legte eine Hand auf meine Schulter.Ich hab nicht bemerkt, dass alle, außer mir und meinem Bruder, gegangen waren. Ich spürte nur die Leere in mir. Mein Vater war alles für mich. Als er damals wegen diesem Einsatz gehen musste, war ich am Boden zerstört, jedoch wusste ich nicht, dass ich ihn an diesem Tag das letzte Mal sehen würde. Ich war fest davon überzeugt, dass ich ihn wieder sehen würde. Das tat ich bisher immer.Wie sollte ich darüber hinweg kommen? Ich konnte über nichts anderes mehr denken, als daran, dass ich ihn nie wieder sehen konnte. Doch, auch, wenn mir der Gedanke nicht gefiel, jetzt war es Zeit Abschied zu nehmen.

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